Herz zu Herz Gespräche – XIV

23. September 1970

Abend-Darshan / Rajpur

Frage: Ist es für Wissenschaftler schwierig, initiiert zu werden?

Kirpal Singh: Nein. Als ich das erste Mal nach Amerika kam, suchte mich ein Wissenschaftler auf. Er führte lange Gespräche über dies und jenes und diskutierte ausführlich. Es kostete ihn mehr als fünf Stunden. Dann stellte ich ihm Fragen. Ich hatte mir alles angehört, was er zu sagen hatte. Ich fragte ihn also: Sie können Energie erzeugen, aber sind Sie in der Lage, ein Gramm Bewusstsein zu erschaffen? Er sagte: Nein. Er hatte recht.

Dann sagte ich zu ihm: Schauen Sie her, zwei halbe Brotlaibe ergeben einen ganzen, ergeben hundert Narren einen weisen Mann? Er sagte: Nein.

Im Bereich der Energie haben Sie viele Erfindungen gemacht, aber keine, die das Bewusstsein betrifft. Ich fragte weiter: Haben Sie die Elemente analysiert? – Ja. – Was fanden Sie? – Wir fanden Atome, antwortete er. Ich fuhr fort: Konnten Sie die Atome spalten? – Ja. – Was fanden Sie? Er meinte: Eine sich drehende Kreisbahn, auf der Teilchen sehr schnell rotieren. – Was fanden Sie dann? – Einen Ton. Versteht ihr? Es wurde auch Licht entdeckt. Da lenkte er ein. Wer bei dieser Diskussion dabei war, hielt es nicht für möglich, dass er am nächsten Tag zur Initiation kommen würde. Doch er war der erste, der sich einfand und hatte die höchste Erfahrung. Er lud mich in seine wissenschaftliche Vereinigung ein. Ich musste dort einen Vortrag halten. Normalerweise findet das bei Wissenschaftlern Anklang. Im Bereich der Energie ist der Fortschritt großartig. Atombomben, sehr schön, nur wird leider alles zur Zerstörung der Menschheit benutzt. Lokomotiven können eine sehr hohe Geschwindigkeit erreichen, aber kein Bewusstsein – ein bewusster Mensch steuert sie. Manche denken, wenn man Schwefelsäure auf Kupferspäne gießt, schäumt es und hört schließlich auf. Das ist nicht so. Es ist kein Bewusstsein beteiligt. Flugzeuge haben kein Bewusstsein, sie werden von einem bewussten Menschen geflogen. Sie fliegen, wohin sie gelenkt werden und können gegen alles prallen.

Frage: Was können wir tun, um demütiger zu werden?

Kirpal Singh: Demütiger? Die Antwort ist sehr einfach. Sag du es ihr, bitte.

Frage: Indem man Korn verliest und Steine auf dem Kopf trägt?

Kirpal Singh: (Der Meister lacht) Das ist eine Möglichkeit. Natürlich, so bekommst du etwas Demut, doch keine vollkommene Demut. Wahre Demut entsteht von selbst, wenn du siehst, wie sein erhabenes Werk wirkt. Wird man zu einem bewussten Mitarbeiter am Göttlichen Plan, wird einem das Wirken einer erhabenen Kraft bewusst. Es wird einem bewusst, dass man selbst nur eine Marionette ist. Demut ist die Zierde eines wahren Heiligen. Demut verlangt nicht zu handeln und zu schauspielern. Die Menschen jedoch handeln und schauspielern. Sie sind bescheiden, und dies und jenes, aber im Innersten ihres Herzens fühlen sie, O, ich weiß so viel. Wahre Demut entsteht, wenn wir eine höhere Kraft am Werk sehen und erkennen, dass wir nur eine Marionette in Seinen Händen sind. Wenn ihr zu Füßen eines Meisters sitzt, kommt ihr in Verbindung mit der zum Ausdruck kommenden Gotteskraft. Je stärker ihr verbunden seid, desto mehr läutert euch jenes Licht.

Die tiefe Stille wird zu Licht und zur Musik der Sphären. Deshalb ist Schweigen Gold. Alles ist dann Nirwana, nicht wahr? Alles ist Nirwana.

Frage: Ich glaube, so kommen wir für eine Weile dem Nirwana am nächsten.

Kirpal Singh: Ja, seid dankbar. Wenn ihr eine Zeit lang in die Stille geht, macht ihr Fortschritte. In die Stille des Herzens zu gehen, bedeutet Fortschritt. Wenn auch nur für eine Weile.