Buch I / II – (iii)

Jainismus

Es gibt zwei Arten von Vidya:

  1. Agh Drishta oder Apara Vidya – für den Laien, der physisches Glück möchte.

  2. Yog Drishta oder Para Vidya – bezieht sich auf etwas, das jenseits der Sinne liegt.

Der Jainismus unterteilt Yoga, die Wissenschaft, sich selbst zu erkennen und Vollkommenheit zu erlangen, in acht Stufen wie folgt:

  1. Mitra – die Schau ist sehr matt. Sie kann mit dem Licht von Grasteilchen verglichen werden, das flüchtig und äußerst trübe ist. Auf dieser Stufe legt der Yogi das Gelübde ab im Hinblick auf Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Ehelosigkeit usw. Alle lebenden Wesen sind ihm Freunde. Er kennt kein Übelwollen. Er findet großes Glück in guten Gedanken und guten Werken; aber auf dieser Stufe ist es nicht möglich, viel höher zu kommen.

  2. Tara – auch hier ist die Schau matt und mit dem Licht eines Kuhfladens zu vergleichen; obschon sie ein wenig besser ist, ist sie doch nur flüchtig und schwach. Er unterwirft sich kurzfristigen Vorschriften zur Läuterung. Er wird auch reiner in seinen Beziehungen zur äußeren Welt. Er beschäftigt sich mit dem Lesen von Büchern großer Seher und ist sehr interessiert an allem, was dazu beitragen kann, die Seele höher zu bringen.

  3. Bala – auch hier ist die Schau noch matt und mit dem Licht von Holz zu vergleichen. Es werden Asanas ausgeführt. Mit Leichtigkeit gelingt der Padmasan usw., aber es sind nicht die äußeren Asanas, die angestrebt werden, sondern die spirituellen. Er wird in den äußeren Asanas bewandert und erfährt Schimmer Spiritueller Glückseligkeit. Er hebt sich ein wenig über den Körper.

  4. Dipra – ist zu vergleichen mit dem Licht von Deepak oder dem Kerzenlicht. Auf dieser Stufe erzielt er nicht nur den äußeren Pranayama, sondern auch den Inneren. Er hat jetzt festen Glauben, dass es die Seele ist, auf die es in erster Linie ankommt. Um die Seele zu retten, würde er selbst seinen Körper aufgeben. Und um Reinheit der Seele zu erlangen, ist er bereit, allen Gefahren und Schwierigkeiten zu begegnen. Seine Neigung gilt mehr und mehr der Seele. Er erlangt Frieden, wie er ihn vorher nicht gekannt hat.

  5. Sthira – ist ziemlich hell und beständig, ähnlich dem Licht von Juwelen. Er sieht die Welt und die weltlichen Dinge in klarer Sicht. Starke Zuneigungen und Abneigungen sind geschwunden. Er wird gelassen und ruhig. Er erkennt und empfindet, dass er nicht der Körper ist, sondern ein Göttliches Element, das in ihm wohnt. Er ist Seele und nimmt den Unterschied wahr. Er weiß, dass der Körper etwas anderes ist als die Seele. Er hört den Inneren Ton in vielen wundervollen Weisen, der einen in Samadhi einstimmt. Wünsche des Körpers und der Sinne liebt er nicht. Er hat vollen Glauben in Gott, die reine Form der Seele, und er sehnt sich danach, rein zu sein, vollkommen rein.

  6. Kanta – kann mit dem Licht der Sterne verglichen werden. Hier hat man starke Kontrolle über das Gemüt. Der Geist empfindet Glückseligkeit in der Hingabe an Gott, in der Liebe und Meditation der reinen Seele. Das Gemüt wird stetig in diesen höheren Dingen und findet keinen Gefallen mehr an physischem Glück und irdischen Reizen. Hier wird er so rein, dass ihm die Schau der Siddhas – der befreiten großen Seelen – zuteil wird. Auch seine Handlungen werden so rein, dass er selbst von großen Heiligen geliebt wird.

  7. Prabha – kann man mit dem Licht der Sonne vergleichen. Es ist hell und stark. Die rechte Erkenntnis hat ungeheuer zugenommen, und die Meditation wird ihm zur zweiten Natur; er empfindet Innere Glückseligkeit. Er ist heiter und hat Gemüt und Sinne unter Kontrolle.

  8. Para – kann mit dem Licht des Mondes verglichen werden, das heiter, friedvoller und kühl ist. Hier erreicht die Meditation ihren Höhepunkt, und er vertieft sich in sie. Er erlangt Samadhi (Sama) und wird fehlerfrei. Sein Zustand kann mit dem des Vollmondes in all seiner Pracht verglichen werden.

    Yoga Drishta Samuchaya –
    von Sri Haribhadracharya

 Auszüge aus der Jain-Literatur: Aus 'Suttagame Teil II', Ausgabe 1954, von Puppha Bhikoo:

Tapas selbst ist das Licht, und es leuchtet im menschlichen Körper.

Gatha 44, Seite 996

Wenn man den Ton hört, der dem Muschelhorn gleicht, und das Lotoslicht zwischen den Augenbrauen sieht, das dem einer frisch erblühten Blume ähnlich ist, steht man seinem Ishta, dem Satguru gegenüber.

Seite 1046

Wenn die Erkenntnis im Wissen festen Halt findet, geht Licht daraus hervor.

Samayassar

Dem Strebenden wird eingeschärft, in der Einsamkeit zu sitzen und mit zielbewusster Aufmerksamkeit über das Maha Mantra von Panch parmesti zu meditieren und das Licht wahrzunehmen.

Shri Sutra Nandi