Der Dieb eures Lebensodems

I

Für eine rechte Lebensweise ist Bhajan unerlässlich, denn die wahre Bedeutung von Bhajan ist, nach Innen zu gehen und sich wieder mit dem Herrn zu vereinen – nicht mehr und nicht weniger. Es ist immer das Ziel aller Wahren Meister gewesen, die Menschen diese Art des Bhajan zu lehren: den Inneren Bhajan, mit dessen Hilfe das Gemüt, durch die Innerliche Verbindung mit Gott, in Seiner Gegenwart trunken wird. Die Sphärenmusik oder Akhand Kirtan – Ewiger Gesang – sollte von der ergebenen Seele ständig vernommen werden, Er berauscht sie, weil sie selbst Teil dieses Tones ist.

Der hörbare Lebensstrom hat die Macht, dem üblen Gift der Welt völlig die Wirkung zu nehmen. Darum wird uns dringend nahe gelegt, regelmäßig den Satsang zu besuchen, den einzigen Ort, wo wir der Wahrheit begegnen können. Unsere Seele ist nicht frei vom Gemüt und den Sinnen; unglückseligerweise hat sie noch nicht das Einssein mit der Wahrheit erreicht. So braucht sie unbedingt die Gemeinschaft von Einem, Der mit der Wahrheit Eins ist.

Werdet gefärbt in das farblose Naam.

Wenn die Meister-Seelen in den Ton von Naam färben, kann keine andere Farbe wirksam werden, aber bei den Unglücklichen, die nicht in Naam gefärbt sind, hinterlässt der Einfluss der Welt weiterhin einen Flecken um den anderen. Unser ganzer Kummer kann darauf zurückgeführt werden, dass wir nicht in die Wahre Farbe von Naam getaucht sind.

Woher kommt diese Farbe?

Er ist die überfließende, berauschende Farbe der Liebe; die Verbindung mit dem Heiligen erfüllt uns mit Wahrem Verlangen.

In Gemeinschaft mit Ihm, in Dem Gottes Liebe, Gottes berauschende Farbe überfließt, kann man wahrlich die entsprechende Ausstrahlung aufnehmen. Falls wir dann durch Seine Gnade auch einen Kontakt oder eine Beziehung zu Gott in Ihm bekommen, leben wir täglich vierundzwanzig Stunden in dieser Trunkenheit.

Die Berauschung von Naam, o Nanak, erheitert Tag und Nacht.

Wenn wir der Sache auf den Grund gehen, erkennen wir, dass aller Übelstand der Welt vom Mangel an dieser Verbindung herrührt.

Wenn sich irgendjemand bei Hazur über seine Unfähigkeit, das Gemüt zu beruhigen, beklagte, antwortete Er:

Dein Simran ist nicht stetig genug.

Und auf die Klage, dass man nicht lange in Meditation sitzen könne, wurde die gleiche Antwort gegeben. Unsere wirkliche Schwierigkeit ist, dass wir von der Farbe der Welt durchtränkt sind! Könnte diese ausgewaschen werden, würden wir rein und somit geeignet für eine neue, frische Farbe, die uns belebte. Ein schmutziges Tuch muss man erst säubern, bevor man versuchen kann, es zu färben. Unser Herz und Verstand sind befleckt durch die Farbe, welche von der Ebene des Gemüts und der Sinne kommt. Wir sind von den Handlungen des Lebens besudelt, und dazu kommen die Schandflecken aus der Vergangenheit, von einer Geburt zur anderen. Selbst wenn ihr die früheren Lebensläufe nicht berücksichtigt, sondern allein dieses Leben … wie viele Jahre sind schon dahingegangen? Durch das Erbarmen eines Meisters hattet ihr vielleicht das Glück, in Seiner Gemeinschaft zu sein und euch ein wenig des Vorteils der Farbe von Naam zu erfreuen. Aber auch dann heißt es, dass wir Simran üben und dem Satguru dienen müssen.

Mit der Ausübung des weltlichen Simran haben wir die Farbe der Welt angenommen, die man nur durch den Simran, Gedenken, und Dhyan, Betrachtung, des Herrn wieder wegbekommt.

So kann man sagen, dass der erste Schritt Simran ist – kontrolliertes Denken –, und er sollte stetig, ohne Unterbrechung sein. Das ist der Reinigungsprozess, ehe die Seele geeignet ist, in der Farbe Gottes gefärbt zu werden.

Ein Japa (Wiederholung), ein Gedanke. Denke an den Einen, sehne dich nach dem Einen, lobpreise den Einen. Mit Gemüt und Körper wiederhole liebevoll den Namen des Herrn.

Durch den echten Dienst des Gemüts und des Körpers, mit Liebe und Ergebenheit, sollte man immer mehr an den Herrn denken, bis nichts als ständiges Sehnen nach Ihm verbleibt. Das ist ein Zeichen des Erwachens. Wir bangen um weltliche Dinge, aber selten findet man jemanden, den in Erinnerung an den Herrn Wehmut ergreift.

Simran ist der erste Schritt. Natürlich wird man von der Farbe desjenigen durchdrungen, in dessen Namen man den Simran ausführt.

Wenn du jemanden im Herzen bewahrst, wirst du auch in seinem Herzen wohnen.

Wenn sich der Schüler des Gurus erinnert, wird Sich der Guru des Schülers ebenfalls erinnern. Und bei gegenseitigem Gedenken entsteht Empfänglichkeit; der Guru und der Schüler werden Eins.

Der Satguru schützt den Schüler mit Seinem Leben.

In dieser Lage wird er vom Wesen des Gurus überflutet. In einem reinen Herzen wird das Wahre Wissen offenbar. Sicherlich werden solche, die Simran üben, in jener Farbe gefärbt sein. Wenn es die Meister wollen, enthüllen Sie einiges von Sich, wodurch große Weisheit zutage tritt, was uns, die wir in der Farbe des Herrn noch nicht beständig sind, zum Vorteil gereicht.

Erkennt, dass die Seele ein bewusstes Wesen ist; sie existiert immer, ist alle Weisheit und vollkommene Wonne. Wenn Gemüt und Sinne von ihrer schmutzigen Farbe reingewaschen sind und die Seele, welche Aufmerksamkeit ist, mit der größeren Aufmerksamkeit verbunden wird, dann strahlt sie ohne Mühe Seligkeit aus. Es heißt, dass solche, die nicht Bhajan üben, niemals frei von Nöten sind:

Sie werden stets von Trägheit gequält.

Sie sind immer schläfrig. Wann kommt dieses Aufschieben, und wann ist es überwunden?

Für die Negative Kraft ist der Mensch ganz Aufmerksamkeit; aber er schläft und schlummert, während Naam ausgegeben wird.

Um seine Sinne zu erfreuen, ist er selbst um Mitternacht hellwach und rührig. Aber für Bhajan … 'nicht jetzt, wir werden morgen sehen.' Das kommt hauptsächlich daher, weil er sich für gewöhnlich den äußeren Freuden widmet; er fühlt sich zu ihnen hingezogen. Er hat kaum nennenswert oder wenig Bhajan geübt, hat nicht tief genug von seinem süßen Nektar aufgenommen und findet deshalb kein Gefallen daran. Durch Trägheit wird der Aufschub zum Dieb der Zeit… 'nicht gerade jetzt, wartet ein bisschen … heute abend wollen wir üben – nein, morgen früh … Lasst uns erst diese Arbeit beenden, und dann …' Was ist die traurige Folge davon? Wenn ihr den einen Augenblick hinausschiebt, wird der nächste, von dem ihr meint, dass er besser wäre, nie kommen.