Die Möglichkeit der Verbindung der Regionen des Mikrokosmos mit denen des Makrokosmos

Nun wollen wir sehen, ob die Möglichkeit der Verbindung zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos besteht. Der Mensch ist ein Abriss des Makrokosmos. Es gibt Nervenzentren im Menschen, die sich in einem schlafenden Zustand befinden, und diese können durch die Praxis des Göttlichen Wortes – des Tonprinzips – angeregt werden.

Es gibt sechs reflektierende Zentren in Pind oder dem Körper, die mit den sechs Zentren in Brahmand oder dem Kosmos übereinstimmen. Diese sind wiederum Reflexionen derer in Par Brahm oder der rein Spirituellen Region.

Die niederen sechs Zentren sind die Ganglien im Rektum, dem Zeugungsorgan, dem Nabel, dem Herzen, der Kehle und das sechste in der Mitte zwischen den Augenbrauen, welches Til oder Ajna (siehe Strophe 21 des Jap Ji) genannt wird und der Sitz der Seele im Menschen ist. Von hier aus kommt der Geistesstrom in den Körper hinab und gibt dem physischen Körper und seinen einzelnen Gliedern Leben und Kraft. Dieser Geistesstrom spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung des Körpers, und wenn er von irgendeinem Teil abgeschnitten ist, verliert dieser alles Leben und hört sogleich auf zu arbeiten.

Die sechs Zentren von Brahmand und den Spirituellen Regionen befinden sich ebenfalls in uns. Wenn der Geistesstrom mit diesen Zentren in Einklang gebracht wird, kann man mit den ihnen entsprechenden Ebenen Verbindung aufnehmen.

Auszug aus dem Jap Ji –
herausgegeben von Kirpal Singh, 1894–1974

Guru Nanak sagt:

Pilgerfahrten, Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Almosengeben hören auf, von Bedeutung zu sein, wenn man Zugang zu Til1, dem Inneren Auge, erlangt. Die Verbindung mit dem Heiligen Wort und seine Praxis mit hingebungsvollem Herzen, bewirken den Zutritt zu den Inneren Spirituellen Bereichen und waschen den Schmutz der Sünden an der Heiligen Quelleab. Alle Tugenden sind Dein, o Herr; ich besitze nicht eine. Ohne die Praxis des Heiligen Wortes kann es keine Verehrung geben. Von Dir ist Bani, das Heilige Wort ausgegangen, welches der Pfad zur Erlösung ist. Du bist die Wahrheit3, bezaubernd süß, und mein Geist verlangt nach Dir. …

Jap Ji, Strophe 21

______________

Erläuterung: 1) Til bedeutet wörtlich ‚das Senfkorn‘. Hier wird es jedoch gebraucht für das Nervenzentrum zwischen und hinter den beiden Augen. Die Hindus nennen es Shiv Netra oder das Dritte Auge. Im Evangelium wird es das Einfältige Auge genannt. Die Sufis sagen Nukta-i-Sweda. Es ist der Sitz der Seele im Menschen, und es ist die erste Stufe, auf der sich die Seele sammelt und fähig wird, sich in höhere Spirituelle Bereiche zu erheben.

Guru Ram Das sagt in diesem Zusammenhang: ‚Das Gemüt schweift jede Sekunde ab, solange es Til nicht erreicht hat.‘ Bhai Gurdas hat eine wundervolle Beschreibung davon in seinen Kabits und Swaiyas Nr. 140, 141, 213, 265, 269, 270 und 294 gegeben. Auch Kabir hat in Seinen Versen auf Til Bezug genommen. Tulsi Sahib sagt, dass das Mysterium Gottes erst enthüllt wird, wenn man über Til hinausgeht.

2) Die Heilige Quelle des Nektars ist Amrit-saar oder Amritsar, im Menschen. Man darf diese nicht verwechseln mit dem Amritsar, der heiligen Quelle, die von Guru Ram Das, dem vierten Guru der Sikhs, erschlossen und von Guru Arjan Dev, dem fünften Guru, fertig gestellt wurde. Die Heilige Quelle, auf die Guru Nanak hier verweist, liegt in der dritten Spirituellen Ebene, die Daswan Dwar benannt ist. Die Mohammedaner nennen sie Hauz-i-Kausar und die Hindus Prag-Raj. Hier erhält die Pilgerseele ihre wirkliche Taufe, wird von allen Unreinheiten befreit und erlangt ihre ursprüngliche Reinheit wieder.

3) Die Wahrheit oder Sat Naam wohnt in Sach Khand, welches die Höchste der fünf Spirituellen Ebenen ist, in der der Formlose Eine weilt.