VI

Gemüt

Nun zu den Fehlhandlungen oder dem Verlassen des rechten Weges, wie du es nennst. Wie du weißt, wirkt das Gemüt auf verborgene Weise – zu subtil, um von einem gewöhnlichen Menschen rechtzeitig erkannt und korrigiert zu werden, bevor ein Fehler geschieht. All unsere Handlungen, seien es nun Worte oder Taten, kommen aus der Fülle unseres Herzens. Wir müssen also geistig ein waches Auge auf unsere Gedanken-Schwingungen richten, um fähig zu werden, ihr Auf und Ab rechtzeitig zu erkennen und dann durch einen Prozess der Konzentration zu überwinden, indem wir alles über das Gemüt und die mentalen Stadien vergessen, einschließlich der reinen Essenz des Geistes, von der die Seele wie ein feiner Schleier umhüllt wird … Die Erinnerung an unsere Erfahrungen in der Vergangenheit und Gegenwart verfolgen uns ständig; und wenn wir nicht lernen, uns von ihnen freizumachen und uns über sie zu erheben, begehen wir die Fehler ganz unbewusst. Der Vorgang des Aufzählens ist der erste Schritt, um uns der Handlungen bewusst zu werden, die wir in unserer selbstgerechten Anmaßung gern übersehen.

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Durch die Wahl deiner Worte bringst du einfach deine innersten Gefühle zum Ausdruck, wenn du versuchst, eine Lösung für die Verwirrung zu finden, die dein Gemüt erzeugt hat. Jede Frage trägt die Antwort schon in sich. Manchmal verwirrt uns der menschliche Verstand an der Oberfläche, aber wenn du dich bemühst, tief ins innerste Schweigen des Herzens zu dringen, wirst du erkennen, wie die unaussprechliche Seligkeit aus der Göttlichen Quelle strömt. In der tiefen Stille dämmert die Göttlichkeit auf – der Sehende verstummt vor der überwältigenden Göttlichen Berauschung und verliert sein kleines Selbst voller Freude in Ihm – im Licht- und Tonprinzip. 

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Wir müssen auf die Gedanken achten, die den Handlungen vorausgehen. Das ist eine langsame, doch beständig voranschreitende Entwicklung, die unsere ganze Bemühung erfordert. Ein wohl diszipliniertes und spirituell geregeltes Leben ist sehr wichtig. Du brauchst nicht zu anderen Menschen und nicht einmal zu Satsangis aufblicken, um dir ihre guten Eigenschaften anzueignen. Unter dem Himmel ist niemand vollkommen – doch die Vollkommenheit ist unser Ziel. Um so mehr du fortschreitest, desto mehr an verehrungsvoller Demut wird sich in dir entwickeln; und im Laufe der Zeit wirst du dich selbst als ein demütiges Werkzeug in den Göttlichen Händen der gnädigen Meister-Kraft erkennen. Das ist der Höhepunkt und der Zenith der Spirituellen Entwicklung.

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Ich würde dir raten, dich nicht zu sehr in rationelle Überlegungen zu vertiefen, die nur dazu führen, das Gemüt zu zerstreuen. Dieses denkende Selbst hat uns sehr lange begleitet, und sein Einfluss erstreckt sich von den physischen bis zu den kausalen Ebenen; und bevor wir nicht alle diese Ebenen, die den Bereich des Gemüts bilden, erfolgreich überschreiten, lässt es uns nicht los … bevor dieser Punkt nicht erreicht ist, finden weder die Gedanken des Selbst ein Ende noch sind unsere Handlungen völlig selbstlos. Das Ego in uns beansprucht den Lohn aller Handlungen und hält uns dadurch in Gebundenheit. Werde frei vom Ego, und du wirst von der bindenden Wirkung der Karmas befreit.

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Bitte erkenne, dass die ständigen Gedanken and weltliche Dinge unsere gegenwärtige Geburt verursacht haben. Um Befreiung vom Kreislauf der Geburten und Tode zu erlangen, müssen wir genau diese Gedankenmuster umgestalten und sie durch Göttliche Gedanken ersetzen. Liebevolles Denken an den Meister und die Wiederholung der Namen dienen als wirksame Hilfe, um die Sinnesströme vom Körper unten zurückzuziehen, wenn der Innere Vorgang der Vertiefung in das Göttliche Licht und schließlich in die bezaubernde Strahlende Form des Meisters beginnt. Die Sehübung umfasst die Wiederholung und das intensive Innere Schauen in die Mitte dessen, was du auch immer im Innern erblickst. Das Licht wird erstrahlen und durch die Gnade des Meisters wird sich der Weg nach oben öffnen.

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Das Gemüt ist seit undenklicher Zeit daran gewöhnt, sich mit den Dingen der äußeren Welt zu beschäftigen und mit ihnen zu leben. Je mehr es sich nach außen wendet, desto mehr zersplittert es sich und um so weniger Frieden findet es. Friede kommt von innen und nicht von außen – wir müssen uns nach innen wenden, um ihn zu finden. Dir wurde der Weg der Umkehr gezeigt, wie du im Innern verweilen und dich des Friedens und der Seligkeit der höheren Ebenen erfreuen kannst. Das äußere Leben und der Innere Fortschritt gehen Hand in Hand. Ohne ethisches Leben kann man keinen Spirituellen Fortschritt machen – deshalb wird darauf ein so großer Nachdruck gelegt. Sei bitte nicht enttäuscht. Mit der Gnade des Meisters wird sich im Laufe der Zeit alles ergeben. Alles braucht seine Zeit. Sei bitte nicht ungeduldig, sondern fahre mit deiner Aufgabe fort, beständig und mit liebevollem Glauben in die Meister-Kraft. Die Inneren Erfahrungen werden täglich zunehmen. Arbeit ist Gottesdienst. Wenn du tagsüber mit deinen weltlichen Pflichten beschäftigt bist, dann tue dies bitte mit ganzer Hingabe und Sorgfalt, so dass sich dein Geist völlig in die Arbeit vertieft. Sollte es jedoch Augenblicke geben, in denen dein Gemüt frei ist, sollten diese Momente mit der Wiederholung der fünf Geladenen Heiligen Namen genutzt werden oder mit dem liebevollen Denken an den Meister oder mit dem Hören auf den Tonstrom, wenn dies soweit entwickelt ist. Das alles mag am Anfang schwierig erscheinen, aber ganz langsam gewöhnt sich der Geist daran und findet bald Gefallen und Freude an den Meditationen und an dieser Art eines wahrhaftigen und geordneten Lebens. Wir müssen mit scharfem Auge auf die äußeren Fehler wachen und sie täglich überwinden.

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Gedanken sind mächtiger als Taten. Du kannst die negativen weltlichen Gedanken vermeiden und dich Göttlichen Gedanken zuwenden, indem du einen Sinn für die beständige liebevolle Erinnerung an den Meister entwickelst. Bitte erkenne, dass dies für den Initiierten wie ein Schutzschild gegen die Angriffe des Gemüts und der Materie wirkt, wenn du ihren mitleidslosen Attacken ausgeliefert bist. Das angeborene Ego lenkt den Geist ab und hindert ihn daran, positive Gedanken an Gott aufzunehmen. Das Überwachen der Gedanken umfasst eine wachsame Haltung des Gemüts gegen die vielen Laster, die du ja kennst. Das ist ein schrittweiser Vorgang, bei dem man die Laster durch veredelnde Tugenden ersetzt.

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Du brauchst dich nicht entmutigt zu fühlen. Versuche deine Innere Fröhlichkeit wiederzugewinnen, indem du dein Bestes gibst und das Übrige der Meister-Kraft überlässt, Die uns beschützt. Selbst die dunkelste Wolke hat irgendwo einen silbernen Streifen. Er ist Sich deines Leides ganz bewusst und wartet sehnsüchtig darauf, dich in ergebenen Meditationen im Innern zu empfangen. Du solltest darauf achten, dass sich dein Unterbewusstsein nicht mit düsteren und kranken Gedanken erfüllt. Das Gemüt macht keinen Unterschied zwischen aufbauenden und zerstörerischen Gedankenimpulsen. Es arbeitet mit dem Material, das du ihm durch deine Gedankenimpulse zuführst. Das unterbewusste Gemüt wird einen furchterfüllten Gedanken genauso als wirklich annehmen, wie einen Gedanken, der voller Mut und Glauben ist. Genau, wie die Elektrizität die Räder einer Fabrik antreibt und uns große Dienste erweist, wenn wir sie richtig anwenden, so kann sie Leben zerstören, wenn man sie missbraucht. In dieser Beziehung steht es dir in großem Maße frei, Gedankenimpulse des Glaubens, der liebevollen Ergebenheit, Demut und Selbsthingabe aufzunehmen, die dich wiederum mit Frieden und Harmonie segnen werden. Du solltest nicht zu sehr über deine Verwirrung grübeln, sondern allen Situationen mit Zuversicht entgegentreten. Meine Liebe und mein Segen begleiten dich.

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Das Gemüt hat seit undenklicher Zeit die Neigung, umherzuwandern, und es lehnt Ruhe und Frieden ab. Doch es muss gefesselt und auf das Heilige Licht und den Tonstrom abgestimmt werden. Du hast recht, dass es immer die eine oder andere Entschuldigung vorschiebt, um sich dem Heiligen Vorgang der Umkehr zu entziehen. Liebevolles Verlangen und ehrliches Bemühen sind die Grundlage für ein erfolgreiches Ergebnis. Das ist ein langsamer aber erfolgreicher Vorgang. Beharrliche Anstrengungen mit tiefem Glauben und religiösem Eifer führen zu Frieden und Harmonie. Der Simran der Geladenen Namen zu allen Stunden geübt, ist segensreich, da er dem Gemüt nicht erlaubt, negative Gedanken zu unterhalten und schließlich zu Konzentration und Umkehr führt. Wenn du arbeitest, dann sei ganz bei der Arbeit – denn Arbeit ist Gottesdienst. Wenn du nicht beschäftigt bist, dann lass dein Gemüt nicht leer sein, denn ein leeres Gemüt ist die Werkstatt des Teufels. Dein Gemüt sollte sich mit liebevollem Denken an den Meister in den Simran vertiefen oder auf den Tonstrom hören, wenn Er zu allen Tageszeiten hörbar geworden ist. Wenn du die Namen geistig wiederholst, ohne an die Augen oder die Stirn usw. zu denken, werden die unangenehmen Gefühle beseitigt. Bitte versuche die Technik zu erlernen, dich ohne jeden Druck im Körper völlig zu entspannen. Die Meister-Kraft wird das himmlische Licht im Innern offenbaren.