Der Wahre Meister und Seine Mission

VII

Es mag als unumstößliche Wahrheit angesehen werden, dass niemand die Größe eines Heiligen in vollem Maße erkennen kann. Bei all unserer Gelehrsamkeit und weltlichen Klugheit sind wir nicht in der Lage, uns auf Seine Stufe zu erheben, noch viel weniger, von Ihm zu wissen. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Gottmenschen und dem gewöhnlichen Sterblichen.

Nanak hat den Guru gefunden, Der die Herrlichkeit Gottes jenseits offenbarte.

Guru Arjan erklärte, Er habe das ganze Universum (Brahmand) durchforscht, aber keinen finden können, der Seinem Meister (Guru Ram Das) an Größe gleichkäme. Guru Arjan sah in Seinem Meister Gott Selbst in die menschliche Form gekleidet. Wir, die auf der Sinnesebene leben, können die Bedeutung einer Meister-Seele nicht verstehen. Aber jene, deren innere Schau geöffnet ist, wissen und sehen, was die Guru-Kraft wirklich ist.

Maulana Rumi sagt:

Die Hand des Pir (Guru) ist nicht geringer als die Hand Gottes. Sie ist von der Gotteskraft nicht getrennt. Seine gnädige Hand reicht über die sieben Himmel hinaus.

Da sich die Macht des Meisters bis zum höchsten Himmel erstreckt, folgen Ihm die aufrichtigen Sucher nach der Wahrheit, wenn sie in der Gemeinschaft des Meisters sind.

Der große Maulana beschreibt dies sehr schön in einem Gleichnis:

Eine kleine Maus lief auf der Erde, als eine in der Luft fliegende Taube sie erblickte. Diese fragte die Maus, wohin sie so schnell laufe. Die Maus antwortete, dass sie zu einer Pilgerreise auf dem Weg nach Mekka sei. Das kleine Geschöpf tat der Taube leid; sie schwang sich sogleich hinunter, ergriff die Maus mit ihren Krallen, flog mit ihr nach Mekka und setzte sie in den heiligen Bezirken nieder.

Unser Geist, der sich in den Fängen des Gemüts und der Materie verwickelt hat, kann dem Gefängnis nicht mit eigener Kraft entkommen und die rein spirituelle Region (jenseits von Pind, And und Brahmand – der physischen, astralen und kausalen Ebene) erreichen, welche unsere Wahre Heimat ist. Wie ich gerade sagte, ist es nicht möglich, einen durch schwere Last überladenen Esel aus einem schlammigen Sumpf zu befreien, wenn ihm nicht zuerst die Bürde abgenommen und er dann herausgezogen wird. Ähnlich ist es, wenn ein Sucher zum Meister kommt. Letzterer erleichtert ihm vorübergehend die Last des Gemüts mit Worten der Ermutigung und durch Seine Aufmerksamkeit und lässt ihn die Dinge in ihrer rechten Perspektive deutlich sehen. Dann weist ihn der Meister an, für ein tatsächliches Experiment in das Laboratorium seines Körpers einzutreten; tut er das, so erhält der Schüler eine innere Erfahrung, die er durch tägliche Praxis zu entwickeln hat. Seine grundsätzliche Weisung für den Schüler ist, sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Er sagt, wie er das machen soll, und hilft ihm dabei. Auf diese Weise zeigt Er ihm einen Weg nach oben und zieht ihn aus dem Morast des Sinnenlebens heraus, in dem er seit endlosen Zeiten feststeckte, nachdem er seine Wahre Heimat, den Garten Eden, verlassen hatte und sich selbst auf die Ebene des Gemüts und der Materie verbannte. Er kommt, um die spirituell kranke und leidende Menschheit zu heilen.

Mohammed lqbal, ein großer Urdu-Dichter des Punjah. sagt:

O unsichtbare Kraft, offenbare Dich doch einmal, damit ich dir Myriaden Grüße entbieten kann.

Wenn sich solch ein Mitleid erregender Schrei spontan aus dem Herz erhebt, enthüllt Sich die Gotteskraft, Die alles durchdringt, in einer menschlichen Gestalt.

Wann nimmt das Wort oder die Gotteskraft den Mantel des Fleisches an? Das geschieht, wenn Gottes Kinder ruhelos nach Ihm verlangen. Beginnt das Kind zu weinen, holt ihm die Mutter ein Spielzeug. Weint es trotzdem weiter, bringt sie ihm noch eines und wieder eines; doch wenn es mit nichts zufrieden ist, lässt sie alles beiseite, nimmt das Kind auf ihren Schoß und drückt es zärtlich an sich.

Haben wir in unserem Herzen ein echtes Verlangen nach Ihm, wird Er sich offenbaren, denn Er gibt Acht wie ein liebender Vater und wartet brennend auf den Zeitpunkt, wo wir unsere Augen auf Ihn richten. So erscheint Er in Gestalt einer Großen Lebenden Seele, um Seine Kinder zu finden und sie in Seine Ewige Wohnstatt, Sach Khand, den immer währenden Sitz der Wahrheit zurückzuleiten.

Es ist nahezu unmöglich, einen Gottmenschen und Seine Größe zu erfassen, geschweige denn Seine Kräfte – grenzenlos und unerklärbar, wie sie sind – zu beschreiben. Er ist lediglich ein Kanal für die Gotteskraft, damit Sie in der Welt in offenbarter Form wirken kann, und dient als Vorwort zum Buch Gottes. In enger und lebendiger Verbindung mit Ihm zu sein bedeutet, dass man Gott nahe ist. Ohne Ihn können wir unmöglich von Gott wissen und noch viel weniger in direkten Kontakt mit der Kraft Gottes kommen, Die in jedem Menschen wirkt und die gesamte Schöpfung erhält. Daher besteht die höchste Notwendigkeit, nach einer Lebendigen Verkörperung dieser Göttlichen Kraft zu suchen und mit Ihr Fühlung aufzunehmen. Etwas von Ihr zu wissen heißt, etwas über Gott zu wissen. Wenn Sie der Personifizierte Gott oder das Fleisch gewordene Wort ist, wird Sie unsere Seele bestimmt anziehen, da sie gleichen Wesens ist wie Gott. Je mehr wir an Ihn denken, desto mehr beginnen wir, Ihn zu lieben und Ihm ähnlich zu werden.

Wie man denkt, so wird man

ist ein wohlbekanntes Sprichwort.