Die Sündhaftigkeit des Gemüts

O Braver, höre über diesen Bestandteil des Gemüts, und durch die Hilfe des Gurus, unterscheide zwischen dem Dieb und dem wohlhabenden Mann. Das Gemüt ist der furchtbare Kal, welcher die Jivas zum Tanzen bringt und ihren Zustand schrecklich macht. Sobald es eine schöne Frau erblickt, wird das Gemüt beunruhigt und Lust plagt den Körper. Das Gemüt nimmt ihn dorthin, durch seine Stärke, und die unwissende Jiva wird fehlgeleitet. Indem es sie in sexuelle Vergnügungen mit Frauen verwickelt, trägt die Jiva die Schuld. Auf der anderen Reichtümer schauend, wird das Gemüt glücklich: 'Ich werde es nehmen!' – und dadurch entsteht Wunschhaftigkeit. Wenn es anderer Besitztümer nimmt, wird der Seele für diese Sünde die Schuld zugewiesen.

Das übergeschnappte Gemüt entwickelt dieses Karma und die unschuldige Seele gehorcht seinen Befehlen. Andere zu kritisieren und deren Besitz zu nehmen, sind die Fallen des Gemüts. Feindselig gegenüber den Heiligen zu werden und den Meister zu kritisieren – dies sind die Karmas, die durch das Gemüt geschaffen werden, welche die Seele in die Falle von Kal legen. Ein verheirateter Mann seiend, begehrt er eine andere Frau: Auf diese Weise sät das Gemüt das Gift des dunklen Karmas. Das Gemüt schafft es, dass die Seele, in einem erregten Zustand, andere tötet. Es verursacht, dass die Seele Höllenqual leidet wegen dieser Sünde. Die Seelen irreführend, verursacht das Gemüt, dass sie den Göttern und Göttinnen dienen durch Pilgerfahrten und Fasten. Das Gemüt selbst führt schlechte Gewohnheiten ein, und indem es die Jiva darin einbezieht, verdirbt es sie.

Er mag eine Geburt als König haben – und dann wird er in die Hölle gehen und leiden. Oder er wird als Bulle verkörpert, der dann der Gatte von vielen Kühen wird. Karma Yoga ist eine Falle des Gemüts: Wenn einer Karma-frei wird, nur dann werden sein Schmerz und Leiden fortgehen.

Hymne

O Dharam Das, höre über die Beschaffenheit des Gemütes zu. Wie lange soll ich es dir beschreiben? Drei Götter, drei-und-dreißig geringere Götter sind in seiner Falle; Shesh Nag und andere Götter sind von ihm bezwungen worden. Ohne den Satguru kann niemand das Gemüt begreifen und wird in seinen Fallstrick fallen. Nur der seltene Heilige hat es anerkannt durch Unterscheidung und es belassen.

– Die Furcht vor Geburt und Tod geht fort mit dem Vertrauen in den Satguru. O Dharam Das, einer, der das Wahre Naam standhaft annimmt, ist der Erfüllungsgehilfe des Sat Purush.

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Veranschaulichung:

Er mag eine Geburt als König haben:

Wenn man somit den nahezu allgemein anerkannten, weithin angenommenen und gemeinhin akzeptierten Weg der guten Taten verfolgt, findet man sich abermals gefangen im Netz der unersättlichen Wünsche und Begierden und mit diesem glitzernden und nie zu fassenden Glühwürmchen vor sich, bleibt er weiter ein unwissender Gefangener im eisernen Griff der Karmas. Um sein Ziel zu erreichen, verrichtet er Tapas – verschiedene Arten asketischer Entbehrungen –, die ihm ein besseres Leben einbringen mögen. Selbst wenn er die Herrschaft über ein Königreich erlangt, spielt sein Gemüt verrückt, er lässt sich selbst freien Lauf, vollbringt gewaltige Taten der Tapferkeit und des Heldenmuts, von denen die meisten schlimm genug sind, ihn in die Hölle zu bringen. Abermals, nachdem er eine bittere Lektion der Höllenfeuer, in die er hineingestürzt ist, erfahren hat, versucht er, in den Tapas Trost zu finden. So ist er immer gefangen und bewegt sich, in den Teufelskreis der Versuchungen und Verlockungen verwickelt, von der Hölle zur Reue, von der Reue zur Herrschaft und von der Herrschaft wieder zur Hölle – nacheinander – in einer endlosen zyklischen Folge, hinauf und hinunter am Rad des Lebens. Auf diese Weise schafft sich jeder selbst seinen Himmel und seine Hölle und bleibt durch seine eigenen, gewollten Taten in dem hauchdünnen Netz des Lebens verwickelt, das von ihm selbst angefertigt wurde.

Das Rad des Lebens (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1965) –
IV. Der Weg der Heiligen,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Shesh Nag und andere Götter: Im Dwapar Yuga besiegte Krishna die tausend-köpfige Schlange – im Anurag Sagar mit Shesh Nag gleichgesetzt – im Fluss Yumna – auch als Yamuna bekannt. Krishna aber ist eins mit Kal (siehe auch den Unterpunkt 'Der Charakter von Dharam Rai' in der Veranschaulichung zu 'Der Charakter von Niranjan') und somit ist er das Gemüt.

Die Furcht vor Geburt und Tod: Es reicht nicht aus, seinem Meister gedanklich und mit Worten treu zu sein und zu beschwören, dass Naam das Höchste sei. Naam wirklich standhaft anzunehmen, bedeutet, so zu leben, dass man zu Naam wird – also Eins mit dem Tonstrom wird. Erst dann wird man zu einem Erfüllungsgehilfen.