Buch I / III – (iii)

Die Spirituelle Praxis von Naam

Die richtige und genaue Methode der spirituellen Übung wird zur Zeit der Initiation durch eine Meister-Seele erklärt. Die Wissenschaft von Naam ist so alt wie die Schöpfung selbst, und die natürlichste. Kein menschliches Wirken trägt jemals dazu bei. Es ist ein Ewiger Kirtan, ein himmlisches Lied, welches zum Menschen als freie Gabe von einer Meister-Seele, ähnlich den Gaben der Natur – Wasser, Luft, Sonnenschein etc. kommt. Es betrifft die Übertragung des wirklichen Lebensimpulses von einem zum anderen und kommt durch die Gnade des Meisters. Bei der Initiation gibt Er eine Erfahrung, sich über das Körperbewusstsein zu erheben, indem Er das Innere Auge und Ohr öffnet, um das Licht Gottes zu sehen und das Tonprinzip zu hören.

Der Sadhan von Naam ist das Leichteste und Schnellste, weil er der Natürlichste ist. Er ist mit der Zunge des Gedankens auszuführen. Religiöse Glaubensanschauungen und nationale Empfindungen werden davon nicht berührt. Er ist Sahaj Yoga und jeder, ungeachtet des Standes, der Rasse und des Glaubens, des Geschlechts, des Alters und Berufes, kann ihn üben und Nutzen daraus ziehen. Er ist ein alter, alter Wein, aber immer frisch, in neuen Flaschen dargeboten, um den Bedürfnissen des Zeitalters gerecht zu werden. In diesem wissenschaftlichen Zeitalter wird sie genau wie irgendeine andere Wissenschaft gelehrt, nachweisbar, da wissenschaftliche Wahrheiten von mathematischer Genauigkeit sind.

Die Wahrheit wird niemals alt und auch nicht rostig.

Guru Amar Das, Sarang War M3

Sie ist so natürlich und so einfach, dass man sie als eine Sache der Gewohnheit aufnehmen kann. Sie schließt auch keine Komplikationen und mysteriöse Praktiken ein, und man kann sicher vorwärts kommen auf dem Pfad mit Leichtigkeit und Komfort. Es ist eine Erhabene Hauptstraße zu Gott. Man möge mit ein wenig Arbeit reiche Ernte einbringen. Was die alten Rishis mit einer Arbeit, die sich über Jahrhunderte hin erstreckte, erreicht haben, kann nunmehr auf einfache Weise mit aufrichtiger Hingabe durch tägliche Übung erlangt werden, ohne irgendwelche physische Bußübungen oder beschwerliche Praktiken. 

Um damit zu beginnen, hat man darauf zu achten, zu festgelegten Stunden in ruhiger Umgebung regelmäßig Zeit zu widmen. Doch sobald die Inneren Erfahrungen des Aspiranten zu einem Teil seines täglichen Lebens werden, fallen alle Einschränkungen hinsichtlich Zeit und Ort weg, und man hört die Göttliche Symphonie den ganzen Tag, selbst inmitten anstrengendster Arbeit ohne jede eigene Anstrengung.

Schlafend und wachend, sitzend und stehend verweilt Kabir immer auf seinem Posten im Innern.

Kabir

Mit dem Dhun Atmak oder den Inneren Tonstrom, der stets hörbar widerhallt, ist der Geist immer in Ihm vertieft. All sein weltliches Tun ist dann ein Teil seines konstanten Sadhan. Immer in Verbindung mit dem Licht und Leben Gottes, lebt und empfindet man Seine innewohnende Gegenwart.

Paramhans Ramakrishna, der Heilige von Dakshineshwar, erklärte, als ihn Naren (der spätere Swami Vivekananda) danach fragte, ob er Gott sehen könne, ohne Zögern:

Ja, mein Kind, ich sehe Ihn genau so deutlich, wie ich dich sehe.

Guru Nanak sagt:

Nanak sieht sichtbar seinen Herrn.

Wenn man einmal von Angesicht zu Angesicht die Herrlichkeit Gottes im Innern bezeugt hat, wird man sich Seiner Gegenwart immer bewusst. Auf den Unendlichen abgestimmt, stellt was immer man tut, einen Teil der Verehrung da.

Kabir Sahib gibt eine wunderschöne Darstellung dieses Zustandes:

Unvergleichlich ist die natürliche Form der Meditation; mit der Gnade des Meisters bin ich allezeit abgestimmt; wohin immer ich gehe, was immer ich tue, es ist alles Gottesdienst; zuhause oder draußen, es macht keinen Unterschied für mich. Allem entsagend lausche ich der transzendenten Musik im Innern, wachend oder schlafend und zu allen Stunden bin ich ganz vertieft. Warum die Augen schließen, die Ohren verstopfen oder sich Härten unterziehen, wenn ich den Herrn mit offenen Augen in so vielen Formen sehe? So führt Kabir sein Leben und sagt dies offen zu allen. Jenseits des Bereiches der Dualität liegt die Region Ewiger Glückseligkeit.

Guru Arjan sagt in diesem Zusammenhang:

Der Herr, der nicht durch irgendeine Schrift beschrieben werden kann, wird sichtbar, alles durchdringend von Nanak gesehen.

Guru Arjan, Asa M5