4. Im Dwapar Yuga:
Die Verkörperung als Karunamai

Nach dem Treta Yuga kam das Dwapar Yuga und wieder wurden die Seelen befallen durch die Negative Kraft.

Als das Dwapar Yuga kam, rief Sat Purush.

Sat Purush sagte:

"O Gyani, geh’ so bald wie möglich in die Welt und bewahre die Seelen vor Yama. Kal lässt den Seelen Leid angedeihen. Geh’ und durchtrenne ihre Ketten. Erledige Kal und bringe die Seelen zurück. Warum sollten sie in die Welt gehen, abermals und abermals?"

Dann sagte ich diese Worte zu Sat Purush,

"Befiehl mir, o Shabd Parwani."

Der Purush sagte,

"Höre, Yoga Santryan, befreie die Seelen, indem sie Shabd realisieren. Wenn Kal sich dieses Mal ungerecht verhält, mein Sohn, jage ihn hinaus mit meinem Wort. Die Seelen sind überlistet in Kals Schlinge. Wende jedes Mittel an, doch bring’ sie zurück in die Höchste Verzückung. All die Seelen werden Zuflucht nehmen, wenn ihnen Kals Charakter bekannt wird. Sie wissen nicht, wie nutzvolles Wissen und unsere Ratschläge zu würdigen sind. Sie wissen nicht, wie man Dinge betrachtet.

Gehe in die Welt und mache dort den Sehaj-Weg bekannt. Befreie die Seelen, indem du dich dort selbst offenbarst. Die Seelen, die dich anerkennen, werden mich erhalten. Yama wird jene nicht verzehren, die an dich glauben. Geh’ und nimm die Seelen heraus. Du hast meine Glorie in dir. Da ist kein Unterschied zwischen dir und mir – genau wie die Welle des Wassers inert (inaktiv) im Ozean endet (wenn sie ihre Struktur verliert). Jene, die dich und mich verstehen als zwei unterschiedliche Dinge – Yama wird sich in deren Herzen seinen Platz bereiten. Gehe schnell in die Welt und befähige die Seelen, den Ozean der Welt zu überqueren."

Kabir sagte zu Dharam Das:

Sein Haupt verneigend, brach Gyani auf, und mit Sat Purushs Anweisungen kam er in die Welt. Als der Ton des Sat Purush in der Welt zu erklingen begann, o Dharam Das, berührte das Übel meine Füße.

In meine Zuflucht eintretend, befragte mich Dharam Rai auf vielerlei Weise:

"Weshalb bist du dieses Mal in die Welt gekommen? Gib mir das Wissen darüber. Ich bitte dich: Erwecke nicht die ganze Welt! Du bist mein älterer Bruder, ich bin dein jüngerer. Ich falle dir zu Füßen."

Gyani sagte:

– "Höre dem zu, o Dharam Rai. Rar sind die Seelen, die mich erkennen werden. Niemand glaubt an (den) Shabd, da du die Seelen so geschickt irregeführt hast."

Kabir sagte zu Dharam Das:

Dies sagend, stellte ich meine Füße auf die sterbliche Welt und erneut rief ich die Worte des Spirituellen Weges aus. Ich verließ den Leib von Sach Khand und kam in den menschlichen Körper. Ich kam in die sterbliche Welt und rief den Sat Shabd für die Seelen. Als ich im Dwapar Yuga kam, trug ich den Namen Karunamai. Niemand hörte meinem Ruf zu, da sie durch Kal gefesselt waren in den Ketten der großen Illusion.

_______________

Veranschaulichung:

Dwapar Yuga: Das dritte oder Kupferne Zeitalter. Es heißt, dass die Menschen in diesem Zeitalter eine Lebensspanne von 1000 Jahren hatten (Quelle: Vortrag von Kirpal Singh, 1894–1974, in englischer Sprache, gehalten in Tustin, Kalifornien, am 18. Dezember 1963 und unter dem Titel 'No new Faith, mind that' in der englischsprachigen Dezember 1976 Ausgabe von Sat Sandesh veröffentlicht). Vishnu inkarnierte sich an seinem Ende als Krishna, und er führte die Pandava-Brüder in die Irre, was zum furchtbaren Mahabharata-Krieg – ca. 3200 v. Chr. – führte.

Sehaj-Weg:

Naam hilft einem Geist bei der Erlangung von Sehaj – einem Zustand vollkommenen Gleichgewichts jenseits des Bereichs der drei Gunas: Satvik, Rajsik und Tamsik; das heißt, Gleichmut, Tätigkeit bzw. Trägheit.

Es ist ein Zustand, der nicht dem Verfall und der Auflösung unterworfen ist.

Naam oder das Wort (Übersetzung aus der englischsprachigen
Vierten Edition, 1981) – Buch I: I. / (xv)
Der Pfad von Naam leitet zum Sehaj-Zustand,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Da Sehaj – bisweilen auch 'Sahaj' geschrieben – auch mühelos bedeutet, besagt der Ausdruck Sehaj-Weg: der natürliche oder – relativ – leichte Weg. Der Yoga der Meister wird oft Sahaj Yoga genannt, speziell wenn er mit Hatha Yoga oder Pranayama-Praktiken verglichen wird.

Stellte ich meine Füße auf die sterbliche Welt: Wenn ein Meister oder Gurumukh Shabd in Sich Selbst reflektiert, wird dadurch Shabd für die Seelen gerufen.

Dies soll am Ende der Zeitalter die Spirituelle Revolution sein, welche nichts Äußerliches ist. Vielmehr soll es zu einem Inneren Erwachen der Menschheit kommen, hervorgerufen durch die Ausstrahlung all der vielen Menschen, die mit Naam verbunden wurden – wenn diese auf die rechte Weise leben.

(Siehe hierzu auch Unterkapitel 'Die Schmach für den Weg der Heiligen' am Ende des Buches.)

Rief ich die Worte des Spirituellen Weges aus: Dies bedeutet, die Lehre mittels Varan Atmak – gesprochener Worte – zu verkünden, während man in Dhun Atmak – Shabd oder dem Tonstrom – ruht.