Buch I / II – (ii)

Buddhismus – Teil II

Manjusris Zusammenfassung:

Daraufhin offenbarte der gesegnete Lord, der auf seinem Thron inmitten der Tathagatas und höchsten Bodhisattva-Mahasattvas aller Buddha-Länder saß, seine Transzendente Glorie, mit welcher er sie alle übertraf. Von seinen Händen, Füßen und dem Körper gingen Strahlen himmlischen Lichts aus, die auf den Kronen eines jeden Tathagata, Bodhisattva-Mahasattva und des Prinzen des Dharma in allen zehn Enden der Universen ruhten und aus denen wieder Strahlen herrlichen Glanzes hervorgingen, die auf der Krone Lord Buddhas zusammenkamen und auf den Kronen aller Tathagatas, Bodhisattva- Mahasattvas und Arhats, die an dieser Versammlung teilnahmen. Zur gleichen Zeit sangen alle Bäume des Jett-Haines und alle Wogen, die an die Ufer seiner Seen schlugen, die Musik des Dharma, und die vielen sich kreuzenden Lichtstrahlen waren ein Netz voller Glanz, das mit Juwelen besetzt schien und sie alle wie ein Gewölbe umspannte. Diesen wunderbaren Anblick kann sich keiner jemals vorstellen: er hielt alle in Stille und Ehrfurcht. Ohne es zu bemerken, gelangten sie in den glückseligen Frieden des Diamantenen Samadhi, und auf alle fielen wie ein milder Regen die sanften Blätter vieler verschiedenfarbiger Lotosblüten – blau, karmesin, gelb und weiß – und alle verschmolzen miteinander und wurden im offenen Himmelsraum in alle Farben des Spektrums widergespiegelt. Darüber hinaus gingen alle Differenzierungen der Berge und Seen, Flüsse und Wälder der Saha-Welt ineinander über, verschwanden und hinterließen einzig die blumengeschmückte Einheit des ursprünglichen Kosmos; nicht tot und träge, sondern voller Licht und rhythmischem Leben, vibrierend durch das transzendente Tönen der Gesänge und Verse, die sich melodisch erhoben und abschwellten, miteinander verschmolzen und dann im Schweigen verklangen.

Danach wandte sich der Lord Tathagata an Manjusri, den Prinzen des Dharma, und sagte:

Manjusri! Ihr habt nun gehört, was diese Bodhisattva-Mahasattvas der größten und höchsten Stufe im Hinblick auf die angeratenen Mittel und Wege erklären, die benutzt werden, und die Resultate, die in der spirituellen Gnade und den Kräften des Samapatti lagen, und die sich aus ihrem frommen Leben und ihren Übungen ergaben. Jeder Einzelne bezeugte, dass der Anfang in der vollkommenen Angleichung an irgendeine Sphäre der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen lag, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, und sich daraus die vollkommene Angleichung an alle Sphären der geistigen Betätigung und der Erlangung des Samadhi, Samapatti, und das völlige Bewusstsein ihres Intuitiven und Reinen Geistes ergab. So sehen wir, dass ihre andachtsvollen Übungen trotz ihrer Verschiedenheit, alle im gleichen guten Resultat endeten, ungeachtet ihrer Reichweite und der Zeit, die darauf verwandt wurde.

Ich möchte, dass Ananda diese verschiedenen Stufen der Erleuchtung völlig versteht und erkennt und herausfindet, welche für ihn die beste ist. Und ich möchte auch, dass, nachdem ich ins Nirvana gegangen bin, die zukünftigen Schüler dieser Welt, welche den höchsten Anuttara-Samyak-Sambodhi erlangen wollen, aus diesen Erfahrungen erkennen können, welches Tor der angeratenen Mittel und Wege jedem am leichtesten zugänglich erscheint.

Nachdem Manjusri, der Prinz von des Lords Dharma den Gesegneten Lord angehört hatte, erhob er sich von seinem Sitz, verneigte sich vor Lord Buddha, und durch den Eindruck der tiefen Würde des Lords sagte er ernst:

Das Einhalten der Vorschriften ist ein notwendiger Teil der Dhyana-Praxis, aber der Novize kann nicht allein auf sie angewiesen bleiben, um zum Wesen der vollkommenen Angleichung zu gelangen […]

Dann wandte sich Manjusri an Lord Buddha und sagte:

Gesegneter Lord! Seitdem mein Lord von den Deva-Bereichen in diese Saha-Welt heruntergekommen ist, hat er uns durch seine wundervoll erleuchtende Lehre viel geholfen. Zuerst empfangen wir diese Lehre durch unseren Gehörsinn, aber wenn wir gänzlich fähig sind, sie zu verwirklichen, wird sie durch das Transzendente und Intuitive Gehör unser. Dies bringt das Erwachen und Vervollkommnen der Transzendenten Fähigkeit des Hörens mit sich, die für jeden Novizen von sehr großer Bedeutung ist. Wenn der Wunsch, Samadhi zu erlangen, im Herzen eines jeden Schülers tief empfunden wird, dann kann er ihn am sichersten durch das Transzendente Organ des Gehörs erlangen.

Seit vielen Kalpas, die so zahlreich sind wie die Partikel des Sandes vom Ganges- Fluss, hat Avalokiteshvara Buddha, der Gebete erhört und sie erfüllt, alle Buddha- Länder der zehn Enden des Universums besucht, hat transzendente Kräfte der unbeschränkten Freiheit und Furchtlosigkeit erworben und gelobt, alle empfindenden Wesen von ihrer Gebundenheit und dem Leiden zu befreien. Wie wohlklingend und geheimnisvoll ist der Transzendente Ton von Avalokiteshvara! Es ist der reine Brahma-Ton. Es ist das gedämpfte Rauschen der Meereswogen nach innen verlegt. Ihr geheimnisvoller Ton bringt allen empfindenden Wesen, die in ihrer Not um Hilfe rufen, Frieden und Befreiung; er gibt jenen, welche wahrhaftig den Frieden des Nirvana suchen, den Sinn der Beständigkeit […]

Indem ich mich an meinem Lord Tathagata wende, hört er zur gleichen Zeit den Transzendenten Ton von Avalokiteshvara. Es ist gerade, als ob wir bei der stillen Auslese unserer Dhyana-Praxis den Ton des Trommelschlages hören sollten. Wenn unser Geist, so er den Ton vernimmt, ungestört und ruhig bleibt, ist das die rechte Art der vollkommenen Angleichung.

Wenn der Körper mit etwas in Berührung kommt, ergeben sich daraus Empfindungen, und die Sicht der Augen ist durch die Undurchsichtigkeit von Gegenständen behindert; ähnlich ist es mit dem Geruchs- und Geschmackssinn. Beim unterscheidenden Geist ist es jedoch anders. Die Gedanken kommen auf, vermischen sich und vergehen. Zur selben Zeit ist er sich der Laute im Nebenraum bewusst und auch der, die von weither kommen. Alle anderen Sinne sind nicht so verfeinert wie der Gehörsinn; das Wesen des Gehörs liegt in der Tatsache der Wahren Durchlässigkeit.

Das Wesen des Tones wird sowohl in der Bewegung, wie auch in der Stille wahrgenommen; er geht vom Bestehenden ins Nichtbestehende über. Wenn kein Ton da ist, sagt man, dass man nichts hört. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Gehör seine Bereitschaft, zu hören, verloren hat. In der Tat ist das Gehör sehr wachsam, wenn kein Laut wahrzunehmen ist, und es wird am wenigsten entwickelt, wenn Laute zu vernehmen sind. Wenn ein Schüler von diesen beiden Täuschungen des Erscheinens und Vergehens befreit werden kann, d.h., von Tod und Wiedergeburt, dann hat er die wahre Beständigkeit erlangt.

Selbst im Traum, wo alles Denken ruht, bleibt das Gehör wach. Es ist gleich einem Spiegel der Erleuchtung, der für den denkenden Geist transzendent ist, weil er sich jenseits der Bewusstseinsgrenze von Körper und Gemüt befindet. In dieser Saha-Welt mag die Lehre des Inneren Transzendenten Tones weit verbreitet werden, aber die empfindenden Wesen als Klasse bleiben unwissend und teilnahmslos gegenüber ihrem eigenen Inneren Gehör. Sie reagieren nur auf besonders hervortretende Laute und werden durch harmonische und disharmonische Klänge gestört.

Ungeachtet Anandas wundervollem Gedächtnis, konnte er nicht umhin, auf Abwege zu geraten. Er treibt auf einem unbarmherzigen Meer dahin. Doch wenn er nur seinen Geist von dem treibenden Gedankenstrom abwenden wollte, würde er bald die nüchterne Weisheit des Inneren Geistes wiedererlangen. Ananda! Höre auf mich! Ich habe immer auf die Lehren Lord Buddhas gebaut, um zum Unbeschreiblichen Dharma-Ton des Diamantenen Samadhi zu gelangen. Ananda! Du hast die geheime Lehre aller Buddha-Länder gesucht, ohne von den Wünschen und dem Rausch deiner eigenen Unreinheiten und Verhaftungen frei zu sein, was zur Folge hatte, dass du in deinem Gedächtnis eine ungeheure Menge weltlichen Wissens aufgespeichert und einen Hort von Fehlern und falschen Auffassungen errichtet hast.

Du hast die Lehren gelernt, indem du den Worten Lord Buddhas gelauscht und sie dann auswendig gelernt hast. Warum lernst du nicht aus dir selbst, indem du auf den Ton des Inneren Dharma, der im Inneren deines Geistes ist, hörst und dann über ihn nachdenkst? Das Transzendente Gehör wird nicht durch einen Naturprozess unter der Kontrolle deines eigenen Wollens entfaltet. Zuweilen, wenn du dich dem Transzendenten Hören hingibst, erregt ganz plötzlich und wie zufällig ein Laut deine Aufmerksamkeit, und dein Geist setzt sich damit auseinander, sucht ihn einzuordnen und wird dadurch gestört. Sobald du den hervortretenden Laut ignorieren kannst, hört die Vorstellung eines Transzendenten Tones auf und du wirst dein Inneres Gehör erkennen.

Sobald diese eine Sinneswahrnehmung des Gehörs zu ihrer Ursprünglichkeit zurückkehrt und du ihre Unrichtigkeit klar verstehst, prägt sich dem Geist gleichzeitig die Unrichtigkeit aller Sinneswahrnehmungen ein, und er ist von der Knechtschaft des Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens, des Tastsinnes und des Denkens frei; denn sie alle sind alle gleichermaßen illusorische und trügerische Visionen des Unwirklichen; und die ganzen drei großen Seins-Bereiche werden als das erkannt, was sie wirklich sind – imaginäre Erscheinungen.

Wenn die irreführende Wahrnehmung des Gehörs aufgehoben ist, schwinden alle objektiven Erscheinungen und dein wahrer intuitiver Geist wird ganz rein. Und sobald du diese höchste Reinheit des wahren Geistes erlangt hast, wird sein Innerer Glanz unwillkürlich nach allen Richtungen hin ausstrahlen, und wenn du dann im ruhigen Dhyana sitzt, wird dein Geist in vollkommener Übereinstimmung mit dem reinen Raum sein.

Ananda! Sobald du zur Erscheinungswelt zurückkehrst, wird sie dir gleich einer Traumvision vorkommen. Und diese Erfahrung mit Pchiti wird wie ein Traum sein, und dein eigener Körper wird seine Festigkeit und Beständigkeit verlieren. Es wird aussehen, als ob jedes menschliche Wesen, sei es männlich oder weiblich, nur die Erscheinung in Form einer Modellpuppe durch einen geschickten Magier sei, der all ihr Tun völlig unter seiner Kontrolle hat. Oder aber, jedes menschliche Wesen scheint gleich einem Automat zu sein, der, wenn er einmal in Betrieb ist, von selbst läuft; doch wenn er seine Antriebskraft verliert, hört nicht nur seine Betriebsamkeit auf, sondern er verschwindet gänzlich.

So ist es mit den sechs Sinnesorganen, die im Grunde genommen von einem verbindenden und erleuchteten Geist abhängig sind, aber durch Unwissenheit in sechs halbselbstständige Zusammensetzungen aufgeteilt wurden. Wird ein Organ frei und kehrt zu seiner Ursprünglichkeit zurück, so zeigt sich die enge Verbindung mit ihrem eigentlichen Wesen so sehr, dass alle anderen Organe ebenfalls ihre Funktionen einstellen. Alle weltlichen Unreinheiten werden durch einen einzigen Gedanken vergehen, und du wirst die wunderbare Reinheit der vollkommenen Erleuchtung erlangen. Sollte jedoch noch eine kleine Befleckung durch Unwissenheit zurückbleiben, musst du ernsthaft üben, bis du zu voller Erleuchtung gelangst, d. h. zur Erleuchtung eines Tathagata.

Alle die Brüder dieser Großen Versammlung, und auch du, Ananda, ihr solltet euer äußeres Gehör umkehren und im Innern auf den vollkommen vereinigten und wahren Ton eures Geistwesens lauschen, denn sobald ihr völlige Angleichung erzielt habt, ist die höchste Erleuchtung erlangt.

Dies ist der einzige Weg zum Nirvana, und alle Tathagatas der Vergangenheit sind ihn gegangen. Darüber hinaus hat er seine Gültigkeit für alle Bodhisattva-Mahasattvas der Gegenwart und für alle in der Zukunft, so sie auf vollkommene Erleuchtung hoffen. Avalokiteshvara erlangte nicht nur in den vergangenen langen Zeitläufen mittels dieses Goldenen Pfades die vollkommene Erleuchtung, sondern auch in der Gegenwart, und ich bin auch einer von ihnen.

Mein Lord erkundigte sich bei uns, welche Mittel und Wege jedem von uns angezeigt erscheinen, um den Erhabenen Pfad zum Nirvana zu gehen. Ich lege Zeugnis dafür ab, dass der von Avalokiteshvara anempfohlene Weg der nützlichste für alle ist, denn alle anderen Mittel müssen durch die transzendenten Kräfte Lord Buddhas unterstützt und gelenkt werden. Selbst wenn einer alle seine weltlichen Verpflichtungen aufgibt, so kann er doch nicht beständig die verschiedenen Praktiken ausüben; es sind besondere Mittel und Wege, die sich für junge und ältere Schüler eignen; für Unkundige jedoch ist diese allgemeine Methode der Konzentration auf den Gehörsinn, indem er durch das Tor des Dharma nach innen gewendet wird, um den transzendenten Ton des wahren Geistes zu hören, die am besten auszuführende und somit die ratsamste Methode

O, gesegneter Lord! Ich verneige mich vor meines Lord Tathagatas Inneren Schoß, der unbefleckt und in seinem völligen Freisein von jeder Verunreinigung und allem Makel unaussprechlich ist, und ich bitte meinen Lord, sein grenzenloses Mitleid auf alle zukünftigen Schüler auszudehnen, damit ich fortfahren kann, Ananda, und alle empfindenden Wesen des gegenwärtigen Zeitalters zu lehren, Glauben in dieses wunderbare Dharma-Tor zu haben, das zum Inneren Gehör seines Geist-Wesens führt, welches so sicher durch diesen nützlichsten Weg erreicht wird. Wenn irgendein Schüler diesen intuitiven Weg aufnimmt, um seinen Geist in der Dhyana-Praxis auf dieses Organ des transzendenten Gehörs zu konzentrieren, würden alle anderen Sinnesorgane bald in völlige Harmonie mit ihm kommen, und dadurch würde er mittels dieses einen Weges des transzendenten Hörens vollkommene Angleichung an seinen Wahren und Inneren Geist erlangen.

Dann wurden Ananda und die ganze große Versammlung an Körper und Geist gereinigt. Sie erwarben tiefes Verständnis und eine klare Einsicht in das Wesen von Lord Buddhas Erleuchtung und Erfahrung des höchsten Samadhi. Sie hatten die Zuversicht eines Menschen, der im Begriff war, eines sehr wichtigen Unternehmens wegen nach einem weit entfernten Land aufzubrechen, weil sie den Weg kannten, auf dem sie dorthin und wieder zurückgelangen. Alle Schüler dieser großen Versammlung erkannten ihr eigenes Geist-Wesen und nahmen sich vor, hinfort allen weltlichen Verwirklichungen und aller weltlichen Verderbnis fernzubleiben und unausgesetzt im reinen Glanz des Dharma-Auges zu leben.

Auszüge aus dem Tibetanischen Totenbuch (Bardo Thodol), herausgegeben von Dr. W.Y. Evans-Wentz (London, 1957):

O erhaben-Geborener, als sich Körper und Seele trennten, musst du einen flüchtigen Eindruck von der Reinen Wahrheit erfahren haben, subtil, sprühend, leuchtend, schillernd, prächtig, und ehrfürchtig strahlend, in seiner Erscheinung wie eine Luftspiegelung, die sich über eine Frühlingslandschaft bewegt in einem fortlaufenden Strom von Schwingungen. Sei dadurch nicht eingeschüchtert, weder in Panik noch in Furcht versetzt. Das ist die Strahlung deiner eigenen wahren Natur. Begreife es. Aus der Mitte dieser Strahlung, wird der natürliche Klang der Wirklichkeit, widerhallend wie tausend Donner, die gleichzeitig ertönen, kommen. Das ist der natürliche Klang deines eigenen wirklichen Selbst. Sei dadurch nicht eingeschüchtert, weder in Panik noch in Furcht versetzt.

Seite 104

O erhaben-Geborener, fünf-farbige Strahlungen […] schwingen und schillern wie bunte Fäden, aufleuchtend, strahlend und durchsichtig, prächtig und ehrfurchtgebietend, werden […] gegen dein Herz schlagen, so leuchtend, dass es das Auge nicht erträgt, auf sie zu schauen. Sei weder verängstig von dieser blendenden Strahlung von fünf Farben, noch erschrocken; aber wisse, diese Weisheit ist dein Eigen. In diesen Strahlungen wird der natürliche Klang der Wahrheit wie tausend Donner widerhallen. Der Klang wird kommen mit einem rollenden Hall […] Fürchte nichts, flüchte nicht. Sei nicht erschrocken. Erkenne sie (d.h., diese Klänge) sind von […] deinem Inneren Licht.

Seite 129

Auszug aus 'Meiner Erfahrung in der Meditation', von Seiner Heiligkeit, dem Ehrwürdigen von Tai Hau (chinesischer buddhistischer Mönch), übertragen von Bhikku Assaja

[…] Seit dieser Zeit gab ich meine gewohnte Meditationsübung auf; das war von 1908 bis 1914. Als der Krieg in Europa ausbrach, begann ich die westliche Theorie und meine Macht, die Welt durch die buddhistische Lehre zu erretten, zu bezweifeln. Ich empfand, dass es reine Zeitvergeudung sei, mehr zu tun, als was ich bis dahin getan hatte. So ging ich auf die Insel Po-To, wo ich mich in ein Kloster zurückzog, um weiteren Spirituellen Fortschritt zu erzielen.

Als ich nach zwei oder drei Monaten der Abgeschiedenheit eines Nachts meditierte, wurde mein Geist ruhiger; ich hörte den Ton einer Glocke vom nahen Tempel. Es scheint, als ob die Gedankenkette in mir durch diesen Ton abgerissen wurde, und ich versank in einen tranceähnlichen Zustand ohne irgendeine Wahrnehmung bis zum frühen Morgen, als die erste Glocke erklang und ich mein Wahrnehmungsvermögen wiedererlangte. Zunächst fand ich, dass in mich ein Licht einfloss. Es gab keine Unterscheidung zwischen mir und anderen Dingen und zwischen dem, was innen und außen war.

Nach dieser Erfahrung führte ich mein Leben fort, indem ich ungefähr ein Jahr lang Sutras las, Bücher schrieb und meditierte; und nach diesem einen Jahr befasste ich mich hauptsächlich damit, die Bücher der Vijnana-Schule zu studieren. Besondere Beachtung zollte ich den Aufzeichnungen des Wei Shi (Vijnana). Hierbei erlebte ich einmal mehr einen anderen tranceähnlichen Zustand. Ich las mehrere Male einen bestimmten Absatz der besagten Aufzeichnungen, welcher darlegte, dass sowohl bedingte Dinge als auch die Wahrheit ohne die Substanz des Selbst sind. Ich trat in diese Trance ähnliche Meditation ein. Dieses Mal war sie anders als die beiden Male davor. Ich erkannte darin, dass alle Dinge, die von irgendwelchen Bedingungen abhingen, ihre tiefe und subtile Ordnung hatten und genau festgelegt und ohne die geringste Unordnung waren.

Diese Art des Erfassens kann ich nunmehr hervorrufen, wenn immer ich will.

Die dritte Erfahrung zeigte mir die Wahrheit von Ursache und Wirkung, die sich aufgrund unseres Bewusstseins so verhält. Es stimmt, das Gesetz von Ursache und Wirkung geht seinen natürlichen Weg ohne jede Unordnung.

Nach jedem dieser drei Erlebnisse stellte ich eine physische und mentale Veränderung fest und bemerkte auch Vorzeichen von  Divya Chaksus (Hellsichtigkeit), Divya Srota (Hellhörigkeit) und Parachitta Jnana (Gedankenlesen).

Wenn die sechs übernatürlichen Kräfte möglich sind, dann ist auch die Theorie von Karma und Wiedergeburt glaubwürdig, die auf der Beweisführung der Hellsichtigkeit und des Purvanivasan Usmritijnana (das Wissen aller früheren Existenzen von sich selbst und anderen) fußt.