Seid ihr für euer Schicksal erwacht?

IV

Im Gurbani steht:

O Nanak, das Wissen des Gurus besteht darin, dass unsere Aufmerksamkeit in Naam vertieft ist, welches überall vibriert.

Dieses Wissen des Gurus erwähnen alle Religionen; aber es gibt keinen Frieden, solange es nicht von innen her Erfüllung findet. Warum sonst rühmen alle Meister Naam? Es vibriert in jedem Atom. Dennoch fragen wir: 'Wo ist es?'

Der Meister beschreibt dies sehr schön:

„Der Diamant, der Edelstein, das Juwel (Naam) fließt im Meer der ganzen Schöpfung über.“

Ein unschätzbares Sein durchströmt die gesamte Schöpfung – es gibt keinen Ort, wo es nicht wäre.

„Alles Erschaffene ist Naam; es gibt keinen Ort ohne Naam.“

Mit einer solchen Kraft verbunden zu sein ist ein unvergleichliches Geschenk.

Wer sehr vom Glück gesegnet ist, wird mit dem Wissen des Gurus die Wahrheit ergründen.

Wenn man dem Satguru nicht begegnet, bleibt das Wissen verborgen.

Niemand muss betteln oder hungern, denn jeder trägt einen Rubin in seinem Bündel, aber es wird nie geöffnet, der Rubin nie gesehen, und so ist man völlig mittellos.

Die meisten Menschen sind an höherem Wissen nicht interessiert, und darum begegnen sie niemals dem Guru; der außergewöhnliche Schatz bleibt versteckt und unerkannt. Es ist keine Frage der Religion oder des Standes. Betrunkene denken nie an des anderen Abstammung oder Charakter: sie trinken alle miteinander.

Folglich sind im Namen von Naam alle gleich, ungeachtet dessen, ob sie als Hindu, Moslem, Christ, Sikh, Buddhist usw. geboren wurden. Nur wer das große Schicksal oder Glück hat, zu lernen, wie man die Wahrheit aus dem Innern hervorbringt, ist sehr gesegnet. Andernfalls verlässt man diese Welt in Unwissenheit: man kam hungrig, lebt hungrig und wird hungrig gehen.

„Der juwelenbesetzte Rubin ist Naam, welches uns der Guru enthüllt und in die Hand gibt.“

Es ist in jedem, aber

Wenn ihr dem Satguru begegnet, seht ihr mit eigenen Augen und erkennt die Wahrheit im Innern des Hauses (des Körpers).

Wer immer ein wenig Erfahrung von der Wahrheit vermittelt, ist in der Tat ein echter Guru. Er wird nicht erklären: 'Tut weiterhin, was ich euch sage, und nach dem Tod werdet ihr erlöst sein.' Die Wahre Lehre der Meister ist, zu erlösen, solange man in der Welt lebt, denn alles, was ihr hier gelernt habt, bleibt euch, wenn ihr beim Tod geht. Denkt ihr, dass einer, der weder lesen noch schreiben kann, allein dadurch zu einem fachkundigen Lehrer wird, dass er die Wandlung erfährt, welche wir Tod nennen? Die Meister glauben an die Erlösung – das Freisein vom Rad der Geburten und Tode – während der Lebenszeit.

Namdev erklärt ganz offen:

Wenn die Erlösung nach dem Tod kommt, ist eine solche Erlösung keinen Heller mehr wert.

Was kann sie helfen? Das ganze Leben wird in Sorge und Elend verbracht, und dazu stirbt man unglücklich. Was nützt die Erlösung, wenn das Leben ertragen wird und dann endet? Wenn wir während des Lebens ein wenig Ruhe und Zufriedenheit erhalten können, ändert sich unsere ganze Handlungs- und Betrachtungsweise. Es ist ein weiterer Prüfstein dafür, ob man die Verbindung mit Naam erhalten hat. Der Mensch muss sich ändern. Sitzt man am Feuer, erfreut man sich seiner Wärme, und falls einem Eisblock nahe, empfindet man die Kälte.

Sobald man ein Salzbergwerk betritt, scheint alles salzig zu sein. Ist das Naam des Herrn derart, dass sich selbst nach der Verbindung mit ihm nichts bei euch geändert hat? Es bedeutet eher, dass ihr nicht die wahre Verbindung erlangtet. Wir sagen zwar ständig 'Naam, Naam', aber es ist eine Tatsache, dass wir nicht wissen, was Naam ist.

Wenn ihr einer wirklich Erleuchteten Seele begegnet, wird Sie euch die Erfahrung von Naam geben; wendet nichts Geringeres als diesen Prüfstein an.

Hört ihr auf Propaganda, so werdet ihr irregeführt, denn mit ein wenig Übung kann jeder schöne Reden halten. Heutzutage braucht man nur einen Stein aufheben, um darunter die eine oder andere Art von Guru zu entdecken. Gurus werdet ihr viele finden – aber keine Schüler. Eine wirkliche innere Erfahrung bedarf eigentlich keiner bekräftigenden Worte.

Als Maharishi Ashtavakra König Janaka fragte:

Hast du das Wissen erhalten?

antwortete der König:

Ja, Maharaj.

Der Empfangende sollte von sich aus bestätigen, dass er etwas erhielt. Dies kann er nur, wenn er die Erfahrung wirklich bekommt; es geht nicht darum, nur jemanden zu rühmen: 'Er ist ein sehr großer Meister.' – usw. usw.

Wo ist der Beweis dafür, dass er es nicht lediglich durch einen Schwall von Lobeshymnen ist? Wenn der Sucher eine Erfahrung erhält, die er anerkennen kann, so ist das ein untrügliches Zeichen, dass die Möglichkeit besteht, mehr zu erhalten; aber wonach soll er sich richten, wenn er nichts bekommt?

Die Lehre der Meister ist also ganz frei von Bindung, und sie macht andere frei.

Einem freien Menschen zu dienen bringt Freiheit.

Was kann einer, der gebunden ist, für andere tun?

Im Gurbani steht:

Wenn der Meister hungrig und bloß ist, wie kann sich dann sein Diener satt essen?

Schließlich sind wir gesund, um unsere Nahrung zu uns zu nehmen; wir sind in vielen Dingen sehr klug, aber wenn es um unsere spirituelle Aufgabe geht, sind wir plötzlich sehr naiv, fast unwissend, könnte man sagen. Ist das eine vernünftige Einstellung? Ein erwachter Sucher wird nie zufrieden sein, bis er etwas Wesentliches erhält – eine Erfahrung – sei es auch nur wenig, was die Aussicht auf Größeres zulässt. Wenn ihr bei jemandem eine Beschäftigung sucht, der selbst hungert, so sagt mir, was ihr dann zu essen und zu trinken haben werdet.

Die Welt ist blind und handelt blindlings; ohne den Guru findet man den Weg nicht. Wenn der Satguru kommt, kann das Auge sehen, und im Innern des Hauses wird die Wahrheit erkannt.

Wie klar sind diese Worte! Woran liegt es, dass solche, die die Worte der Meister so eifrig lesen, sich derart leicht irreführen lassen? Man wird irregeführt, wenn man den Sinn der Worte nicht völlig versteht.