Jene, die Gott im Innern verwirklicht haben …

III

Jene, die Gott im Innern verwirklicht haben, nennen wir Sant. Sie sehen die ganze Welt von der Ebene der Seele, des Bewohners des Körpers. Sie sind mit ihr Eins geworden und auch mit der Kontrollierenden Kraft, Welche die ganze Schöpfung überwacht. Wenn man in Gemeinschaft solcher Menschen sitzt, ist das ein Satsang (Gemeinschaft mit der Wahrheit). Nur von solchen Verwirklichten Seelen kann man die rechte Führung haben. In alter Zeit hatten die Herrscher, die Könige dieses Landes, Rishis und Munis und Weise, die sie führten. Sie regierten ihre Königreiche unter der Führung von Gottmenschen. Sie waren die Wächter über das allgemeine Wohl; die Beschützer des Volkes. Ihr Wort war Gesetz. Dies machte auch die Dinge für die Regierung leichter. Die heutigen Regierungen haben keine dementsprechende rechte Führung und die Folgen, die wir sehen, sind Spaltungen und Teilungen allerorts. Ich erzähle die Dinge, die ich zu den Füßen meines Meisters, Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj und anderer Heiliger gehört habe, die mich ein gutes Schicksal treffen ließ.

Diese Weltreise wurde angesichts der Tatsache unternommen, dass es in der Welt als Folge des Mangels an rechtem Verstehen, so viel Leid und Betrübnis gibt. Große Seelen haben nur eine Mission: die Kinder Gottes zusammenzubringen. Dasselbe ist auch die Grundlage des „Sant Samagam“. Wir gingen hinaus und studierten das Problem von allen Seiten, um dahinterzukommen, warum es soviel Leid und Trübsal in der heutigen Welt gibt. Die Ursache ist die gleiche. Es fehlt das rechte Verstehen. Wir kamen mit den Führern der verschiedenen sozialen und religiösen Gemeinschaften zusammen. Baron von Blomberg hat große Verbindungen dort und war von großer Hilfe, die Treffen zu arrangieren. Den Führern der sozialen Gemeinschaften wurde gesagt, dass, wenn sie der Menschheit dienen wollen, sie diesen Dienst, ohne an sich selbst zu denken, leisten müssten. Die ganze Menschheit ist Eins. Es sollte keine Unterscheidung unter den verschiedenen Religionen geben und keine Überlegung, ob einer ein Hindu, Sikh, Moslem, Christ oder ein Jude ist. Den religiösen Oberhäuptern, mit denen wir zusammenkamen, wurde gesagt, dass sie da seien, um Gott zu erkennen und anderen zu helfen, Ihn zu erkennen.

Diese Anregungen sind nichts Neues. Diese Lehren sind bereits in allen Religionen enthalten. Nur mangels rechten Verstehens und entsprechenden Studiums der verschiedenen Religionen kam es zu diesen Spaltungen und Abgrenzungen unter den religiösen Menschen. Für die Menschen, die sich zu den verschiedenen Religionsgemeinschaften bekennen, ist die größte Notwendigkeit der Stunde, zusammenzusitzen und häufigere Fühlungnahme miteinander zu haben. Dies würde zu besserem Verständnis und Anerkennung des gegenseitigen Standpunktes führen und wir würden herausfinden, dass wir bereits Eins sind. Letzten Endes müssen wir an diesen Punkt gelangen.

Die religiösen Oberhäupter, mit denen wir uns unterhielten, stimmten darin überein, dass dies in der Tat die Lehre aller Religionen ist. Die Spaltungen und Abgrenzungen, die wir unter den Menschen der verschiedenen Glaubensrichtungen finden, sind vom Menschen und nicht von Gott, oder durch die Lehren der einzelnen Religionen hervorgerufen worden. Wenn die großen Meister, die Begründer der unterschiedlichen Religionen, heute kommen würden und ihre Nachfolger sähen, würden sie sich weigern, sie als solche anzuerkennen. Und aus welchem Grunde? Weil wir nicht nach Ihren Lehren handeln. Ihre größte Lehre ist, dass wir alle Verehrer Gottes sind und, da Gott in allen Herzen wohnt und die Quelle und der Erhalter allen Lebens ist, wir die ganze Schöpfung lieben müssen. Nicht nur die Menschen, sondern alle Geschöpfe sollten wir lieben. „Ahimsa Parmo Dharma“, die größte aller Religionen ist Gewaltlosigkeit. Wir legten ihnen diesen Gesichtspunkt dar und konnten bei vielen eine Wandlung ihres Standpunktes erfahren.

Es entstand größeres Verstehen, Anerkennung und Liebe zwischen den Menschen, die den verschiedenen Religionsgemeinschaften angehören und eine allgemeine Würdigung der Tatsache, dass ungeachtet unserer unterschiedlichen Glaubensrichtungen der Zweck derselbe ist, den sie alle durch getrenntes Wirken in beschränktem Maße verfolgen und dass die Zeit nun für all die verschiedenen Teile reif ist, sich zusammenzutun, um ein wirksames Ganzes zu werden. Diese Dinge haben bei ihnen Anklang gefunden und brachten sie darauf, Ausschüsse zu bilden, um einen Arbeitsplan zu entwerfen.

Wir hatten auch Zusammenkünfte mit Politikern verschiedener Länder, mit Ministerpräsidenten, Präsidenten und Vizepräsidenten und Gouverneuren und sagten ihnen, dass sie für so viele Kinder Gottes zu sorgen hätten; und falls es ihnen in irgendeinem bestimmten Land versagt wäre, für die ihnen Anvertrauten zu sorgen, sollte ihnen durch ein anderes Land Hilfe gebracht werden. Schließlich ist es ein Dienst, der Seinen Kindern geleistet wird. Warum sollten Millionen vor Hunger oder Not und Krankheit sterben? Dies hatte sie sehr berührt.

Lassen Sie mich sagen, dass es eine Religion gibt, die über allen Religionen steht; es ist die Religion der Wahrheit, der Liebe. Und wenn wir dieser Religion folgen, sind wir alle Eins. Diese Dinge haben auf alle gewirkt. Wie der Baron Ihnen schon sagte, wurde in vielen Ländern ein Krieg abgewendet.

Ich hatte vorher auf den spirituellen Aspekt hingewiesen, den wichtigsten, doch von den Menschen am meisten vernachlässigten Aspekt. Unser verehrter Ministerpräsident, Pandit Jawaharlal Nehru hat es auch anerkannt. Er sagt: „Die Spiritualität ist die einzige Hoffnung auf der ganzen Welt, die uns geblieben ist.“ Ich habe mich mit ihm unterhalten, bevor ich diese zweite Weltreise unternommen habe. Ich sagte ihm, dass eine Einheit unter religiösen Menschen nur möglich sei, wenn wir uns über die äußeren Formen und Rituale erheben. Es ist ein Segen, wenn man einer Religionsgemeinschaft angehört. Ohne dies würde es nur Korruption und Falschheit geben, oder wir müssten eine neue Religion gründen. Warum also nicht in der eigenen Religionsgemeinschaft bleiben, wenn die ihnen allen zugrundeliegenden Lehren die gleichen sind?

Das Ergebnis dieser Reise und der Widerhall, den sie fand, liegen Ihnen vor. Das Verdienst für all dies gebührt den Großen Seelen, welche den Weg erhellten, Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj, Der den Plan hatte, eine allgemeine Plattform für die Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zu schaffen, damit sie zusammenkommen können. Und im Jahre 1957 anlässlich der ersten Konferenz der Weltgemeinschaft der Religionen hier, traf ich mit Muni Sushil Kumar Ji Maharaj zusammen und sagte ihm, dass dieselbe Arbeit bereits getan wird und wir so die Sache gemeinsam in Angriff nehmen und zusammenarbeiten können. Ich gebe bescheiden zu, dass das Verständnis und die Einsicht, die ich durch entsprechendes Studium der Religionen und der großen Meister bekommen habe und das so viel Anerkennung im Westen auslöste, Hazur Maharaj Ji zu danken ist, und den früheren Großen Meistern, neben jenen, die heute für die große Sache wirken. Ich selbst stehe als derselbe vor Ihnen, der ich war.

Ich möchte Ihnen gern eine kleine Begebenheit aus dem Leben des Großen Heiligen Kabir erzählen. Er verkündete die gleiche Botschaft, die heute durch die Menschen des Westens anerkannt wird. Das Volk damals entschied sich, in Kabirs Namen ein „Yaggya“ (Fest) zu halten, um ihre Liebe und Anerkennung zu zeigen. Kabir liebte weder Ruhm noch Propaganda. Dieser Ruhm aber war von Gott gegeben. Während riesenhafte feierliche Umzüge stattfanden und die Menschen „Jai Kabir, Jai Kabir“ riefen, hielt sich Kabir in einem Gebüsch verborgen. Ich möchte mich keinesfalls mit einem Großen Heiligen wie Kabir vergleichen; aber dasselbe ist heute der Fall mit mir. Ich bin ein Mensch wie Sie und gehöre einer religiösen Gemeinschaft an, wie Sie alle. Ich habe einzig die Lektion verkündet, die ich zu Füßen der Großen Meister lernte. Das erste und vordringlichste Erfordernis dafür ist die wahre Lebensweise.

Die Wahrheit steht über allem, aber die wahre Lebensweise steht noch darüber.

Ein ethisches Leben ist das Sprungbrett zur Spiritualität. Ohne dieses gibt es keinen Fortschritt auf dem spirituellen Pfad. Dies ist das rechte Verstehen, dessen Mangel die Grundursache von allem Übel der Welt ist. Dieses rechte Verstehen galt es zu vermitteln, als die Weltgemeinschaft der Religionen, die durch Muni Sushil Kumar Ji Maharaj gefördert ward, ins Leben gerufen wurde. Die Konferenz hatte bisher zwei bedeutende Tagungen und eine dritte wird etwa Ende dieses Jahres abgehalten werden. Es wurde so viel Anerkennung und Unterstützung für diese Ideen im Westen gefunden, dass man dort erklärt, auch eigene regionale Konferenzen in Deutschland, Griechenland und Jordanien abzuhalten. Eine Reise in die östlichen Länder ist in Vorbereitung; es besteht eine große Nachfrage aus diesen Ländern. Ich denke, so Gott will, wird es uns möglich sein, Muniji auf diese Reise mitzunehmen.

Ich danke Ihnen allen für die Ehre, die Sie mir heute erwiesen haben; ich bin ihrer nicht würdig. Es ist Gottes Gnade oder die Derjenigen, die Eins mit Ihr sind. Wenn nun Sie alle, die Sie hier versammelt sind, nach dem, was Sie heute verstanden haben, handeln wollten, wird es Ihnen und den Ihren Frieden bringen. Bleiben Sie, wo Sie sind, zu welcher Glaubensgemeinschaft Sie auch gehören, aber lieben Sie Ihre Mitmenschen. Liebt Gott und da Gott in allen Herzen wohnt, liebt die ganze Schöpfung. Liebe kennt Dienen und Opfern. Gott ist Liebe; und die Seele ist vom selben Geist wie Gott und somit auch Liebe. Dies ist im Wesentlichen die Lehre aller Großen Meister.

Der zehnte Guru der Sikhs sagte:

Wahrlich, ich sage euch, jene, die nicht lieben, können Gott nicht erkennen.