Teil I: Kapitel II / II – (iv)
c) Sukh Purvak Pranayam – Eine leichte und bequeme Form des Pranayam

Wenn man im Padam oder Sukh Asana sitzt, soll man das rechte Nasenloch mit dem Daumen der rechten Hand schließen und die Luft langsam und rhythmisch in einem langen und ununterbrochenen Ausatmen durch das linke Nasenloch entlassen. Nun ist das linke Nasenloch durch den kleinen Finger oder den Ringfinger der rechten Hand zu schließen, und der Vahya Kumbhak ist aufrechtzuerhalten, solange es bequem und ohne Anstrengung möglich ist. Danach ist der Atem ganz langsam durch das rechte Nasenloch einzuziehen, nachdem der Daumen entfernt ist, dem dann wiederum der Antar Kumbhak folgt. Und nunmehr wird es umgekehrt geübt. Diese acht Vorgänge bilden einen Pranayam. Man sollte mit fünf bis zehn Pranayams morgens und abends bei leerem Magen beginnen und sie nach und nach bis auf zwanzig steigern, einschließlich des erweiterten Kumbhak oder des Zurückhaltens des Atems, ohne dass es irgendeine Unbequemlichkeit verursacht.

Währende der Übung sollte man den Gedanken aufrechterhalten, dass Divya Sampardie (Niyamas) wie Barmherzigkeit, Mitleid, Liebe, Friede und Freude in das System aufgenommen und Asuraya Sampardie (Yamas) wie Ärger, Lust, Gier und Selbstsucht durch das System ausgestoßen und abgelegt werden. Man kann während der Pranayams auch Simran üben.

Bei den höheren Stufen des Pranayam steigt die Lebensenergie in der Sushmana Nadi und bewegt sich Sahasrar entgegen. Die Bewegung wird zuerst wie die einer Ameise empfunden und wandelt sich allmählich in die eines Frosches, bis sie mit der Reinigung und Säuberung der Nadi durch die fortwährende Praxis wie ein Vogel zu fliegen beginnt.

Es gibt verschiedene Arten, den Atem unter Kontrolle zu halten, nämlich:

  1. Ausatmen und Einatmen durch beide Nasenkanäle, verbunden mit Kumbhaka.

  2. Ausatmen und Einatmen durch nur einen der Nasenkanäle, mit nachfolgendem Kumbhaka. Man nennt diese Übung Surya Bhedana und Chandra Bhedana, wenn jeweils durch die rechte und linke Seite ausgeführt.

  3. Einatmen durch beide und Ausatmen durch einen der beiden Nasenkanäle.

  4. Shitkari und Shitali: Es sind zwei Arten, die Luft durch geschürzte Lippen und die Zunge einzuziehen und aufzunehmen (nachdem beide Nasenlöcher geschlossen wurden) und, nachdem man sie tief unten etwas angehalten hat, sie durch die Nasenlöcher wieder zu entlassen. Es ist, als ob man den Lebensatem durch die Tülle trinken würde.

  5. Bhastrika besteht darin, dass der Atem in rascher Folge durch den einen Kanal genommen und der ganze Atem dann langsam durch den anderen Kanal wieder ausgestoßen wird; danach wird gewechselt. Diese Übung wird mit einem Blasebalg verglichen und darum Blasebalg-Atmung oder Bhastrika genannt.

Pranayam oder Yoga-Atmung kann unter der Leitung eines Guru oder Adepten auf diesem Gebiet nutzbringend und erfolgreich geübt werden, wenn der Ausübende Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit, Gelassenheit, Mäßigkeit in der Diät, Geduld und Demut beachtet und nicht irgendeinem Laster verfallen ist, und vor allem, wenn er von Herz- und Lungenkrankheiten und von angeborenen Leiden frei ist.

Das Höchste, was man durch Pranayam erreichen kann, ist, dass die zusammengerollte Schlangenkraft der Kundalini, die im latenten Zustand am Wurzelzentrum liegt, erweckt und zu voller Aktivität gebracht wird. Indem sie im Sukhmana immer höher steigt, werden die verschiedenen feinstofflichen Zentren in den subtilen Nadis erleuchtet, bis sie zuletzt Sahasrar, die Quelle des Lichts, erreicht. Mit der Zerstörung des Schleiers, der über dem Glanz der Ewigkeit liegt, kommt das Gemüt rasch zur Vertiefung, und die Konzentration ergibt sich von selbst.

Die Muskel- und Nervenkontrolle, die durch die Praxis von Asanas erlangt wird, ist nur eine Vorbereitungsstufe. Die wirkliche Yoga-Technik beginnt mit dem Nutzbarmachen der Lebensenergien oder der zehn Motoren im Körper.

Pranayam führt zu Chit Shudhi, Manas Shudhi und Nadi Shudhi; es beruhigt dadurch das Gemüt, hilft bei der Konzentration und trägt dazu bei, die Umhüllungen oder Koshas der Seele zu zerstören. Es entfernt alle Wünsche, verbessert die Verdauung, hilft Brahmacharya (Enthaltsamkeit) aufrechtzuerhalten und führt zu Ekagrata (Zielstrebigkeit) und Kumbhak (einem friedvollen Zustand) mit oder ohne Purak und Rechak oder den Ein- und Ausatmungsprozess.

Pranayam soll man üben, nachdem man seine Notdurft verrichtet hat und nach gründlicher Reinigung der Nares oder Nasenkanäle mit reinem, lauwarmen Wasser und durch Gurgeln.

Man sollte die Übung ausführen, wenn man ganz alleine ist, in sitzender Haltung und mit geschlossenem Mund. Die Fenster des Raumes sollten geöffnet sein, damit frische Luft einströmen kann. Nachdem man fünfzehn Minuten geübt hat, ist es gut, eine Tasse Milch zu nehmen. Man sollte nie unmittelbar nach solchen Übungen baden.

Ziel des Pranayam ist, die Wellen (Vritis) des Gemüts einzudämmen und den Gemütsstoff so stetig zu machen, wie der Strahl einer Lampe ist, die an einem windstillen Platz steht. Jede Übung (Abhyas) ist dazu angetan, das Gemüt zu seiner Quelle – Hirdya Guha zu bringen, damit es im Atman aufgeht.

Die üblen Vritis  des Gemüts können durch gute ersetzt werden, so wie Lust (Kama) durch Enthaltsamkeit (Brahmacharya)Stolz (Madha) durch Demut (Nimrta), Habgier (Lobh) durch Genügsamkeit (Santosh), Knickerigkeit durch Großzügigkeit, Täuschung durch Unterscheidung, Verderbtheit durch Redlichkeit, Wankelmut durch Entschlossenheit, Überheblichkeit durch Höflichkeit, Eifersucht durch Großmut, Bindung durch Loslösung, Feindschaft durch Freundschaft und so fort.

Die Vedanta-Methode besteht darin, dass man die Zweige des Sankalpa vom Baum des Gemüts (Manas) abtrennt und dann den Baum selbst fällt, indem man die Wurzeln des Ego abschneidet.