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Die Notwendigkeit für das Gebet

Wir können Gott nicht durch Schmeichelei oder leere Wiederholungen gewinnen, auch erreicht oder verliert Er nichts, ob wir nun beten oder nicht. In Seiner Barmherzigkeit ist Seine Gnade immer – in jedem gleichermaßen – wirksam, denn ohne sie könnten wir nicht leben. Wir können jedoch Seine Gnade zu unserem Vorteil anziehen, indem wir ein geeignetes Gefäß für sie werden. Demut und Glaube reinigen das Gemüt und machen es zu einem brauchbaren Werkzeug für die Gnade Gottes. Diese beiden Hilfsmittel sind dabei förderlich, den Lotos des Geistes, der gegenwärtig auf die Sinne abgestimmt ist, umzukehren. Solange wir nicht imstande sind, seine Richtung nach oben zu lenken, kann die Gnade Gottes nicht direkt hineinfließen. Demütige und aufrichtige Gebete tragen dazu bei, zwischen dem menschlichen Geist und der Gnade Gottes eine Harmonie herzustellen. Es bedarf nicht irgendwelcher rechtsgültigen Argumente und keines Scharfsinns, um unsere Handlungen und Bedürfnisse zu verteidigen. Alles, was gebraucht wird, ist ein reines, liebevolles Herz, das auf Seine Gnade abgestimmt ist, dann wird die Letztere automatisch von ihm angezogen.

Gott ist alle Liebe, und so können wir Ihn nicht bitten, noch liebevoller zu sein. Er ist allwissend, und wir können Ihn nicht durch laute und kraftvolle Gebete irgendwie weiser machen. Vollkommenheit kann durch unsere Beteuerungen und Gebete nicht vollkommener gemacht werden. Wir müssen lernen, zu stehen und zu warten, wie der Klassiker Milton sagte, und dann wird Seine Gnade von selbst angezogen und unser Wesen überfluten.

[…] Gott braucht weder des Menschen Werk noch Seine eigenen Gaben, wer Sein sanftes Joch am besten trägt, dient Ihm am besten, Er ist königlichen Standes. Tausende eilen auf Sein Geheiß über Land und Meer, ohne Ruh; doch sie dienen ebenso, die nur stehen und warten.

John Milton

Gott ist die unveränderliche Dauer und auf ewig derselbe:

Er war, als da nichts war, Er war vor dem Beginn aller Zeiten, Er ist jetzt, o Nanak, und Er wird in alle Ewigkeit sein.

Jap Ji

Die Ewigkeit ist immer verliebt in die Schöpfungen der Zeit.

W. B. Yeates

Der Weg zu Gottes Gnade liegt nicht im Mühen und Klagen. Es genügt für den Menschen, wenn er als Gefäß für den Göttlichen Odem, Der bläst, wo Er will, still wartet. Es ist nur durch das Warten und Vertrauen, dass man zur letzten Wahrheit gelangt, die man gar nicht erfassen kann, außer wenn sie auf die Seele des Menschen gerichtet ist. Hierin liegt der Vorteil des Gebets, das die rechte Haltung schafft, um dem Göttlichen Willen nahe zu kommen.

Wohin ich mich auch immer wende, bist Du da; warum soll ich zu einem anderen beten, wenn ich sehe, dass Du, o Gott, da bist, um auf mein Gebet zu hören.

Guru Arjan, Gauri M5

Des Menschen einzige Pflicht ist, Gott für Seine unzähligen Gaben und Segnungen immer dankbar zu sein. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Wir werden durch sie so verblendet, dass wir nicht nur Ihn, sondern auch uns selbst in der Fülle Seiner Gaben verlieren und meistens durch den Wirbel unserer Wünsche fortgetragen werden.

Wir hängen uns an die Gaben und gedenken nicht des großzügigen Herrn; denn wir haben vergessen, dass wir eines Tages sterben müssen.

Guru Arjan, Dhanasari M5