Buch I / II – (ii)

Buddhismus – Teil I

Auszüge aus 'Der Pfad der plötzlichen Erkenntnis' von Hui Hai (eine Schrift des Mahayana Buddhismus), übersetzt von John Blofeld.

Die Natur der Wahrnehmung: 

Das Wahrnehmungsvermögen ist ununterbrochen da, und so findet eine Wahrnehmung statt, ob Objekte da sind oder nicht. Wir wissen somit, dass es die Objekte selbst sind, die kommen und gehen, und nicht die Fähigkeit der Wahrnehmung. Mit allen Sinnen ist es das Gleiche.

Die Natur des Hörens: 

Dabei geht es nicht um die Frage, ob ein Ton da ist oder nicht, denn die Fähigkeit, zu hören, besteht fortwährend und so hören wir unabhängig davon, ob ein Ton da ist oder nicht. Es ist das Wahre Wesen des Selbst als Wissendes, das wahrnimmt und hört, unabhängig von Objekten und Tönen und getrennt von den Sinnesorganen.

Methode der Erleuchtung durch plötzliches Erfassen: 

Ihr Ziel ist es, einen Zustand zu erreichen, bei dem kein Gedanke da ist und man sich nicht erlaubt, durch irgendeine Form des Anreizes bewegt zu werden. Ihre Natur ist Stille und ihre wirkende Kraft ist Weisheit.

Weisheit: Vier Arten:

  1. Die fünf Arten der Wahrnehmung bewirken die Weisheit der Selbsterkenntnis und Selbstvollendung. Sie besteht darin, dass man in der Lage ist, alle Wahrnehmungskräfte zu gebrauchen, ohne dadurch an die Vielheit der Formen zu glauben.

  2. Die Wahrnehmung bringt Weisheit der gründlichen Unterscheidung und Beobachtung mit sich. Sie besteht in der Fähigkeit, in den Bereich jeder Art von Wahrnehmung einzudringen und in der Lage zu sein, zwischen ihnen zu unterscheiden, ohne dass man verwirrenden Gedanken erlaubt, sich zu erheben, und somit Freisein von Täuschung erlangt wird.

  3. Unterscheidung zeitigt Universale Weisheit. Sie besteht in der Fähigkeit, jedem einzelnen Atom ohne ein Gefühl der Liebe oder des Hasses begegnen zu können, und bezieht Freisein von Werturteilen ein.

  4. Als nächstes kommt die Grundlage aller Wahrnehmung, welche Vollkommene, alles reflektierende Buddha-Weisheit hervorbringt. Sie ist absolute Leere und Stille, vollkommener und unbewegter Glanz.

Spirituelle Erfahrungen der höchsten Bodhisattvas – Auszüge aus dem 'Surangama Sutra' – aus 'Eine buddhistische Bibel', herausgegeben von Dwight Goddard (E.P. Dutton & Co.):

[…] Daraufhin offenbarte der Gesegnete Lord den versammelten höchsten Bodhisattva-Mahasattvas und großen Arhats, die frei von allen Berauschungen waren, diese Heiligsten Lehren. 

Er sagte:

Ehrenwerte Bodhisattva-Mahasattvas und große Arhats! Ihr habt nun lange Zeit unter meinen Anweisungen gestanden und habt vollkommene Freiheit erlangt. Als Einführung zu dem, was ich zu sagen beabsichtige, möchte ich von jedem von euch erfahren, wie er Samadhi erlangt hat. Wann, in den ersten Stufen eurer Hingabe und Praxis, habt ihr angefangen, das Unwirkliche der achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, welche durch die Sinnesorgane1 aufgenommen werden, zu erkennen, und welche dieser Sphären wurde als erste völlig erleuchtet, wodurch ihr Samadhi erlangtet?

[…] Daraufhin erhoben sich Maha Kasyapa mit Bhikshuni Suvarna und anderen Nonnen Seiner Spirituellen Familie von ihren Plätzen, verneigten sich vor Lord Buddha und sagten:

Gesegneter Lord! In den vergangenen Kalpas, als Buddha Kandrasuryapradipa lebte, diente ich diesem getreulich, lauschte seinen Lehren und praktizierte sie gewissenhaft. Nachdem er ins Nirvana gegangen war, opferte ich weiter seinen Heiligen Reliquien und hielt sein Bild frisch vergoldet, damit seine Lehre gleich einer Lampe mein Leben weiterhin durch ihren Glanz erhellte. Durch die getreue Verehrung seiner Reliquien und seines Bildes wurde mein Geist durch purpurgoldenen Glanz erleuchtet, der sich in allen meinen folgenden Lebensläufen widerspiegelte und zum dauerhaften purpurgoldenen Glanz meines Körpers wurde. 

Dann erhob sich Sariputra von seinem Platz und sagte zu Lord Buddha, indem er sich verneigte:

Gesegneter Lord! Seit vielen Kalpas, so viele wie die Sandmassen des Ganges, hat sich mein Geist seine Reinheit bewahrt und aus diesem Grunde fanden viele reine Wiedergeburten statt. Sobald meine Augen die Verschiedenheit im stetig weiterlaufenden Prozess der Wandlungen in dieser Welt wie auch auf dem Wege der Befreiung wahrnahmen, hat sie mein Geist augenblicklich verstanden und demzufolge erlangte ich vollkommene Freiheit. Als ich auf dem Weg war, traf ich eines Tages Bruder Kasyapa, der so gütig war, das Prinzip der Lehre des Lords zu erklären, wonach alles durch Ursachen und Bedingungen zustande kam und darum hohl und vergänglich sei, und ich erkannte die Unendlichkeit des Reinen Geist-Wesens. Seit dieser Zeit folgte ich meinem Lord und meine geistige Schau wurde transzendent und vollkommen erleuchtet, so dass ich augenblicklich Furchtlosigkeit und Vertrauen in hohem Grade erlangte. Aus diesem Grunde erreichte ich die Stufe des Arhat und wurde in der Tat der erste Prinz meines Lord Buddha, gezeugt durch des Lords Wahre Worte, genährt und umgewandelt durch Sein Inneres Dharma.

In Erwiderung zu meines Lords Frage hinsichtlich unserer ersten Erkenntnis möchte ich sagen, dass meine erste vollkommene Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, durch den transzendenten Glanz innerhalb meines Geistes kam, dessen leuchtende Strahlen meinen Verstand erhellten und soweit reichten, wie meine Einsicht durchdringen konnte […]

Darauf erhob sich Samantabhadra von seinem Platz und sagte, indes er sich vor dem Lord verneigte:

Ich wurde ein Prinz meines Lords Dharma vor vielen langen Kalpas. Und alle die unzähligen Tathagatas der zehn Enden des Universums lehrten ihren Schülern, welche die Befähigung hatten, Bodhisattva-Mahasattvas zu werden, sich unablässig dem Mitleid Samantabhadras für alle empfindenden Wesen hinzugeben und es in seinem Namen zu praktizieren. Das transzendente und Innere Gehör meines Geistes wurde ganz rein und transparent, so dass ich es zum Unterscheiden des Verstandes und der Ideen aller empfindenden Wesen gebrauchen konnte. Wenn es irgendwelche empfindenden Wesen geben würde, ganz gleich an welchem Ende des Universums – in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft – welche sich Samantabhadras ständigen Mitleids hingäben und es entfalten, so würde ich ihrer Vibration durch die transzendente Empfindsamkeit meines Gehörs gewahr werden und ich würde mich daraufhin auf dem geheimnisvollen Elefanten mit den sechs Stoßzähnen – zur selben Zeit in hunderttausend verschiedenen Manifestationen, die mir alle gleich sind – zu ihnen begeben, um jedem an seinem Orte zu dienen. Wie tief und ernsthaft seine Behinderungen auch immer sein möchten, ob er meine Gegenwart anerkannte oder nicht, würde ich ihm nahe sein und meine Hand auf sein Haupt legen, um ihn zu ermutigen und zu stützen um ihm Friedlichkeit und Trost geben, damit er sein hohes Ziel erreichen könnte. Da mein Lord nach unserer ersten Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, fragte, möchte ich sagen, dass es in meinem Fall durch das Innere Gehör meines Geistes kam und durch das unvermittelte Verstehen und Reagieren.

Dann erhob sich Purna Metaluniputra von seinem Sitz, verneigte sich zu Füßen Lord Buddhas und sagte:

Gesegneter Lord! Seit einer Vielzahl von Kalpas habe ich die große Freiheit gehabt, die Dharmas des Leerseins und des Leidens zu predigen, und damit habe ich das Wesen meines eigenen Geistes erkannt. Im Verlaufe meines Lehrens habe ich die vielen Dharma-Tore gründlich und wunderbar erklärt, und dies mit großer Überzeugung und ohne Furcht, überall und vor großen Versammlungen. Aufgrund meiner Beredsamkeit hat mich mein Lord ermutigt, davon Gebrauch zu machen und das Dharma mittels meiner Stimme zu verbreiten. Seit diesen ältesten Tagen, da der Lord unter uns weilte, habe ich meine Dienste angeboten und das Dharma-Rad gedreht und erlangte schließlich die Stufe des Arhat, durch die Entfaltung meines Gehörs, durch welches ich mir des transzendenten Tones des Dharma bewusst bin, der wie das Brüllen eines Löwen ertönt. Demzufolge hat mich mein Lord geehrt, indem Er mich als den größten Prediger Seines geheimnisvollen Dharma ansah.

Da sich mein Lord danach erkundigte, welches unsere früheste Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, war, möchte ich sagen, dass meine erste völlige Angleichung die Unterjochung meiner Inneren Bindung und Feinde war und die Ausrottung alles Berauschenden durch den Inneren Ton des geheimnisvollen Dharma.

Danach erhob sich der große Maudgalyana von seinem Sitz, verneigte sich vor Lord Buddha und sagte:

Gesegneter Lord! Als ich auf der Straße bettelte, begegnete ich den drei Kasyapa-Brüdern, die mich des Lords tiefgründiges Tathagata-Prinzip von Ursachen und Bedingungen lehrten. Diese Lehre hat mich tief beeindruckt und sehr bald erwarb und verwirklichte ich einen besonders klaren Verstand. Mein Lord war so gnädig, mir das Wahre Kleid für meinen Wahren Körper zu verleihen; Haupt und Bart wurden mir geschoren, und ich wurde Anhänger meines Lords. Seitdem habe ich meine transzendenten Fähigkeiten wunderbar entfaltet; ich habe alle zehn Enden des Universums besucht unbehindert durch den Raum, durchquerte im Nu ein Buddhaland um das andere, ohne mir bewusst zu sein, wie es geschah. So erlangte ich die Stufe des Arhat und war von allen geachtet, und bei meinem Lord Tathagata galt ich als Höchster unter den Jüngern der vollkommenen Erleuchtung, der großen Reinheit des Geistes, der Spontaneität und Furchtlosigkeit in der Offenbarung der transzendenten Fähigkeiten.

Da sich mein Lord erkundigte, welches unsere vollkommenste Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, ist, möchte ich antworten, dass meine erste vollkommene Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung so war, dass mein Geist in eine ruhige Reflexion entrückt ward, die geheimnisvoll ihre erleuchtende Helligkeit entfaltete, so, als ob mein Geist, der einem trüben Strome glich, plötzlich klar und durchsichtig wie ein Kristall wurde.

Dann erhob sich der Bodhisattva-Mahasattvas Akshobya von seinem Platz, verneigte sich zu den Füßen Lord Buddhas und sagte:

Gesegneter Lord! Mein Lord Tathagata und ich hatten bereits lange vorher, während des Kommens von Buddha Camatha-Prabasha, einen unendlichen transzendenten Körper erlangt. Damals waren vier kostbare Perlen in meinem Besitz, welche die transzendente, durchdringende Kraft des Elementes Feuer in sich bargen, wodurch meiner intuitiven Einsicht alles, selbst in den entferntesten Buddha-Landen im äußersten Universum völlig klar wurde. Im Lichte dieser magnetischen Perlen wurde alles leer und durchsichtig wie der reine Raum. Darüber hinaus zeigte sich in meinem Geist ein großer Spiegel, der auf unbeschreibliche Weise aus sich selbst heraus zehn Arten des wunderbaren, herrlichen Lichtes ausstrahlte, das so weit reichte, wie die Unendlichkeit des allumfassenden Raumes. In diesem wunderbaren Spiegel wurden alle königlichen Kontinente des Gesegneten reflektiert, und wie das Zusammenfallen von vielen verschiedenfarbigen Lichtern, verschmolzen sie mit meinem Körper im reinen Glanz und der Helligkeit des unermesslichen Raumes, und es gab keine Behinderung hinsichtlich ihres Eintretens oder Durchquerens. Durch diese magnetische Kraft konnte ich in all diese Buddha-Länder kommen und mich all ihren Buddha-Verehrungen ganz leicht und vollkommen anpassen. Die transzendente Kraft erwarb ich infolge meiner tiefen intuitiven Einsicht in den Ursprung der vier großen Elemente, mit welcher ich erkennen konnte, dass sie nichts weiter waren als das Erscheinen und Verschwinden falscher Vorstellungen, die in Wirklichkeit leer wie der große Raum waren und ohne jegliche Differenzierung wie er. Und ich erkannte, dass all die unzähligen Buddha-Länder innerhalb und außerhalb des Geistes von der gleichen unvorstellbaren Reinheit waren. Aus dieser intuitiven Einsicht heraus erlangte ich den Samadhi der Standhaftigkeit und brauche keine Wiedergeburt mehr.

Da sich mein Lord erkundigte, welches unsere vollkommenste Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane wahrgenommen werden, ist, möchte ich sagen, dass es in meinem Falle durch die vollkommene intuitive Einsicht in die Unermesslichkeit des offenen Raumes, der durch das Element des Feuers erhellt war, kam, und eben durch diese Macht erlangte ich den höchsten Samadhi und die transzendente Kraft von Samapatti.

Dann erhob sich der Prinz des Lords Dharma, Vejuria, von seinem Sitz, verneigte sich zu den Füßen des Lord Buddha und sagte:

Gesegneter Lord! Ich erinnere mich, dass vor vielen, vielen Kalpas in der Welt ein Buddha namens Amitayus war, der alle Bodhisattva-Mahasattvas die intuitive und wesentliche Natur der wundervollen Essenz des Geistes lehrte und sie mahnte, ihren Geist auf die wesentliche Gleichheit der Samsara-Welt und aller empfindenden Wesen darin zu konzentrieren; dass sie alle gleiche Offenbarungen des Elementes des Windes (oder Äthers) und seiner rhythmischen Vibrationen seien, die alles andere enthüllten und offenbarten. Bei meiner Dhyan-Übung konzentrierte ich mich darauf und dachte darüber nach, wie die große Welt im Raum aufrechterhalten würde, wie diese große Welt in beständiger Bewegung gehalten und wie mein Körper in Bewegung gehalten würde; über die rhythmischen Vibrationen seines Lebens, begründet und aufrechterhalten durch den Atem; über die Bewegung des Gemüts und die aufsteigenden und schwindenden Gedanken. Ich dachte also über diese verschiedenen Dinge nach und wunderte mich über ihre große Gleichheit (Identität) ohne irgendeinen Unterschied, außer den der Schwingungsrate. Ich erkannte, dass das Wesen dieser Vibration weder eine Quelle hat für ihr Kommen, noch eine Bestimmung für ihr Gehen, und dass alle empfindenden Wesen, die ebenso zahlreich sind wie die winzigsten Staubpartikel in dem unermesslichen Raum, jedes auf seine Weise aus durcheinander schwingenden Vibrationen besteht und dass jedes von der Illusion befangen ist, es sei eine einmalige Schöpfung. Alle empfindenden Wesen in jeder der dreitausend Großen Chillikosmen, sind von dieser Halluzination betroffen. Sie sind wie unzählige Moskitos, die in einem Behälter eingeschlossen sind und in wilder Verwirrung umherschwirren. Manches Mal sind sie bis zum Wahnsinn erregt aufgrund des eng begrenzten Raumes, in dem sie gehalten werden, und machen einen Höllenlärm.

Nachdem ich meinen Lord Buddha getroffen hatte, erlangte ich in einen Zustand intuitiver Erkenntnis und hatte keine Wiedergeburt mehr zu erwarten, worauf mein Geist erleuchtet wurde; und ich war imstande, das Buddha-Land der Unerschütterlichkeit in den östlichen Himmeln zu schauen, welches das Reine Land des Buddha Amitayus ist. Ich wurde als Prinz des Lord Dharma anerkannt und gelobte, überall allen Buddhas zu dienen; und durch meine Erleuchtung und das große Gelübde, wurden mein Körper und mein Geist vollkommen rhythmisch, lebendig und glänzend und vermischten sich mit allen anderen Vibrationen und ich gelangte ohne Behinderung zu vollkommener Befreiung.

Da sich mein Lord erkundigte, welches unsere erste völlige Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, ist, will ich sagen, dass es in meinem Fall durch meine intuitive Einsicht in das Wesen des Äther-Elements war, und ich erkannte, wie durch seine ausgewogenen und rhythmischen Vibrationen alles in völliger Reinheit in dem Erleuchteten Geist erfasst wurde; und als ich meinen Geist darauf konzentrierte, erlangte ich Samadhi, und in dem Samadhi erkannte ich das vollständige Einssein aller Buddhas in der Reinheit des wundervollen Geistwesens, dem Wonnekörper des Buddha […]

Danach erhob sich der Bodhisattva-Mahasattva Maitreya von seinem Sitz, verneigte sich vor Lord Buddha und sagte:

Gesegneter Lord! Ich vergegenwärtige mir, wie vor vielen, vielen Kalpas in dieser Welt ein Buddha namens Chandra-Surya-Pradipa-Prabasha erschien, dem ich als Schüler anhing. Zu der Zeit war ich dem weltlichen Leben zugeneigt und liebte es, mit dem Adelsstand zu verkehren. Lord Buddha bemerkte das und wies mich an, zu meditieren und mein Gemüt auf Seine Bewusstheit zu konzentrieren. Ich folgte seinen Anweisungen und erlangte Samadhi. Seitdem habe ich zahllosen anderen Buddhas gedient und dieselbe Methode gebraucht, und dadurch habe ich nun jedes Verlangen nach weltlichen Freuden aufgegeben. Als Buddha Dipankara auf der Welt erschien, hatte ich nach und nach den höchsten, wundervollen, vollendeten Samadhi oder transzendentes Bewusstsein erlangt. Durch diesen höchsten Samadhi wurde ich mir des unendlichen Raumes bewusst und erkannte, dass alle Tathagata-Länder, ob rein oder unrein, existent oder nicht existent, einzig Offenbarungen meines eigenen Geistes sind. Mein Lord! Wegen meiner vollkommenen Erkenntnis, dass alle die geschickten Einfälle der Tathagatas nichts weiter als Entfaltungen meines eigenen geistigen Bewusstseins sind, strömte die geistige Natur meines Bewusstseins in unzählige Offenbarungen von Tathagatas aus, und so wurde ich zum nächsten kommenden Buddha erwählt nach meinem Lord Shakyamuni Buddha […]

Da sich mein Lord nach unserer ersten völligen Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, erkundigte, antworte ich, dass meine erste Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung durch die vollkommene Erkenntnis war, dass alle zehn Enden des Universums nichts als die Aktivitäten meines eigenen Bewusstseins sind. Dadurch wurde mein Bewusstsein vollkommen erleuchtet und die Begrenzungen meines Geistes wurden aufgehoben, bis er die ganze Wirklichkeit umfasste, und indem ich die Vorurteile aller bedingten und nicht bedingten Behauptungen und Ablehnungen aufgab, erwarb ich gänzliches Freisein von der Wiedergeburt […]

Dann erhob sich Maha-Sthama-Prapta, der Prinz des Lords Dharma von seinem Platz, verneigte sich zusammen mit den zweiundfünfzig Mitgliedern seiner Bruderschaft der Bodhisattva-Mahasattvas zu Lord Buddhas Füßen und sagte:

Gesegneter Lord! Ich erinnere mich, dass in einem längst verflossenen Kalpa, vor so vielen Kalpas wie es Sandkörner im Ganges-Fluss gibt, auf diese Welt ein Buddha namens Amitabha-Prabhasa erschienen war, dessen Buddha-Land in den östlichen Himmeln lag. In jedem Kalpa gab es zwölf Tathagatas, die einander in kurzem Abstand folgten. Der letzte, Buddha-Chandra-Suryagomin genannt, lehrte mich, Meditation auf den Namen Amitabha zu üben, indem ich sagte: Namo Amitabha-Buddhaya. Darin liegt der Wert dieser Praxis: Solange einer nach seiner eigenen Methode übt und ein weiterer nach einer anderen, entfernen sie sich voneinander; es ist gerade so, als seien sie nie zusammen gekommen. Wenn dagegen zwei Menschen der gleichen Methode folgen, wird ihre Aufmerksamkeit immer tiefer, sie gedenken einander und entwickeln von einem Leben zum anderen mehr Zuneigung füreinander. Genauso ist es mit jenen, die auf den Namen Amitabhas meditieren. Sie entfalten in ihrem Herzen Amitabhas mitfühlenden Geist mit allem empfindenden Leben. Darüber hinaus wird jeder, der Amitabha Buddhas Namen wiederholt, sei es in der gegenwärtigen oder der zukünftigen Zeit, Buddha Amitabha sicherlich finden und nie mehr von ihm getrennt werden. Aufgrund dieser Gemeinschaft wird er – gerade wie einer, der mit einem Parfüm-Hersteller verkehrt, dem der Duft von denselben Parfümen anhängt – von Amitabhas Mitgefühl durchdrungen und ohne irgendwelche andere Mittel und Wege erleuchtet.

Gesegneter Lord! Meine Hingabe an die Wiederholung des Namens von Amitabha diente nur der Absicht, zu meinem ursprünglichen Wesen der Reinheit zurückzugelangen; dadurch erlangte ich den Zustand der Befreiung von der Wiedergeburt. In diesem Leben nun habe ich gelobt, meine Schüler zu lehren, ihren Geist zu sammeln, indem sie den Namen Amitabhas (Namo-Amitabha-Buddha) wiederholen, und ich lehrte sie auch den Wunsch zu hegen, in seinem Land der Reinheit geboren zu werden und dies zu ihrer einzigen Zuflucht zu machen.

Da mein Lord uns fragte, welches unsere erste vollkommene Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, sei, antwortete ich, dass meine erste völlige Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung die Erkenntnis war, dass es keine Trennung oder Unterschiede zwischen meinen sechs Sinnen gibt, sondern dass sie in einem transzendenten Sinn verschmelzen, aus dem sich die Reinheit der transzendenten Weisheit erhebt, durch welche ich den höchsten Samadhi und die Gunst des Samapatti erlangte.

Danach erhob sich der Bodhisattva-Mahasattva Avalokiteshwara von seinem Sitz und, sich verneigend, sagte er zu Lord Buddha:

Gesegneter Lord! Ich denke daran, dass vor vielen Zeiten, die so zahlreich sind wie der Sand am Ganges-Fluss, in der Welt ein Buddha mit Namen Avalokiteshwara war, durch dessen Instruktion ich ermutigt ward, nach Erleuchtung zu suchen. Ich wurde belehrt, die Übungen zu beginnen, indem ich meinen Geist auf das Transzendente Gehör konzentrierte, und durch diese Übung erlangte ich Samadhi. Sobald ich zu der Stufe vorgeschritten war, auf der ich in den Strom hineinkam, entschloss ich mich, alle Gedanken aufzugeben, die unterschieden, wo ich war oder gewesen bin. Später verwarf ich die Vorstellung eines Fortschreitens gänzlich und auch der Gedanke einer Tätigkeit oder Ruhe in diesem Zusammenhang kam nicht mehr in mir auf.

Indem ich mit der Übung fortfuhr, kam ich nach und nach so weit, dass alles Unterscheiden zwischen meinem eigenen Gehör und dem Inneren Transzendenten Gehör schwand. Da nun in meinem Geiste nichts mehr war, was das Innere Gehör erfassen wollte, verging auch jede Vorstellung von Erleuchtung und einem erleuchteten Wesen völlig. Als dieser Zustand vollständiger Geistesleere erreicht war, waren alle willkürlichen Vorstellungen vom Erreichen dieser Geistesleere und des erleuchteten Wesens nicht mehr da. Sobald alle diese willkürlichen Vorstellungen über ein Aufkommen und Vergehen von Gedanken vollends beseitigt waren, hatte ich Nirvana gänzlich verwirklicht. Dann wurde mein Geist plötzlich für die himmlische wie auch für die irdische Welt durchsichtig, und es gab nichts in all den zehn Enden der Welt außer bloßem Raum, und in diesem Zustand erlangte ich zwei wunderbare Transzendenzen. Die erste war das Transzendente Bewusstsein, dass mein Geist in völliger Übereinstimmung mit dem wesentlichen, geheimnisvollen erleuchteten Geist aller Buddhas in allen zehn Himmelsrichtungen ist und gleicherweise in vollkommener Harmonie mit dem großen mitfühlenden Herzen aller Buddhas. Die zweite Transzendenz war, dass sich mein Geist in völligem Gleichklang mit dem Geist aller empfindenden Wesen der sechs Bereiche befand und mit ihnen dieselbe Ernsthaftigkeit und das gleiche Verlangen nach Befreiung teilte.

Gesegneter Lord! Aufgrund meiner Verehrung für diesen Buddha Avalokiteshwara lehrte er mich, wie ich den Diamantenen Samadhi durch die eine Methode erlangen konnte, dass ich meinen Geist auf das Transzendente Gehör konzentrierte. Darüber hinaus half er mir dabei, dieselbe mitleidsvolle Eigenschaft zu erwerben, die allen Tathagatas eigen war und durch welche ich die 32 Arten von Umwandlungen erreichte, die als Reaktion auf die Gebete um Befreiung aus allen Teilen der Welt und jederzeit augenblicklich erlangt werden können.

Diese Umwandlungen wurden alle erreicht und in vollkommener Freiheit und Selbstständigkeit im Geheimnisvollen Diamantenen Samadhi ausgeübt, den ich erlangte, indem ich meinem Geist in der Praxis des Dhyana auf das Wesen des Transzendenten Gehörs konzentrierte.

Gesegneter Lord! Infolge meiner geheimnisvollen Kräfte, die den Diamantenen Samadhi begleiten und dadurch, dass ich vollkommen eins war mit allen empfindenden Wesen, die sich in den sechs Bereichen der zehn Himmelsrichtungen aller Universen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ernsthaft nach Befreiung sehnen, war ich in der Lage, allen empfindenden Wesen die gleichen vierzehn Arten der Furchtlosigkeit zu verleihen, die meinen eigenen Geist beseelten […]

Da ich das ursprüngliche Wesen der vollkommenen Angleichung wundervoll entwickelt hatte, angefangen beim Hör-Organ bis zu allen Sinnesorganen und dem unterscheidenden Geist, umfasst mein Körper und Geist tief und geheimnisvoll die ganze Erscheinungswelt, so dass, wenn irgendein Schüler meinen Namen nennt, sein Segen und Verdienst gleich dem eines Prinzen des Lord Dharma sein würde, ob er nun denselben oder einen anderen Namen benutzt.

Gesegneter Lord! Der Grund, warum das Verdienst das Gleiche ist für einen, der meinen Namen nennt, wie für einen, der einen anderen Namen gebraucht, liegt in meiner Dhyana-Praxis, durch die ich die Wahre und Vollkommene Angleichung erlangt habe.

Gesegneter Lord! Dies ist gemeint mit den vierzehn Arten von Furchtlosigkeit, den Kräften der Befreiung, welche allen empfindenden Wesen Segen bringen. Im Zusammenhang mit dem Erwerb der vollkommenen Angleichung mittels der höchsten Erleuchtung, die ich erlangt habe, erreichte ich auch andere vier Arten unbegreiflicher, wundersamer Transzendenzen der Spontaneität.

Die erste ist so, wie sie ist, da ich, als ich das erste mal zu meinem Transzendenten Gehör gelangte, mein Geist in seine wesentliche Natur abstrahiert wurde, und alle natürlichen Kräfte des Gehörs, Geruchs, Geschmacks, des Tastsinns und des Verstandes, in einen Zustand reiner, herrlicher Erleuchtung vollkommener Gegenseitigkeit und Angleichung in eine völlige Bewusstseinseinheit kamen. Demzufolge habe ich diese große Transzendente Freiheit erlangt, so dass ich mich, wenn ich den empfindenden Wesen Freiheit gewähre. in wundervolle Erscheinungen umwandeln kann […]

Zuweilen erscheine ich in Form von Güte oder in einer Form der Gerechtigkeit, auch in einem Konzentrationszustand oder dem der Intelligenz. Aber in jedem Falle tue ich es für die Sache der Befreiung und den Schutz der empfindenden Wesen, damit sie eine solch Große Freiheit erlangen können.

Die zweite unfassbare, wundervolle Transzendenz der Spontaneität ist so, wie sie ist, aufgrund meines Freiseins vom Hören und Denken, das durch die sechs Sinne und ihre Objekte befleckt wird. Es ist, als ob der Ton ohne jede Behinderung durch die Wände ginge. So kann ich mich geschickt in verschiedene Erscheinungsarten verwandeln und verschiedene Dharanis aussprechen und kann diese Erscheinungen und Rezitation der Dharanis umwandeln, um den empfindenden Wesen die Transzendente Kraft der Furchtlosigkeit zu verleihen. Dadurch bin ich in allen Ländern der zehn Himmelsgegenden als Spender der Transzendenten Kraft der Furchtlosigkeit bekannt.

Die dritte unfassbare, wundervolle Transzendenz der Spontaneität ist so, wie sie ist, zufolge meiner Übung zu dem reinen, ursprünglichen Wesen der vollkommenen Angleichung, so dass ich, wohin ich auch immer gehe, empfindende Wesen zu der Bereitschaft leite, ihr Leben und auch ihren kostbaren Besitz zu opfern und um mein Mitgefühl und meine Barmherzigkeit zu bitten.

Die vierte unfassbare, wundervolle Transzendenz der Spontaneität ist so, wie sie ist, weil ich Buddhas Wahren Geist erlangt habe und durch die Überlegenheit, die ich erwarb, so dass ich allen Tathagatas der zehn Bereiche des Universums die verschiedenen Arten des Opferns vermitteln kann.

Da sich mein Lord erkundigt hatte, welches unsere erste vollkommene Angleichung an die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, ist, möchte ich antworten, dass meine erste vollkommene Angleichung erlangt war, als ich die völlig angeglichene Reflexion des Samadhi mit meinem Inneren Gehör und dem Transzendenten Geistigen Freisein von allen objektiven Befleckungen erreicht hatte, demzufolge mein Gehör abstrahiert und vom göttlichen Strom absorbiert wurde; so gelangte ich zum Diamantenen Samadhi und zur Erleuchtung.

Gesegneter Lord! In jenen weit entfernten Tagen lobte mich mein Lord, der Buddha Avalokitshvara, weil ich geschickt das allem angeglichene Tor des Dharmas erlangte, und in einer seiner großen Versammlungen verkündete er, dass ich auch Avalokiteshvara (der, welcher die Gebete erhört), der Bodhisattva des Zartesten Mitgefühls, genannt werden sollte. Als solcher reichte mein Transzendentes Gehör bis zu den zehn Enden aller Universen, und der Name von Avalokiteshvara hat die Herrschaft über alle Extreme menschlichen Leidens und menschlicher Not.

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Erläuterung: 1) Die achtzehn Sphären der geistigen Betätigung in Verbindung mit den Dingen, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden, sind im Hinblick auf das Sehen folgende: (a) das Organ des Gesichts, (b) das Objekt des Gesichts, (c) die Bewusstheit des Gesichts, die aus der Verbindung des Organs mit dem Objekt resultiert. Daher machen a, b und c in Bezug auf alle sechs Sinne (Erkennen, Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack und Berührung) zusammen achtzehn aus.