IV / II

Der natürlichste Weg

Im Menschen liegen alle Möglichkeiten. Der Mensch ist groß. Wer sich in einem bestimmten Lebensbereich entwickelt und eine Erfahrung davon erhalten hat, ist fähig, auch euch zu führen, wenn ihr denselben Weg sucht.

Bei unserer Zusammenkunft vorgestern sagte ich euch:

Ist nicht das Leben mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung?

Und gestern:

Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes.

Das habe ich besonders betont: Trachtet am ersten danach. Mit anderen Worten, dies ist das wichtigste im Leben, das, was euch am meisten angeht.

‚Erkenne dich selbst‘ ist das Thema aller Meister gewesen, Die bisher kamen. Wisse etwas über dich selber, nicht über andere, sagten Sie. Erkenne dich selbst: wer du bist und was du bist. Das ist unsere wichtigste Aufgabe. Jene, Die Sich Selbst erkannt haben – nennt Sie, wie Immer ihr wollt – , werden euch nicht nur auf den Weg stellen können, sondern euch eine Erfahrung des Weges geben. Dann könnt ihr weitergehen. Darum fordert uns Sant Kabir auf, einen solchen Menschen zu suchen. Dieser ist kein gewöhnlicher Mensch, sage ich euch. Er hat natürlich einen menschlichen Körper wie jeder von uns. Aber Er ist mit der Wahrheit im Innern in Verbindung gekommen und ihr Sprachrohr geworden:

Die Heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben vor dem Heiligen Geist.

Was Sie sagen, wurde nicht vorher ausgedacht; all das ist nicht auf der menschlichen Ebene ersonnen, und wie Emerson sagt:

Die Gedanken, die von selber aus dem Innern kommen, sind immer ohne Fehl.

Der Meister ist nicht das physische Wesen. Er ist die Göttliche Kraft, die durch den Menschlichen Pol wirkt.

Was sagte Jesus?

Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.

Das ist es, was alle Meister kundtun. Ich habe nicht die Absicht, euch Hinweise aus einer Vielzahl von Schriften zu zitieren, sondern führe nur Stellen aus der Bibel an, da ihr mit ihr wohlvertraut seid.

Die Meister-Kraft verlässt euch niemals. Es ist nicht der menschliche Körper, sondern die Kraft, die durch ihn wirkt und ewig währt. Die Christus-Kraft war zu allen Zeiten am Werk und wird es weiterhin sein; aber durch verschiedene Göttliche Werkzeuge und nach den Erfordernissen der Zeit. Allein der Körper vergeht, doch diese Kraft bleibt. Jene, Die wirklich die Wahrheit im Innern gesehen haben, können euer Inneres Auge öffnen und euch sehend machen. Wenn Sie euch innerlich eine Erfahrung geben, wie gering sie auch sein mag, könnt ihr sie entwickeln.

Eines von Christi Gleichnissen veranschaulicht dies sehr schön:

Ein reicher Mann, der über Land zog, verteilte unter seinen Dienern einige Talente – zwanzig an den einen, zehn an den anderen und fünf an den dritten. Als er zurückkehrte, hatte der Mann, dem zwanzig Talente gegeben wurden, dreißig daraus gemacht; aus den zehn des anderen waren fünfzehn geworden, und der letzte, der nur fünf bekam, hatte sie überhaupt nicht angerührt, sondern sicher in der Erde vergraben. Da aus ihnen kein Nutzen gezogen wurde, hielt der Herr es für klug, sie wieder an sich zu nehmen.

Was ich sagen möchte ist, dass wenn ihr auf den Weg gestellt seid und eine Erfahrung bekommen habt, ihr diese entwickeln müsst, so wie man in der Schule seine Lektionen lernt. Initiation bedeutet nicht das Beachten irgendwelcher Zeremonien, Rituale oder dergleichen mehr. Sie ist eine praktische Erfahrung der Spirituellen Wissenschaft. Zuerst wird die Theorie erklärt; dann wird die Erfahrung gegeben, und diese muss von Tag zu Tag entwickelt werden. Die Meister-Kraft oben, Die sie gibt, gewährt Inneren wie äußeren Schutz und wacht beständig über den Schüler.

Ihr werdet finden, dass Leute zu den Meistern kamen wie Philippus zu Jesus und Sie fragten:

Herr, zeige uns den Vater, so genüget uns.

Und was antwortete Er? Er wurde ungehalten und sagte:

So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, Der in mir wohnt, Der tut die Werke.

Christus war ein Bewusster Mitarbeiter des Vaters oder der Göttlichen Kraft in Ihm. Nur Wer Sich der Kraft, die durch Ihn wirkt, bewusst ist kann euch mit Ihr innerlich in Verbindung bringen. Diese Verbindung ist nur möglich, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt, sonst nicht.

Es ist etwas, das von der Tätigkeit des Verstandes gänzlich verschieden ist. Intellektuelle Kenntnisse mögen einem Menschen der Praxis als zusätzliche Hilfe dienen, weil er einem dann dieselbe Sache auf verschiedene Weise sehr anschaulich erklären kann. Aber der nur intellektuelle Mensch – ohne praktische Innere Erfahrung – ist, wie Sheikh Saadi, ein Moslem-Heiliger, sehr nachdrücklich sagt,

ein Esel, der eine schwere Fuhre Bücher trägt und sich ihres Wertes völlig unbewusst ist.

Ein Sikh-Meister hat dasselbe in milderer Form ausgedrückt:

Der Löffel geht im Pudding hin und her, kostet aber niemals seine Süße; genauso brüstet du dich mit intellektueller Kenntnis der Schriften, hast jedoch nie erfahren, was sie beschreiben.

Damit ist nicht gemeint, dass ihr die Schriften nicht lesen sollt. Lesen ist eine Hilfe. Jene, die in den Bereich des Verstandes eingedrungen und entschlossen sind, das Warum und Wofür der Dinge zu ergründen, finden letztlich den Weg. Aber der Weg, den sie zu verfolgen haben, ist der gleiche, den die Ungebildeten gehen. Der Pfad ist für die ganze Menschheit derselbe; er beginnt, wenn ihr euch über die physische Ebene erhebt; und das ist, wie schon so oft gesagt, eine Sache der Praxis.

Intellektuelle Fähigkeiten zu besitzen ist auch ein Segen.

Einmal begab es sich, dass Keshab Chandra Sen, das gelehrte Oberhaupt des Brahmo Samaj in Indien, zu Ramakrishna, einem Menschen der Verwirklichung, ging. Er kam zu ihm, nur um die Dinge zu verstehen, und Ramakrishna sagte ihm:

Wenn Sie bereit sind, aus wenigen Worten zu lernen, dann kommen Sie zu mir; wenn aus vielen, gehen Sie zu meinem Schüler Vivekananda.

Verstandeswissen ist an und für sich eine gute Sache. Es ist die Feder am Hut eines praktisch Erfahrenen, aber bei manchen Leuten wird es zur Besessenheit, und sie täuschen sich nicht nur selbst, sondern auch andere, denn sie haben keinen Inneren Zugang.

Wenn die Meister kommen, berichten Sie uns von Gott und dem Gottesweg. Sie erinnern uns an die Innere Wirklichkeit. Der Mensch ist der Lehrer des Menschen. Können uns Frühere Meister helfen? Ja, wir brauchen Sie. Sie sind auf Ihre eigene Weise hilfreich. Wir achten Sie, da Sie die Wahrheit und Ihre Erfahrungen von der Wahrheit verkündeten. Jene, die in Verbindung mit Ihnen kamen, wurden auf den Weg gestellt, und auch sie erkannten dieselbe Wahrheit. Die Schriften stellen den Schatz der Erfahrungen dar, die Sie mit Sich Selbst und mit Gott gemacht haben, und wir sind begünstigt, dass uns diese heute zugänglich sind.

Wenn wir zweitausend Jahre früher gekommen wären, würden wir nicht das Neue Testament besitzen, und ich hätte euch nicht die schönen Zitate daraus wiedergeben können. Alle Schriften befassen sich mit derselben Wahrheit. Aber uns ist nur die eine oder andere Schrift geläufig. Wenn ich euch die Bibel anführe, habt ihr keine Schwierigkeiten. Genauso ist es mit den Menschen anderer Glaubensrichtungen. Sie folgen mühelos dem, was gesagt wird, wenn ich sie auf Stellen in ihren jeweiligen Schriften hinweise. All diese Schriften erleichtern meine Aufgabe wie auch die der Zuhörer. Die Heiligen Bücher sind lediglich geeignete Hilfen in den Händen eines Menschen der Verwirklichung, denn sie handeln vom selben Thema, nämlich der Gottverwirklichung.

Was wir brauchen, ist Jemand, Der in Sich Selbst die Erfahrung dessen hat, was die Schriften lehren, und Der kompetent ist, uns eine Kostprobe dieser Erfahrung hier und jetzt zu geben. Nennt ihn, wie ihr wollt – Pir, Murshid, Heiliger oder Meister –, das ist unwesentlich.

Wir achten alle diese Persönlichkeiten, Die in der Vergangenheit wirkten oder in der jetzigen Zeit hier sind. Jene, Die die Wirklichkeit gesehen haben, können uns auf den Weg stellen und uns eine Ersthand-Erfahrung davon geben. Die Notwendigkeit eines solchen Gottmenschen ist seit Anbeginn der Welt empfunden worden.

Einige Leute sagen, dass sie keinen Meister brauchen. Nun, sie werden sich auf Bücher, die Heiligen Schriften, verlassen müssen. Diese Schriften sind gewiss verlässlicher als die intellektuellen Kommentare, welche die Gelehrten dazu geben. Wenn diese die Wahrheit gesehen haben, werden sie die Schriften richtig deuten, wenn aber nicht, werden sie den Leser durcheinander bringen, ihn trotz all ihrer Verstandesfähigkeiten verwirren und ihm nichts nützen.

Wenn ihr euch einzig und allein auf Bücher stützt, verlasst ihr euch letztlich auf einen Meister, denn jemand hat ja die Schriften geschrieben. Wäre es anstelle eines indirekten Zugangs nicht besser, wenn ihr einem Menschen der Verwirklichung direkt begegnen könntet? Er hat eine praktische Erfahrung von dem, was die Schriften beschreiben, und kann euch weit mehr geben, als ihr jemals aus Büchern erhaltet; Er kann euch eine Ersthand-Erfahrung von der Wirklichkeit selbst geben. Dieser Aspekt ist von allen Heiligen hervorgehoben worden. Sie machen uns verständlich, wie wir diese Erfahrung in unserem Leben haben können.

Im Matthäus-Evangelium lesen wir:

Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater.

Und:

Niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

So kennt der Sohn den Vater, und der Vater kennt den Sohn und alle anderen, denen der Sohn Ihn offenbart, denn Er wird der Bewusste Mitarbeiter mit dem Vater am Göttlichen Plan.

Daher sagte Christus:

Ich und der Vater sind Eins. Ich tue nichts von mir selber. Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich kenntet, so würdet ihr auch meinen Vater kennen.

Wie kraftvoll hat Er es ausgedrückt: durch den Menschen, Der den Vater – Gott – erkannt hat, könnt ihr Gott ebenfalls erkennen.

Das Alphabet der Meisterlehren fängt da an, wo die Philosophien der Welt enden. Das ist der Anfang Wahrer Religion. Sie beginnt, wenn ihr über das Körperbewusstsein gelangt, nicht eher.

Natürlich ist der Mensch, Der die Wahrheit erfahren hat, allein kompetent, euch auf den Weg zu stellen. In der Gemeinschaft eines solchen rechtschaffenen Menschen kann man die wirkliche Natur der Dinge verstehen, die wahre Bedeutung dessen, was sonst sehr schwer zu begreifen ist.

So haben alle Meister, Die von Zeit zu Zeit in Erscheinung getreten sind, die Wahrheit verkündet. Nun stellt sich die Frage: Welche Art Yoga – Spirituelle Disziplin – lehren Sie? Wir haben so viele Yogas, so viele Wege, um zur Heimat unseres Vaters zu kommen, den Zustand unwandelbaren Seins zu erreichen, allen Frieden, alle Freude, alles Glück was niemals vergeht und nicht der Auflösung oder der großen Auflösung unterworfen ist.

Dies war das Ziel, das wir uns bei unserer ersten Zusammenkunft vor Augen hielten. Ich machte Angaben aus verschiedenen Schriften. Das Letzte Ziel aller Religionen ist Gott. Wir verehren Denselben Gott, ganz gleich ob wir dem einen oder anderen Land, dem Osten oder Westen, dieser oder jener Religion angehören; denn das macht keinen Unterschied.

Alle Religionen sagen dasselbe.

Liebt Gott,

und da Gott in jedem Herzen wohnt,

liebt die ganze Menschheit.

Dies ist der beste Weg äußerer Lebensführung. Wenn man ihm auf natürliche Weise folgte, würde das Reich Gottes, um das wir so oft, aber ohne Erfolg beten, sicherlich auf die Erde herabkommen.

Als Nächstes müssen wir ins Reich Gottes eingehen, unsere Wahre Heimat erreichen. Der Weg dorthin beginnt, wenn wir uns über das Körperbewusstsein erheben. Aber wie können wir es? Alle Schriften sprechen von dem Weg, der zurück zu Gott führt. Diesen Weg gilt es zu finden.

Es gibt so viele verschiedene Methoden, die wir anwenden können! Aber welche von ihnen ist die natürlichste, die leichteste und bringt uns am ehesten Ergebnisse, so dass wir die Wahrheit noch in diesem Leben erkennen können und nicht bis nach dem Tod warten müssen?

In Kalifornien kam ein Mann zu mir und erzählte, sein Meister habe ihm gesagt, dass sein Inneres Auge geöffnet worden sei. Ich fragte ihn, ob er etwas im Innern sehe, worauf er antwortete: 'Nein.' Ich fragte ihn weiter, was ihn dies glauben mache. Er erwiderte, dass sein Meister es so gesagt habe und es daher so sein müsse. Ich riet ihm, nicht blindlings zu folgen, sondern die Dinge selbst zu sehen.

Ein anderer Mann kam und erklärte:

Mein Meister sagt, dass ich nach dem Tod erlöst sei.

Ich fragte ihn jedoch:

Wo ist der Beweis dafür, dass es so sein wird?

Die Leute wollen die Wahrheit, sage ich euch. Überall in der Welt sehe ich deutlich die Suche nach der Wahrheit. Die Menschen suchen jahrelang danach – in Büchern, durch Rituale und zahllose andere Mittel; aber sie haben keine praktische Erfahrung von ihr erhalten.

In San Franzisko begegnete ich einem sehr gebildeten Mann; er ist der Organisator aller internationalen Religionskonferenzen, die jetzt in Japan, Frankreich, Deutschland und anderen Ländern abgehalten werden. Er hörte eine meiner Reden, in der ich dieses Thema behandelte. Am Ende gab er zu, dass das, was ich sagte, wahr sei und er das Licht Innen nicht gesehen habe. Ohne Zweifel streben die Menschen danach, und viele von ihnen sind sehr ernst, aufgeschlossen und lassen sich überzeugen.

So stellt sich die Frage: Welcher der vielen Yogas ist der beste, rascheste und leichteste und der für unsere Zeit geeignetste? Die Meister lehren den natürlichsten Weg. Natürliche Wege sind immer die einfachsten. Einfache Dinge kann jeder überall befolgen. Selbst ein Kind sollte das Licht des Himmels im Innern sehen können.

Es gibt so viele Yoga-Praktiken. Wir haben den Hatha Yoga, der uns einerseits physische Gesundheit und einen kräftigen Körper gibt und andererseits den Weg für eine weitere Yoga-Art, den Prana Yoga, ebnet. Der Prana Yoga ermöglicht einem die Kontrolle über das Atmungssystem im Körper und befähigt einen, die motorischen und sensorischen Ströme am Sitz der Seele im Innern zu sammeln. Der Körper wird nur als ein Klumpen Erde, ohne Atem oder Bewegung, zurückgelassen; dies wird in der Fachsprache Kumbhak genannt. Wenn uns dieses Zurückziehen der Pranas – Lebensenergien – gelingt, sehen wir innerlich das Licht Gottes und hören die Stimme Gottes. Das ist ein schwieriger und mühseliger Weg. Nicht jeder ist dafür geeignet. Nicht jeder kann ihn gehen. Der Körper muss gesund und kräftig sein. Dazu müssen wir eine lange Zeit Hatha-Yoga-Übungen durchführen, um ihn tauglich zu machen; erst dann können wir diesen Weg aufnehmen. Jene, die körperlich nicht kräftig genug sind, wenn sie ihn gehen, werden von verschiedenen Krankheiten befallen.

Als Nächstes sei der Laya Yoga genannt, der sich mit dem Erwecken der Kundalini oder Schlangenkraft befasst. Auch er wird durch die Atemkontrolle ausgeübt. Man muss alle Körperzentren erwecken und Schritt für Schritt höher gehen.

Es gibt auch noch andere Yoga-Arten, die einen instand setzen, das Gemüt zu kontrollieren. Bei ihnen wird verlangt, sich ein äußeres Objekt innerlich vorzustellen, damit man etwas hat, worauf man seine Gedanken konzentrieren kann.

Der Jnana Yoga wiederum hat zum Ziel, die Wahrheit im Innern allein durch die Kraft des Verstandes zu erfassen – wirklich ein sehr schwieriger Weg, würde ich sagen.

In der Brihadaranyaka-Upanishade steht:

Die Unendlichkeit mit dem begrenzten Verstand zu ermessen ist so unmöglich, wie seinen Durst mit Wein zu löschen oder aus Sand Öl zu gewinnen.

Wie kann der begrenzte Verstand mit seiner geringen Reichweite die alles durchdringende Wahrheit begreifen? Das ist einfach unmöglich.

Daher sagte Konfuzius:

Die Wirklichkeit ist etwas, das man nicht erfassen, verstehen oder begreifen kann.

Und er wandte sich deshalb von der Spirituellen Seite des Lebens den ethischen Aspekten zu.

Können wir mit dieser Wirklichkeit überhaupt in Verbindung kommen? Alle Meister sagten entschieden und einstimmig: Ja!

Guru Nanak bestätigt:

Der Herrgott Nanaks ist überall sichtbar.

Swami Vivekananda, der vor Jahren nach Amerika kam, begann sein Leben als Atheist. Er forderte die Leute auf, ihm Gott zu zeigen. Dann fragte er:

Gibt es jemanden, der Gott gesehen hat?

Ihm wurde geraten, nach Dakshineswar, in Bengalen, zu gehen und Paramhansa Ramakrishna aufzusuchen.

Voller Stolz auf seine intellektuellen Fähigkeiten ging er dorthin. Ramakrishna erschien ihm wie ein gewöhnlicher Mensch. Ihr seht, die Meister suchen nicht zu glänzen; Sie sind nicht auf äußeren Schein bedacht. Vielmehr geben Sie sich als Mensch, wie wir es sind. Er fand den Weisen zuerst auf der Wiese, die an Seine Hütte grenzte, und stellte Ihm seine oft wiederholte Frage:

Meister, habt Ihr Gott gesehen?

Und wie lautete die Antwort?

Ja, mein Kind, ich sehe Ihn genauso, wie ich dich sehe, nur lebendiger.

Bei diesen Worten, die aus dem Herzen eines verwirklichten Menschen kamen, verneigte sich Vivekananda. Und in seinem ganzen weiteren Leben erklärte er immer wieder:

Nur durch diesen Gottmenschen wurde ich gerettet.

Wie ist also die Erlösung möglich? Alle Meister sagen:

Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein.

Um Erlösung zu erlangen, müssen wir also unser Einfältiges Auge entwickeln. Aber wie ist es zu finden und zu entwickeln?

Guru Nanak sagt uns, dass das Einzelauge, von dem die Rede ist, nicht aus Fleisch und Blut besteht wie unsere äußeren Augen. Es ist das Innere Auge, das Auge in euch, und dieses muss geöffnet werden. Aber wie? Jemand, Dessen Inneres Auge offen ist und Der das Licht Gottes gesehen hat, kann auch euch eine Innere Ersthand-Erfahrung davon geben. Sehen heißt glauben, und wenn ihr selbst seht, werdet ihr nach keinem weiteren Beweis verlangen. Andererseits kann ein Blinder nicht den Blinden führen. Nur eine erwachte Seele kann Seelen erwecken, die auf der Sinnesebene schlafen. Wie Licht von Licht kommt, so kommt Leben von Leben. Ein verwirklichter Mensch kann anderen eine Erfahrung von der Wirklichkeit zuteil werden lassen. Wer sich ins kosmische Bewusstsein erhoben hat, kann anderen dazu verhelfen, sich in dieses Bewusstsein zu erheben. Es ist also nicht unmöglich. Alle Meister haben dies bestätigt.

Shamas-i-Tabrez sagt:

Wir sollten Gott mit unseren eigenen Augen sehen und die Stimme Gottes mit unseren eigenen Ohren hören.

Dies ist nichts Neues. Es ist die allerälteste Wissenschaft und auch die exakteste.

Ein anderer Moslem-Heiliger, Moin-ud-din Chishti, sagt uns:

Ihr müsst das Innere Auge öffnen, um die Herrlichkeit Gottes im Innern zu sehen. Sie ist bereits dort.

Ein Wahrer Christ muss wissen, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, um das Licht Gottes zu erblicken. Ein Wahrer Moslem muss die Glorie Gottes von der Spitze des Berges Toor bezeugen, der unser Körper ist. Der Prophet Moses ging auf den Berg Sinai, um die zehn Gebote inmitten von Blitz und Donner zu vernehmen. Desgleichen ist ein Wahrer Sikh – Khalsa –, wer das Licht Gottes in sich selbst sieht. Die Schriften sagen uns, dass der Guru, Meister, Einer ist, Der die Dunkelheit im Menschen vertreiben kann, indem Er das Licht des Himmels enthüllt. Die Christen nennen diese Stelle – an der das Licht gesehen wird – im übertragenen Sinn den Berg der Verklärung.

Das ist unser Ziel. Es ist möglich und für jeden erreichbar. Wann? Wenn man in Verbindung mit einem praktisch erfahrenen Adepten kommt. Er wird ein Mensch wie jeder andere von euch sein, aber Er hat eine Innere Erfahrung von der Wahrheit und ist kompetent, euch diese ebenfalls zu geben. Wenn Er sie euch zu aller Anfang gibt, könnt ihr mehr von Ihm erwarten.

Welche Art Yoga lehren die Meister? Ich habe gerade bestimmte Yoga-Arten erwähnt. Es gibt noch andere Richtungen, die es ermöglichen, uns auf die niederen Ganglien im Körper zu konzentrieren und dort zu verweilen. Sie zielen darauf ab, verschiedene übernatürliche Kräfte zu erwecken. Das Wahre Lebensziel aber besteht darin, sich selbst und Gott zu erkennen, nicht im Besitz übernatürlicher Kräfte. Einem, der die Höchste Art von Yoga praktiziert, indem er dem Weg der Meister folgt, fallen alle solche Kräfte von selbst zu: er hat nicht für sie zu arbeiten. Aber ein Wahrer Gottsucher meidet derartige Versuchungen.

Welches ist sodann der natürlichste Yoga? Was lehren die Meister? Der Pfad der Meister ist als Sehaj Yoga – der natürliche Yoga – oder Surat Shabd Yoga – der Yoga des Tonstroms – bekannt. Was ist Surat? Es ist die Seele in jedem von uns, deren äußerer Ausdruck die Aufmerksamkeit ist oder was man als Bewusstheit, Gewahrsein oder Wachsamkeit kennt. Wenn ihr eure Augen eine Zeit lang hintereinander öffnet und schließt, werdet ihr eine Art von Wachheit und Bewusstheit hinter den Augen empfinden. Diese Wachheit oder Bewusstheit ist das Selbst in euch, das ihr seid. Im Wachzustand ist es im Körper zerstreut und durch die Tätigkeit der Sinne in äußere Beschäftigungen der Welt vertieft. Es kann jedoch zurückgezogen und im Innern konzentriert werden. Der Meister hilft, die Sinnesströme zurückzuziehen, sie an einem Zentrum zu sammeln, und gibt eine Innere Verbindung mit der Kraft des Wortes, dem Göttlichen Bindeglied in jedem von uns. Diese Gotteskraft ist unter verschiedenen Namen bekannt. Johannes spricht von Ihr als dem Wort. Sie ist der Heilige Geist Christi. Die Moslems nennen Sie Kalma oder Ism-i-Azam, während die Hindu-Rishis Sie mit Sruti oder Udgit bezeichnen. Zoroaster gab Ihr den Namen Sraosha oder das schöpferische Wort. Guru Nanak spricht davon als Naam. Sie ist die große Schöpferkraft Gottes, die das Universum überwacht. Dieses Tonprinzip oder diese Göttliche Harmonie ist der Kern alles Seienden.

Und was ist Gott? Ihr findet dasselbe in der Bibel erwähnt. Johannes beginnt Sein Evangelium mit den denkwürdigen Worten:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

Dryden, ein großer englischer Dichter, nennt es in seiner dichterischen Vorstellung die Harmonie und schreibt die ganze Schöpfung der großen Kraft der Musik zu.

Dieses Wort existierte schon, ehe die Schöpfung entstand.

Gott, das Absolute, ist ohne Worte und ohne Namen. Als sich dieses Absolute offenbarte, wurden Ihm, wie bereits gesagt, verschiedene Namen gegeben: Wort, Kalma, Naam, Sruti, Udgit usw. Diese erste und ursprüngliche Offenbarung des Absoluten – in Form des Tonprinzips – ist das Göttliche Bindeglied in jedem von uns, und diese Kraft ist alles durchdringend und ewig.

Auf ewig, o Herr, hat dein Wort im Himmel Wohnung genommen.

Die Bibel berichtet uns weiter:

Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht.

Das ist die schöpferische Kraft:

Er trägt alle Dinge mit Seinem kräftigen Wort.

Die Bibel nennt dieses schöpferische Prinzip das Wort. Wie ich gestern sagte, könnt ihr nicht die Wahre Bedeutung der Schriften verstehen, wenn ihr nicht die spezielle Ausdrucksweise der Meister kennt. Das Wort, wie es in der ganzen Bibel und besonders von Johannes gebraucht wird, ist ein Beispiel solcher Bezeichnungen; und so gibt es viele andere in den verschiedenen Schriften. Dieses Wort ist dauerhaft, Es währt immer und ewig:

Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.

Das Wort Gottes bedeutet nicht die Worte, die von den Meistern gesprochen werden. Ihre Worte der Weisheit bringen nur das Wort Gottes zum Ausdruck und dessen schöpferische, lenkende und erhaltende Kraft über allem, was sichtbar und unsichtbar ist. Diese Kraft existierte von Anbeginn.

Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Dieses Göttliche Bindeglied ist in jedem Menschen. Der Hebräerbrief des Neuen Testaments sagt darüber:

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn ein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis dass Es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Diese Kraft wird als Wort bezeichnet.

So ist Gott das Namenlose oder Wortlose. Als diese Kraft ins Dasein kam und eine offenbarte Form annahm – der wirkende Gott –, wurde Sie zum Ursprung, dem grundlosen Urgrund der ganzen Schöpfung in den höheren und niederen Welten. Und diese erste offenbarte Form des Absoluten ist der einzige Weg zurück zu Gott.

Mit diesem Göttlichen Bindeglied, das die erhaltende Kraft alles Erschaffenen ist, müssen wir in Berührung kommen. Wir verdanken unsere bloße Existenz diesem mächtigen Bindeglied in uns, das die strahlende Seele mit dem groben physischen Körper vereinigt. Wenn diese Kraft zurückgezogen wird, bricht das verbindende Glied, die Seele scheidet und lässt den Körper als leblosen Erdklumpen zurück. Wir nennen es Tod – die Auflösung des Mikrokosmos. Wenn sich die Kraft von der Welt zurückzieht, erfolgt die große Auflösung.

Dieses Göttliche Bindeglied ist in jedem Herzen. Mit ihm müssen wir einen wirklichen und lebendigen Kontakt herstellen. Aber wie? Ihr könnt das haben, wenn ihr das physische Bewusstsein überschreitet.

Die Bibel sagt:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.

Einer, Der das Personifizierte Wort ist, wird euch natürlich mit dem Wort im Innern verbinden können. Diese Kraft wohnt immer in uns. Sie ist das Brot des Lebens, und wir leben wahrhaftig durch Sie, obwohl wir es niemals erkannt haben.

Christus sagt uns:

Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit.

Er meinte keineswegs Seinen Körper, sondern das Personifizierte Wort in Ihm. Es wird von den Weisen oft als das Wasser des Lebens bezeichnet.

Christus sagt:

Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das Ewige Leben quillt.

Aber wie ist dieses Brot des Lebens oder Wasser des Lebens, das Ewiges Leben verleiht, zu bekommen? Wie nimmt man dieses Elixier auf? Alle Schriften sagen uns einmütig, dass man es von einem Lebenden Heiligen erhalten kann, Der das aktive Lebensprinzip verkörpert. Es wird euch nichts kosten, keinen Pfennig. Es ist genauso wie Licht, Luft und Wasser eine Gabe der Natur. Diese Erfahrung der Wahrheit könnt ihr durch die Gnade eines Lebenden Meisters erlangen, Der voll kompetent ist, euch mit dem Göttlichen Bindeglied im Innern zu verbinden.

Welcher Art ist diese Erfahrung? Die Bibel sagt:

Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein.

Ferner:

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.

Das zeigt, dass es eine Erfahrung des Lichts im Innern gibt.

Und dann ist da auch noch etwas anderes – das Tonprinzip:

[…] die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem Lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibt.

Ihr müsst euch über das Körperbewusstsein erheben, bevor ihr mit der Kraft des Wortes innerlich in Verbindung kommt. Es bedeutet eine Erfahrung des Lichts – vom Licht Gottes in euch. Und es ist der rettende Leitstern.

Der Gerechte läuft dahin, und wird beschirmt.

Jene, die auf den Pfad der Meister gestellt wurden, erfahren eine wunderbare Wandlung in ihrem Leben und ihrer Handlungsweise. Standhaft in der Kraft des Wortes, werden sie durch dasselbe errettet und entkommen dem Kreislauf der Geburten und Tode. Die Auflösungen und die große Auflösung wirken sich nicht auf sie aus.

Es heißt:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.

Beachtet die Worte: durch den Mund Gottes. Diese Erfahrung – Enthüllung des Lichts – erlangt man durch die Gnade eines Adepten in der Wissenschaft der Spiritualität. Der Meister hat Seinen eigenen Lebensimpuls zu übertragen, wenn Er uns auf den Weg stellt und uns eine Verbindung mit dem allmächtigen, lebendigen und vibrierenden Ton im Innern gibt. Mit dieser Inneren Offenbarung erfahren wir die Bedeutung der Worte des Meister-Christen:

[…] und niemand kennt den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Wiederum:

Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.

Was ich sagen möchte, ist, dass die Kraft des Wortes zwei Aspekte hat: zum einen den des Tons und zum anderen das Licht. Es ist der natürliche Weg. Die Meister befassen Sich nicht mit dem Atmungssystem. Sie nehmen die Hilfe der Pranas einfach deshalb nicht in Anspruch, weil diese im Körper eine unabhängige Funktion haben und auf keine Weise unsere gewöhnlichen Tätigkeiten wie Gehen, Sprechen, Essen und Trinken beeinträchtigen. Wenn wir die Pranas sonst nicht beachten, können sie bei den Spirituellen Sadhans – Übungen – genauso umgangen werden. Das Werk Gottes kann auch ohne das Einwirken der Pranas oder Lebensenergien ausgeführt werden. Die Meister ließen diesen Teil der Sache völlig außer Acht, um das System zu erleichtern und der gegenwärtigen Zeit anzupassen. Selbst einem Kind wird eine Erfahrung gegeben, wenn man es sich zur Meditation setzen lässt. Es beginnt Licht zu sehen und hört Glockengeläut.

Dies ist also der natürliche Weg, der von den Meistern kundgegeben wird, er ist in dieser Zeit der geeignetste. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in unserem Inneren, bewussten Wesen. Es kommt auf die Konzentration unserer Aufmerksamkeit an. Wenn immer etwas mit ungeteilter Aufmerksamkeit getan wird, ist das Ergebnis überragend. Auch physische Übungen mit dem Augenmerk auf Körper schulende Vorgänge machen einen stark und gesund. Ähnlich erlangt man intellektuelle Stärke, wenn man es auf die Gehirnzentren richtet. Lenkt ihr eure Aufmerksamkeit oder Seele auf das Göttliche Bindeglied im Innern, das Wort genannt, werdet ihr spirituell groß. Alles lässt sich durch eine gezielte Aufmerksamkeit erreichen.

Darum sagte Emerson:

Der Schlüssel zum Erfolg ist das eigene Denken.

Die richtige Anweisung und Beratung ist alles, was man braucht. Es erfordert keine äußeren Zeremonien und Rituale. Ihr könnt bleiben, wo ihr seid. Der Weg ist in euch. Der leichteste und natürliche Weg zurück zu Gott ist daher die Verbindung mit dem Tonprinzip.

Das ist der natürliche Yoga und der gegenwärtigen Zeit angepasst. Wegen unserer kurzen Lebensspanne und anderen uns angeborenen Schwächen sind wir nach Vererbung und Anlage nicht fähig, die mühsameren Yoga-Wege aufzunehmen. Es gibt noch andere Wege, aber dieser ist der einfachste, leichteste und günstigste.

Ich besuchte einmal ein indisches Dorf, wo sich ein Mann mehr als 40 Jahre mit Prana-Yoga-Übungen befasst hatte. Ich ging zu ihm. Er war von hagerer und abgezehrter Gestalt – diese Yoga-Art erfordert einen kräftigen und widerstandsfähigen Körper, wofür man Hatha Yoga und andere Übungen gemacht haben muss, bevor man diesen Weg geht. Sein Körper war derart schwach, dass es ihm sogar schwerfiel, zu sprechen oder sich zu bewegen. Als ich ihn fragte, welche Ereignisse er in den 40 Jahren der Prana-Yoga-Schulung erzielt habe, ließ er mich wissen, dass er macnhmal einen Lichtstreifen sehe und gelegentlich einen – unbestimmbaren – Inneren Ton höre. Vergleicht nur die mühevolle Arbeit mit den unbedeutenden Resultaten, die er hatte! Als er von dem natürlichen Weg erfuhr und ermuntert wurde, ihn zu erproben, kannte seine Freude keine Grenzen. Es wurde ihm in kürzerer Zeit ein schnellerer und größerer Erfolg zuteil.

Was ich damit sagen will ist, dass die natürlichen Wege immer leichter sind. Der natürliche Yoga beeinträchtigt nicht das Prana-System, das eine komplizierte Sache ist. Ich stelle nicht die Wirksamkeit des Prana Yoga in Abrede. Aber ist er für uns geeignet? Wie eben erklärt wurde, ist er es nicht.

Die Meister lehren daher einfach:

Mögen die Pranas ihre eigene Funktion im phyischen Körper erfüllen. Schenkt ihnen keinerlei Beachtung, so, wie wenn man mit etwas anderem beschäftigt wäre. Zieht die Geistesströme zurück, und seht im Innern.

Das ist alles.

Der Surat Shabd Yoga oder Yoga des Tonstroms erfordert die Initiation oder Ersthand-Erfahrung von einem Kompetenten Meister auf diesem Gebiet, Der eine Spirituelle Erfahrung geben kann. Wenn Er euch auf den Weg stellt, seht ihr die Dinge selbst. Nachdem ihr zu Beginn ein wenig von ihm bekommen habt, könnt ihr später auch mehr von Ihm erwarten.

Darüber hinaus ist der Meister,  Der in Einklang mit dem Unendlichen ist, ein unfehlbarer Führer auf dem Gottesweg und sowohl im Innern wie im Äußeren ein nie versagender Freund. Er hat die Fähigkeit, euch Innen zu erscheinen, wie es einige von euch heute morgen erfahren haben, und euch ebenso auf den Spirituellen Ebenen zu leiten.

Ein mohammedanischer Heiliger sagt:

Wer euch außen, wenn Er auf der physischen Ebene weilt, Anweisungen geben kann und während des Lebens aus freien Stücken nach oben geht, wie auch beim Tod, hat die Fähigkeit, euch innerlich zu erscheinen und dort zu führen.

Ein Solcher ist in der Tat ein Meister!

Das ist es, was ich euch sagte. Ich habe euch keine Märchen erzählt, sondern Tatsachen aus den Schriften wiedergegeben. Bis wir nicht zu einem praktisch erfahrenen Meister kommen und zu Seinen Füßen sitzen, sehen wir die Dinge nicht selber. Wenn wir unser eigenes Selbst sehen, wird kein weiterer Beweis erforderlich sein.

Natürlich sind dafür bestimmte Vorbedingungen unerlässlich. Welches sind diese? Wir müssen uns auf eine streng vegetarische Ernährung beschränken, damit wir ein ausgeglichenes Leben führen können. Nahrung, die Leidenschaften weckt, muss gänzlich vermieden werden. Es ist besser, von leichter, einfacher und natürlicher Kost zu leben, die eine Hilfe für die Spirituelle Übung oder den Sadhan ist.

Wer Praktiken durchführt, welche die niederen Körperzentren betreffen, isst Fleisch wie die Mohammedaner und Menschen anderer Religionen. Aber wer sich über das Körperbewusstsein erheben und ins Jenseits gelangen will, muss notwendigerweise all das unterlassen. Dies ist der Weg, den ich euch dargelegt habe. Befreiung oder Erlösung ist etwas, das erst beginnt, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt. Darum ist der Vegetarismus die erste Bedingung.

Eine andere ist die Enthaltsamkeit von Rauschmitteln. Ihr seid ein bewusstes Wesen. Ihr müsst euch ins kosmische Bewusstsein erheben und es übersteigen bis in das Überbewusstsein. Die Dinge, welche euer Bewusstsein umnebeln oder euch trübsinnig machen und zur Folge haben, dass ihr es verliert, müssen gemieden werden; daher lasst von allen Rauschmitteln, alkoholischen Getränken, Narkotika, vom Rauchen und von allen Arten unnatürlicher und künstlicher Getränke ab.

Das dritte Erfordernis ist selbstverständlich ein guter Charakter und ein ethisches Leben in Gedanken, Worten und Taten.

Dies sind die Voraussetzungen, die einen Menschen befähigen, den Gottesweg aufzunehmen. Wenn ihr euch nicht von den genannten Dingen frei macht, wird euer weiterer Fortschritt auf dem Weg verzögert. Hingegen werdet ihr auch im alltäglichen Leben eine bisher unbekannte Glückseligkeit erfahren, wenn ihr euch nach diesen Anweisungen richtet.