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Laute Gebete

Wenn die Gebete laut gesprochen werden, wirken sie für den Augenblick wie ein Hebel, der das Gemüt emporhebt und eine Gelassenheit zustande bringt; aber weil wir ihren eigentlichen Wert und tieferen Sinn nicht begreifen, helfen sie nicht den Boden bereiten, auf dem der spirituelle Oberbau errichtet werden kann. Im Gegenteil, wir fühlen uns oft in öffentlichem Beifall und in Anerkennung verstrickt, und die Folge davon ist häufig, dass wir leicht eine Beute der Selbsttäuschung werden. Da diese Gebete nicht aus den Tiefen der Seele kommen, klingen sie hohl, ohne einen einzigen echten Ton darin. Man kann sie anwenden, um die Vorstellungskraft einer Zuhörerschaft für den Augenblick zu fesseln; sie können aber jenen, die sich damit befassen, nicht grundlegend helfen, seien es nun die Ausführenden oder die Zuhörer. Manchmal bringen sie eine physische Empfindung hervor und eine Art Verzückung, sie führen aber nicht zum Kosmischen Bewusstsein, das nur durch Selbsterkenntnis erlangt werden kann. Gott kann nicht durch laute und kraftvolle Worte eingeschüchtert werden und hat sie auch nicht nötig. Er ist fürwahr die Seele unserer Seele und hört den leisesten und schwächsten Tritt einer Ameise. Er kennt unsere Nöte weit besser als wir selbst und lange bevor sie uns überhaupt bewusst werden. Die Schätze der Spiritualität sind keineswegs durch laute Bekenntnisse und Beteuerungen zu erlangen. Ein Gebet, in der tiefen Stille des Herzens und mit der Zunge des Gedankens zum Ausdruck gebracht, kann allein Frucht tragen; alles andere ist vergeblich.

Wende dich an deinen Gott in aller Demut und in aller Stille.

Koran

Und wieder:

Du brauchst nicht zu schreien, denn Er weiß alles.

Koran

Er hört den Ruf einer Ameise vor dem Trompeten eines Elefanten.

Guru Gobind Singh, Akal Ustat