An den Leser

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.

Matthäus 4:4

Das Gebet ist das Salz des Lebens, ohne das wir nicht auskommen können. Es ist der Natur des Menschen eingewurzelt, dass er um die Erfüllung seiner Wünsche, welcher Art sie auch immer sein mögen, betet. Doch sehr oft kommt es vor, dass wir nicht wissen, worum wir beten sollen, wie wir beten sollen und was wir tun sollen, um unser Gebet zu einer großen dynamischen Kraft zu machen, die an des Himmels Barmherzigkeit rührt.

Das Geheimnis eines erfolgreichen Gebets liegt nicht so sehr in den Worten, die wir gebrauchen, oder in der Zeit, die wir dafür aufwenden, auch nicht in der Anstrengung, die wir darein legen, sondern vielmehr in der konzentrierten Aufmerksamkeit, die wir ihm am Sitz der Seele geben, um es seelenvoll zu machen. Die natürlichste Form eines erfolgreichen Gebets ist das Verlangen der Seele mit der „Zunge des Gedankens“, ohne gesprochene oder gedachte Worte. Ein solches Gebet erzeugt und löst eine solche Fülle geistiger Energie aus, dass dadurch alle kosmischen Kräfte angezogen und miteinander verbunden werden, um die Dinge bestmöglich zu ordnen.

Ein wirkliches Gebet ist ein unaufhörlicher Vorgang, unabhängig von Form, Zeit und Ort, und führt schließlich zu Sahaj, einem Zustand friedvoller Stille in völliger Ausgeglichenheit und vollständiger Zufriedenheit, ohne irgendeinen Wunsch. Das ist sodann der Höhepunkt eines echten Gebets, und hier hört das Gebet auf, ein Gebet zu sein, sondern wird zu einem Zustand, bei dem man sich stufenweise erst ins Kosmische Bewusstsein und dann ins Überbewusstsein erhebt, in dem sich einem der Göttliche Wille völlig offenbart. Dies ist das ein und alles jeden Gebets, und wie es erreicht wird, ist das Thema der weiteren Ausführungen.

Am Ende des Buches sind in einem Anhang Gebetsbeispiele von mehreren Heiligen und aus verschiedenen Schriften zum Nutzen des interessierten Lesers zusammengestellt worden.

Kirpal Singh

Sawan Ashram, Dehli.
Datiert, den 1. Juli 1959.

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Meine Wünsche zählen nur wenig: Dein Wille geschehe.

Nanak