I
Möglichkeiten, mit Naam in Verbindung zu kommen
Bani (das Wort oder Tonprinzip) ist der Guru, und der Guru ist das Bani personifiziert; das Elixier des Lebens ergießt sich aus dem Bani1.
Wer immer das akzeptiert, was das Gurbani sagt, kann durch die Gunst des Lebenden Meisters befreit werden.
Auszug aus dem Buch Gottmensch: Kapitel VI
Die Notwendigkeit eines Meisters
Der Formlose Gott durchdringt das Universum in Form von Shabd oder dem Wort. Aber solange wir nicht fähig sind, uns mit Ihm im Innern zu verbinden, können wir uns nicht glücklich preisen.
Die ganze Atmosphäre ist mit Elektrizität geladen. Man kann sie jedoch erst dann nutzen, wenn man an den Schalter herankommt, der die Energie des Kraftwerks reguliert.
Ist der Kontakt einmal hergestellt, gibt sie uns Licht, Heiß- und Kaltluft, je nach Bedarf, und hilft uns auf unzählige Weise bei der Reinigung des Hauses, beim Kochen unserer Speisen und dergleichen mehr. In der Industrie bewältigt sie wie der sprichwörtliche Dämon große Lasten, und Tausende von Menschen wären mit vereinten Kräften nicht imstande, ihre Arbeit zu leisten.
In genau derselben Weise würde man wahrlich gesegnet sein und eine unermesslich reiche spirituelle Ernte einbringen, wenn man nur zu einem menschlichen Pol gelangte, durch Den sich die Kraft Gottes in der Form von Shabd offenbart. Heilige, Propheten, Seher und Meister-Seelen sind solche offenbarten Pole, Die das Licht, das Leben und die Liebe Gottes ausstrahlen.
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Wie es sich seit 1974, nach dem physischen Weggang Kirpal Singhs weltweit gezeigt hat, bestehen für den aufrichtigen Wahrheitssucher bis heute zwei Möglichkeiten, entsprechend der individuellen Empfänglichkeit, mit Naam in Verbindung zu gelangen.
1. Viele Menschen dürfen durch die immer fließende Gnade Gottes seit 1974 im Innern unabhängig diese Kraft in Form von Kirpal Singh treffen. Oft wissen diese Lieben nicht, die Erfahrung dieser Kraft einzuordnen. Jedoch, nachdem sie durch die führende Hand Gottes an den jeweiligen Ort Seiner Tätigkeit geführt werden, erkennen die Lieben diese erfahrene Kraft, z. B. auf Fotografien, freudig wieder. Kirpal Singh hat mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass Fotografien nicht der Meditation dienen, indem man sich die vorhandenen Fotos einprägt, da diese Abbilder im Innern nicht zu der Seele sprechen können, sondern dass Fotos lediglich und alleinig der liebevollen Erinnerung dienlich sind. Die so schon indirekt mit dieser Kraft verbundenen Lieben erhalten dann durch die Bewussten Mitarbeiter des Göttlichen Plans die doch so notwendige Heilige Initiation und die Heilige Initiationserfahrung (die notwendige Ersthand-Erfahrung), die bewusste Verbindung mit dem Licht Gottes und der Stimme Gottes, um dem praktischen Teil der Spiritualität, nämlich der Heiligen Meditation, in ihrem Leben nachzukommen.
2. Auch dürfen Menschen, die dieser Kraft vor der Heiligen Initiation nicht bewusst begegnet sind, nach der Heiligen Initiation immer, wie schon seit Anbeginn der Zeit von allen Kompetenten Meistern beschrieben, den Tonstrom hören, der von der rechten Seite kommt und das Heilige Licht sehen. Sie erinnern sich dann entweder nach der Initiation, dass sie dieser Kraft schon einmal begegnet sind oder treffen Kirpal Singh nach der Initiation im Innern, entsprechend ihrer Empfänglichkeit.
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Es ist durchaus üblich, dass der Meister der jetzt tätigen Bewussten Mitarbeiter des Göttlichen Plans den Wahrheitssuchern erscheint, da diese immer den Wunsch haben, dass alle, die Naam erhalten, Ihren Meister im Innern sehen dürfen. Dieses war auch der Grund dafür, dass Hazur Baba Sawan Singh den Schülern oft bei der Initiation durch Kirpal Singh zusammen mit Ihm erschien.
Deshalb erscheint Kirpal Singh auch heute noch den Wahrheitssuchern, welche durch Seine überfließende Gnade die heilige Verbindung mit der zum Ausdruck gelangenden Gotteskraft, nämlich Naam, Shabd, Kalma, Akash-Bani oder das Wort – für die Seele des Menschen erfahrbar durch das Licht- und Tonprinzip Gottes –, erhalten.
Dogmen und Ismen nehmen dann in den Herzen der Wahrheitssucher, welche den Vollendeten Meister getroffen haben, Platz, wenn Dieser den physischen Plan verlässt oder wenn die Lieben sich nicht entsprechend der Vorgaben des Meister-Heiligen verhalten wollen. Dies geschieht aus Gründen der Verhaftung, Ego, Lust, Gier oder aus Gründen von Name und Ruhm.
Nicht selten werden Organisationen nach dem Weggang der Meister-Heiligen gegründet, um Ihre Lehren am Leben zu erhalten. Statt diesem Zweck dienlich zu sein, entpuppen sich diese Strukturen immer wieder, zu allen Zeiten, als starr und dogmatisch, nicht wirklich im Interesse der Wahrheitssucher; auch wenn die Absicht anfangs edel gewesen sein mag, für diejenigen hilfreich sein zu wollen, welche bis dahin noch nicht das große Schicksal hatten, den Lebenden Meister oder Seine Gurumukhs und Khalsas zu treffen.
Ein Ort ist nur durch die Anwesenheit eines Heiligen heilig. Verlässt dieser den Ort wieder, wird der Ort in sich selbst wertlos, da nur der Lebensimpuls solcher Persönlichkeiten die Orte belebt.
Gleiches gilt für Organisationen und Strukturen. Diese institutionellen Strukturen ohne die Führung eines Wahren Heiligen halten den Wahrheitssucher eher auf, als ihn unterstützend zu der Stelle zu geleiten, wo er mit dem errettenden Naam, dem Heiligen Wort, in Verbindung kommen kann.
Selbst Seelen mit einem guten Schicksal werden so unmerklich von ihrem Weg abgebracht, selbst wenn diese den Meister im Innern trafen und an Orten, die vorherbestimmt sind, mit dem Naam, dem Heiligen Wort, in Verbindung kamen.
Mit vielerlei Tricks und demagogischen Kniffen leiten selbstsüchtige Menschen – nicht ausschließlich nur solche, die nicht auf den Pfad des Sant Mat durch die Gnade Gottes gestellt wurden – im Namen des Sant-Mat und der ‘Einheit des Menschen’ die unvorbereiteten und verunsicherten Seelen bedauerlicherweise absichtlich in die Irre und betreiben damit ein Geschäft der Seelenfängerei; unterstützt durch das Rezitieren und Darlegen der Schriften Kirpal Singhs und anderer Großer Heiliger der Vergangenheit aus eigener Interpretation, gewürzt mit Gestiken und weltlicher Habe – dazu gehören schöne Gebäude, Ländereien, Reichtum, Reliquien der von uns gegangenen Heiligen, Fotographien, auf denen diese mit den Heiligen zusammen zu sehen sind usw.
All dies wird den unsicheren und unwissenden Seelen als Beweis vorgelegt, um dem selbst ergaunerten Anspruch der Heiligkeit gerecht zu werden.
Nicht selten unterliegen Menschen, auch jene an mit den Namen der Heiligen verbundenen Orten, an denen die Wahrheitssucher im Auftrag der Heiligen die Verbindung mit Naam erhielten, einer langsam einschleichenden Täuschung, hervorgerufen durch den Umstand, den Guru Nanak im Jap Ji folgendermaßen beschreibt:
[…] Erst wenn das kleine Ich (das individuelle Selbst) glaubt, es sei der Handelnde, muss dieses alle Last tragen und wird somit gezwungenermaßen zum Handelnden.
… was unweigerlich dazu führt, dass die Heiligen diese Orte verlassen. – Dies kann bedeuten, dass Sie Sich entweder physisch zu anderen Orten begeben oder den Körper frühzeitig mit der Erlaubnis des Allmächtigen verlassen.
Durch diese von den Schülern selbst verursachten Frevel verschließt sich das Innere Auge langsam und unmerklich bei allen denen, die dies unterstützen, wodurch die täglichen Eindrücke, aufgenommen durch die menschlichen Sinne, von Tag zu Tag unbemerkt größer werden, sich im Chit – dem See der Eindrücke – niederlegen und dazu führen, dass diese wellenartigen Vibrationen sich geometrisch vervielfältigen und das Gemüt dazu bringen, diese Muster nach außen in die Welt zu projizieren, gleich einem Tuch oder Teppich, der in unendlicher Vielfalt an Mustern und Ausdehnung gewoben wird.
All dies geschieht immer, wenn der Mitarbeiterstab der Heiligen damit anfängt, andere Menschen bewusst oder unbewusst zu unterdrücken.
(Wie: „Ich bin der Boss im Langar – der freien Küche. Ich bin der Boss für die Verbreitung der Schriften. Ich bin der Sekretär. Ich bin Vorsitzender der Organisation XY. Ich traf den Heiligen physisch eher als du, deshalb habt ihr euch meinen Anordnungen zu unterwerfen. Oder: Du erhältst die Heilige Initiation nicht, wenn du noch mit dem oder dem als Person verkehrst.“)
Sie betreiben, wie Kirpal Singh es nennt, das Geschäft der Menschenjagd. Es wird auch nicht davor zurückgeschreckt, andere Mitmenschen, die den Segen von Naam freigiebig verteilen, als ‘Kurahia’ hinzustellen.
Dieses Verhalten führt automatisch zu Stagnation und zur Einengung der Einen Wahrheit, mit der Folge, dass Diese mit der Zeit an solchen Orten nicht mehr verteilt werden darf.
Naam kann nur in einen goldenen Kelch fließen und aufgefangen werden, woraus es dann als freie Gabe der Mutter Natur durch die Gnade der immer wirkenden Allmächtigen Kraft verteilt wird.
Nanak sagt:
Es gibt keine größere Schandtat und Sünde, als jemanden, der auf dem rechten Weg ist, davon abzubringen und fehlzuleiten.
Kabir Sahib sagt:
Das arme Schaf frisst nur Gras und wird doch gefressen. Was geschieht wohl dem, der das Schaf isst!
Das Karma des Grasessens ist groß! Mehr noch lässt die gerechte Hand der Mutter Natur niemanden entkommen, der Seelen vom rechten Pfad abbringt, um seinen selbstsüchtigen Motiven nachzugehen.
Alles, was nicht zu Gott führt, ist von Selbstsucht durchtränkt, genauso ist alles Sünde, was uns Gott nicht näher bringt.
Es gibt keinen Ort in der Schöpfung, wo man mit Naam, dem Licht- und Tonprinzip, in Verbindung gelangen kann, außer es ist ein Ort, welcher uneingeschränkt ein Ort der Wahrheit ist. Nur wo Gott es will, wird das ‘Shabda’, das Licht- und Tonprinzip ausgeteilt an all diejenigen, die in Demut kommen und sich der Meisterkraft in Liebe nähern. Ungeachtet dessen, ob der Bewusste Mitarbeiter des Göttlichen Plans acht Buckel hat (wie z.B. der Rishi Ashtavakra), alt oder jung, groß oder klein ist und gleichgültig aus welchem Land er stammt oder welcher äußeren Religion er angehört, verteilt er im Auftrag oder mit der Genehmigung des Allmächtigen verschwenderisch diesen Schatz.
Propaganda, schlechtes Reden, Verbreitung von Lügen und Verleumdungen sind immer die Verhaltensweisen von Menschen, die nicht viel oder gar nicht mit dem Inneren Meister verbunden sind.
Hazur Baba Sawan Singh schrieb einmal:
Wenn diese Menschen ihre schlechten Gewohnheiten nicht aufgeben wollen, weshalb sollten wir unsere guten Gewohnheiten aufgeben?
Die üblichen Argumente wie:
Wir sind in der Mehrzahl, also haben wir Recht.,
gelten nicht, schon gar nicht im Fall der spirituellen Entwicklung.
Der Allmächtige sagt:
Der Startschuss ist gefallen, lauft! Wir sind alle in einem Wettrennen, jeder muss der erste sein.
Gott hat weder Mutter noch Vater, weder Bruder noch Schwester. Er war immer und wird immer sein, nichts kann Ihm gereicht werden, noch kann Ihm etwas weggenommen werden. Niemand kann seine Handlungen Ihm wohlgefällig machen, noch kann man Ihm Schaden zufügen.
Was Gott von der Seele will, ist, dass die Seele allein zu Ihm kommt, ohne Körper, Gemüt, Intellekt, Verhaftung und Familie, nur allein und um Seinetwillen. Ist dieses von der Seele vollbracht, ist dies der Reise Ende.
Allein diesem hohen Ziel dienen die Vollendeten Meister, ihre ‘Gurumukhs’ und ‘Khalsas’.
Der übliche Trugschluss spiritueller Organisationen und Institutionen ist:
Gemeinsam sind wir stark,
dass, wenn einer etwas Pudding kostet, man dem Glauben verfallen ist, dass alle etwas davon haben. Doch wie kann einer, der sich in einer Menschenkette befindet, welche sich an den Händen hält, etwas von dem Pudding abbekommen, seine Süße schmecken, den Duft wahrnehmen, wenn nur der erste in der Kette einen Löffel davon isst? Was ist mit dem zweiten in der Kette und dem dritten usw.? Jeder ist auf dem Weg nach Hause für sich, nur die Seele allein. Versteht dies bitte! Beraubt euch bitte nicht selbst der einzigen Möglichkeit.
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Erläuterung: 1) Es besteht ein großer Unterschied zwischen Gurbani und Bani. Während sich das Erstere auf die Aussprüche der Gurus bezieht, wie sie in den heiligen Schriften – besonders im Granth Sahib – überliefert sind, bezeichnet das Letztere den Ewigen Tonstrom, der manchmal Gur-ki-Bani genannt wird und in der ganzen Schöpfung erklingt. Er geht von Gott selbst aus und Gott allein kann ihn offenbaren. Ferner ertönt dieser Bani (Naam oder das Wort) durch alle vier Yugas – Zeitalter – und kündet von Seiner Botschaft der Wahrheit.