IV

Das Gebet – Ein direkter Anruf an Gott im Innern

In weltlichen Dingen suchen wir die Hilfe von Menschen, die intelligenter und fähiger sind als wir. Wir bitten auch Gott – die Größte Kraft, Die man sich denken kann – in unseren Gebeten um Hilfe, und dies ist die rechte Art, an die sehr schwierigen und verworrenen Probleme heranzugehen, denen wir uns im Verlauf unseres Lebens täglich gegenübersehen. Doch diese Allmächtige Kraft als etwas Abgesondertes und von uns Getrenntes zu betrachten und sich an Ihn wie an einen außenstehenden Wohltäter zu wenden, ist gewiss ein trauriger Irrtum, den wir begehen; denn Er ist wahrlich die Seele unserer Seele. Er wirkt beständig innerhalb und außerhalb von uns, und tatsächlich leben wir in Ihm und haben unser Sein in Ihm. Das Geheimnis des Erfolgs liegt im direkten Gebet und der Anrufung dieser Inneren Kraft, da dies sicher Frucht in Überfülle trägt. Wir tun ein großes Unrecht Gott und uns gegenüber, wenn wir glauben, Gott wohne auf schneebedeckten Bergen, in den Tiefen heiliger Flüsse und Quellen, in Tempeln und Moscheen, Kirchen und Synagogen oder an dem einen oder anderen heiligen Ort. Begrenzt, wie wir sind, in Raum, Zeit und Kausalität, suchen wir den Grenzenlosen innerhalb der engen Schablonen zu begrenzen, die sich unsere Vorstellungskraft ausdenken kann. Ein solcher Glaube und die ihm folgenden Enttäuschungen zielen nicht selten darauf ab, uns Ihm gegenüber skeptisch zu machen.

Da das Reservoir aller Kraft in jedem von uns liegt, können wir, wenn wir darin eintauchen, spirituell groß und mächtig werden. Genau wie uns körperliche Übungen physisch stark und gesund machen, so erwecken spirituelle Übungen in uns verborgene spirituelle Kräfte. Mit ihrer Hilfe können wir die Schleusentore aufziehen und so wirklich unser Wesen mit Göttlichen Strömen überfluten. Wenn ein Mensch vergöttlicht oder zur personifizierten Gottheit wird, steht Ihm fürwahr die von Gottes Hand geschaffene Natur zu Gebote und beginnt sich zu regen, um all Seine Bedürfnisse und Forderungen zu erfüllen.

Ein starker Wille arbeitet sich vorwärts und bahnt sich einen Weg. Manchmal haben wir Erfolg in unserem Streben, wenn wir zu irgendwelchen vermeintlichen äußeren Mächten beten. Doch ein solcher Erfolg ist in der Tat eher der wenigen konzentrierten Anstrengung auf unserer Seite zu verdanken als irgendeiner äußeren Einwirkung. So täuschen wir uns nicht nur selbst, sondern setzen diese Selbsttäuschung in einem Ausmaß fort, dass sie im Laufe der Zeit ein Teil von uns wird. Wir können dann auf Gott nur wie auf etwas Fremdes sehen, aber das Schlimmste dabei ist, dass wir mit den unermesslichen Schätzen der Gottheit, die in uns liegen und unser Erbgut sind, überhaupt nicht in Berührung kommen. Nur nachdem die innere Verbindung mit Ihm hergestellt ist, können wir wirklich verstehen, dass Er das Universum durchdringt, und können Seine Herrlichkeit überall sehen. Ohne diese direkte Wahrnehmung und innere Ersthand-Erfahrung ist unsere Vorstellung von Gott nur Gerede oder Buchwissen und daher irrig, und unsere Gebete zu Ihm sind ein sinnloses Kauderwelsch.