Der Wahre Meister und Seine Mission

VI

Gott ist die Seele des Universums. Es war Sein Wille, Sich in vielen Formen verschiedener Muster und Farben zu offenbaren. Von einem einzigen Strom Seiner Kraft kamen unzählige Schöpfungen ins Sein.

Auch die Seele in uns hat zahlreiche Fähigkeiten, gibt sich jedoch äußeren Bestrebungen hin. Meister-Heilige empfehlen uns, die nach außen gehenden spirituellen Ströme nach innen zu lenken und an einem Zentrum, dem Augenbrennpunkt, zu sammeln.

Sie geben uns eine Erfahrung vom Zurückziehen der Lebensströme. Durch die tägliche Praxis bilden wir im Laufe der Zeit eine Gewohnheit, die uns zur zweiten Natur wird.

Sur Das sagt:

Sowie man immer weiter geht, folgt das Gemüt nach.

Wir möchten das tun, haben aber nicht die Willenskraft dazu. Wir brauchen einen Kompetenten Meister, Der uns auf dem Pfad hilft – Einen, Der das Menschliche in Sich überschritten hat und zum Sprachrohr Gottes wurde.

Nanak sagt:

Nanak öffnet seinen Mund nur, wenn man es ihn zu tun heißt.

In ähnlicher Weise erklärt Christus:

Ich tue nichts von mir selber, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich.

Ein Meister-Heiliger gibt dem menschlichen Geist, welcher unter der schweren Last von Gemüt und Materie erstickt, durch Seinen eigenen Lebensimpuls den Weg frei und einen Schimmer vom Pfad nach oben. Wir sind ebenfalls mit dieser Kraft ausgestattet, doch hilflos, weil unsere Lebensströme in jedem Augenblick nach unten und außen in die Welt der Materie fließen, zu allem, was stofflich ist. Ein Kompetenter Meister zieht wie ein starker Magnet die Geistesströme empor und magnetisiert sie zu einer lebendigen und bewussten Seele. Wir wohnen in diesem Körpertempel mit dem Geist Gottes zusammen.

Die menschliche Seele ist wie ein überladener Esel, mit der schweren Last von Karmas aus der Vergangenheit. Ohne Erinnerung daran und indem sie täglich mehr und mehr Karmas anhäuft, steckt sie tief im Sumpf des Sinnenlebens. In dieser traurigen und jammervollen Lage ist es nahezu unmöglich, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu tun, wenn Sich nicht ein gütiger Gottmensch erbarmt, die drückende karmische Last erleichtert und uns aus dem Treibsand des Lebens herauszieht. Wir sind zum Überlaufen voll von Gedanken an die Welt und allem, was weltlich ist; dabei so sehr an Händen und Füßen gefesselt, dass wir unmöglich einen Ausweg finden können. In dieser kläglichen Situation äußerster Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit brauchen wir einen starken Freund, Der uns beistehen kann und uns in Seiner Gnade Mut und Beharrlichkeit einflößt. Durch Seine konzentrierte Aufmerksamkeit fördert Er bei einer einzigen Meditation eine Versammlung von zehn, zwanzig oder Hunderten von Menschen und gibt allen eine praktische innere Erfahrung, wie sie der Weise Ashtavakra dem Raja Janaka gab.

Es ist das Werk eines in Gott ruhenden Heiligen, Der uns instand setzt, über das in sich selbst befangene Ich hinauszugelangen, um Zeuge des hellen Lichts der Leere (des Jenseits) zu werden. Mit dieser Anfangserfahrung können wir unser inneres Leben entwickeln, das bei jedem Schritt neue Ausblicke auf die zahllosen Bereiche des Jenseits freigibt. Da Er in der Gotteskraft verankert ist, verliert Er nichts, wenn Er Seinen Lebensimpuls übermittelt. Das Meer erleidet keinen Verlust, würden auch Millionen Geschöpfe aus ihm trinken, um ihren Durst zu löschen. Die Yogis, Munis und Rishis hatten trotz all ihrer jahrelangen, mühsamen Praktiken nie einen Schimmer des Inneren Lichts. Doch ein wirklich Großer Weiser kann durch Seinen wohlwollenden Blick die innere Schau öffnen.

Im Matthäus-Evangelium steht:

Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben‘s nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben‘s nicht gehört.

Ich erinnere mich, wie einmal mein Sohn, als er vier oder fünf Jahre alt war, mit mir zu Hazur ging und um Initiation bat. Hazur gab ihm einige Süßigkeiten, und so war er zufrieden. Als er das nächste Mal wieder mitkam, bat er um die Gabe, welche sein Vater erhalten habe. Hazur nahm ihn ins Haus, setzte ihn vor Sich hin und hieß ihn, sich zu konzentrieren und nach innen zu schauen. Sogleich sah der Knabe einen mit Sternen besäten Himmel; Hazur bat ihn, die Augen zu öffnen und bemerkte, dass es auf dieser Stufe genug sei. Der Junge kam herausgelaufen und sagte, dass er Naam bis zu den Sternen erhalten habe, und fragte, bis zu welcher Stufe ich geführt worden sei. Hierin liegt die Größe eines Heiligen.

Während Er Sich in ätherische Regionen erhebt, bleibt Er den gleich gestimmten Orten des Himmels und der Erde treu, die wahrlich durch die Gotteskraft, Welche in Ihm in einer offenbarten Form wirkt, verbunden sind. Er ist der Menschliche Pol, über den die unsichtbare Hand der Vorsehung wahrnehmbar am Werk ist. Wer immer mit Ihm in Verbindung kommt und Seine Weisungen uneingeschränkt befolgt, wird ebenfalls aus wertlosem Material in echtes Gold verwandelt. Der Meister ist in die Welt gesandt, um Seelen für das Reich Gottes zu erretten. Vom wortlosen Zustand wird das Wort Fleisch, um zur Erneuerung der Menschheit unter uns zu wohnen:

So viel, dass der Mensch geschaffen wurde wie Gott, voran, aber dass Gott gemacht sein sollte dem Menschen gleich, viel mehr […] Gott selbst kleidete sich in des gemeinen Menschen Fleisch, um schwach genug zu sein, Leid zu erdulden.

John Donne

Eins mit der Gottheit, gibt uns ein Wahrer Heiliger ein Ersthand-Wissen Seiner Erfahrung mit dem Göttlichen. All die Schriften der verschiedenen Religionen sind nichts als schöne Berichte über die spirituellen Erfahrungen ihrer Verfasser mit Gott. In der Tat ist ein Lebender Heiliger viel mehr als alle Schriften zusammen. Da Er in direkter Verbindung mit der Gotteskraft steht, ist Er imstande, Wissen von Gott unmittelbar weiterzugeben und wirkliche Erfahrung von der rettenden Lebensschnur zu gewähren. Er macht uns mit der genauen Bedeutung der alten Schriften vertraut. Indem Er die scheinbaren Unstimmigkeiten in Einklang bringt, legt Er ein vollständiges Bild von der Wissenschaft der Seele dar, die trotz der sprachlichen Vielfalt aufgrund geographischer Verschiedenheiten und geschichtlicher Hintergründe immer die gleiche gewesen ist und sein wird.

Haltet euch an das wahre Zeugnis der Heiligen, denn Sie sprechen zu uns von Ihren eigenen, tatsächlichen Erfahrungen.

Gurbani