II / (iii)

Kriyaman

Es ist die laufende Rechnung über die gewollten Handlungen und Taten eines Menschen im gegenwärtigen Leben. Diese Art Karma ist gänzlich verschieden von den anderen beiden. Trotz der Begrenzungen, die durch Pralabdh oder das unabänderliche Schicksal auferlegt sind, hat jeder einen freien Willen und kann das säen, was er ernten möchte. Mit der Fähigkeit der Unterscheidung ausgestattet, die allein seiner Art eigen ist, kann der Mensch selbst beurteilen, was recht oder falsch ist, und aus dem Grunde wäre es eitel und vermessen, wollte er erwarten, auf Rosen gebettet zu sein, wenn er Disteln und Dornen säte. Es liegt also an ihm, seine Zukunft aufzubauen oder zu zerstören, wie es ihm gefällt.

Eine Meister-Seele kann ihm die richtige Führung geben, indem ihm die Wahren Werte des Lebens veranschaulicht werden – des Lebens, das mehr ist als das Körperkleid und alles, was damit zusammenhängt: die von den Sinnen beherrschte Existenz. Unter Seiner Führung löst man sich allmählich leicht von der Welt und den weltlichen Dingen, und wenn der magische Bann einmal gebrochen ist, fallen die Scheuklappen. Da man sich nunmehr der nackten Wirklichkeit gegenübersieht, ist dies eine günstige Gelegenheit, unversehrt frei zu werden. Für gewöhnlich jedoch tragen einige Kriyaman Karmas noch im gegenwärtigen Leben Frucht, während andere – die noch nicht Frucht getragen haben – auf das allgemeine Konto des Sanchit Karmas übertragen werden, das sich immer weiter anhäuft.

So ist es jedem gegeben, im Voraus zu überlegen und die Folgen der beabsichtigten Handlungen und Taten wohl abzuwägen, bevor ein nicht wiedergutzumachender Schritt getan wird – ein Sprung ins Dunkle und ein unbesonnener Sturz in einem Anfall von Heftigkeit, der auf ewig bereut wird, aber nicht ungeschehen gemacht werden kann, indem man die Schuld den Sternen und ihrem vermeintlich unheilvollen Einfluss zuschreibt. Ein Eisenbahningenieur zum Beispiel muss den Schienenstrang im Voraus planen, denn wenn die Gleise einmal gelegt sind, läuft der Zug blindlings darauf. Ein kleiner Irrtum nur beim Legen der Gleise, eine lockere Schienenlasche oder ein falscher Winkel, kann zu katastrophalen Folgen führen. Selbst wenn alles sorgfältig getan wurde, muss man Tag und Nacht beständig und genau darüber wachen, dass nicht irgendetwas aus den Fugen gerät oder sich Unbefugte an der Gleisanlage zu schaffen machen.

Gemäß den Naturgesetzen des Lebens ist der Mensch – die verkörperte oder inkarnierte Seele – wie ein kostbares Kleinod in drei verschiedenen Kassetten oder Körpern eingeschlossen – dem physischen, dem astralen oder mentalen und dem kausalen oder Saatkörper –, die alle mehr oder weniger etwas von der irdischen Art an sich haben und von unterschiedlichen Dichtegraden sind.

Und es sind himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen.

1. Korinther 15:40

Sie sind der äußeren Kleidung gleich, der Ober- und Unterkleidung und dem Hemd. Wenn der Mensch den physischen Körper ablegt, trägt sein Geist noch den Astral- oder Mentalkörper. Er hat auch noch den kausalen oder ätherischen Saatkörper, den dünnen Schleier unter dem Astralkleid. Solange einer nicht fähig ist, seinen physischen Körper abzustreifen, kann er den ersten Himmel, das Astralreich im Innern, nicht erreichen:

Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche […]

Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.

Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg.

O Tod, wo ist dein Stachel? O Hölle, wo ist dein Sieg?

1. Korinther 15:50, 53-55

Dieses Ablegen des physischen Körpers oder die Umwandlung geschieht entweder durch die letzte Auflösung, den Zersetzungsprozess, der gemeinhin als Tod bekannt ist, oder er wird durch die Methode des freiwilligen Zurückziehens der Sinnesströme vom Körper herbeigeführt, bekannt als das Sicherheben über das Körperbewusstsein, durch einen Prozess der Umkehr und Selbstanalyse. Die Evangelien beziehen sich auf dieses Zurückziehen als von Neuem geboren werden oder Auferstehung. Die Hindu-Schriften nennen es zweimal geboren oder do-janma.

Es ist eine Geburt aus dem Geist im Unterschied zu der vom Wasser – Letztere ist aus verweslicher Saat, während die Erstere von unverweslicher Saat ist, unveränderlich und bleibend (aus dem Geist). Die Moslem-Mystiker nennen es Tod im Leben, den Tod vor dem Tod. Man kann nicht nur lernen, wie man sich von seinem physischen Körper zurückzieht, sondern ebenso von den beiden anderen, dem Astral- und Kausalkörper, wenn man dabei die gütige Hilfe eines Meister-Heiligen hat, Der Sich Selbst ins Jenseits erhob und anderen helfen kann, dasselbe zu tun. Man muss daher dem Fleisch um des Geistes willen entsagen, wenn man dem ewigen Rad des Lebens auf diesem irdischen Planeten entkommen will.

Beim gewöhnlichen, natürlichen Verlauf der Dinge hat die Jiva – die verkörperte Seele oder der inkarnierte Geist – nach dem physischen Tod keine andere Wahl, als nach einer gewissen Zeit wieder zu dieser physischen Ebene zurückzukehren, in einer Körperform, deren Art von den lebenslangen Anlagen und Neigungen, der Stärke ihrer Sehnsüchte und lang gehegten, unerfüllten Wünsche bestimmt wird, die ihrem mentalen Gefüge innewohnen und speziell zur Zeit des Todes vorherrschten und deren überwältigender Einfluss unweigerlich ihren Weg gestaltet.

So gütig und großherzig ist der Göttliche Vater; Er gewährt Seinen Kindern, was immer sie wünschen.

Doch wenn einer unter der Führung eines Vollendeten Meisters, Sant Satguru, den praktischen Vorgang der Selbstanalyse lernt, das heißt, sich selbst aus freien Stücken vom physischen Körper zurückzuziehen, und dies durch regelmäßige Praxis entwickelt, erlangt er während des Lebens eine Erfahrung vom Jenseits – dem Tod im Leben –, mit dem Ergebnis, dass ihm allmählich die uralten illusorischen Vorstellungen wie Schuppen von den Augen fallen und so die Welt und die weltlichen Dinge ihren hypnotischen Zauber verlieren. Nun sieht er die Dinge in ihrer wahren Farbe und erkennt ihren wirklichen Wert. Er wird wunschlos und somit frei – ein Meister seiner selbst, eine befreite Seele – Jivan Mukta –, und er lebt danach nur weiter, um die ihm zugemessene Lebensspanne ohne irgendeine Bindung zu vollenden. Dies wird eine neue Geburt genannt – oder das zweite Kommen der Seele – das Ewige Leben. Aber wie kann man es erlangen?

Christus sagt uns:

Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

Matthäus 10:38-39

Und im Lukas-Evangelium heißt es:

Da sprach Er (Jesus) zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.

Lukas 9:23

Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.

Lukas 14:27

So sehen wir, dass der Tod in Christus der Weg ist, um ewig mit Christus zu leben. Lerne zu sterben, damit du zu leben beginnen kannst, ist die Einleitung bei allem, was die Heiligen sagen. Bei den Moslems ist dies als Fana-fil-Sheikh oder als Selbstaufgabe im Murshid oder Meister bekannt. Es ist darum von größter Bedeutung, dass man zuerst einen Lebenden Meister sucht, Der kompetent ist, den sonst endlosen Zyklus der Karmas ein für allemal abzuwickeln, und dann zu Seinen Füßen Zuflucht nimmt, um sich dadurch von dem verderblichen Einfluss der eigenen Handlungen zu befreien, die einen Menschen fortgesetzt in Gestalt von Eumeniden und Furien heimsuchen.

Von der Macht eines Jagat Guru heißt es:

Ein Jagat Guru kann Karmas durch Seinen Blick und Sein Wort auflösen. In Seiner Gegenwart fliehen die Karmas wie Herbstlaub vor dem Wind.

Und wieder finden wir in den Schriften:

Groß ist die Macht des Engels der ausgleichenden Gerechtigkeit, und keiner kann seiner Rache entgehen; aber er flieht in Todesangst vor dem schallenden Trompetenstoß des Wortes.

Was das Wirken des karmischen Gesetzes betrifft, so mag uns das folgende Beispiel helfen, die Dinge besser zu verstehen:

Nehmen wir zwei Sorten Weinbeeren – gelbe und braune. Und nehmen wir an, die gelben stellen die guten und die braunen die schlechten Handlungen dar. Ein Raum ist bis unter das Dach voll angefüllt mit den beiden Sorten. Dies also veranschaulicht des Menschen Vorrat an Sanchit Karma.

Da ist nun 'A' – physischer Körper plus Gemüt plus Seele –, ein Mensch, der während seiner Lebenszeit lange den Wunsch gehegt hat, ein König zu werden. Er wird krank, und sein unerfüllter Wunsch beherrscht weiter sein ganzes Denken. Zu gegebener Zeit zwingt ihn die Natur, seinen physischen Körper aufzugeben; aber gemäß dem Gesetz des Lebens nach dem Tode hat er noch den Astral-(Mental-) und den Kausal-(Äther-)Leib. Er lebt nunmehr als entkörperter, nicht inkarnierter Geist in seinem anderen Kleid, der astralen und kausalen Hülle. Da das Gemüt das Vorratslager aller Eindrücke ist, erinnert sich 'A' weiter seines Wunsches, ein König zu sein. Als entkörperter Geist – Jiva –, seines physischen Körpers beraubt, steht er natürlich einer Schwierigkeit gegenüber. Er kann kein König werden, bis er nicht wieder ein physisches Gewand trägt, das es ihm auf der einen oder anderen Stufe seines irdischen Lebenslaufes möglich macht, ein König zu sein. Angetrieben durch die unfehlbare motorische Kraft seiner feinstofflichen Hülle, die hinter aller Aktivität wirkt, wird er dazu gebracht, noch nicht Frucht getragene Karmas aufzunehmen, die ausreichen, eine Folge neuer Umstände herbeizuführen, die ihm dabei helfen, den lang gehegten und tief eingeprägten Wunsch zu erfüllen.

Diese große motorische Kraft, auf die oben Bezug genommen wurde, hat zwei Aspekte: einen positiven und einen negativen. Der Erstere führt zur Heimreise, und der Letztere überwacht und lenkt das Leben auf der irdischen Ebene. Die Natur oder der negative Aspekt dieser Kraft, die Eine ist, befasst sich einzig mit dem Vollzug des Lebens, wie es auf der physischen Ebene abläuft. Ihre Hauptfunktion ist es, die Welt bevölkert und in Gang zu halten und die Menschen in die verschiedenen Bestrebungen des Lebens zu verwickeln, entsprechend dem jeweils erworbenen Verdienst – gemeinhin Pralabdh genannt –, welches das irdische Leben eines jeden Geschöpfes mit absoluter Genauigkeit und unfehlbarer Geschicklichkeit formt.

So ist man im oben beschriebenen Ausmaß in einer Art Falle gefangen und kann nicht umhin, das zu enthüllen, was man im verhüllten Zustand mit sich bringt. Es ist die Offenbarung der nicht offenbarten Vergangenheit im Keim oder der Essenz, die latent im Grunde des essenziellen Gemütsstoffes liegt und samt ihren mannigfaltigen Mustern und vielerlei Farben, die verschiedene Linien aufzeigen, auf die Leinwand des Lebens projiziert wird. Das Leben geht von der ursprünglichen, reinen und Ewigen Strahlung aus, die für gewöhnlich unserem Auge entgeht, weil wir uns in dem Dom aus vielfarbigem Glas verlieren, der uns umschließt und im Laufe der Zeit von allen Seiten bedrängt. Mutter Natur nimmt ihr Pflegekind in Verwahrung und überschüttet es verschwenderisch mit all ihren Gaben, so dass man sich unwissentlich bis zum Überdruss der Fülle dessen erfreut, wonach man in der Vergangenheit verlangt hat. Geblendet vom Zauber all dieses Reichtums, vergisst man den großen Wohltäter, den Spender aller Gaben, und ist unausweichlich im Netz des Todes gefangen.

Dies ist jedoch nur ein Teil des Lebens, das 'A' wie ein vorherbestimmtes Spiel führt. Zusammen mit diesem gibt es noch ein anderes, sehr lebendiges Gegenstück, das von der freien Entscheidung und dem unabhängigen Wollen, die jedem gegeben sind, bestimmt wird. Seine Erlösung kann er hier und jetzt haben, wenn er die höheren Werte des Lebens genau versteht und aus den ihm gegebenen günstigen Gelegenheiten das Beste macht. Seltsamerweise ist der Mensch nicht nur ein Geschöpf seines Schicksals – der Vergangenheit –, sondern auch sein Schöpfer – der Zukunft.

Das, was wir mitbringen, muss sich abspielen, und was wir jetzt tun, wird den zukünftigen Dingen Gestalt geben. Es ist darum weise, die rechte Wahl zu treffen.

Die Gemütskraft ist schlicht, und wenn sie auf die rechte Weise nutzbar gemacht wird, kann sie sich gleich einem gehorsamen Diener gut bewähren. Aber wenn ihr erlaubt wird, den Leben spendenden Geist zu überwältigen, erweist sie sich als ein heimtückischer Schmarotzer, der die Lebenskraft untergräbt und die Wirtspflanze, auf der sie gedeiht und von der sie ihr Leben und ihre Nahrung erhält, dahinwelken lässt.

Somit muss der Mensch alle Aufmerksamkeit der richtigen Aussaat und ihrer Pflege zuwenden, während er die ihm bestimmte Rolle im menschlichen Drama auf der Bühne des Lebens im Licht der Ewigen Strahlung, die dick und dünn durchdringt, spielt, ob wir davon wissen oder nicht. Der Höchste Wille ist bereits in die Urform unseres Seins eingewirkt, denn ohne ihn gibt es keine Existenz; und indem man diesen Willen erkennt und mit ihm in Einklang lebt, kann man dem Rad des Lebens entkommen.

Guru Nanak spricht davon im 'Jap Ji' folgendermaßen:

Wie kann man die Wahrheit erkennen und die Wolken des Falschen durchbrechen? Es gibt einen Weg, o Nanak: Seinen Willen zu dem unseren zu machen; Seinen Willen, der bereits in unser Dasein eingewirkt ist.

So sehen wir, dass Karma und Wünsche für den endlosen Zyklus der Geburten und Wiedergeburten verantwortlich sind. Wie kann man nun diesen unaufhörlichen Kreislauf beenden? Es gibt nur zwei Wege, das ungeheuer große und endlose Vorratslager des Karmas – den undurchdringlichen Granitwall zwischen dem Menschen und dem Höchsten mit dem trügerischen Schleier des unwissenden Gemüts, der immer die Augen bedeckt – zu erschöpfen oder aufzulösen.

Die zwei Möglichkeiten, dieses immer umgangene und verwirrende Problem zu bewältigen, sind:

  1. es der Natur zu überlassen, das Vorratslager im Laufe der Zeit zu leeren, sofern das überhaupt möglich ist;

  2. von einer Meister-Seele praktisches Wissen und Erfahrung in der Wissenschaft des Lebens sowohl auf der irdischen Ebene als auch in den Spirituellen Bereichen zu erlangen, um unverzüglich für das Überschreiten von der einen zu den anderen zu arbeiten, solange es noch eine Möglichkeit und günstige Gelegenheit dafür gibt.

Der erste Weg ist nicht nur endlos lang, sondern auch äußerst qualvoll, schwierig auf Schritt und Tritt und voller Gefahren und Fallgruben. Es würde Myriaden von Menschenaltern dauern, bis das Ziel erreicht wäre, falls man überhaupt das Glück hätte, es zuwege zu bringen. Darüber hinaus hilft die Natur von sich aus kaum jemandem, sich von der unerbittlichen karmischen Ordnung freizumachen, denn das würde ja bedeuten, dass sie sich und ihre Sippe selbst auslöschte.

Die menschliche Geburt ist in der Tat ein seltener Vorzug, den man erlangt, nachdem man in der Schöpfung einen langen Evolutionsprozess in unzähligen Formen und Verkörperungen, die das Lebensprinzip auf der physischen Ebene annimmt, durchgemacht hat. Wenn diese goldene Gelegenheit einmal verloren ist, muss die Jiva oder der verkörperte Geist weiterhin dem Rad des Lebens unterworfen bleiben, entsprechend den weltlichen Wesenszügen, die während seiner Lebenszeit im allgemeinen vorgeherrscht haben, und besonders denjenigen, welche zur Zeit des Scheidens von dieser Welt stark hervorgetreten sind.

Das Gesetz lautet:

Wo das Herz ist, dahin geht unweigerlich der Geist.

Aus diesem Grund ist es für den durchschnittlichen verkörperten Geist nahezu unmöglich, über die Sinnesebene hinauszugelangen und das Gemüt durch eigene Anstrengungen – wie heldenhaft sie auch immer sein mögen – ohne Führung und Unterstützung ruhig und in sich selbst vertieft zu halten. Nur ein Gottmensch oder die Meister-Kraft kann einer Jiva aus Mitleid helfen, das verlorene Königreich, das Reich des reinen Geistes, wiederzuerlangen, aus dem jeder durch den Ungehorsam gegenüber den Geboten Gottes vertrieben wurde. So ist dieser Weg also voll unzähliger Gefahren, die beständig in der Natur eines jeden Menschen lauern. Und deshalb wird kaum ein vernünftiger Mensch jemals den Versuch machen, diesen einsamen und beschwerlichen Pfad zu betreten, der meistens in eine Sackgasse führt.

Wenn man sich dem zweiten Weg zuwendet, sucht man nach einem Kompetenten Spirituellen Meister, Der auf alle untergeordneten Kräfte auf dieser und den höheren Seinsebenen Einfluss hat. Er kann die karmische Rechnung des bankrotten Geistes abschließen. Von dem Augenblick an, da Er einen Menschen zu eigen annimmt, nimmt Er den Abwicklungsvorgang dieses endlosen, aus der unbekannten Vergangenheit herrührenden karmischen Prozesses in Seine Hände.

Er gebietet dem wahnwitzigen und leichtfertigen Lauf, in dem man sich befindet, Einhalt.

Bis hierher und nicht weiter,

ist Sein Gebot, und dann stellt Er den Menschen auf den sicheren Weg zu Gott.

Für gewöhnlich greift Er nicht in das Pralabdh oder Schicksal ein, denn man muss es notwendigerweise so gut wie möglich durchstehen, damit sich die zugemessene Lebensspanne erfüllt und die Früchte geerntet werden; während das Sanchit oder das große Vorratslager dadurch verbrannt wird, dass Er als ein Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans den Geist mit dem Funken von Naam verbindet.

Der Kontakt mit Naam oder dem Heiligen Wort verwandelt das Vorratslager des Sanchit Karmas wie auch die bisher bewirkten Kriyaman Karmas, welche noch nicht Frucht getragen haben, augenblicklich zu Asche, so wie ein Funken Feuer einen ganzen Wald oder einen Haufen Brennmaterial, das auf der Erde liegt, in Flammen aufgehen lässt.

In Pauri XX des 'Jap Ji', dem Morgengebet der Sikhs, sagt Guru Nanak so schön:

Wenn Hände, Füße und Körper schmutzig sind, werden sie mit Wasser rein gewaschen. Wenn die Kleider beschmutzt und fleckig sind, werden sie mit Seife gereinigt. Ist das Gemüt durch die Sünden unrein geworden, kann es nur durch die Verbindung mit dem Wort wieder sauber werden. Durch Worte allein werden die Menschen nicht zu Heiligen oder Sündern, aber durch ihre Taten, die sie mit sich tragen, wohin sie sich auch wenden. Wie man sät, so erntet man. O Nanak, die Menschen kommen und gehen durch das Rad der Geburten und Tode nach Seinem Willen.

Es ist nunmehr klar, dass das Gemüt der Hauptmagnet ist, der die Karmas mit all ihren Begleitumständen anzieht. Es übt eine gewaltige Herrschaft auf den Menschen aus und benutzt unseren Surat – die Aufmerksamkeit, den äußeren Ausdruck der Seele –, die wertvollste Fähigkeit, die der Mensch erbte, das unvergleichlich kostbare Juwel, als sein Werkzeug.

Die Meister-Heiligen kommen mit einer Göttlichen Absicht und einer Mission in die Welt. Sie sind von oben beauftragt, den Menschen aus der karmischen Knechtschaft zu befreien. Wenn einer das Glück hat, einen solchen Heiligen zu finden und sich Seinem Willen unterwirft, nimmt Er den Geist in Seine Obhut. Seine erste und vordringlichste Aufgabe ist es, den magischen Zauber der karmischen Fangarme zu brechen, die ihn in ihrem tödlichen Griff halten. Er rät jedem, ein wohlgeordnetes und sehr diszipliniertes ethisches Leben zu führen, damit nicht noch mehr üble Einflüsse oder karmische Eindrücke angehäuft werden. Er lässt uns wissen, dass alle Gaben der Natur einschließlich der Sinnesobjekte nur für den rechtmäßigen und redlichen Gebrauch gedacht sind und nicht für Zügellosigkeit und zum Vergnügen.

All unsere Schwierigkeiten erwachsen aus der Tatsache, dass wir uns gierig und im Übermaß den Sinnesfreuden hingeben, wodurch wir, anstatt uns der weltlichen Genüsse zu erfreuen, gänzlich von ihnen beherrscht werden und sie uns physisch und geistig als Wrack zurücklassen. Wir vergessen, dass wirkliches Glück eine Geisteshaltung ist, die von innen kommt, wenn wir bewusst den Lebensstrom – das Heilige Wort – erwecken, der ungenutzt im Innern liegt, und unser Selbst aus dem Lebensprinzip ernähren, das allen sichtbaren und unsichtbaren Dingen innewohnt und die einzige Antriebskraft ist, welche das ganze Universum erschafft und erhält.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hält der Gottmensch in Seinem mächtigen Griff; und gleich einem mitleidsvollen Vater leitet er Seine Kinder auf dem Pfad der Rechtschaffenheit und Redlichkeit, der nach und nach zur Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis führt, so dass sie am Ende den Preis der Gottheit erlangen. Genau wie ein Kind nicht weiß, was sein Vater ihm von Zeit zu Zeit zugedacht hat, so weiß der Strebende nicht, was sein Himmlischer Vater für ihn tut. Doch indem man Seinem Weg folgt, kann man allmählich die esoterischen Geheimnisse erfahren, denn diese enthüllen sich einem auf Schritt und Tritt.

Du arme Seele in diesem Körper, was weißt du? Du bist zu beschränkt und elend, um auch nur dich selbst zu begreifen.

John Donne