Buch III / V

Amrit: Sein Ort

Der Göttliche Nektar kann durch Umkehrung und nicht irgendwo in der äußeren Welt erhalten werden. Man kann Ihn nur finden, wenn man sich in die Spirituellen Regionen über den physischen Körper erhebt. Ein Schluck vom Wasser der Unsterblichkeit reicht aus, um den Menschen Ewiges Leben zu verleihen. Um Hauz-i-Kausar oder den Vorrat des Nektars zu erreichen, muss man tief im menschlichen Selbst graben.

Der menschliche Körper ist der Tempel Gottes, worin sowohl die Seele als auch die Überseele ihren Sitz hat. Dieser Tempel verfügt über eine ganze Anzahl von Instrumenten, durch welche das Innere Selbst auf der physischen Ebene im Äußeren tätig ist. Diese Werkzeuge können mit Türen und Fenstern verglichen werden, durch welche die Seele und das Gemüt in die Welt hinauswandern auf der Suche nach weltlichen Freuden. Doch die Seele selbst ist im Körper eingekerkert und weiß keinen Weg, von dort loszukommen.

Der Körper hat neun sichtbare Ausgänge: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenöffnungen, Mund, Mastdarm und Zeugungsorgan. Solange der Geist in die sinnenhaften Freuden der Welt vertieft ist, kann er keinen Zugang in die Himmlischen Bereiche erlangen und kann daher das Elixier des Lebens nicht kosten. Außer diesen neun genannten Ausgängen gibt es die verborgene Pforte hinter dem Zentrum der Augen. Wenn der Geistesstrom mittels Konzentration an diesem Zentrum gesammelt ist, wird er befähigt, in die höheren Bereiche mit all dem Spirituellen Erbgut darinnen einzudringen.

Eine Hure des Geistes, die sich der neun Sinnesorgane erfreut, gelangt nicht zu der wunderbaren Wirklichkeit. Kabir sagt daher: Alle neun Kammern liegen verlassen, das Wesentliche liegt nur im zehnten.

Kabir, Gauri Kabir

Die neun Tore führen zu nichts – vom Nektar kann man nur am zehnten Tor nippen.

Guru Ram Das, Kaliyan M4

Der Meister offenbart das Wasser des Lebens am zehnten Tor; und das Lauschen auf die Göttliche Musik führt einen zu absoluter Stille.

Guru Ram Das, Maru M4

Es gibt jetzt kaum irgendeine Notwendigkeit dafür, im Äußeren zu suchen, wenn der Meister die Wirklichkeit im Innern gezeigt hat. Die Unendliche Musik erhebt sich in der zehnten Kammer, dort nimmt man das ambrosische Wort wahr.

Guru Arjan, Maru M5

Der Nektar der Göttlichen Harmonie ist im Körper des Menschen, und wer auch immer danach gräbt, findet ihn im Innern. Alles äußere Tun auf der Sinnesebene, wie Wallfahrten, Bußübungen und Fasten, das Ausüben von Riten und Ritualen, Formeln und Formalitäten, sind von keinem Nutzen. Auf diesem Pfad muss einer sich selbst verlieren, ehe er sich selbst finden kann.

Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's erhalten.

Lukas 9:24

Das besagt, dass man nur dann ein Ewiges Leben haben kann, wenn man die Kunst und Wissenschaft vom Tod im Leben auszuüben lernt, indem man sich willentlich über das Körperbewusstsein erhebt. Das ist der einzige Weg, das Wasser der Unsterblichkeit zu erlangen und es gibt nichts außer ihm.

Naam oder das Wort ist der Spender aller Gaben und Es bleibt immerzu im menschlichen Körper.

Guru Arjan, Gauri M5

Jedermann ist mit dem Wasser des Lebens versehen; keiner außer der (dafür) bestimmte kann Es trinken.

Kabir, Kedara Kabir

Die Quelle von Amrit quillt über; durch das Wort Gottes kann man davon kosten.

Guru Amar Das, Vadhans M3

So wie der Moschus im Hirsch, ist der Nektar im Innern verborgen, und gleich dem Hirsch wird eine verrückte Suche im Äußeren gemacht.

Guru Amar Das, Sorath War M3

Ein Sufi-Heiliger sagt:

Der Geliebte ist im Haus, und ich suche die Welt ab; mit der Quelle kristallklaren Wassers im Inneren laufe ich durstig umher.

Im Innern des Kopfes ist eine verborgene Quelle mit der Öffnung hinter den Augen. Ein Strom des Nektars, der aus dieser Quelle hervorquillt, fließt in den Körper; aber der unglückselige Geist, ewig beschäftigt im äußeren Streben der Welt, ist nicht dazu ausersehen, davon zu kosten, und so verbleibt er in Sorgen.

Alles von irgendeinem Wert ist im Körper, und nichts ist außerhalb. Wer auch immer durch die Gnade des Meisters die Schätze im Innern gefunden hat, ist in der Tat gesegnet und erfreut sich innerlich wie äußerlich wirklicher Glückseligkeit. Er trinkt von diesen ambrosischen Schauern, wie sie herunterkommen, und ist immer in einem Zustand wonnevoller Berauschung. Der Weg dahin, wie auch immer führt durch einen Meister-Heiligen, und der Geist, der sich seit den Tagen der Schöpfung von seiner Quelle losgerissen hat, wird mit seinem Schöpfer wieder ausgesöhnt und lebt ewiglich in Frieden und Glückseligkeit.

Alles ist Innen und nichts ist außen. Wer im Äußeren sucht, lebt noch in der Unwissenheit. Wer Es in sich selbst durch eine Meister-Seele findet, lebt stets in einem Zustand von Wonne und Glückseligkeit. Amrit fällt in einem großen Schauer herab, und das Gemüt erfreut sich am Tonstrom. Tag und Nacht lebt er in vollkommener Sattheit und singt zum Lobpreise Gottes. Die Äonen der Trennung gehen zu Ende und der verdorrte Baum blüht noch einmal auf. Mit dem rechten Wissen begabt, schwelgt er in Naam. Alles Heil dem Meister, der dies vermochte!

Guru Arjan, Majh M5

Die Vorrat des Nektars liegt im Schoße des Gemüts; nur wenn das Gemüt still wird, offenbart Es sich. Eine Verbindung mit Naam gewährt Ewiges Leben.

O Nanak! Trinke im Innern das Elixier des Lebens als reine Gabe des Meisters. Er allein nimmt den Göttlichen Trunk, der von oben dafür ausersehen ist.

Guru Angad, Sarang War M2

Erst muss das Gemüt von allem Übel frei sein, bevor man den Leben spendenden Nektar erlangen kann.

Durch die Weisungen des Meisters wird das Gemüt rein, und dann wird der Heilige Vorrat sichtbar.

Guru Amar Das, Parbhati M3