5. Im Kali Yuga:
Die Verkörperung als Kabir (1398–1518)

Kabir sagte:

Nun höre, mein geliebter Dharam Das: Ich werde dir erzählen, was danach geschah. Das dritte Zeitalter verging und das Kali Yuga kam, also kam ich wieder, um die Seelen zu lehren. Als Dharam Rai mich kommen sah, wurde er, Yama, welk.

Dharam Rai sagte,

"Warum verursachst du mir Qual und nimmst meine Speise nach Sach Khand? In all den drei Zeitaltern kamst du in die Welt und ruiniertest meinen Ozean dieser Welt. Sat Purush gab mir das Versprechen, wie konntest du daher die Seelen befreien? Wenn irgendein anderer Bruder gekommen wäre, ich hätte ihn zertrümmert und verschlungen in einer Sekunde. Meine Kraft funktioniert bei dir nicht, da durch deine Macht die Seelen zurück in ihre Heimat gehen. Nun wirst du wieder in die Welt hineingehen, doch wird niemand deinem Shabd zuhören. Ich habe solche Karmas und Illusionen geschaffen, dass keiner einen Weg aus ihnen heraus finden kann. Ich habe den Geist der Illusion in jedem Haus geschaffen und die Seelen irreführend, bringe ich sie zum Tanzen. Der Geist der Illusion hat von ihnen allen Besitz ergriffen – jedoch jene, die dich anerkennen, deren Illusion wird fortgehen.

Alle Menschen essen Fleisch und trinken Wein und alle Arten von Fleisch sind ihre Leibspeisen. Ich offenbarte meinen eigenen Pfad und alle Menschen essen Fleisch und trinken Wein. Die Verehrung der Götter, Yogis und Geister ist die Illusion, welche die Welt angenommen hat. Sie bindend in vielerlei Arten von Fallen, mache ich sie unbewusst bis an ihr Zeit-Ende. Bruder, deine Hingabe ist schwer! – Ich sage dir dies, niemand wird an sie glauben."

Gyani sagte:

"O Dharam Rai, du hast viel betrogen und ich erkenne all deine Täuschungen an. Sat Purushs Versprechen kann nicht geändert werden – dies ist, weshalb du die Seelen verschlingst. Wenn der Sat Purush (es) mir erlauben würde, dann würden alle Seelen die Liebenden des Naam werden, und die Seelen leicht bewusst machend, würde ich sie befreien. Du hast Millionen von Fallen geschaffen und in den Veden und den Shastras hast du deine eigene Herrlichkeit niedergeschrieben. Wenn ich in die Welt käme in einer nicht versteckten Gestalt, könnte ich all die Seelen befreien. Wenn ich dies täte, würde das Versprechen gebrochen werden. Das Wort des Sat Purush ist unveränderbar, unzerstörbar und edel. Die Seelen, die gute Eigenschaften in sich haben, werden meinen Shabd annehmen. Ich werde all solche Seelen befreien und ihre Fesseln zertrennend werde ich sie nach Sach Khand nehmen. Jene, deren Illusion ich beenden werde, werden nicht nochmal in deine Fallen kommen.

Hymne

Sie im Wahren Shabd beständig machend, werde ich all ihre Illusionen zerbrechen. Und indem ich sie deine Täuschungen erkennend mache, durch die Kraft von Naam werde ich sie alle befreien. Diejenigen, welche mich und meine Wahren Worte in ihrem Gemüt anerkennen und sich auf den Einen konzentrieren werden, solche Seelen werden ihre Füße auf deinem Kopf behalten und werden zur Unvergänglichen Ebene kommen.

– Jede verständige tapfere Seele, die Kal bezwingt, wird deinen Hochmut beenden. Solche Seelen werden das Kennzeichen des Wahren Shabd sehr glücklich anerkennen."

Dharam Rai sagte,

"O den Seelen Beglückung Gebender, erkläre mir eine Sache. Kal kann sich einer Seele nicht nähern, die ihre Aufmerksamkeit auf dich richtet. Mein Bote bekommt sie nicht, und nachdem er scheitert, kehrt er zu mir zurück. O mein Bruder, ich kann dies nicht verstehen. Erkläre mir das Geheimnis."

Gyani sagte:

"O Dharam Rai, was immer du mich gefragt hast, will ich dir erzählen. Höre den Zeichen der Wahrheit zu. Der Wahre Shabd ist der Befreier. Das Naam des Sat Purush ist die verborgene Autorität, welche ich in den Seelen in der Form von Sat Naam offenbare. Die Seelen, die mein Naam annehmen, überqueren den Ozean der Welt. Wenn eine Seele von mir mein Naam ergreift, schwindet die Stärke deines Boten."

Dharam Rai sagte,

"Höre mir zu, Allbewusster – nun schütte Gnade über mich, o Herr. Was wird dein Name sein in diesem Zeitalter? Verbirg dies nicht vor mir. Verrate mir das geheime Zeichen deinerseits und berichte mir über das Praktizieren der Kontemplation. Warum gehst du in die Welt? Verrate mir die Geheimnisse dessen, eins nach dem anderen. Ich werde die Seelen ebenfalls in den Shabd erwecken und werde sie zu Sat Purushs Lok schicken. Mach’ mich zu deinem Erfüllungsgehilfen, und – o Herr – verrate mir die Essenz über Shabd."

Gyani sagte:

"O Dharam Rai! Wie hinterlistig du bist! An der Oberfläche sagst du, dass du mein Diener bist und in dir drin ist nur Betrug. Ich werde dir das verborgene Geheimnis nicht geben, da Sat Purush mir nicht befohlen hat, dies zu tun. Im Kali Yuga wird mein Name Kabir sein, und indem sie 'Kabir' sagt, kann die Seele sicher sein, dass Yama (ihr) nicht nahekommen wird."

Dharam Rai sagte,

"Du verbirgst etwas vor mir und daher werde ich selbst einen Streich spielen. Mit meinem Intellekt werde ich solch eine Täuschung erschaffen, die viele Seelen mit mir kommend machen wird. In deinem Namen werde ich einen Pfad etablieren und auf diese Weise werde ich die Seelen täuschen."

Gyani sagte:

"O Kal, du bist so feindselig gegenüber Sat Purush! Was erzählst du mir über Täuschungen? Dein Schwindel wird der Seele überhaupt nichts anhaben, die Shabd lieben wird. Die Seele des Connaisseurs wird mich anerkennen und wird meine Worte der Erkenntnis von den Schriften unterscheiden. Ich werde die Seelen, die ich initiiere, deine Täuschungen erkennen lassen."

Kabir fuhr fort, Dharam Das zu erzählen:

Dies hörend, wurde Dharam Rai still und verschwand, in seine Wohnstätte gehend. O Dharam Das, Kals Schöpfung ist sehr kompliziert. Er legt die Seelen in die Falle, nachdem er sie hintergangen hat.

Dharam Das sagte:

O Herr, erkläre mir, was danach geschah.

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Veranschaulichung: siehe nächste Seite.