VIII

Initiation und Aufzeichnung der Inneren Erfahrungen

Zuletzt möchte ich noch hinzufügen, dass das menschliche Gedächtnis sehr kurzlebig ist und man in Augenblicken der Schwäche und unter dem Druck des immer bestimmenden Ego dazu neigt, die unsichtbare Gnade des Meisters zu vergessen und zu denken, dass die Spirituellen Resultate durch eigenes Tun erreicht wurden, oder zufolge einer Übereifrigkeit oder überaktiven Vorstellungen. Zuweilen kommt es vor, dass einer aus Mangel an Übung nicht fortschreitet, oder in dem mächtigen, unwiderstehlichen Wirbel der Welt die Verbindung mit dem ‘Wort’ verliert, und dadurch allmählich die große Gnade vergisst, die ihm bei der Initiation zuteil geworden ist.

Um gegen alle derartigen Fehltritte gewappnet zu sein, wird es als notwendig erachtet, dass jeder Initiierte bei der Initiation aufgefordert wird, die tatsächlich gemachten Inneren Erfahrungen des Licht- und Tonprinzips aufzuzeichnen.

Die Innere Offenbarung dieser Prinzipien ist Aufgabe des Meisters; indem Er dem individuellen Geist hilft, sich über das Körperbewusstsein zu erheben; und es ist die Höchste Pflicht des Schülers, dies in täglicher Übung zu entwickeln und sich dabei einzuschärfen:

So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.

Die Schüler sollten darum ermutigt werden, sich täglich einige Zeit mit ihrem ganzen Herzen den Spirituellen Übungen hinzugeben, ein regelmäßiges Tagebuch zur Selbstprüfung zu führen, das alle Fehltritte des täglichen Lebens aufzeigt, wie auch die Zeit, die für die Übungen eingesetzt wurde und die Resultate, welche durch die Bemühungen erzielt wurden. Die Tagebuchblätter sollten dann regelmäßig alle Monate an den Meister gesandt werden, damit Er jeden möglichen Beistand leisten – und auf dem rechten Pfad führen kann. Wenn ein Initiierter irgendwelche Schwierigkeiten oder Zweifel hat, soll er diese dem Meister besser direkt unterbreiten, anstatt mit anderen darüber zu sprechen, die genau so unwissend sind, wie er selbst und die Verwirrung nur verschlimmern können.

Wenn wir an Scheidewegen der Zeit stehen, müssen wir den festen Entschluss fassen, es von Tag zu Tag besser zu machen; zumindest jeweils vom Neujahrstag an, der uns mit dem Versprechen einer rosigen Morgendämmerung zuwinkt.

So wie es markante Punkte auf der Erde gibt, sind sie auch im Ablauf der Zeiten zu finden.

Vergangenheit und Zukunft sind für uns versiegelte Bücher:

  • die eine ist hingeschwunden ins Dunkel der Vergessenheit,

  • während die andere noch im Schoße der Unwissenheit ruht.

Nur die lebendige Gegenwart ist unser und wir müssen den besten Gebrauch davon machen, ehe sie uns durch die Finger entgleitet und für immer verloren ist. Die menschliche Geburt ist ein großes Vorrecht und bietet uns eine goldene Gelegenheit. Es liegt an uns, sie zu nutzen oder sie zu verpassen, denn einem jeden Einzelnen ist es gegeben, sein Schicksal bestmöglich zu schmieden.

Mit aller Liebe und herzlich besten Wünschen

Kirpal Singh