Wie man richtig meditiert

II

Wir müssen uns nach Innen wenden, seht ihr? Lasst alle vergangenen Leben beiseite, kümmert euch nur um das jetzige Leben, von dieser Geburt angefangen bis jetzt. Jahr für Jahr waren wir nach außen gerichtet, wir taten bisher genau das Gegenteil. Dies wurde zu unserer Gewohnheit und schließlich zu unserer Natur. Wir müssen also jetzt genügend Zeit einsetzen, um uns nach Innen zu wenden.

Doch wir beklagen uns: „Unser Gemüt bleibt nicht still, es schweift umher!“ Nun lieber Freund, was ist der Fehler des Gemüts? Das Gemüt hat sich an etwas gewöhnt, und das wird ihm schließlich zur Natur. Das müsst ihr herausfinden, indem ihr der Meditation Zeit widmet. Wenn jemand auch noch so ein schlechtes Leben geführt hat, selbst wenn er der größte Taugenichts oder sogar ein Verbrecher ist – wenn er diese Übungen auf richtige und sorgfältige Weise ausführt, wenn er in Zukunft sein Verhalten, sein Leben ändert, so kann er ohne Zweifel Gott erreichen und Ihn sehen. Denn diese Kraft wirkt über uns, und sie hilft, ohne dass man darum bitten muss. Seht ihr, einen Meister zu treffen – einen Wahren Meister, einen Kompetenten Meister, keinen sogenannten „Meister“, von denen die Welt voll ist – ist der größte Segen, den man im Leben erlangen kann.

Das ist also der genaue Weg für die Übungen, die jedem einzelnen von euch aufgetragen wurden. Ihr müsst regelmäßig sein, und gleichzeitig ist als Unterstützung (für die Meditation) noch etwas zu beachten: Das ist die Selbstprüfung, versteht ihr? Überprüft täglich euer Leben, damit ihr herausfindet, wo ihr versagt. Ich lege euch diese Dinge jetzt ganz ausführlich dar. Benutzt ein Tagebuch nach den Richtlinien, die ich vorgeschlagen habe: Nicht-Verletzen, Wahrhaftigkeit, Reinheit, Liebe für alle und selbstloser Dienst – das sollte in Worten, in Taten und in Gedanken eingehalten werden. Alle in diesen Spalten angeführten Fehler sollten einer nach dem anderen beseitigt werden. Selbst wenn ihr auf dem Weg nicht vorankommt, ich meine, wenn ihr keine Erfahrung vom Jenseits erhaltet, selbst dann werdet ihr Glück und Frieden in eurem Herzen fühlen. […] (ausgelassene Stelle, ist auf der Kassette nicht gut zu verstehen) es ist lediglich die Vorbereitung des Bodens, aber es ist die Grundlage, auf der die Sonne der Göttlichkeit aufgehen wird.

Prüft also immer euer Leben, und wie ihr euch den Tag über verhaltet. Ordnet die Fehler den einzelnen Rubriken zu. Alle Meister aus der Vergangenheit, alle Religionen – ob der achtfache Pfad der Buddhisten, die zehn Gebote Christi oder das, was in den Hindu-Shastras niederlegt ist. Sie alle lassen sich diesen fünf Rubriken zuordnen, werdet ihr feststellen. Beseitigt also von Tag zu Tag eure Unvollkommenheiten, das wird euch helfen, auf dem Weg voranzukommen. Wenn ihr das beachtet, könnt ihr auf wunderbare Weise fortschreiten. Ich erlebe es in Indien, und auch hier (im Westen) gibt es einige – nicht alle –, die sich wunderbar weiterentwickeln. Sie legen ihre Tagebücher regelmäßig vor, und einige gehen sogar über die dritte Ebene hinaus. Ein oder zwei erreichen sogar die Höchste Ebene, und das innerhalb von drei oder vier Jahren! Es besteht Hoffnung für jeden, sage ich euch. Auch die Meister sagten es. Guru Armar Das – Er war auf der Suche nach der Wahrheit. Er wanderte umher auf der Suche nach einem Meister, nach dem rechten Weg – bis zum Alter von siebzig Jahren. Schließlich begegnete Er einem Meister: Guru Angad.

Und was sagte Er?

Ich war genau wie ihr, lebte im Körper und mit den Indryas (den fünf nach außen gerichteten Sinnen des Gemüts). Ich war genauso wie ihr jetzt seid, doch nun habe ich durch die Gnade meines Meisters eine höhere Stufe erreicht.

Die Meister sagen nicht, dass Sie geradewegs vom Himmel herabkommen, um euch etwas zu lehren. Sie erklären, dass Sie in erster Linie Mensch sind. Der Mensch ist Lehrer des Menschen. Eine Krähe krächzt – und wozu? Um die anderen Krähen zusammenzurufen. Die Affen kreischen und sammeln so in ihrer Sprache alle Affen um sich. Spricht ein Mensch zu seinesgleichen, versammelt er die anderen Menschen um sich, versteht ihr? Der Mensch ist Lehrer des Menschen. Ihr könnt lernen. Beginnt so wie ihr seid, als Mensch. Entwickelt euch, und ihr werdet erkennen, dass ihr etwas anderes (Göttliches) seid! Solange ihr dies nicht mit eigenen Augen seht, könnt ihr nicht überzeugt sein. Erhält der eine oder andere nicht diese Erfahrung, hat er bei der Ausführung (der Übungen) etwas falsch gemacht.

Ich glaube, die wichtigsten Punkte habe ich erklärt. Merkt es euch, und wenn ihr meditiert, macht es gewissenhaft und setzt regelmäßig Zeit ein, achtet bitte darauf. Lasst ihr auch nur einen Tag aus, dauert es sieben weitere Tage, bis ihr wieder den vorherigen Stand erreicht habt. Am Anfang der Entwicklung ist es so wie bei jemandem, der Schauspieler werden möchte: Ob er isst, schläft oder umhergeht, immer spielt er seine Rolle. Seid ihr aber vollkommen entwickelt, bleibt ihr in allen Lebenslagen hier (hinter den Augen).

Kabir sagt an einer Stelle:

Ob ich stehe oder spreche, ob ich esse, gehe oder liege, immer bin ich am selben Ort [hinter den Augen; Anm. d. Redaktion; 2012]. Äußere Dinge können mich – ihr seht – von diesem Ort nicht trennen. Während ich spreche, bin ich auch dort, während ich schlafe, bin ich dort, während ich all diese Dinge tue, selbst dann bleibe ich an diesem Ort.

Das ist ein Zustand, den wir mit der Zeit erreichen sollten. Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Ein Ringkämpfer wird auch nicht an einem Tag zum Ringer, er muss viel trainieren. All das braucht natürlich seine Zeit. Wenn ihr so meditiert (wie ich es euch erklärt habe), werdet ihr keinen Grund zur Klage haben. Ihr solltet regelmäßig die Tagebücher vorlegen, ich denke, es braucht nicht monatlich sein, vielleicht alle zwei bis drei Monate, doch führt es regelmäßig, jeden Tag. Es wird euch in zweifacher Hinsicht helfen: Erstens, wenn ihr etwas Falsches gemacht habt, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten bei der Meditation gibt, solltet ihr mir sofort berichten. Ihr könnt aber auch von den zuständigen Repräsentanten Hilfe erhalten, denn sie sind in eurer Nähe, und dadurch könnt ihr die Schwierigkeiten beseitigen. Anderenfalls leitet es an mich weiter. Das ist das eine. Wenn also Schwierigkeiten während der Meditation entstehen, können sie auf diese Weise sofort geklärt werden. Das zweite ist: Ihr werdet weder träge noch nachlässig im Durchführen eurer Übungen, weil ihr wisst, dass ihr Tag für Tag das Tagebuch einhalten müsst.

(Der Meister wendet sich an zwei Schüler:) Gerade vorher habe ich davon gesprochen, ich bitte euch: Führt es und dann zeigt es mir! – Ja – Alle beide! Jeder von euch sollte Tagebuch führen, das wird euch Antrieb geben. Ich habe gesehen, dass alle etwas erreichen, die sich daran hielten. Warum sollte das nicht auch in eurem Fall geschehen können? Irgendwo macht ihr etwas falsch, ihr habt euch nicht genau daran gehalten. Ich meine, es hängt alles miteinander zusammen, und wenn ihr das beachtet, wird es nicht schwierig sein, ihr werdet vorankommen. Bereits bei der Initiation wurde euch vieles erklärt, ihr aber kümmert euch zu wenig darum, all das zu befolgen. Was ich euch jetzt erklärt habe, betrifft den Simran-Teil, die Seh-Übung. Was den anderen Teil (die Hör-Übung) betrifft – auch hier gibt es zeitweise Schwierigkeiten. Manchmal hören wir den Ton, dann wird er wieder schwächer, manchmal kommt er von der linken Seite. Wir wissen nicht, wie man richtig auf den Ton hört. Bei der Initiation wurde euch das alles ganz genau erklärt. Aber nur, wenn ihr sehr aufmerksam seid, werdet ihr es richtig erfassen, dann ist es nicht mehr möglich, dass ihr missgeleitet werdet.

Wenn ihr auf den Ton hört, sollt ihr in der besonderen Haltung sitzen, die euch gezeigt wurde. Sie ist in zweifacher Hinsicht die Beste, um den Tonstrom zu hören, und um den Geistesstrom vom Körper zurückzuziehen; denn wenn ihr in dieser Haltung sitzt, zieht sich der Geistesstrom vom Körper zurück. Versucht, so lange wie möglich in dieser Haltung zu sitzen. Wenn ihr müde seid, könnt ihr nicht lange so sitzen, aber durch regelmäßige Praxis könnt ihr länger in dieser Haltung bleiben, am Anfang seid ihr nur nicht daran gewöhnt. Versucht aber auf diese Weise so lange wie möglich zu sitzen. Erst dann nehmt die andere Haltung ein, die ich euch gezeigt habe.

Bei der Initiation wurde euch all das von den Repräsentanten gezeigt: Setzt euch z.B. vor einen Stuhl und stützt die Ellbogen darauf; wenn ihr wollt, setzt euch vor einen Schemel, einen Sessel oder einen Tisch, stützt die Ellbogen darauf und verschließt die Ohren. Die Ohren zu verschließen heißt einfach, die äußeren Geräusche abzuhalten. Drückt bitte nicht so, dass eure Ohren oder Finger schmerzen, sondern nur so, dass die äußeren Geräusche abgeschirmt sind. Ihr seid nun am Sitz der Seele, im Bereich zwischen den beiden Augen. Bleibt dort, aber ohne die fünf Namen dabei zu wiederholen! Ihr bleibt einfach dort und horcht, ob ihr von Innen einen Ton wahrnehmt. Falls einmal der Ton von der linken Seite hörbar wird, schenkt ihm keine Bedeutung. Es ist ein negativer Ton, der euch nach unten in die Täuschung führt. Ihr werdet in Lust oder Zorn verfallen; niedere Impulse werden in euch aufkommen. Es gibt im Innern positive Töne und negative Töne. Der Ton des Satans [kommt von links, der Ton des Meisters] (Bandunterbrechung, daher sinngemäß ergänzt) dagegen von rechts. Hört nur auf den Ton, der von der rechten Seite kommt, aber folgt ihm nicht dorthin, von wo er ausgeht! Bleibt an dem Platz hier hinter den Augen und hört auf den Ton, der von rechts kommt. Was geschieht, wenn ihr den Ton bis zu Seinem Ausgangspunkt verfolgt? Er wird schwächer und schwächer werden, bis Er schließlich ganz aufhört – ihr verliert den Ton. Wenn ihr an dem Platz hier oben bleibt und nur auf den Ton von rechts hört, kommt der Ton näher, Er wird stärker werden und schließlich von oben kommen. So ist es richtig. Sobald der Ton stärker wird, hat Er große Anziehungskraft, Er zieht euch nach oben. Habt keine Angst davor! Manchmal ist der Ton des Donners so laut, dass ihr Angst bekommt – „Ich werde sterben!“ – Habt keine Angst davor, Er wird euch im Innern direkt zu Meisters Füßen bringen. Wir müssen die Liebe zum Körper aufgeben, wir müssen ihn eines Tages verlassen. Wenn euch eine höhere Kraft so stark anzieht, warum geht ihr dann nicht mit nach oben?

Ich denke, das sind die Schwierigkeiten, die wir in unserer Meditation haben. Ich habe euch jetzt einen kurzen Überblick gegeben. Wenn ihr euch daran haltet, werdet ihr keinen Grund zur Klage haben. Eines bleibt noch zu sagen: Seid regelmäßig und führt ein reines Leben, seid fest und beständig. Wenn die Meisterkraft euch initiiert, bleibt sie immer bei euch und wirkt ständig zu eurem Besten, sie wacht über euch und beschützt euch vor vielem. Solange ihr euch selbst nicht kennt, seid ihr euch dieser Kraft nicht bewusst, die euch im Innern hilft. Was ihr jetzt gehört habt, wird euch weiterhelfen. Es ist alles, was man wissen muss, um richtig zu meditieren.