Der Weg durch die Astralreiche

Wenn man sich über das Körperbewusstsein erhebt, befindet man sich zunächst in And – der dritten großen Aufteilung –, überall von Materie umgeben. Danach muss man zu Brahmand – der Region des Universalen Bewusstseins –, aufsteigen. Dort fühlt man sich bedeutend wohler, aber man ist noch nicht gefeit gegen Gefahr und Verderbnis. Die erste Region oder der sichere Hafen ist Sach Khand oder der Bereich der Wahrheit, der für Maha Kal oder die große Auflösung unerreichbar ist.

So sagt Guru Nanak:

Alles ist im Körper: die Spirituelle Region, die himmlischen Plateaus und die materiellen Bereiche. Im Körper weilt der Höchste Herr, Der alles erhält. Im Körper lebt der Formlose, der Unbegreifliche jenseits des menschlichen Gesichtskreises. Jene, die nur körperliche Augen haben, suchen Ihn vergeblich in den äußeren Dingen. Im Körper ruhen die unschätzbaren Juwelen der Gottheit. Im Körper gibt es alle materiellen Reiche und Ebenen. Der Körper birgt den Schatz des Heiligen Naam, der nur durch Meditation über das Wort des Meisters erlangt wird. Im Körper findet man alle Gottheiten: Brahma, Vishnu und Shiva1, wie die ganze Schöpfung selbst.

Rag Suhi M3

Ein anderer Heiliger sagt:

Brahmand befindet sich im Menschen in einem Miniaturausmaß, und wer es sucht, wird es finden. O Pipa, die Höchste Wahrheit kann nur durch den Meister erkannt werden.

Dhanasri Pipa

Diese Tatsache wird auch von den Moslem-Heiligen verkündet:

Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos und so gelangst du zu Gott.

Im menschlichen Körper finden sich die Aufteilungen – wie oben beschrieben – in einem Miniaturausmaß wieder.

Der mystische Pfad der Liebe beginnt im menschlichen Bewusstsein, wenn der Aspirant seine Aufmerksamkeit am Zentrum des Dritten Auges, zwischen und hinter den beiden Augenbrauen, gesammelt hat. Das Dritte Auge besitzt seine eigene Helligkeit, die durch das Licht der Seele belebt wird, und ist somit unabhängig von äußerem Licht, im Gegensatz zu unseren körperlichen Augen.

Wenn deine beiden Augen einfältig sind, wird dein ganzer Leib Licht sein.

Matthäus 6:22
Lukas 11:34

Der Heilige Augustinus sagt:

Ich trat geradewegs in mein Inneres Selbst. Du, Der Du mein Führer bist und befähigt wie ich war: denn Du wurdest zu meinem Helfer. Und ich trat ein und erblickte mit dem Auge meiner Seele – so wie es war – oberhalb desselben Auges meiner Seele, oberhalb meines Gemütes, das Unveränderbare Licht. Nicht dies gewöhnliche Licht, auf welches alles Fleischliche schauen mag, noch dass Es ein größeres gewesen wäre, der gleichen Art, so als ob die Helligkeit dessen mannigfach heller sein sollte und mit seiner Größe allen Raum einnähme. Nicht so war das Licht, doch anders, jawohl, ganz anders als all diese [...] Er, der die Wahrheit kennt, weiß, was dieses Licht ist, und er, der Es kennt, kennt die Ewigkeit.

Freie Übersetzung aus:
Confessiones – Buch VII, X.,
von Augustinus

Durch die Gnade eines Adepten der Mystik wurde dem Aspiranten eine einfache Technik gegeben, um das Körperbewusstsein zu überschreiten und sich dadurch in die Inneren Reiche zu erheben. Zuerst schließt er seine äußeren Augen und sieht mit seinem Inneren Dritten Auge. Er schließt auch seine äußeren Ohren und hört mit seinem Inneren Spirituellen Ohr.

Wenn diese Dinge erreicht sind, wird sich der Bewusstseinsstrom, der im ganzen Körper zerstreut ist, zurückziehen und sich im Zentrum des Dritten Auges konzentrieren. Der Körper selbst wird empfindungslos, und des Aspiranten Bewusstheit für seine Seele, sein Wahres Selbst, wird dadurch erhöht.

Dies ist die Anfangsstufe dessen, was die Adepten der Mystik Turiya Pad nennen, das vierte Stadium des Seins, das Stadium des transzendentalen Bewusstseins oder der Überbewusstheit.

Sei sehr wachsam, wenn du die Übungen ausführst. Die Pranas oder der Atem sind darin in keiner Weise einbezogen. Du solltest dir ebenso wenig des Körpers bewusst sein, auf welche Weise auch immer. Die Meister-Kraft ist über dir und wird alle mögliche Hilfe gewähren.

Wenn du eine Vermischung von vielen Tönen im Innern hörst, versuche bitte zu unterscheiden, welcher Ton von der rechten Seite kommt. Der Ton wird näher kommen und schließlich von oben kommen und du wirst Ihn viel klarer hören.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Der Schüler des Adepten der Mystik hat zu Beginn einen Simran – Wiederholungsübung bzw. liebevolle Erinnerung geladener Namen an den Herrn – von fünf Worten als ersten Schritt bekommen, um sich in die Spirituellen Bereiche zu erheben. Er sammelt den ganzen Bewusstseinsstrom – Gemüt und Seele – im Zentrum des Dritten Auges, und die mentale Wiederholung der fünf Heiligen Worte hilft ihm, das erwünschte Ziel zu erreichen, und er bemerkt, dass sich sein Bewusstsein von der physischen Welt zurückzieht.

Simran hilft beim Zurückziehen der Geistesströme vom Körper. Im Simran liegt der Samen, welcher bei der Entwicklung der Seele hilft.

Simran macht den Menschen beschaulich und konzentriert. Außergewöhnliche Kräfte folgen unweigerlich als Resultat der Konzentration des Gemüts in den Inneren Ebenen.

Simran ist eine Waffe gegen jegliche Gefahren. Er dient als Passwort für alle Spirituellen Ebenen. Er gibt dem Körper und Gemüt Kraft und Ausdauer bei Unruhe und Trübsal und bringt die Seele dem Meister nahe.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Sein erster Blick auf die Astralregion kann je nach Fall verschieden sein …

Die Offenbarung des Auges im Innern, das die doppelte oder dreifache Größe des normalen Auges hat, ist glückverheißend, da es das des Meisters ist. Es sollte liebevoll durchdrungen werden, wobei du deinen Inneren Blick unverwandt in seine Mitte hältst und die Heiligen Geladenen Namen im Geiste wiederholst, wenn es bersten wird, um dir den weiteren Weg nach oben zu gegebener Zeit mit Seiner Gnade freizugeben.

Es ist möglich, dass du mit der liebreizenden Strahlenden Form des Meisters in voller Größe gesegnet wirst, Die im Allgemeinen dieser Offenbarung folgt. Wiederhole bitte die Heiligen Namen, um ihre Echtheit zu prüfen, da manchmal die negativen Kräfte dazwischenkommen; und die Geladenen Namen sind das sichere Kriterium, um die Echtheit der Inneren Form zu prüfen.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Die niedrigste Astralebene ist ein Ort ungezügelter Wünsche, eine echte Hölle, in die verdorbene und tierische Menschen nach dem Tod gelangen. In dieser dunklen und schrecklichen Umgebung ernten bösartige Wesen die Frucht ihrer schlechten Taten auf der Erde. Dies ist nicht die ewige Hölle der Schriften, sondern ein Ort der Bestrafung und schließlichen Befreiung.

Durch die liebevolle Gnade und den Schutz des Adepten der Mystik kann der Ergebene die niederen Astralebenen umgehen, obwohl sie ihm manchmal zu seiner Belohnung gezeigt werden.

In dieser unteren Astralebene gibt es weitere Stufen, deren Umgebung sich zunehmend verbessert; einige sind voll höchster Annehmlichkeiten, mit einer wundervollen Szenerie und Stätten der Ruhe für die gewöhnlichen Menschen, die auf Wiederverkörperung auf die Erde warten.

Auf dem natürlichen Weg wird jeder erst Licht sehen. Dieses wird zunächst gleichbleibend sein, danach heller werden und Es wird bersten, um einen den Weg freizugeben, durch Es hindurch und nach oben zu gehen. Man kann Landschaften, Gestalten, Farben usw. sehen, doch lange bei ihnen zu verweilen wird nur den Spirituellen Fortschritt hinauszögern. Gewöhnlich hat man Sonne, Mond oder Sterne zu durchqueren, aber sie weichen ebenfalls, um einem zu ermöglichen weiterzugehen. 

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Nachdem der Aspirant diese niederen Ebenen schnell überschritten hat, reist er durch eine wahrhaft astrale Region, die mit Sternen und leuchtenden Sonnen übersät ist.

Er hört den Tonstrom als nicht endende Melodie, und während seines Aufstiegs im Sternenhimmel durchquert er eine Sonne und einen Mond, die sich aufzulösen oder zu zerbersten scheinen, wenn er durch sie hindurchgeht.

*****

Frage von R. Redeen:

Was ist die Erklärung der verschiedenen Farben des Lichtes, die in der Meditation gesehen werden?

Antwort von Kirpal Singh:

Kein Buch wird euch das geben, sage ich euch. Aber da ist ein bestimmter Grund dafür, da gibt es einen Grund dafür. Das hängt ab von der Inneren Entwicklung, den Hintergründen, einigen dominierenden Attributen in seinem Leben, seht ihr. Das ist die Ursache für all die verschiedenen Farben. So, das gelbe, goldene Licht ist spirituell; reines weißes Licht ist auch …, dies ist spirituell; rotes Licht werdet ihr vorfinden, wo zumindest etwas von einer vorwärtsdrängenden Einstellung da ist. Dies sind verschiedene Stadien, verschiedene Farben, verschiedene Töne auch.

Frage von R. Redeen:

Sind diese verschiedenen Lichter für verschiedene Menschen oder sind sie dieselbe Folge von Lichtern für jedermann?

Antwort von Kirpal Singh:

Jene, welche Hintergrund haben, sie gehen höher – weiter. Für jene, die beginnen müssen, da gibt es einen regulären Weg. Sie werden den Himmel sehen, sie werden Sterne sehen, den großen Stern, dann überschreiten sie ihn; dann kommt der Mond, dann überschreiten sie ihn. Jene, welche einen Hintergrund haben, sie beginnen alle sofort von dort – das ist’s.

Frage von R. Redeen:

Ja, ich denke gerade, jeden Morgen hier, wenn wir uns treffen, jeder scheint, verschiedene Lichter zu sehen und, wir scheinen so ungefähr auf derselben Stufe zu sein, viele von uns.

Antwort von Kirpal Singh:

(Unverständlich: […] es gibt Beispiele). Etwas wissen sie. Da ist einer, der sieht zwei Meister, Meister Sawan Singh …

(Unterbrechung durch den Interviewer: Das, gewiss, ist jenseits den meisten von uns.)

Nicht jenseits. Ich erhalte Briefe [die sagen, Meister erscheint im Innern]. Diejenigen, welche regelmäßig sind, die haben es. Sie sprechen auch.

Frage von R. Redeen:

Blaues Licht, das blaue Licht, darüber hast Du nicht gesprochen. Jeder scheint das blaue Licht zu sehen. Was ist das?

Antwort von Kirpal Singh:

Das ist das Erste – eine liebevolle Einstellung. Seht ihr – das Bild von Lord Krishna, blau seht ihr, gelb, blau, das ist Licht, ich meine goldenes Licht, dies sind drei. Die äußere Form seht ihr. Sein Gesicht ist blau, die Gewänder sind gelb. Das zeigt die Kombination von verschiedenen Entwicklungen.

Frage von R. Redeen:

So, wenn man wirklich anfängt zu meditieren, sollte man versuchen, zu diesem goldenen Licht zu gelangen, so schnell wie möglich?

Antwort von Kirpal Singh:

Ihr könnt es nicht visualisieren, seht ihr. Das kommt von selbst. Wenn ihr diese Ebene erreicht, natürlicherweise kommt dieser Punkt, aber das ist (wie ich euch sagte), wo Meisters Form Sich manifestiert.

Frage von R. Redeen:

Und diese Lichter scheinen nur für eine kurze Zeit zu bleiben. Wird das zunehmen mit der Zeit?

Antwort von Kirpal Singh:

Durch regelmäßige Übung, regelmäßige Übung und diese Zeit wird nur vermehrt, je länger ihr verweilen könnt, in was immer ihr seht, kontinuierlich, ohne Unterbrechung. Umso mehr Fortschritt wird auch da sein.

Interview von R. Redeen mit Kirpal Singh

*****

Diese Sternenkörper sind nicht wie die physischen Sterne, Planeten und Satelliten, mit denen wir in unserem physischen Universum vertraut sind, sondern es handelt sich um weit leuchtendere und strahlendere Gestirne als unsere physischen Himmelskörper.

Ich freue mich über deine Heiligen Meditationen, in denen du mit den himmlischen Offenbarungen von Sonne und Mond im Innern gesegnet bist und den Heiligen Tonstrom von Glocken und Trommeln fast zu jeder Zeit mit der Gnade des Meisters hörst.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Nun hört der Aspirant die Melodie einer himmlischen Glocke und vertieft sich in ihren wohlklingenden Ton2.

Der Heilige Tonstrom oder das Geläut von Glocken, wie es von rechts kommt, ist in Ordnung, und man sollte mit gespannter Aufmerksamkeit darauf hören. Es wird näher kommen, stärker werden und schließlich von oben kommen.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Dann hört der Aspirant die Weisen einer Muschel und wird von ihrer Musik völlig durchdrungen.

Der Klang der Muschel gleicht dem, der infolge eines Blasens in Form eines langen, anhaltenden, lieblichen und weichen Tones entsteht. […]

[…] Du solltest dem Ton nicht dahin folgen, wo Er herkommt, sondern an deinem Platz hinter den Augen bleiben und auf den Ton, der von der rechten Seite kommt, lauschen. Auf diese Weise wird der Ton näher kommen, stärker werden und schließlich von oben kommen.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Wenn der Schüler weiter und höher fortschreitet, wird sich die sehnende Seele in ihm immer mehr des Tonstroms – Heiliges Wort – oder des hörbaren Lebensstromes bewusst, des unvergleichlichen und unergründlichen Wortes, das die ganze Schöpfung vom Bereich des reinen Geistes bis zur Ebene der Materie erhält.

Als der Lebensstrom existiert diese sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft in veränderlicher Form, die ihre Klangfarbe von Ebene zu Ebene wechselt und ist dennoch Ihrem ursprünglichen Wesen nach immer gleich bleibend.

Die Praxis der Verbindung mit diesem unaussprechlichen Wort – Licht und Ton – ist eine Vorbedingung für den Aufstieg auf dem mystischen Pfad der Liebe, wie Guru Nanak erklärt:

Durch die Praxis des Wortes gelangt man ungehindert in die höheren Spirituellen Ebenen; durch die Praxis des Wortes erreicht man die Spirituellen Bereiche offen und ehrenvoll; durch die Praxis des Wortes entrinnt man den Seitenwegen Yamas, des Königs des Todes; durch die Praxis des Wortes kommt man in enge Berührung mit der Wahrheit. O, groß ist die Macht des Wortes, aber wenige gibt es, die das wissen.

Jap Ji, Strophe 14

Wenn der Aspirant in den Astralreichen weiter fortschreitet, steht er drei Wegen gegenüber.

Erstens:

Der Weg auf der linken Seite ist eine dunkle, abstoßende Region, wo seltsame Rishis, Yogis und Adepten einer niederen Ordnung überwiegen. Dieser linke Weg ist die Wohnstatt Kals, der Negativen Kraft, des Herrn der Bereiche von Gemüt und Materie. In einigen der östlichen Lehren ist Kal auch als Brahma bekannt, und er beherrscht die vierte Aufteilung und die unteren Ebenen der dritten Aufteilung der Schöpfung. Obwohl Kal die Herrschaft über die unteren Schöpfungsebenen innehat, wirkt er dennoch nach den Göttlichen Gesetzen des Höchsten Herrn Selbst.

Die moderne Theosophie und andere mystische Bewegungen der Gegenwart versichern, dass es eine Innere Regierung der Welt gibt, und dass ihre Hauptaufgabe darin besteht, den Strom der Kraft, welche die Entwicklung aller Rassen und Nationen bewirkt, zu kontrollieren und gleichzeitig zur Verbesserung der Welt zu dienen. Diese verborgene Regierung steht unter der Zuständigkeit von Kal.

Der Begriff Kal bedeutet Zeit; und so umfasst Kal in seinem Sein die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, wie sie im Allgemeinen von den Menschen verstanden werden. Es ist jedoch unmöglich, einen kosmischen Zeitpunkt für den Ursprung Kals festzulegen oder vorauszusagen, wann sein Ende kommen wird. Anfang und Ende sind unwirkliche Begriffe, von den nach außen gehenden Sinnen des Menschen geschaffen, der in allem, was in seiner Umgebung geschieht, einen scheinbaren Beginn und ein scheinbares Ende sieht. Von dem Gesichtspunkt höheren Bewusstseins aus, ist das, was man als Beginn eines Ereignisses in der physischen Welt sehen kann, vorher unsichtbar als Gedanke in den mental-astralen Bereichen geschehen, und über diesen Bereichen befinden sich Regionen, welche die Zeit – oder Kal – selbst überschreiten. Trotzdem kann gesagt werden, dass sich die Dauer Kals von einem großen Zyklus zum anderen erstreckt, während dem das aus Gemüt und Materie zusammengesetzte Universum in seiner offenbarten Form bestehen bleibt, bis es sich schließlich auflöst.

Es ist die Hauptaufgabe Kals als der Negativen – bindenden – Kraft in der Schöpfung, die Menschheit an das Rad der Geburten und Tode zu binden; und der lang währende Kampf nach oben gegen die Negative Kraft wird vom Höchsten Herrn bestimmt, um uns von unseren Sünden und Unreinheiten zu befreien und uns auf die Reise zu unserer Wahren Heimat, der Wohnstatt aller Liebe und Glückseligkeit, vorzubereiten.

Wenn die Entwicklung des Menschen durch das Rad der Wiedergeburt einmal zu Stande gekommen ist, sollte seine Aufgabe im physischen Universum beendet sein, aber die nach unten ziehende Kraft des Negativen hält die Seele des Menschen im materiellen Zauber fest.

Kal ist der Schöpfer der Naturgesetze, denen alle gehorchen müssen, während sie im physischen Körper leben.

Im Lotus dem Siebenten hat Kal seinen Sitz, da wirst du Jot Niranjan treffen.

Soami Ji

Als der Schöpfer der niederen Welten ist er den meisten Religionsgemeinschaften als Gott bekannt. Ergeben dienen ihm die hierarchischen Vertreter der unteren mentalen, astralen und physischen Existenzebenen.

Nur die Adepten der Mystik und Ihre Schüler wissen von einem höheren Gott als Kal, und dennoch wird die Negative Kraft von Millionen als der höchste Herr der Schöpfung verehrt.3

Im Vergleich mit der Vollendung des Wahren Höchsten Herrn der Liebe – in der östlichen Terminologie als Sat Purush bekannt – ist Kal nur eine Hilfskraft in der Hierarchie des kosmischen Universums, und als solche ist er nicht völlig frei von Unvollkommenheiten. Doch im Vergleich mit der Mehrheit der Menschen ist Kal ein erhabenes Wesen, eine Verkörperung des Lichts, der Weisheit und der Macht.

Die hierarchischen Repräsentanten Kals, im Osten als Inkarnationen Brahmas bekannt, sind die Avatare und Propheten, deren Auftrag darin besteht, sich zu allen Zeiten zu inkarnieren, um Unrecht und Böses zu beseitigen, die Guten zu beschützen, die Übeltäter zu bestrafen und in der Welt Rechtschaffenheit herzustellen.

Diese Inkarnationen bringen den Rechtschaffenen das Versprechen der Erlösung; aber diese Erlösung ist noch an das Zeitmaß der niederen Welten gebunden und daher nicht von Dauer.

Der Strom von Kal oder der Zeit ist für die Menschheit endlos in seinem Lauf, aber mit Hilfe eines Adepten der Mystik Höchster Ordnung können Seelen Zeit und Raum hinter sich lassen und in das zeitlose Reich des Höchsten Herrn der Liebe aufsteigen.

Ein solcher Adept der Mystik gehört nicht zu Kals Innerer Regierung, obwohl Er für alle Achtung empfindet, die ihre Rolle beim Ordnen der Schöpfung spielen. Sondern der Adept der Mystik ist ein Abgesandter des Höchsten Herrn und hat den Auftrag, Seelen zu retten und sie in ihre Wahre Heimat zu geleiten.

Der Innere Herrschaftsbereich Kals ist also von den drei Wegen, die der Aspirant während seiner Reise nach oben durch die Astralreiche erblickt, der Pfad auf der linken Seite. In diesem Gebiet findet man abertausende von heiligen Menschen in tiefer Meditation versunken, bezaubert von den Ränken und Schmeicheleien der Negativen Kraft. Verkörperungen niederer spiritueller Kräfte, in der östlichen Terminologie als Riddhis und Siddhis4 – übernatürliche Kräfte – bekannt, sind die Wächter dieser links gelegenen Region.

Diese Verkörperungen sind wirklich und sichtbar und mit einem erweiterten Bewusstsein ausgestattet. Unerbittlich auf der Wacht, bieten sie dem Aspiranten großes Wissen und psychische Macht an, um den weiteren Aufstieg der Seele zu verhindern, aber dem Simran der fünf Heiligen Namen – von welchen der Name des Allmächtigen die Essenz ist –, wie sie vom Adepten der Mystik gegeben wurden, können sie nicht standhalten und lösen sich beim Äußern dieser Namen auf.

Menschen, die ohne Führung eines Kompetenten Adepten der Mystik in die Astralebene gelangt sind, wurden durch diese übernatürlichen Kräfte oft sehr irregeführt; und viele der okkulten Zirkel, die im 19. und 20. Jahrhundert wie Pilze aus dem Boden schossen, erhalten ihre Inspiration von den Riddhis und Siddhis.

Es gibt auch Millionen von Propheten höheren oder niederen Ranges sowie Inkarnationen kleiner Gottheiten und spiritueller Eremiten, die in diesen Regionen gestrandet sind. Ehe sie nicht durch einen Adepten der Mystik Höchster Ordnung von den Fesseln Kals befreit werden, können sie nicht zu den Regionen reiner Spiritualität vordringen. Keine Seele, die diesen Weg ohne den Beistand eines Adepten der Mystik gegangen ist, hat jemals die Spirituellen Ebenen reiner Liebe erreicht, die weit über den materiell-spirituellen Ebenen liegen. Für den Aspiranten aber, der von einem Kompetenten Adepten der Mystik initiiert wurde, ist der Aufstieg frei von allen Hindernissen.

Zweitens:

Der Weg zur Rechten, den der Aspirant sieht, gewährt Zugang zu weit höheren Universen, die jedoch als Sackgasse enden.

Drittens:

Die Wahre Hauptstraße der Adepten der Mystik ist der Weg in der Mitte, ein unermesslich leuchtender Pfad, der schließlich zum Reich des Höchsten Herrn führt.

Der Aspirant schreitet auf diesem strahlenden Weg voran, bis er schließlich zur Region des Bunk-Naal kommt, die der Vorhof zu den mentalen und kausalen Ebenen ist.

Auf der Hochebene von Sahasdal Kanwal, in den oberen Gebieten des Astralreiches, sieht der Aspirant die Strahlende Spirituelle Form des Adepten der Mystik – den Guru Dev; und dies ist seine erste Innere Offenbarung hinsichtlich der Wahren Natur seines Spirituellen Führers, Den er bisher nur in der Hülle eines physischen Körpers gesehen hat.

Tulsi Sahib, ein Adept der Mystik Höchster Ordnung, erklärte, dass in den Inneren Reichen von den Fußnägeln des Meisters blendendes Licht ausstrahlt und die Seele des Ergebenen erleuchtet.

Maulana Rumi sprach über die Erfahrung des Sehens der Leuchtenden Form des Guru Dev folgendermaßen:

Wenn das Licht des Meisters in der Seele aufdämmert, erfährt man die Geheimnisse beider Welten.

Guru Arjan stellt fest:

Die gesegnete Form des Meisters ist in meiner Stirn. Immer wenn ich nach Innen schaue, sehe ich Ihn dort.

Und Khawaja Mueen-ud-Din Chishti sprach über diese Innere Verbindung mit dem Adepten der Mystik in folgenden poetischen Worten:

O Meister! Die Sonne kann dem Glanz Deines Antlitzes nicht standhalten. Auch der Mond hat sich bedeckt, um Deinem blendenden Licht zu entgehen. In der Person des Nabi (des Propheten) Selbst hat Gott eine materielle Form angenommen, so wie das Sonnenlicht im Körper des Mondes.

Auch die christlichen Schriften haben die Erfahrung der Schau der Leuchtenden Form des Adepten der Mystik sehr genau beschrieben:

Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich wandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern Einen, Der war eines Menschen Sohn gleich, Der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und Sein Haar waren weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und Seine Augen wie eine Feuerflamme, und Seine Füße gleich wie goldenes Erz, das im Ofen glüht, und Seine Stimme wie großes Wasserrauschen.

Offenbarung 1:12-15

Die Leuchtende Form des Adepten der Mystik offenbart nun dem Blick des Aspiranten die höchsten Gebiete der Astralebene; und in der Gemeinschaft des Adepten der Mystik gelangt er in die Region von Sahasdal Kanwal, dem tausend-blättrigen Lotos aus kosmischer Energie. Von dieser Kraftquelle werden alle Angelegenheiten des physischen Universums und der astralen Ebenen gesteuert.

Diese Blätter werden durch die Mystiker erwähnt als eintausend Augen und Ohren von Gott.

Eintausend Augen hast Du und eintausend Gesichter; doch bist Du Einer.

Guru Nanak

Als dem Geist im Innern die Flamme strahlend aufging, dann brachte es ihn Angesicht zu Angesicht mit Gott Niranjan.

Guru Ram Das

Sahasdal Kanwal ist ein strahlender, pulsierender Kosmos, und diese leuchtende Region wird von einer zentralen Flamme erhellt, welche die intensivste Leuchtkraft aller Astralreiche besitzt. Zahllose Melodien und Harmonien von bezaubernder Schönheit gehen von diesem großen Glanz aus, und jene, die in dieser Region weilen, glauben wirklich, dass sie im höchsten Himmel sind.

Und doch befinden sie sich nur auf der ersten Stufe der großen, aufwärts führenden Hauptstraße der Adepten der Mystik, des Heiligen Shabd – der Tonstrom, der von der rechten Seite kommt –, denn von dieser Ebene aus beginnt erst die wirkliche Reise in Begleitung des Adepten der Mystik.

Wenn das menschliche Gemüt zur Region von Sahasdal Kanwal kommt, erwacht es zum Bewusstsein, dass es tatsächlich zahllose Inkarnationen lang geschlafen hat, und es ist nun für die höheren Reiche des Inneren Kosmos bewusst erwacht.

Sahasdal Kanwal ist sogar für die am weitesten fortgeschrittenen Yogis die letzte und höchste Ebene, da die Lebensströme, von östlichen Mystikern als Pranas bezeichnet, welche in der Yoga-Praxis erforderlich sind, nicht darüber hinausgehen.

Diese hohe Astralebene ist unglaublich ausgedehnt und Ehrfurcht gebietend und die Heiligen, die hier leben, können nicht verstehen, dass es jenseits von Sahasdal Kanwal zahllose schönere und ungleich höhere Spirituelle Reiche gibt.

Aber der Schüler eines Adepten der Mystik muss weit höher aufsteigen, um Wahre Spirituelle Befreiung zu erlangen.

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Quellenhinweis: Dieses Kapitel basiert auf dem Text ‚Der Weg durch die Astralreiche‘, von Dr. George Arnsby Jones, veröffentlicht in der deutschsprachigen Ausgabe von Sat Sandesh / November–Dezember 1976. Weiterführende Zitate und Einfügungen erfolgten durch den Herausgeber.

Erläuterung: 1) Brahma, Vishnu und Shiva – in der islamisch-christlichen sowie in der jüdischen Überlieferung als die Erzengel Mika‘il / Mikaal, Dschibril und Israfil bekannt. 2) Es wird berichtet, dass, nachdem der Prophet Mohammed fünfzehn Jahre lang in der Höhle von Hira die Verbindung mit ‚Awaz-i-mustqim‘, dem Tonstrom, praktiziert hatte, der Erzengel Gabriel aus dem ‚Geläut von Glocken‘ heraus allmählich Ton, Gestalt und Form annahm. So wurde Ihm der Koran diktiert. 3) Eine Erklärung hierzu findet man im Anurag Sagar von Kabir Sahib in der Übersetzung von Bhai Jamal unter www.anurag-sagar.de. 4) Durch Yogapraxis erlangte übernatürliche Kräfte, physisch und mental.