II

Wissenschaft der Seele

Da die Theorie der Praxis vorausgeht, ist es wesentlich, dass man eine kristallklare Vorstellung vom theoretischen Aspekt der Ewigen Wahrheiten des Lebens hat durch die richtige Interpretation der verschiedenen Heiligen Schriften, deren Wahrer Sinn nur von Einem erklärt werden kann, Der in der Tat die Wahrheit Selbst verwirklicht und den Ewigen Kontakt mit dem Göttlichen im Innern hergestellt hat. Die Letzte Wahrheit ist natürlich in allen Religionen ein und dieselbe, aber die Weisen haben sie verschieden beschrieben, jeder gemäß seinem geistigen Fassungsvermögen und dem Maß seines eigenen Spirituellen Fortschritts auf dem Gottespfad. Einer, Der den Pfad wirklich vollkommen beschritten hat, wird ein Vollendeter Meister oder ein Sant Satguru genannt. Er ist völlig vertraut mit allen Einzelheiten der Reise, kann die Dinge entsprechend erklären und mit den scheinbaren Unterschieden, falls in den biblischen Texten solche sind, vereinbaren, hierbei auf dem Spirituellen Pfad von Ebene zu Ebene ein Führer sein, so dass die Seele nach dem willentlichen Zurückziehen vom Körperbewusstsein mit Ihm zusammen weitergeht. Die verschiedenen Schriften sind nur Zeichen in den Händen des Meisters, um diejenigen zu überzeugen, die nur ein wenig Vertrauen in das eine oder andere religiöse Bekenntnis haben. Durch passende Zitate aus den Heiligen Büchern der verschiedenen Religionen betonen die Meister-Heiligen die wesentliche Einheit aller Religionen auf der allgemeinen Grundlage der Spiritualität. Denn jede verkörperte Seele entrinnt nach dem Überschreiten des Körperbewusstseins allen konfessionellen Etiketten, die dem physischen Köper anhaften. Es ist eine praktische Frage der "Selbsterkenntnis", und wirkliche Erfahrung davon wird jedem Einzelnen zur Zeit der Initiation durch den Meister gewährt. Das Zeugnis der Meister-Heiligen ist immer direkt auf Erfahrung aus erster Hand begründet und nicht auf Hörensagen oder Buchgelehrsamkeit.

Sant Kabir sagte:

O Pandit (einer, der in religiösem Wissen gut bewandert ist), du und ich können in unseren Folgerungen unmöglich übereinstimmen; denn du sprichst von Dingen, die du in den Heiligen Schriften gelesen hast, während ich von meinen eigenen tatsächlichen und bestimmten Erfahrungen spreche.

und wieder:

Hört das Wahre Zeugnis der Heiligen, denn Sie geben bekannt, was Sie wirklich mit Ihren eigenen Augen sehen.

Nanak sagt nicht eine einzige Silbe aus sich; es sei denn, er wird von Innen her dazu veranlasst.

Auch Christus tut kund:

Ich tue nichts von mir selber, sondern wie mich mein Vater gelehret hat, so rede ich.