Anhang

Gebete von Kabir

Mit gefalteten Händen bete ich, höre, o Meer der Barmherzigkeit! Gewähre mir die Gaben des Mitleids, der Demut, Erkenntnis und des Glücks in der Gemeinschaft der Heiligen. Kabir, die Gedanken auf Deine Lotosfüße gerichtet, bittet: O Meister, gib mir Kunde vom wahren Pfad der Heiligen.

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Was soll ich von Dir erbitten, denn ich bin tief beschämt. Ich begehe Sünden, und Du bist wahrhaftig Zeuge. Wie kann ich Dir da gefallen? Während ich voller Fehler bin, bist Du alle Güte. Ich bete: Wenn ich Dich vergesse, so vergiss doch Du mich nicht.

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O Herr, möchte ich Dich nie vergessen, auch nicht inmitten von Millionen; Du kannst viele haben gleich mir, doch für mich gibt es keinen, außer Dir. Würde ich Dich je vergessen, wo sollte ich dann Zuflucht finden? Ich kann mein Herz nicht anderen geben: Siva, Virancha oder Narda.

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Trotz all meiner Fehler, sei nicht böse mit mir, der Meister vergibt die Sünden Seines Dieners; der vergessliche Kabir ist voller Mängel, doch der Meister hat ein liebendes Herz. Ich stecke zutiefst in Sünden, Sünden ohne Zahl. Es liegt an Dir, zu vergeben oder mich zu töten. Vergib, vergib und nochmals vergib, o Göttlicher Vergebender. Ein ständig irrendes Kind bin ich, doch ich verlasse mich auf des Vaters Gnade. Du bist die Wohnstatt unzähliger Tugenden und ohne jedes Fehl. Doch wenn ich mich selbst erforsche, finde ich mich voll aller Übel. 

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Ich habe nicht eine einzige Tugend in mir, höre, o Göttlicher Meister! Es ist nur durch die Macht Deines Wortes, dass man mich überall ehrt. Ich bin voller Falschheit, während Gott lautere Wahrheit ist. Voll der Sünden, wie ich bin – o rette mich, so Du willst.

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Mit einem Dorn im Fleisch bin ich geboren, voll von allen Übeln; Du bist der große Gönner und Heiland. Errette mich, wie es Dir gefällt. Erlöse mich ganz, denn ich bin in einem großen Strudel gefangen; die starke Strömung reißt mich fort, so Du mir keinen Halt gewährst.

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Für andere Sünder bist Du eine Quelle erfrischenden Wassers; doch ich bin ein Meer von Sünden. Ich hänge nur am Wort des Meisters, darum höre mich, o Barmherziger. Ich weiß nicht, was Liebe ist, noch habe ich irgendeinen anderen Vorzug. Ich frage mich, wie die Liebe des Geliebten zu erlangen ist?

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Wenn ich dem Meister begegne, schreie ich auf in meinem Schmerz; mit dem Kopf an Seinen Füßen will ich mein Herz entlasten. Alles durchdringend, wohnst Du in jeder Form; müsste ich Dich aufgeben, wer sollte mich dann hinüberbringen?

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Das Meer des Lebens ist zu tief, um es zu skizzieren und zu bemessen. Mit Deiner Gnade, o Barmherziger, kann ich einen Halt bekommen. Voll allen Übels, habe ich nichts, um darauf stolz zu sein, und mein Herz ist hart. Doch vollendet wie mein Meister ist, kann Er mich heil ans Ufer bringen.

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O mein Vollendeter Meister, gib mir den sicheren Halt und führe mich ohne Aufschub direkt ans Ziel! Gewähre mir Ergebenheit, großmütig wie Du bist; ich wünsche nichts, als Dir ohn' Unterlass zu dienen. Meister! Du bist gütig und barmherzig; ich ertrinke im Strom, o bring mich an Land.

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Wie kann die Liebe zwischen Dir und mir je enden? Wie das Lotosblatt im Wasser bleibt, so bleibst Du in Deinem Diener. Wie der Nachtvogel Chakor immer nur den Mond ansieht, so mache auch ich es, mein Gott, Dein Diener. Vom Anbeginn der Zeit bis zu ihrem Ende besteht die Liebe zwischen Dir und mir. Wie könnte solche Liebe je verlöschen? Darum sagt Kabir: Wie der Strom in das Meer stürzt, so stürzt sich mein Herz in Dich.