Die Etablierung des Jagannath Tempels

Kabir sprach zu Dharam Das:

In diesen Tagen war Indradaman der König von Orissa. Ihm wurde gesagt, wie er einen Tempel zu bauen hat. Als Krishna den Körper verließ, hatte Indradaman einen Traum.

In diesem Traum sagte ihm Hari,

"Schaffe meinen Tempel. Bilde mein Idol, o König. Ich kam zu dir, damit du diese Arbeit vollbringen wirst."

Nachdem der König diesen Traum hatte, begann er, den Tempel zu errichten. Doch als er vollendet war, kam der Ozean und überflutete diesen Ort. Erneut, als der Tempel gebaut worden war, kam der aufgebrachte Ozean. In einem Augenblick überschwemmte er alles und riss den Tempel von Jagannath ab. Er baute den Tempel sechs Mal und der Ozean kam immer fließend, um ihn zu überfluten. Nachdem der König viele Dinge ausprobiert hatte, wurde er müde. O Bruder, der Tempel von Krishna wurde nicht fertiggestellt. Diesen Zustand des Tempels betrachtend, erinnerte ich mich an mein vorangegangenes Versprechen, welches ich Kal, dem Ungerechten, gab. Gebunden durch meinen Eid begab ich mich dorthin. Ich saß an des Ozeans Ufer, doch keine Seele erkannte mich an. An der Küste des Ozeans errichtete ich eine Plattform.

Dann hatte Indradaman diesen Traum:

"O König, nun beginne deine Arbeit. Habe keine Ängste bezüglich des Tempels, o König, da ich nur für diese Arbeit hierher gekommen bin. Gehe schnell und bring’ erneut die Leute. Glaube und folge meinen Worten."

Der König begann zu arbeiten und fertigte den Tempel, welchen anblickend, der Ozean kam. Dann abermals erhoben sich die Wellen des Ozeans und kamen mit gefüllter Raserei. Der Ozean kam mit solch einem Groll, dass es aussah, als ob der Tempel von Purushottam nicht fortbestehen würde. Die rasenden Wellen berührten den Himmel – dann kam der Ozean der Plattform nahe. Als der Ozean meinen Darshan bekam, hielt er dort inne mit viel Befürchtung.

Die Gestalt eines Brahmanen annehmend, kam der Ozean zu mir. Meine Füße berührend, beugte er sein Haupt. Er erhielt mein Geheimnis nicht.

Der Ozean sagte:

"O Herr, ich kam her, um den Jagannath zu überschwemmen. Vergib mir meine Sünde. Nun habe ich Dein Geheimnis erhalten.

– O Herr, der Gnädige gegenüber den Armseligen, erlaube mir Rache an Ragupathi. Meine Hände faltend, flehe ich Dich an, o Beschützer: Mach’ mir ein Versprechen. Als Raghubir nach Lanka ging, baute er eine Brücke über den Ozean und begab sich zum Schlachtfeld. Wenn irgendjemand dorthin kam, um ihn aufzuhalten, schüchterte der Alakh Niranjan sie mit Vergeltungsdrohungen ein. Herr, habe Erbarmen mit mir und höre meinen Gründen, auf Rache zu sinnen, zu."

Kabir sprach:

"Ozean, ich verstehe den Grund, (um dessentwillen) du nach Ahndung trachtest; daher gehe und überschwemme die Stadt Dwarka."

Dies hörend, berührte der Ozean meine Füße, und sein Haupt verbeugend, ging er freudig. Des Ozeans rasende Wellen kamen dann und überschwemmten die Stadt Dwarka. Die Errichtungsarbeit des Tempels war beendet und Hari wurde eingeführt.

Dann gab Hari diesen Traum an den Priester:

"Dieser Kabir ist von mir gekommen. Er baute eine Plattform am Ufer des Ozeans. Die rasenden Wellen des Ozeans kamen. Den Darshan von Kabir erhaltend, hielt der Ozean inne, und auf diese Weise wurde der Tempel gerettet."

Der Priester kam ans Ufer und nach dem Baden kam er zurück in den Tempel. Zuerst gab er, der Armselige, ihm seinen Darshan und verwickelte ihn in Scheinheiligkeit. Ich erhielt den Darshan von Hari nicht, somit kam ich zurück zu meiner Plattform. Dann erschuf ich einigen Übermut, ich werde dir dies sagen – ich werde nichts vor dir verbergen.

Als der Priester in den Tempel ging, um anzubeten, geschah dort dies: All die Götterbilder, die im Tempel waren, wandelten sich um in die Form von Kabir! Der Priester sah, dass jedes Idol als Kabirs Form erschien. 

Der Brahmane, der dabei war, Reis und Blumen zu opfern, war überrascht und sagte,

"Dies ist nicht Gott! Ich wollte dies nicht anbeten, o Bruder."

Dieses Mysterium sehend, beugte der Brahmane sein Haupt.

"O Herr, ich hatte Dein Geheimnis nicht verstanden."

Der Priester sagte:

"Ich hatte Deinen Worten nicht gehorcht, das ist, warum Du mir dieses Mysterium zeigtest – o Herr, ich ersuche Dich, meine beiden Hände faltend, mir meine Sünden zu vergeben."

Kabir erwiderte:

"O Brahmane, höre dem aufmerksam zu. Ich werde dir ein Wort sagen. Du betest den Herrn an, Gedanken und Dualität aufgebend. Die Jiva, die Illusion speist, wird behindert werden. Einer, der dieses Essen isst und an die Unberührbarkeit glaubt, wird kopfüber aufgehängt werden."

Kabir fuhr fort:

Nachdem ich das Wissen über die Beseitigung der Illusion von dieser Plattform (aus) gegeben hatte, ging ich von dort fort. O Dharam Das, höre dem aufmerksam zu.

Dharam Das sagte:

O Vollkommener Satguru, mit Deiner Gnade sind all meine Leiden fortgegangen. O Herr, Du hast mir gesagt, wie Du gegangen bist, um Hari zu begründen. Wo bist Du hierauf hingegangen und welche Seelen hast Du befreit und wie? Erzähle mir über die Auswirkung des Kali Yugas und über die Seelen, die Du erweckt hast. Beschreibe mir dies, o Guru Dev, und verrate mir, welche Seelen Dir gedient haben.

Daraufhin antwortete Kabir:

O Dharam Das, da du um dies gebeten hast, werde ich dir alles berichten ohne Unterbrechung.

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Veranschaulichung: siehe nächste Seite.