Kirpal Singh

Über die Rolle der Frau

Liebe …,

ich bin erfreut, deinen Brief vom 15. August 1968 empfangen zu haben und bin den Inhalt desselben sorgfältig durchgegangen.

Es gibt nichts im Leben, über das man sich ratlos oder verwirrt fühlen sollte. Wir haben die Tatsachen des Lebens mit einem breiten Lächeln zu nehmen. Manchmal fühlen wir uns beunruhigt, weil wir uns nicht Gottes Plan und dem Zweck der Schöpfung bewusst sind. Von dem Vollkommenen Einen kommt nichts als Vollkommenheit ins Sein.1

Da wir die Ereignisse und Auswirkungen nur auf der oberflächlichen Projektionsfläche vor unseren Augen sehen, glauben wir, dass Dinge plötzlich und schnell eingetreten sind, wie aus dem Blauen heraus, ohne jeglichen Vorbedacht oder jegliche Vorwarnung und wir werden verblüfft. Wenn wir nur wissen könnten, dass es nichts gibt, das planlos und zufällig ist, würden wir sehr vor dem Ärger und der Aufregung bewahrt sein, welcher wir uns selbst aussetzen.

Nun, da du die Rolle einer Frau spielst, bedeutet es nicht, dass dir diese Rolle für die Ewigkeit übertragen werden wird.2

Es ist wirklich überraschend, wie du angenommen hast, dass du diese Rolle in der Vergangenheit gespielt hast und auch in der Zukunft so fortfahren wirst, bis ins Unendliche. Es ist nur ein vorübergehender Zeitabschnitt und du solltest es als solchen verstehen.

Noch einmal, es ist nur eine Rolle und nicht das, was du wirklich bist. Du bist eine lebendige Seele mit dem Atem Gottes, der dich belebt.

Wisset ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

1. Korinther 3:16

Und im 1. Korintherbrief 6:19 heißt es:

Wisset ihr nicht, dass euer Leib im Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist?

Da der Geist Gottes, die Höchste Kraft, in uns wohnt, was sind wir denn als der Geist Gottes?

Da wir der Geist Gottes sind und der Geist Gottes ewig ist, warum denken wir dann, dass wir sterben und ausgelöscht werden können? Ihr seid von demselben Wesen wie Gott.

Du solltest an den Bewohner des Körpers denken – den Geist und die Kraft Gottes in dir – statt an den Körper, in dem du wohnst. Früher oder später muss diese Wohnstatt aufgegeben werden, und du wirst dich in ein höheres Leben erheben – das Leben des Geistes, so dich die Frage des Geschlechts nicht beunruhigen wird.

Die Seele hat kein Geschlecht3 – äußere Körperformen sind das Ergebnis der Rückwirkungen aus der Vergangenheit.

Selbst in der lebendigen Gegenwart kannst du die Kunst des Lebens in Fülle erkennen, verstehen und ausüben und lernen, sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Es ist eine regelrechte Wissenschaft der praktischen Selbstanalyse, und wenn du erst einmal mit ihr vertraut bist, wirst du von all den Schrecken befreit sein, von denen du meinst, dass sie dich nur erwarten, weil du dem schwächeren Geschlecht angehörst.

Und weiter möchte ich dir raten, deine Vergangenheit zu vergessen4, wie sie auch gewesen sein mag, und nicht der Zukunft zu vertrauen, wie rosig sie auch erscheinen mag.

Wir müssen den besten Nutzen aus der lebendigen Gegenwart und aus den von Gott gegebenen Möglichkeiten ziehen, insbesondere aus der menschlichen Geburt, die ein seltener Segen ist, denn im Tabernakel des Fleisches ist – ob männlich oder weiblich – dass wir die Erfahrung ewig währenden Lebens machen könen, die daraus besteht, den einzig Wahren Gott zu erkennen, wie uns die Evangelien sagen.

Lasst uns im Geiste leben und auch im Geiste wandeln, wie die Aufforderung des Meisters Jesus ist, Der kam, um das verlorene Schaf zu suchen und zu finden, das in der Wildnis der Welt verirrte Schaf.

Man sollte nicht denken, dass Frauen den Männern in irgendeiner Hinsicht unterlegen sind. Frauen spielen im Drama des menschlichen Lebens eine genauso wichtige Rolle wie Männer und übertreffen die Männer bisweilen bei weitem. Im jetzigen 20. Jahrhundert liegen uns denkwürdige Berichte über heldenhafte Taten von Frauen in den verschiedenen Lebensbereichen vor – in Kunst, Wissenschaft, Technik, Rechtswissenschaft, Medizin, Chirurgie, Baukunst und ähnlichem. Man kann nicht verstehen, in welcher Hinsicht sie unterlegen sein sollten. Mit Ausnahme des unterschiedlichen Körpers sind sie mit allem ausgestattet, was im Leben edel ist. Sie fließen über von der Milch menschlicher Güte. Ohne den gesünderen und heiligeren Einfluss der Frauen wären die Männer größtenteils ganz anders, als sie sind. In der Kunst der Regierung und Verwaltung, die die schwierigste ist, stehen die Frauen heutzutage den Männern in nichts nach. Sie bekleiden in manchen Staaten einige der höchsten Ämter und werden damit bewundernswert gut fertig. Sie sind jetzt, sowohl im Westen wie auch im Osten, aus der Abgeschlossenheit des häuslichen Lebens herausgetreten und nehmen es mit den Männern in allen Lebensbereichen auf. Durch die Erweiterung der Schulbildung und des Erwachens eröffnen sich weite Tätigkeitsbereiche, und Frauen spielen mit ihren Partnern bei der Verbesserung der Gesellschaftsordnung eine aktive Rolle.

Gott ist der Gott aller, der Frauen und auch der Männer. Jeder hat seinen eigenen Lebensbereich, aber der Teil des einen ergänzt den des anderen, und zusammen ergeben sie ein abgeschlossenes Ganzes, und das hat zur Folge, dass sich das Beste in ihnen entwickelt.5 Die Ehe ist ein Sakrament, eine Göttliche Einrichtung, gedacht zur Entwicklung der Inneren Spirituellen Tugenden. Die Fortpflanzung ist nur ein kleiner Teil davon, wenn auch ein notwendiger.

Aber wisst, dass die Ehe kein Hindernis für die Spiritualität ist. Weit davon entfernt, das Spirituelle Wachstum und dessen Aufbau zu blockieren, hilft sie stattdessen unermesslich dabei, wenn die Bedeutung des Ehelebens richtig verstanden und praktiziert wird.6

Alles Übel, das man sich vorstellen kann, liegt in unserem Mangel an Wissen über solche lebenswichtigen Dinge, wie die Bedeutung und den Zweck des Lebens, Wahre Glückseligkeit und wie sie erlangt werden kann, begründet.

Wir haben weder Zeit noch Muße, eine klar umrissene Vorstellung der Lebensprobleme zu erlangen. Und das Ergebnis davon ist, dass wir im Laufe der Zeit wankelmütig werden und versuchen, klug zu sein, indem wir die Meinung wechseln, wie es für die Erfordernisse des Augenblicks günstig scheint.

Diese Gewohnheit bewirkt, dass wir unsicher und unstetig werden.

Erwachet, die ihr schlaft, und erhebt euch von den Toten,

lautet die Ermahnung von Paulus.

Die Schriften jeder Religion geben uns einen Entwurf der Lebenskunst – ihrer Bedeutung, ihres Wertes, ihres Sinnes und ihres Nutzens und wie wir uns in der Alltagswelt zu verhalten haben. Aber unglücklicherweise neigen wir dazu, unsere Schriften zu vergessen und finden keine Atempause, um zwecks Führung auf sie zurückzugreifen.

Paulus hat in seinem Brief an die Epheser klare Richtlinien gegeben – besonders in den Kapiteln fünf und sechs. Wenn die Frauen für das ‚Himmelreich‘ halb so eifrig arbeiten wie für ihre häuslichen Pflichten, würden sie dessen brünstig beten.

Wir haben Aufzeichnungen über Prophetinnen wie

  1. Mirjam – 2. Moses 15:20
  2. Debora – Richter 4:5
  3. Hulda – 2. Könige 22:14

In der Apostelgeschichte 21:9 lesen wir von den vier jungfräulichen Töchtern des Evangelisten Philippus, die auch die Begabung des Hellsehens hatten. Dann gibt es die Berichte über Heilige Frauen wie die Heilige Theresia von Avila in Spanien (1515–1582); die Gesegnete Juliana von Norwegen (1343–1420); und Katharina von Siena (1347–1380), die angaben, an ihrem Körper die Stigmata zu haben.

Ähnlich hatten wir im Osten Rabia al-Adawiya Basri7, eine Heilige, von der es heißt, dass sie im 8. Jahrhundert die Gründerin des Sufismus gewesen sei. In Indien gab es Mira Bai und Sehjo Rai als Ebenbilder von Matri, Gargi und Anusuya der alten Zeit.

Ziel und Sinn des Lebens ist, wie vorher gesagt, den Wahren Gott allein zu erkennen. Ihn im täglichen Leben zu praktizieren und bewusst in Ihm zu leben.

Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten,

sagte Jesus. Und wieder:

Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles, die Dinge der Welt, zufallen,

denn

alle Dinge wirken zum Guten derer, die Gott lieben.

Der absolute Gott ist zweifellos eine Abstraktion. Doch der wirkende Gott ist der Geist und die Kraft Gottes – das Heilige Wort – das mit den feinen Sinnen im Innern gesehen und gehört werden kann. Gott offenbart Sich in Seinem Licht und Leben, und wenn man mit diesen verloren gegangenen Bindegliedern der Wirklichkeit in Berührung kommt, erfährt man den Plan und die Absicht Gottes.

Es ist natürlich eine praktische Sache der Selbstanalyse, die allen frei und umsonst geboten wird, wie auch alle anderen Gaben der Natur, unter der Voraussetzung, dass man bereit ist, bestimmte Einschränkungen in der Ernährung zu beachten und sich daran zu halten, ein Leben der Rechtschaffenheit und Enthaltsamkeit zu führen.

Und ich brauche dir kaum zu versichern, dass die Meister-Kraft oben Sich beständig um dich kümmert, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist. Du brauchst in dieser Hinsicht keine Zweifel oder Befürchtungen hegen, noch solltest du entmutigt oder beunruhigt sein. Ich würdige deine Gefühle und den Grund deines Fragens.

Möge dir Gott mit Seinem Licht des Lebens helfen, wünsche ich dir. Meine liebevollen guten Wünsche werden immer bei dir sein.

Mit gütigen Gedanken und besten Wünschen,

Herzlichst,
dein Kirpal Singh

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Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich im Buch ‚Light of Kirpal / Interviews – 44. 1971, 16 February – The Role of Women‘, welcher derzeit nur in englischer Sprache vorliegt.

Fußnoten: 1) Umstände, in denen eine Seele glaubt, es geschehe ihr unrecht, sind nur als Test direkt vom Allmächtigen gedacht, um zu sehen, ob die Seele gelernt hat, dass der Allmächtige der Einzig Handelnde ist und tatsächlich alles vollkommen ist, wie auch immer es erscheinen mag.

2) Die Entstehung des weiblichen Prinzips steht im Anurag Sagar von Kabir in der Fassung von Bhai Jamal sehr detailliert beschrieben. Siehe hierzu folgenden Link zum Anurag Sagar: Teil II / 2.: Die Erschaffung von Adhya und die entsprechenden Veranschaulichungen.

Nachdem Sat Purush Adhya erschaffen hatte, gab Er sie zu Dharam Rai, um mit ihm die untere Schöpfung zu entwickeln. Sie wurde angewiesen, Dharam Rai zu gehorchen. Als sie jedoch Fehler machte und seinem Willen widersprach und stattdessen aus Eigeninitiative handelte, wurde sie dafür bestraft. (Siehe das Kapitel im Anurag Sagar: Teil II / 3.: Brahmas Rückkehr zu seiner Mutter mit Gayatri und Savitri und deren aller Verfluchung, insbesondere den letzten Teil dieses Kapitels ‚Niranjans Unsegen gegen Adhya‘.

3) In der Zusammenstellung ‚Spirituelles Elixir‘ erklärt Kirpal Singh Folgendes:

Frage an Kirpal Singh: Warum nehmen die Großen Meister auf Erden immer die Gestalt des Mannes an?

Antwort von Kirpal Singh: Die Meister erklären, dass es unter den Seelen nur ein männliches Geschlecht gebe, und Er offenbart Sich im Allgemeinen in dem auserwählten Menschlichen Pol des Lebenden Meisters. Es ist ein Göttliches Gesetz, das von den Sterblichen nicht infrage gestellt werden kann.

Spirituelles Elixier – Teil I:
III. Guru: Seine Notwendigkeit und Seine Aufgaben,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Genauso sicher, wie es ist, dass von der fünften Ebene – Sach Khand – keine Heiligen kommen, die weiblich sind, genauso sicher ist auch die Göttliche Fügung, dass die Frau dem Mann gehorchen muss, egal wie sich die Dinge auf den Inneren Ebenen gestalten.

Hierzu möge folgendes Beispiel dienen, welches von der Göttlichen Liebenden Mira Bai berichtet wird:

Die Kunde von Miras Heldentaten und ihrem Gottberauschten Wesen erreichte den mohammedanischen Kaiser Akbar. Er war schon immer daran interessiert gewesen, einem wahrhaft Spirituellen Menschen zu begegnen, und so entschloss er sich, sie zu besuchen. Da jedoch die Moslems und die Rajput-Hindus von Miras Königreich einander sehr verfeindet waren, ging er als Einsiedler verkleidet. Als er Mira sah und ihrer Rede zuhörte, war der Kaiser tief bewegt. Er verbeugte sich immer wieder vor ihr. Als er ging, wurde seine wahre Identität entdeckt. Als Miras Mann herausfand, dass der Mogul-Kaiser seine Frau besucht hatte, war er maßlos wütend, denn er barg in seinem Herzen einen grimmigen Hass gegen die Mogule.

Konnte es ein Moslem wagen, sich einer Dame der Rajputs zu nähern, sogar ein Opfer darzubringen und den Boden von Rajputana sicher wieder zu verlassen? Schande über jene Rajputs, welche die Nachricht hörten und nicht Rache nahmen!

Erregt von solchen fanatischen Gedanken, hielt er seine Frau für verdorben. Grob befahl er ihr, seinen Palast für immer zu verlassen und sich in einem Fluss zu ertränken. Mira Bai versprach zu gehorchen, ging zum nächsten Fluss und sprang hinein. Wieder einmal kam jedoch die Meisterkraft zu ihrer Rettung und stieß sie ans Ufer zurück. Die Göttliche Stimme kam zu ihr und sagte:

Dein Leben mit einem sterblichen Gatten ist vorüber. Nun hast du eine höhere Pflicht auszuführen. Es ist an dir, der Welt ein großes Beispiel zu geben und den Menschen zu zeigen, wie man die Absichten des Schöpfers erfüllt und in Ihm aufgeht.

Prinzessin der Göttlichen Liebe / Mira Bai –
Kapitel: Der Pfad,
von Michael Raysson

Auch Mira Bai musste ihrem Ehemann gehorchen, trotz der scheinbar absurden Forderung, sich selbst umzubringen. Doch hätte sie ihm nicht gehorcht, hätte sie nie den Zustand erlangt, den sie auf diese Weise erlangen durfte.

4) Die Negative Kraft – Kal – hat die Zeit erschaffen, um die Seelen in Illusion zu halten. So steht im Anurag Sagar von Kabir in der Fassung von Bhai Jamal – Teil II / 5. Kal fängt die Jivas – beschrieben:

Damals entwickelte Brahma die acht-und-sechzig Pilgerorte, Karma, Sünden und Tugendhaftigkeit. Die zwölf Tierkreiszeichen, sieben-und-zwanzig Planeten, sieben Tage, fünfzehn Mondtage wurden dann geschaffen. Außerdem wurden die vier Yugas geschaffen und die Minute, Sekunde und die Atmungsdauer wurden veranschlagt. Die Monate Kartik und Magh wurden als glückverheißend bedacht. Wenige können dieses Schauspiel von Kal begreifen! Wichtigkeit wurde auf Pilgerreisen und heilige Orte gelegt, und daher können die Jivas das Blendwerk nicht beiseitelassen und ihr eigenes Selbst erkennen. Alle wurden in guten und schlechten Handlungen gefangen. Auf diese Weise waren alle Seelen darin verwickelt. Jivas können nicht gerettet werden ohne den Wahren Shabd, und ohne den Essentiellen Shabd gehen die Jivas in den Rachen von Kal. Sich ängstigend, erwerben die Menschen Verdienste, doch durch deren Früchte werden ihre Belange nicht erfüllt.

5) Selbst jeglicher Kampf um Werte hört auf, wenn der Ehemann sagt, wie etwas zu sein hat. Der Mann ist für die Frau wie der Super-Administrator für einen Computer. Er hat sämtliche administrative Rechte, das heißt, dass er vollen Zugriff auf sämtliche Daten hat, die im System hinterlegt sind. Dies ist ein Naturgesetz. Die Ehefrau hat zu ihrem eigenen Schutz nicht dieselben Rechte, da es in der Natur der Frau liegt, Besitz ergreifen zu wollen.

6) Die Ehe ist eine sehr edle und Göttliche Verbindung von zwei Seelen, die vom Allmächtigen zusammengeführt wurden. Eine Scheidung kommt daher unter keinen Umständen in Frage.

Ihr sollt deshalb darauf achten, dass ihr einander liebt und ein sauberes und Spirituelles Leben führt. Lasst keine irdische Kraft einem vom anderen trennen, die durch die unsichtbare Kraft Gottes vereint sind. Wir sollten nicht von einer Scheidung träumen. Ich stelle fest, dass ihr noch Liebe füreinander habt. Liebe kennt nur von opfern und geben – kann euch nicht eure Liebe zueinander im größten Ausmaß  tolerant für eure gegenseitigen Ansichten machen und euch eurem höheren Ziel und dem Ideal des Lebens vereint entgegenbringen?

Quelle: Rundschreiben Nr. 8 –
Auszüge aus Briefen,
von Kirpal Singh, 1894–1974

7) ‚Raza‘ bedeutet, das Gesetz zu befolgen, ohne Murren oder Beschwerden und mit Freude. Raza bedeutet auf Arabisch Glück, Freude oder Wille. Die Freude des Gesetzgebenden ist die primäre Erwägung. Wir sollten dem Gesetz treu bleiben, glücklich und freudig. Darin liegt das komplette Fehlen von Selbst und Egoismus. Man muss die tatsächliche Verkörperung des Göttlichen Willens werden.

Rabia Basri traf einmal zwei heilige Männer. Sie bat sie, ihr etwas über Raza zu erzählen. Ein heiliger Mann sagte: ‚Welch Schmerz und Leid auch immer man erhält vom Herrn – man sollte es ertragen.‘ Rabia Basri sagte: ‚Es liegt Egoismus in dieser Idee.‘ Der andere heilige Mann sagte: ‚Welche Leiden auch immer vom Herrn kommen mögen – sie sollten freudig akzeptiert werden.‘ Rabia sagte: ‚Auch dies hat einen Beigeschmack von Egoismus.‘ Rabia fügte dann hinzu: ‚Man sollte die Fähigkeit der Unterscheidung zwischen Freud und Leid, die vom Herrn kommen, verlieren und beides als Sein Geschenk betrachten.‘

(Zitat aus: Gurumath Sidhant – Teil II / Kapitel III: Des Herrn Wille, von Kirpal Singh, 1894–1974)

Anm. der Redaktion, 2013: 1) Siehe auch den Text im folgenden Link: Die gegenseitige Hilfe bei der Suche nach Gott, von Tracy Leddy, veröffentlicht in der deutschsprachigen Ausgabe von Sat Sandesh / September–Oktober 1973.

2) Dieser Brief wurde einer Nichtinitiierten geschrieben, die dem Meister in ihrer tiefen Enttäuschung und aus ihren Minderwertigkeitsgefühlen heraus, eine Frau zu sein, geschrieben hatte.

3) Dieser Brief und die dazugehörigen Fußnoten und Anmerkungen können den Männern zwar zur Information dienen, jedoch können sie hieraus nichts für ihre Rolle als Mann in der Schöpfung ableiten, da diese nicht dargelegt wird.

4) Es ist ein Naturgesetz, dass der Mann seine Frau nur in dem Maße lieben kann, wie die Frau ihren Mann liebt. Denn der Mann kann nur die Liebe der Frau reflektieren. Das gleiche gilt für Eltern und ihre Kinder: Die Kinder können ihre Eltern nur in dem Maße lieben, wie die Eltern ihre Kinder lieben. Denn nur in dem Maße, können die Kinder die Liebe der Eltern reflektieren.

Die Ehefrau liebt ihren Ehemann und er erwidert diese Liebe. Das Maß an Liebe für den Ehemann, spiegelt sich wider in der Liebe für die Ehefrau.

So wie die Liebe der Seele für Gott, die Liebe Gottes widerspiegelt, so spiegelt sich die Liebe der Ehefrau wider durch ihren Ehemann. Keine Liebe für Gott bedeutet somit, das Gott die Seele walten lässt. Keine Liebe für den Ehemann, bedeuet, dass der Ehemann die Frau ignoriert.

5) Kabir sagte sinngemäß,

dass die Frauen im Kali Yuga ihre Männer nur in dem Maße lieben, wie sie von ihnen bekommen, was sie wollen.

Mit Wollen ist jedoch nicht nur gemeint, dass die Frau ihren Mann in dem Maße liebt, wie sie von ihm erhält, was sie will, sondern auch in dem Maße, wie sie von ihm das nicht erhält, was sie ablehnt.

Kirpal Singh erklärt hierzu Folgendes:

Da gibt es zum Beispiel eine Erzählung über die vier verschiedenen Arten von Hingabe, die Ehefrauen ihren Ehemännern entgegenbringen.

Die erste Art ist an andere Männer gebunden, obwohl sie äußerlich voll ergeben ihrem Ehemann gegenüber erscheint. Ehrlich gesagt, Ehefrauen und Ehemänner sollten wie eine Seele wirken in zwei Körpern. Wir sind wie die Frau, die äußerlich ihrem Mann ergeben war, jedoch immer an andere dachte. Wir haben keine Überzeugung, wir sind nicht voll und ganz Gott oder dem Meister ergeben.

Manche Ehefrauen sind ergeben, aber sie möchten etwas dafür zurückhaben. Diese Art von Hingabe ist zweitklassig. Wenn ihr nicht das gegeben wird, was sie will, nimmt sie das übel.

Die dritte Art von Ehefrau wird zu Ihrem Ehemann beten, wenn sie etwas haben möchte, aber ob er ihr es nun gibt oder nicht, sie bleibt ihm ergeben.

Aber die vierte und höchste Art der ergebenen Ehefrau wird denken:

Nun gut, mein Ehemann kennt meinen Zustand, er sieht mich täglich und wird nach meinen Bedürfnissen schauen. Wenn ich akzeptabel bin für ihn in diesen zerlumpten Kleidern, was kann ich mehr wollen?

Dies ist die höchste Form der ergebenen Seele.

Morgengespräche –
XXXIX. Wahres Gebet,
von Kirpal Singh, 1894–1974

6) Kirpal Singh erklärt:

Was immer eine Person spricht, hat eine zweifache Auswirkung. Eine ist die Aktion und die andere ist die Reaktion. Die Reaktion hallt im und in der Nähe des Sprechers wider und bringt dieselbe Art von Gedankenströmen in seiner Umgebung hervor. So, welche Gedanken auch immer – tugendhaft oder verrucht – von ihm ausgehen, sie erzeugen ihren exakten Nachklang. Dies ist ein unverletzbares und unerbittliches Gesetz, welches sowohl in Zusammenhang mit belebten als auch unbelebten Dingen gleichermaßen eine Wirkung ausübt. Es kann nicht ausgelöscht werden.

Übersetzung aus:
Gurumat Sidhant – Part I:
Chapter III: Previous Karmas,
von Kirpal Singh, 18941974

So liegt es beispielsweise in der Natur der Frau, Themen so oft und so lange zu wiederholen, bis der Mann nachgibt und tut, was die Frau erreichen will. Es ist ein Teil der ausgleichenden Kraft, welcher der Frau zugestanden wurde, da sie immer gehorchen muss. Diese ausgleichende Kraft ist gemäß der Terminologie des Sant Mat die Bindende Kraft – Negative Kraft, Kal.