Der Wahre Meister und Seine Mission

IV

Ein Wahrer Gottmensch ist der im Fleisch verkörperte Gott, das Fleisch gewordene Wort, wie es in der Bibel heißt.

Tulsi Sahib hat gesagt:

Ich verehre einen Satguru Der mich in der kurzen Zeit von drei Stunden über das Körperbewusstsein bringen kann.

Dies ist somit der Prüfstein, um einen Wahren Meister zu beurteilen, denn andererseits gibt es keinen Mangel an so genannten Meistern.

Der Kompetente Meister erklärt:

Es ist die magnetische Kraft des Gurus, die ein Zurückziehen der Sinnesströme vom Körper bewirken kann.

Soami Ji

Gott wohnt in jedem Herzen. Sein Licht leuchtet darin und belebt den Körper, und in der Musik der Seele besitzen wir den Beistand für das Leben. Aber haben wir je diese rettende Lebensschnur erfahren: das Licht Gottes und die Stimme Gottes, durch welche alles, was existiert, erhalten wird? Ein Wahrer Meister gewährt die tatsächliche Erfahrung einer direkten inneren Verbindung mit dieser rettenden Lebensschnur.

Wer kann demnach ein solches Wunder, das Wunder, uns mit der Musik der Seele zu verbinden, zustande bringen? Er allein vermag es, Der selbst das Verkörperte Wort ist, denn Er ist von Kopf bis Fuß vom Wort durchdrungen.

Nun lasst uns den Preis betrachten, den man dafür zu zahlen hat:

Übergib deinen Körper, deinen Reichtum und dein Gemüt dem Guru, folge Seinen Anweisungen unbedingt, dann wirst du empfangen.

Gurbani

Als Raja Janaka um die Gotterfahrung nachsuchte, verlangte der Weise Ashtavakra von dem königlichen Schüler seinen förmlichen und üblichen Lohn als Lehrer und erhob Anspruch auf des Königs Körper, Gemüt und seinen ganzen Besitz. Da dem König alles daran lag, die höchste mystische Erfahrung zu erlangen, stimmte er dem bereitwillig zu. Daraufhin gebot ihm der Weise, von seinem Thron herunterzusteigen und sich an das andere Ende des Hofes zu setzen, gerade dorthin, wo die Schuhe der Höflinge standen. Das freilich war zu viel für den König, aber da er sich verpflichtet hatte, Körper, Gemüt und alles andere dem Guru zu übergeben, konnte er nicht umhin, die Anordnungen zu befolgen. Nicht genug damit, dass der Weise dem Raja vorschrieb, wo er zu sitzen hatte, musste er auch noch vor seinem Hofstaat bekräftigen, dass er den niedrigsten Platz innehabe. Die Absicht des Gurus war, aus dem Gemüt seines Schülers den Stolz auf Rang und Namen zu vertreiben. Nachdem dies geschehen war, hieß er Janaka, sich nicht mit dem weltlichen Besitz, Reichtum und Wohlstand zu befassen, was nun sein (des Gurus) war – und sich auch nicht gedanklich damit zu beschäftigen, denn es gehöre nicht länger ihm (Janaka), da er alles seinem Guru gegeben habe.

Als Janaka auf seinen früheren Prunk und Glanz blickte und die Stimmen seiner Höflinge hörte, war er verwirrt. Um all dem zu entfliehen, schloss er seine Augen und Ohren. Aber die Macht der Gewohnheit ist in der Tat schrecklich. Obwohl er weder hinsah noch hinhörte und sich alle Mühe gab, die Gedanken unter Kontrolle zu halten, war sein Gemüt noch bei all jenen Dingen – den Palästen, Höflingen, dem königlichen Pomp und Gepränge, seinen Königinnen und Kindern. Auf die Frage nach seiner geistigen Verfassung antwortete er dem Guru, dass sein Gemüt gegenwärtig wie ein Vogel sei, der auf dem Mast eines Schiffes, das auf hoher See ist, sitzt und wieder und wieder zu fliegen versucht, aber auf den Wassern keinen Ruheplatz findet und so zum Mast zurückkehrt. Der Guru hieß ihn dann, alle mentalen Vibrationen einzustellen, weil das Gemüt, das diese Gedankenwellen projiziere, nicht mehr das seine (Janakas) sei und es ihm darum auch nicht obliege, es zu benutzen.

Die Worte wirkten, und Janaka empfand sogleich eine geistige Leere in sich; denn durch seine Gedankenkraft zog der Rishi das Bewusstsein des Schülers aus dessen körperlicher Form in das große Jenseits über der Sinnesebene. Das ist es, was ein wirklich Kompetenter Meister tut. Er gibt mit Hilfe der Konzentration eine praktische mystische Erfahrung, nachdem das Gemüt des Schülers der Welt und allem, was weltlich ist, allmählich entwöhnt wurde, sammelt die Sinnesströme des Körpers am Augenbrennpunkt und hält sie dort für eine Weile fest.

Gott ist, wo da nichts ist. Wir müssen das Selbst in uns befreien, indem wir es des Persönlichen oder der Kennzeichen des körperlichen Beiwerks von Gemüt und Materie entledigen, ehe wir eine spirituelle Erfahrung erhalten können. Der Guru braucht nicht euren Körper, Gemüt und Besitz. Alles bleibt bei euch, wie zuvor, aber ihr werdet tausendfach bereichert, indem er euch mit subtilen spirituellen Schätzen von unvergleichlichem Wert ausstattet. Wir müssen dem Fleisch um des Geistes willen entsagen, denn Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben.

Wer sein Leben findet, der wird‘s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird‘s finden,

erklärte Christus.

Wir müssen in der Tat zwischen den beiden wählen: dem Leben des Fleisches und dem Leben des Geistes. Das heißt nicht, dass wir unseren Verpflichtungen und unserer Verantwortung ausweichen und in die Einöde gehen sollten. Wahrer Verzicht bedeutet, sich innerlich zu lösen und von allem, was Gott uns zu treuen Händen gegeben hat, den rechten Gebrauch zu machen, so wie es jeder Beauftragte für seinen Vorgesetzten tun würde.

Dies ist der Preis, um die Gottheit zu erlangen, und er muss ohne jeden Vorbehalt gezahlt werden. Während ihr inmitten der Fülle lebt, betrachtet alles, einschließlich eures Körpers und Gemüts, als dem Guru gehörig und setzt es nie zur Befriedigung der Sinne ein. Je mehr ihr euch von der Liebe zu den geschaffenen Dingen freimacht, in desto stärkerem Maße werdet ihr von der Liebe Gottes erfüllt und wahrlich in engere Verbindung mit dem Heiligen Wort kommen.

Wenn wir also ernstlich die Göttliche Seligkeit erflehen, kommt uns Gott eilends in der Gestalt eines Lebenden Meisters zu Hilfe, denn so will es das Gesetz.