Anhang

Ode an den Satguru

Lang und mühsam ist der Kampf des Gemüts und doch umsonst; allmächtig bist Du und kannst etwas tun, warum dann der Verzug? Hinauf und hinunter auf dem Rad des Lebens, hatte ich niemals Erfolg. O Großmütiger Gott, hab' Erbarmen, befreie den Geist und sammle ihn ganz! Der Erzfeind, das Gemüt, ist nur ein ödes Land, o säe darin die Saaten Deiner Liebe. Den falschen Freuden verfallen, kennt es nicht das wahre Glück. Nach den Genüssen der Welt verlangend, hat es nie die Süße Deines Worts gekostet. Was soll ich tun? Wie es nun richtig lenken? Denn es nimmt des Meisters Wort nicht an; dies Gemüt, ein unbegreifliches Gemisch, fühlt sich zu Shabd nicht hingezogen. Wie kann es sich befreien vom Zyklus der Geburten und Tode, wenn es nicht auf das Wort hört, das ihm der Meister gab? Weiter wird es in der Welt umhergeworfen und bleibt in den Fängen von Yama (dem Todesgott). Wenn es das Wort des Meisters vergisst, wird es schrecklich leiden. O Meister, Du wohnst in jedem Herzen, warum führst du mich nicht heraus? Da ist niemand sonst, den ich mein eigen nenne, o bring mich doch zum Himmel empor. Hab nun Erbarmen mit mir, und nimm mich mit, so du willst, zu deinem Himmlischen Heim.

Verstrickt in üble Gedanken, bin ich ein völlig Fremder in fremdem Land. O bessere mich jetzt, dann werde ich liebend allezeit Dein gedenken. Ich empfinde Reue und bin traurig, denn ich weiß nicht, wie mich mit meinem Geliebten zu verbinden. Er lebt in Hohen Himmeln, und ich bin ein Geschöpf der Erde, unglücklich ohne Ihn. O Satguru, hör' meine Leidensgeschichte, und nimm mich weg aus dem Reich des Todes; in äußerster Hilflosigkeit rufe ich Dich, o höre mich! Du bist gütig und barmherzig zu allen, außer zu diesem unglücklichen Wicht. Wie kann ich Dir von meinem Leid erzählen, denn ich liege auf einem Dornenbett; du, o Geliebter, hast mich ermutigt, mit den Schwingen der Liebe zum Himmel zu fliegen;  Deine Gnade ließ mich ihn erreichen und der Not und Mühsal entkommen.

O Meister, höre auf mein Gebet, ich verneige mich vor Dir wieder und wieder; gewähre die Nähe Deiner Lotosfüße, und treibe das Böse aus mir heraus. Geleite mich sicher ans andere Ufer, denn mein Boot geriet in einen starken Strudel. Keiner außer Dir gehört mir, errette mich als Dein Eigen, o Meister! Trotz all meinem Übel bin ich doch Dein, und Du bist der Wohltäter ohne Grenzen. Ich bin in großer Not, in Kummer und Sorgen, so befreie mich, wenn Du willst. Ich verehre Dich mit Herz und Seele und opfere Dir alles, was ich hab. Nun verfüge ich über einen machtvollen Notanker, obwohl ich Deinen Wert nicht kenne. Du hast mir das Mysterium des Inneren Tonstromes enthüllt, aber der Teufel des Gemüts hört nicht auf ihn. Im Auf und Ab des Lebens wandernd, jagt es nach Namen und Ruhm; wie kann ich seine Richtung ändern ohne Deine liebende Gnade, o Meister? O Herr meines Geistes, erhöre mein Gebet und zieh' das Gemüt aus dem alten Geleise.

Ich erbitte vom Meister nur eines: Lass mich erkennen das mystische Wort. Mein ganzes Leben wanderte ich mit dem Gemüt einher, befreie mich nun von den Banden des Karmas; lass mein Bewusstsein nach innen gehen, lauschen dem unaufhörlichen Ton und den Verstand schweigen. So kann ich allem Übel entgehen und die ewige Stätte Sat Shabd (das wahre mystische Wort) erreichen. Gewähre mir die Trunkenheit des Wortes, auf dass ich in ihm ganz vertieft sein kann. Dann werden mich Unrecht und Schmach nicht berühren, da ich immer im liebenden Gedenken an Dich versunken bin. Lass mich nicht vom Strom der Zeit mitgerissen werden, sondern gewähre mir den Anker des Wortes. Mein Gemüt ist nun Untertan, o Meister! Möge es sich verlieren in Deine Lotosfüße.

O Meister, bring mich zu Deiner Wohnstatt; ich bin ein unnützer Geselle, immer verstrickt in Zweifel und Illusionen; o Barmherziger, nimm mich auf zu Dir; ich kenne nicht der Sünden Zahl, die ich begangen, und dem Geist gelingt es nicht, Dein Wort zu fassen. Was soll ich tun? Mir fehlt die Kraft, und das Gemüt ist ohne Ruh. O Satguru, habe Mitleid mit mir, denn sonst bleibe ich unglücklich für alle Zeit. Das Bewusstsein geht nicht nach innen, die Gedanken sind nicht still, und ich kann die Größe Deines Wortes nicht erkennen. Ich begab mich auf den Pfad der Meister, den hohen Weg der Spiritualität. Warum dann, o Meister, hältst du mich nicht fest? Dieser erhabene Pfad der Meister wird einen großen Rückschlag erleiden, wenn mir kein Erfolg in meinem Streben beschieden ist. Ich rufe aus egoistischem Denken und beuge mich nicht Deinem Willen. Doch bitte ich immer wieder, o gewähre die Gabe Deines Worts; o Meister, personifiziertes Wort, das Du bist, ich komme zu Dir um Hilfe.

Wie kann ich mich selbst befreien von den Tücken des Gemüts? Dies ist die Frage meiner Seele. Es warf den tödlichen Zauber weltlicher Freuden auf mich. Darum bin ich getrennt von meiner Wahren Heimat. Umgarnt von den zehn Sinnen, befinde ich mich in einem Teufelskreis; ausgeschlossen von der zehnten Pforte, wandere ich durch die neun Tore hinaus. Gefangen im Netzwerk weltlicher Genüsse, finde ich nicht den Weg heraus aus der Knechtschaft. Außer dem Meister weiß ich keinen, der mich aus dem Ödland führen kann. Ich bin ganz bange vor Yama (dem Herrn des Todes), wer könnte mich von dieser Furcht befreien? Ich selbst habe mein Leben erniedrigt zu dem eines Tieres, da ich nie den Meister liebte. Wie der dürre Zweig, den der Baum abwirft, bin ich von der Wahren Heimat verstoßen; ich bitte den Meister, mein Gemüt zu bewegen, dass es Seine Lotosfüße liebt. Reinige mein Herz mit Deinem Satsang, denn dort wird es sich selbst vom Körper trennen, sich mit dem mystischen Ton verbinden; und dann wird es den Nektar (Amrit) trinken von der Quelle der Unsterblichkeit. Leiden und Sorgen werden vergehen, und die Seele wird ohne Furcht sein. Dann werde ich mich mit dem Tonprinzip verbinden (dem Wort oder Shabd) und die Liebe meines Herrn gewinnen. O Gott, mach' mich zu Deinem Eigen. Ich bin gekommen, zu Deinen Füßen Zuflucht zu nehmen.

Sar Bachan