Der Wahre Meister und Seine Mission

IX

Die menschliche Geburt ist ein Vorrecht von hohem Wert. Wir müssen das Beste daraus machen. Das Wichtigste sollte an erster Stelle stehen. Unsere höchste Pflicht ist, Gott zu erkennen. Wie können wir dies? Wir müssen uns mit Einem befreunden, Der Gott verwirklicht hat, damit Er uns helfen kann, es ebenfalls zu tun. Die Kraft Gottes oder das Wort Gottes erstrahlt in Dem, Der Ihn verwirklichte, in Fülle. Was ist schließlich Elektrizität? Können wir sie von der Glühbirne, durch welche sie leuchtet, trennen? Wenn eine Glühbirne ausbrennt, ersetzen wir sie durch eine andere. Die Elektrizität selbst erschöpft sich nie.

Die Christuskraft ist ewig und leuchtet von Zeit zu Zeit auf, um den Bedürfnissen der Menschen zu genügen. Wer immer mit der Christuskraft durch die Vermittlung des Erwählten Gottes in Berührung kommt und wo er auch sein mag, so ruht dieser Mittler nie, bis Er das Gut Seinem Herrn (Gott) übergeben hat. Wer möchte nicht das Elixier des Lebens finden und eine Seele sein, die ewig lebt? Die Menschen der Welt sind solange freundlich zu uns, wie wir ihren Interessen dienen. Sie verlassen uns einer nach dem anderen, wenn wir aufgrund von Bedürftigkeit, Armut und Not, langer Krankheit und Behinderung hilflos werden oder ihnen sonst von keinem Nutzen sein können. Selbst die so genannten engsten Freunde und Verwandten, welche wir stolz als unser Eigen betrachten, stehen uns vielleicht nicht bis zum letzten Augenblick bei. Sie können uns auch nicht helfen, wenn wir im Todeskampf liegen und nach Atem ringen. Alles, was sie tun können, ist, für uns um einen leichten und raschen Weggang von der Welt zu beten. Darum brauchen wir Einen, Der hier und danach und überall, wo wir sein mögen, ständig bei uns ist: in den tiefsten Tiefen des Meeres, auf schneebedeckten Bergspitzen, im brennenden Wüstensand, hoch in der Luft, in dichten Wäldern, oder selbst vor dem Richterstuhl Gottes.

Ergreife das Kleid einer tapferen Seele, einer solchen, Die Sich frei zwischen Himmel und Erde bewegt.

Maulana Rumi

Wir brauchen einen Freund, Der fähig ist, auf allen Seinsebenen zu wirken, so dass wir von den Anweisungen und der Führung, die Er gibt, hier in diesem Leben wie auch im Leben danach – auf den astralen, kausalen und spirituellen Ebenen – Vorteil haben können; und Der uns schließlich zur Heimat unseres Vaters bringt. Wer nun vermag dies alles? Kein anderer als Gott Selbst, und Er ist der Wahre Führer und Meister:

Einen, Der von Anfang bis Ende über allem steht, Den nehmt als euren Führer und Freund.

Auch Soami Ji sagt:

Der Herr der Seele ziert die irdische Ebene im Gewand eines Sterblichen, um die Menschheit zu Gott zu geleiten.

Einmal kam Sahib Ji Maharaj von Agra nach Beas und wählte für seinen Vortrag die Hymne, welche mit eben diesem Vers beginnt. Er fragte Hazur, ob es in den Sikh-Schriften irgendwelche Stellen gäbe, die damit übereinstimmten. Hazur zeigte verschiedene Verse mit ähnlicher Bedeutung auf, von denen ich euch einen nennen möchte:

Der dich hierher sandte, ruft dich nun zurück; begib dich wieder in Seine ewige Heimat, und lebe in Frieden.

Solche gütigen Seelen kommen von weither; fürwahr aus dem Schoß Gottes. Sie haben eine Göttliche Weisung. Warum kommen Sie? Es ist Sein Wille, lautet die einzige Antwort, die Sie geben. Von Einem gingen alle Dinge aus, gemäß dem Göttlichen Willen. Wenn Sie auf die Erde kommen, halten Sie sich an die Gesetze des Landes, in dem Sie zu der Zeit wirken. Wir auf der Erde tun das gleiche und leben dementsprechend. Aber wir sind hier durch die Zeiten hindurch, seit wir uns von Ihm entfernten, in der Knechtschaft des karmischen Gesetzes von Ursache und Wirkung.

Wenn wir leiden, und manchmal leiden wir schrecklich unter dem schweren Gewicht der angehäuften karmischen Bürde, fühlen wir uns machtlos, aus dem magischen Labyrinth des Herrn dieses Universums herauszukommen, und rufen kläglich um Hilfe. Wenn Gottvater die Geschichte unserer Qual und Pein im Innern hört, ist Er bis in Seine Tiefen bewegt, hat Erbarmen angesichts dieser traurigen Lage und offenbart sich in Gestalt eines Heiligen, um uns zu Sich zurückzuführen. Somit kommt Er, Der uns vor undenklicher Zeit wegschickte, uns nun zurückzurufen.

Was tut Er? Durch geeignete Unterweisung erinnert Er uns an unsere einstige Abstammung und gibt uns einen Schimmer von der rettenden Lebensschnur, mit der Gott jeden Menschen versehen hat. Er verbindet den Geist damit und hilft uns den gordischen Knoten zwischen Körper und Seele allmählich zu lösen, bis wir vom Ersteren befreit und fähig werden, zusammen mit Ihm in Seiner Strahlenden Form (Divya Sarup) in höhere Ebenen zu reisen. Bedenkt, dass dies alles unter Seiner Führung durch einen freiwilligen Prozess der praktischen Selbstanalyse während des Lebens getan wird, ohne die Silberschnur völlig durchzureißen, was letztlich zur Zeit des Todes (oder der Auflösung des stofflichen Körpers) geschieht.

Ein Wahrer Heiliger ist das größte Geschenk Gottes, so wie Gott das größte Geschenk des Heiligen ist.

Es heißt:

Gott ist alle Weisheit, und wenn Er Sich durch einen Menschlichen Pol Selbst offenbart, ist Er als Heiliger bekannt.

Können wir Gott sehen? Dies ist die nächste Frage; und hier ist eine positive Antwort:

In der Gemeinschaft eines Heiligen sieht man wahrlich den Herrn Selbst.

In den Evangelien lesen wir:

Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Matthäus 11:27
Lukas 10:22

Nanak erklärt nachdrücklich:

Der Gott Nanaks ist überall sichtbar.

Und Christus sagte in unmissverständlichen Worten:

Sehet den Herrn.

Guru Arjan tut uns kund:

Auf dem Wasser und zu Lande ist Er in Seiner Fülle.

Er durchdringt fürwahr jede Faser sämtlicher Geschöpfe. So sieht Guru Arjan die Sich unbegrenzt verbreitende Kraft Gottes ringsum vibrieren. Können auch wir Sie sehen? Ja, wir können es ebenfalls, wenn wir ein Gurumukh werden (das heißt, indem wir den Anordnungen eines Gurus – eines Gottverwirklichten Wesens – unbedingt folgen).

Ist es dann möglich, Gott mit den zwei Augen zu sehen, die wir haben?