Teil I: Kapitel II / II – (iii)
a) Asana als eine Form des Yoga

Manche Menschen sind der Meinung, dass die Asanas einen Yoga für sich bilden, und gaben ihm die Bezeichnung Asana Yoga. Die Asanas sollten jedoch nicht lediglich deswegen ausgeführt werden, um physische Kunststücke und Fertigkeiten zur Schau zu stellen, wie es Turner tun, oder als ein Mittel, um dadurch seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er ist ein Yoga insofern, als man ohne eine disziplinierte Haltung die Vritis oder die mentalen Ströme, die sich beständig im Gemütsstoff oder in dem unergründlichen See des Gemüts (Chit) erheben, nicht kontrollieren, ausmerzen und ausschalten kann. Das Yoga-System wird allgemein in zwei Teile eingeteilt: Pran Kala oder der Pfad der Pranas und Chit Kala oder der Pfad des Chit. Während sich Hatha Yoga mit Pran Kala befasst, hat Raja Yoga mit Chit Kala zu tun; und die Asanas bilden einen wesentlichen Teil in diesen beiden Yoga-Systemen und sind tatsächlich bedeutende Sadhnas in jeder Art von Yoga. Dies ist der Grund dafür, dass sie genau wie Dharna und Dhyan zu einem selbständigen Yoga-System erhoben wurden. Der Körper muss notwendigerweise eine beträchtliche Zeit, das heißt etwa drei Stunden, in ein und derselben Haltung verweilen können, denn, wenn diese fortwährend geändert wird, kann man sich nicht erfolgreich in die Yoga-Praxis vertiefen, weil mit jeder Veränderung sich auch die Vritis zu bewegen beginnen und so das Gemüt niemals stetig und ruhig werden kann. Deswegen die Notwendigkeit für eine feste und unbewegliche, aber doch bequeme Haltung, damit der Übende nicht ermüdet, während er Chit-Vriti-Nirodha (das Aufheben der mentalen Bewegungen) anstrebt.