Der Dieb eures Lebensodems

II

Wenn man träge wird, führt diese Trägheit zu Schlaf. Wie wollt ihr das Innere erkennen, wenn eure Meditation nicht erfolgreich ist? Selbst wenn einer bei der Initiation durch die Güte des Meisters Innen etwas gesehen hat, denkt er dennoch, dass alles nur Einbildung sei. Auf diese Weise streut uns das Gemüt Sand in die Augen – mit dem Ergebnis, dass die Seele zu den Freuden zurückkehrt und ihre Aufmerksamkeit zerstreut. Obwohl sie unvergänglich und unveränderlich ist, steht sie unter dem Einfluss des Gemüts; durch die Verbindung mit ihm kam sie in die Schöpfung und unterliegt seither dem Zyklus von Geburt und Tod. Gefangen in der Täuschung, verteilt sie ihre Aufmerksamkeit in der Welt, wird eine Beute der Leidenschaften, des Ärgers usw. und dadurch immer mehr zerstreut. Durch Leidenschaft kann die Seele sehr tief fallen. Der Sitz der Seele ist hoch, zwischen den Augenbrauen. Und der Sitz der Leidenschaft? Nun, jeder weiß, wo er sich befindet.

Wo Leidenschaft ist, gibt es kein Naam; wo Naam ist, dort ist Wahres Verlangen. Beides kann nicht zusammen bestehen; die Sonne und die Nacht sind jede für sich.

Naam ist dasselbe wie der Ewig Seiende Gott, Der in allen Wesen ist und jede Seele in jeglicher Form kontrolliert. Aber die Verbindung mit Naam wird über den Sinnen, hinter und zwischen den Augen hergestellt, wohin sich die Seele zur Zeit des Todes zurückzieht, wenn sie die Bühne des Lebens verlässt. Diese Stelle wird als der Sitz der Seele bezeichnet. Wenn eine Seele in der Farbe von Naam gefärbt ist, wie können ihr dann Wünsche etwas anhaben? Ist die Aufmerksamkeit jedoch im Körper, wird sie von Begierden gequält. Ohne die festigende Kraft von Naam bleibt die Seele in der Welt zerstreut, andauernder Gemütsbewegung unterworfen. Leidenschaft und Ärger haben die gleichen Folgen. Wenn sich ein Hindernis zwischen uns und unser Begehren stellt, sei es offen oder verborgen, kommt Groll auf, gefolgt von Neid, Kritik, übler Nachrede, Feindseligkeit, banalen Streitigkeiten und anderen Dingen – wir treiben von einer schlechten Gewohnheit in die andere. Dies kommt alles aus Mangel an wirklicher Meditation.

Meditierte man auch nur ein wenig mit tiefer Aufrichtigkeit, würde man sich einer Berauschung erfreuen.

Wenn man diesen Nektar erlangt, erscheint anderer Wein fade.

Und hat man den wirklichen Nektar des Lebens gekostet, wird man tausend Arbeiten liegenlassen, um zu meditieren und sich daran zu laben. Jede freie Minute wird dann genutzt; man wird sein Leben neu ordnen, um mehr und mehr Zeit für die Meditation zu gewinnen. Wenn die Leute gefragt werden, warum sie nicht meditieren, entschuldigen sie sich damit, dass sie für diese wesentliche Arbeit nie Zeit hätten, obwohl der Wahre Schüler immer bereit und willens ist, den weltlichen Verpflichtungen nachzukommen. Wir sind unserem Bhajan nicht treu, weil wir nicht genügend Innere Erfahrung von Naam hatten.

Wer der Leidenschaft und der Geißel des Zorns erliegt, ertrinkt in einem Strom der Gier.

Diese Gier wächst täglich: wer 100 Mark hat, möchte 1000 haben, und wenn er sie bekommt, will er noch mehr. Darüber hinaus wollen die Leute noch gelobt werden, ohne dass sie irgendetwas Gutes tun. Sie verbringen ihr Leben mit Lügen, Betrügen und Ränkeschmieden, und die Lebensspanne geht dahin ohne ein Gramm Selbstkontrolle.

Der Meister sieht unsere Lage und sagt:

Haltet ein, wo ihr seid! Seht auf euren Zustand!

Das alles kommt aus Mangel an Meditation, und das einzige Hilfsmittel ist die Rückverbindung der Seele mit dem Herrn. Auch nur ein wenig Berauschung, die von der stetigen, täglichen Praxis herrührt, wird nach und nach die Neigung für äußere Freuden aufheben. Diese äußeren Verlockungen machen es dem Gemüt sehr schwer, sich zurückzuziehen und nach Innen zu gehen. Beginnen wir uns einmal der Inneren Süße zu erfreuen …

Wenn diese Süße aufkommt, sagt einem der andere Geschmack nicht mehr zu.

Natürlich wird das süße Aroma alles Übrige fade erscheinen lassen.

Es ist des Meisters Werk, die Seele an den immer währenden Ton anzuschließen. Er gibt eine Verbindung mit der reinen Widerspiegelung des Herrn – frei und kostenlos. Hat man diese einzigartige Gabe der Natur erhalten, sollte man in täglicher Praxis genügend Zeit einsetzen, um sie zu vermehren. Wenn man sich dann des Nektars wirklich zu erfreuen beginnt, werden die äußeren Dinge von selbst, ohne irgendeine Mühe, in den Hintergrund treten. Sich in Zaum zu halten, sein ganzes Leben vollständig unter Kontrolle zu haben, sich selbst zu helfen, von dem, was uns an Äußeres fesselt, loszukommen, erfordert Selbstprüfung. Beginnt, indem ihr bewusst einen kleinen Teil eures Lebens kontrolliert. Es wird euch gelingen, wenn ihr dabei ein wenig an der inneren Berauschung von Naam Gefallen findet. Alle Meister erklären, dass es ohne Meditation keinen Erfolg gibt.

Jetzt, da Kal – das Negative – gekommen ist, sät rasch den Samen von Naam; vergesst euch nicht in der Täuschung, nun ist die Zeit des Säens.