XXIII

Worum sollten wir beten?

Eine Frau vertraut bei der Heirat alles ihrem Gatten an und akzeptiert freudig die neue Lebensweise, wie auch immer sie sei. Künftig hört sie nur noch auf ihn. Es ist nun Sache des Mannes, für all ihre Bedürfnisse und ihre Bequemlichkeit zu sorgen.

Übergib Ihm alles, was Ihm gehört, und mache Seinen Willen zu deinem eigenen. Dafür schüttet Er vielfältig Seine Segnungen aus. O Nanak, Er ist so barmherzig!

Guru Arjan, Gauri M5

Wer Ihn als seinen gütigen Begleiter hat, dem fehlt es an nichts.

Guru Arjan, Gauri M5

Einmal beabsichtigte ein König, ins Ausland zu reisen. Er erkundigte sich bei seinen Königinnen, was für ein Geschenk er ihnen aus den fremden Ländern mitbringen solle. Eine von ihnen bat um kostbare Juwelen, eine andere um wertvolle Kleider und eine weitere um Schönheitsmittel. Einige baten um Putz und andere um Delikatessen. Die Jüngste von ihnen, die den König am meisten liebte, bat um seine baldige Rückkehr, damit sie durch seine Abwesenheit nicht so lange zu schmachten brauche. Nach seiner Rückkehr sandte der König die verschiedenen Geschenke an seine Königinnen; er selbst jedoch ging zum Palast der Jüngsten und war sehr glücklich darüber, dass es jemanden gab, der ihn am meisten liebte, viel mehr als seinen Reichtum und Besitz. Die Königin dankte auch Gott für das gute Schicksal, ihren Gemahl bei sich zu haben und dass sie nichts sonst benötige. Die anderen Königinnen hatten nicht das Glück, die Beachtung ihres Gemahls zu finden, obwohl jede von ihnen bekam, was sie wünschte. All ihre Schätze und Geschenke nützten ihnen ohne den Geliebten nichts.

Auf genau dieselbe Weise bitten wir durch Kurzsichtigkeit Gott oder den Gottmenschen um Flitterkram, der ohne Bedeutung ist, und nicht um Ihn und Seine erlösende Gnade; und wie die verschiedenen Königinnen in dem Gleichnis leiden wir unter dem Trennungsschmerz. Alle Reichtümer der Welt verfehlen, uns die geringste Befriedigung zu bringen. Im Gegenteil, diese Dinge lenken uns von der Wahrheit ab und machen uns noch unglücklicher. Wenn wir nur Seine Gnade gewinnen könnten, würde uns nichts mehr mangeln. Sein ganzer Reichtum kommt uns automatisch, ohne Bitte, zu. Selbst wenn er uns aus dem einen oder anderen Grund versagt würde, machte es nichts, denn ohne Ihn und Seine Liebe ist er nur wertloser Plunder.

Alle Reichtümer und alle Pracht stehen dem an, der Ihn gewonnen hat; doch selbst ohne sie, was machte es, wenn er in Armut lebte?

Guru Arjan, Shalok M5

Unsere elementarsten Bedürfnisse sind für den Körper, nämlich Nahrung, Kleidung und Obdach. Um diese Dinge bemühen wir uns unentwegt und arbeiten rastlos und wie besessen von früh bis spät. Wir opfern tatsächlich uns selbst, um uns diese Bequemlichkeiten zu verschaffen – sofern dies überhaupt möglich ist. Denken wir daran, dass, wenn ein Kind in die Welt kommt, sein Lebensweg bereits vorgezeichnet ist? Ohne das kommt überhaupt keiner hierher. Alles ist durch das Schicksal geordnet, der Körper gestaltet, und der Geist geht hinein, um seines Lebens Reise in der Welt anzutreten.

Mit einem vorherbestimmten Plan kommt man in die Welt; o Tulsi, und trotz alledem nimmt ihn der Mensch nicht an.

Mutter Natur rüstet sich nun für den königlichen Empfang des Prinzen des Universums, indem sie der Mutter Brust mit Milch versorgt, Obdach gibt in der Mutter Schoß und ein Heer von Dienern bereitstellt, um auf seine geringsten Bedürfnisse einzugehen. Die Kräfte der Natur setzen alles ein, um das Prinzenkind als ihr Eigen zu beanspruchen. Aber während das Kind wächst, sich zum Jüngling entwickelt und den Lebensimpuls in sich wogen fühlt, erhebt die Welt als Pflegemutter auf ihn Anspruch, und er ist töricht genug, sich an ihre Gaben zu klammern, und vergisst dabei seine ursprüngliche und vorgeburtliche Heimat im Himmel.

Der Himmel liegt auf unserem Kinderreich! Stets um den Knaben, der heranwächst, schließt sich Kerkerschatten dann. Die Erde füllt den Schoß mit ihrer Lust; Sehnsüchte hat sie ihrer eigenen Art; wie mit mütterlichem Herzen spart die Amme nichts von ihrer Pracht (nicht schlimmen Ziels bewusst), dass sie ihr Pflegekind, den Menschen, ihren Gast, den alten Glanz vergessen macht, seine Herkunft aus der Herrschermacht Palast.

Wordsworth

Wiederum sind alle Güter der Welt von ganz vergänglicher Natur. Sie sind immer in einem unsteten und wandelbaren Zustand. Nichts ist von Dauer. Alles ist dem Verfall und der Auflösung unterworfen.

Flüchtig erscheinen alle Dinge und treten dann in die Fülle zurück in einem Augenblick versinkt die Welt in der großen Tiefe.

Kabir, Gauri Kabir

Bei dieser sich stets wandelnden Erscheinungswelt gibt es nur ein unveränderliches Sein, und das ist Gott und die wirkende Gotteskraft (der Heilige Geist, Kalma, Naam oder das Wort), Welche für die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung der zahllosen Universen verantwortlich ist. Warum sollen wir dann nicht nach diesem unvergänglichen Lebensprinzip verlangen, darum bitten und beten, so dass auch wir Ewiges Leben haben und unser Ewiges Erbe, die immer währende Gottheit erlangen, was unser Geburtsrecht ist.

Höre auf den Ruf des nichtigen Menschen, offenbare Dich, o Herr, Nanak hat durch die Gnade Deines ergebenen Dieners voller Demut Deine Pforte erreicht.

Guru Arjan, Gauri M5

Sach Khand ist unser Geburtsland. Viele Zeitalter sind dahingegangen, seit wir uns von unserem Vater getrennt haben, und noch immer sind wir im Exil auf dieser Welt.

Die mit uns aufsteigt als des Lebens Stern, die Seele, hatte Heimat einst besessen woanders – kommt von fern.

Wordsworth

Wir müssen sodann nach der Wiedervereinigung mit dem Geliebten verlangen, von dem wir uns seit Myriaden von Zeitaltern getrennt haben.

Seit Ewigkeiten waren wir getrennt, vereine uns mit Dir, o Herr, aus reinem Mitleid, wenn Du willst. Wir sind gewandert überall, an allen Enden der Welt, nun halte uns Du im Schatten Deiner heiligen Schwingen.

Guru Arjan, Majh M5

In zahllosen Geburten habe ich mich immer weiter von Dir entfernt doch diese (menschliche) Geburt habe ich Dir geweiht und nur für Dich bestimmt. So lebt Ravi Das in der Hoffnung, Dich wieder zu finden.

Ravi Das, Dhanasari Ravi Das

Guru Amar Das betet darum:

Ruhelos bin ich durch unzählige Lebensläufe gegangen; gewähre mir die Gnade Deiner Offenbarung.

Guru Amar Das, Dhanasari M3

Guru Arjan bittet:

Viele Geburten verschiedener Gattungen durchlebte ich, und jedes Mal hatte ich viel Leid zu erdulden. Durch Deine Gnade bekam ich nun eine menschliche Geburt; so ist das die Zeit, Dich mir zu offenbaren, o Herr.

Guru Arjan, Gauri M5

Erhebe mich, o Herr, ich bin vor Deine Tür gefallen, des Wanderns müde, nimm mich in Mitleid auf! Erlöser der Dir Ergebenen, errette auch die Sünder. Ich weiß keinen außer Dir, um meine Gebete darzubringen. O führe mich heil über das Meer der belebten Materie.

Guru Arjan, Jaitsari M5

Die Seele schmachtet im Getrenntsein von Gott. Auch wenn sie des Herrn nicht wert ist, bittet sie um die Vereinigung mit Ihm.

Alle sind gesegnet in der Liebe des Herrn nur ich allein bin unglücklich. Über und über voll Flecken, liebt mein Gemahl es nicht, mir ins Gesicht zu sehen.

Guru Amar Das, Suhi War M3

Unwürdig, wie ich es bin, bitte ich inständig, komme nun auch zu mir, o Nanak, alle Gemahlinnen hatten Dich in Fülle, erübrige auch eine Nacht für mich.

Guru Amar Das, War Ramkali M3

Alle Frauen gingen mit ihren Gatten, wohin soll ich Unglücklicher mich wenden? Meinen Eltern war ich das Licht ihrer Augen, aber mein Herr schaut leider nicht nach mir.

Guru Amar Das, Vadhans M3

Töte mich, wenn Du willst, aber wende Dich nicht ab, zieh mich an Dein Herz, und höre auf mein Gebet. Sieh hierher und nimm meine Dankbarkeit an, warum mich töten, indem Du Dein Gesicht abwendest?

Kabir, Asa Kabir

Voller Durst nach Deinem Anblick ruft mein Herz in Seelenpein, ich bete zu Dir, o Gestaltloser, und erflehe Deine Barmherzigkeit.

Guru Arjan, Asa M5

Das Leben ist nur lebenswert, so Du bei mir bist, sei barmherzig, o mein Geliebter, und vertreibe alle Zweifel und Verblendungen.

Guru Arjan, Sarang M5

Ich bitte und flehe dringend nur um eines und opfere all meinen Reichtum und Besitz für die Vereinigung mit Dir.

Guru Arjan, Bilawal M5

Worum soll ich bitten und was Dir sagen, außer dass ich hungere und dürste nach Deinem Anblick; nur durch das Wort des Meisters erreicht man die Wahrheit, deshalb betet Nanak allein darum.

Guru Nanak, Suhi M1

Ich habe nur eines zu sagen und bitte, höre darauf; Du bist gewisslich groß, mitleidsvoll und makellos.

Guru Nanak, Tilang M1

Wir denken nie an Dich und vergeuden unser Leben in fruchtlosem Streben. So sagt Nanak: O Gott, gedenke Du des Versprechens (der Erlösung) ungeachtet unserer Mängel.

Guru Arjan, Sorath M5

Du bist die Stätte aller Tugend und unser aller Herr, die wir ohne Vorzug sind; kein Knecht kann Dich genügend rühmen, da er Körper und Leben von Dir hat. Du hast mich errettet aus den Höllenfeuern, so nahm ich Zuflucht zu Deinen Füßen. Du bist der einzige Halt meines Lebens und meiner Ehre, ich hänge sonst an nichts. 

Guru Arjan, Suhi M5

Groß ist der Herr, grenzenlos, unermesslich und unbeschreiblich; o Nanak, Er erlöst alle, die zu Ihm Zuflucht nehmen!

Guru Arjan, Jaitsari M5

Ich bete zu Dir, o Gott, mit Körper, Herz und Seele; o Nanak, es ist Seine Größe, denn keiner kannte mich zuvor.

Guru Arjan, Asa M5

Du allein bist der Vollbringer aller Dinge, wem sollten wir dann Gebete darbringen.

Guru Nanak, Bhairon M1

Wir sind hilflos, und Du bist barmherzig, was können wir Sünder zu Dir sagen? Trotz unserer nichtigen Worte ohne Bedeutung, nimm uns an und gewähre die Gabe der Vollkommenheit.

Ravi Das, Dhanasari Ravi Das

Du bist das ein und alles meines Seins, darum bete ich allein zu Dir. Ich habe keinen anderen Ort, Dich zu verehren; so lege ich Dir mein ganzes Wohl und Weh zu Füßen.

Guru Ram Das, Suhi M4

Ich kann Deiner Größe nicht gerecht werden, denn ich bin ein unwissender Tor. O Gott, erlöse den armen Nanak, denn er suchte Zuflucht zu Deinen Füßen!

Guru Ram Das, Suhi M4

In den Sikh-Schriften ist niedergelegt:

Wir Unwissenden, Unverständigen und bar aller Tugend haben Zuflucht zu Dir genommen, o Höchstes Wesen; errette uns durch Deine grenzenlose Gnade, o Herr, trotz unserer Unzulänglichkeiten.

Guru Ram Das, Bilawal M4

O Gott, hab' Erbarmen und bringe uns hinüber; rette uns mit Hilfe Deines lieblichen Gesangs. Wir sind im Sumpf der Verblendung versunken, o, reiche uns Deine Hand und zieh uns heraus.

Guru Ram Das, Asa M4

Schaue nicht auf meine Verdienste und auch nicht auf meine Mängel, doch vergib mir meine Fehler, o Barmherziger. Wie ist dieser Erdenkloß reinzuwaschen? Das ist wahrlich die Schicksalsfrage aller Menschen.

Guru Arjan, Ramkali M5

Herr, hab Mitleid mit dem Waisen an Deiner Tür. Stütze ihn in der blinden Hülle des Körpers, denn er ist einfältig in Gemüt und Verstand.

Guru Arjan, Gauri M5

Wir sind Pflichtvergessene und Sünder und begehen Diebstähle obendrein. Nun ist Nanak zu Deinen Füßen, o Gott, rette ihn, so Du willst.

Guru Arjan, Gauri M5

O Erlöser und unvergleichlicher Erhalter, höre auf mich. O Nanak, die Unwissenden und Törichten denken niemals an Ihn, noch erkennen sie die pechschwarze Nacht in der sie leben!

Guru Nanak, Tokhari M1

Ich habe keine Tugenden des Körpers oder des Gemüts, und bin von weither gekommen; ich habe weder Reichtum noch Schönheit, errette mich, den Heimatlosen.

Guru Arjan, Gauri M5

Einer, der bei jedem Schritt ausgleitet, kann ohne Hilfe nicht entkommen. O Nanak, möge Er vergeben und mich in Seiner göttlichen Barmherzigkeit hinüberbringen.

Guru Arjan, Gauri M5

Wir begehen Fehler ohne Zahl und kennen ihre Folgen nicht. O Herr, vergib uns in Deiner Gnade, denn wir sind hartnäckige Sünder.

Guru Amar Das, Shalok M3

So groß und tief wie das Meer, sind wir voller Fehler. Durch Deine Barmherzigkeit und rettende Gnade  kannst Du Mühlsteine am Versinken hindern.

Guru Nanak, Gauri M1

Die ganze Welt liegt in Todesbanden, und Gott allein kann sie durch Seine grenzenlose Liebe erretten, wenn Er will.

Die ganze Welt wird verzehrt in den unsichtbaren Flammen des Höllenfeuers. Errette uns alle durch Deine liebende Gnade, auf welche Weise es auch immer sein kann.

Guru Amar Das, Bilawal War M3

O Herr, Du bist unvergleichlich tief und unendlich hoch, und keiner kann Dich erreichen. Wir beten, lass uns Dich nicht vergessen, Du Quelle allen Trostes.

Guru Arjan, Suhi M5

O Großer Gönner und Vollendeter Meister, ich erbitte von Dir nur eine Gabe – Hari; schütte Deinen Segen auf Nanak, o mein ältester Freund, offenbare Dich in mir.

Guru Ram Das, Kalyan M4

Gute und üble Absichten sind unter Deiner Kontrolle, o Herr. Wir sind nur Werkzeuge, und Du bist die antreibende Kraft dahinter. Wir handeln nur, wie Du uns von hinten bewegst.

All unsere Gedanken und guten Absichten sind unter Deiner Kontrolle. Du allein bist die antreibende Kraft hinter all unserem Tun. O Nanak, Er ist die beherrschende Kraft, die wirkt, wie Er will.

Guru Ram Das, Bilawal M4

Wir sind an sich unfähig, Gott irgendeinen Dienst zu erweisen und können auf unser sogenanntes Dienen nicht stolz sein. Wir leben im Glanz des Lichts Gottes und haben unser Sein darin. Wenn Er die Lebensströme zurückzieht, werden wir hilflos, –

Keiner kann Dir dienen noch auf etwas stolz sein; wie hilflos sind wir, wenn die Lebensströme zurückgezogen werden!

Guru Amar Das, Bilawal M3

Wir müssen Gott um Gott bitten, denn alles andere bringt nur Kopfschmerz ein. Die größte Gabe von Ihm ist die von Naam oder die Kraft der Gottheit, Die, wenn Sie gewährt wird, Zufriedenheit und Genügsamkeit mit Sich bringt.

Außer Dir ist alles eine Quelle von Kummer und Elend; gewähre uns die Gabe Deines Wortes, das uns Frieden und Sättigung gibt.

Guru Arjan, Ramkali M5

Maulana Rumi betet, –

Erbitte von Gott nichts außer Gott, denn außer Ihm ist alles sonst vergänglich. Bitte Gott nie um etwas, das vergehen muss; erbitte nichts von Gott außer Ihn selbst. Verdunkle nicht deinen Geist mit phantastischen Gedanken und Sorgen.