Teil I: Kapitel III / X

Yoga der Mystik

Es ist eine Zufluchtnahme zum Herrn, indem man sich Ihm völlig unterwirft. Sie kommt dadurch, dass man Gottes wahres Wesen erkennt, und durch die direkte Schau. Auf diese Weise befreit man sich von den guten und üblen Auswirkungen seines Handelns, das man ganz und gar zu den Lotosfüßen des Herrn niederlegt.

Die Bhagavad Gita ist wahrhaftig ein Kompendium der Yogasysteme, die zur Zeit ihrer Enthüllung vorherrschten, und benennt tatsächlich nicht weniger als achtzehn von ihnen:

Vikhad Yoga (Kap.I), Sankhya Yoga (Kap.II), Karma Yoga (Kap.III), Gyan Karma Sanyas Yoga (Kap.IV), Karma Sanyas Yoga (Kap.V), Atam Sanyam Yoga oder Dhyan Yoga (Kap.VI), Gyan Vigyan Yoga (Kap.VII), Akshara Brahma Yoga (Kap.VIII), Raja Vidya Raj Guhya Yoga (Kap.IX), Vibhuti Yoga (Kap.X), Vishva Rup Darshan (Kap.XI.), Bhakti Yoga (Kap.XII), Kshetra Kehetragya Vibhag (Kap.XIII), Gun Trai Vibhag Yoga (Kap.XIV), Purshottam Yoga (Kap.XV), Devasura Sampad Vibhag Yoga (Kap.XVI), Shradha Trai Vibhag Yoga (Kap.XVII) und Makshar Sanyas Yoga (Kap.XVIII).

Aus obiger Analyse wird klar ersichtlich, dass die Unterschiede, die zwischen den verschiedenen Aspekten der Yogasysteme bestehen, eher in der Gewohnheit des menschlichen Gemütes zu suchen sind, indem dieselbe Sache auf verschiedene Weise gesehen wird, als in einer tatsächlich bestehenden Andersartigkeit der einen oder anderen Methode. Es sind lediglich verschiedene Spiegelungsflächen desselben Gegenstandes, und nicht selten überschneidet eine die andere und sie greifen ineinander über.

Und wenn man die Bhagavad Gita gründlich studiert und liest, wie Lord Krishna über die verschiedenen Yogas mit ihren variierenden Annäherungsarten an das Göttliche spricht, erkennt man, dass die praktische esoterische Schulung, von der sie begleitet sind, dieselbe ist.

Als Er Arjuna in die mystische Wissenschaft einweihte, öffnete Er Sein Divya Chakhu, das Dritte Auge, und erst danach konnte dieser Ihn in Seiner Universalen Form oder Vishva Roop schauen (Kap.XI).

Zuletzt empfahl ihm der große königliche Yogi als Guru, alles andere zu lassen und sich ihm völlig hinzugeben, Sarva Dharman parityajya mam ekam sharanam vraja (Kap.XVIII).

Es fehlt in der Gita nicht an weiteren Hinweisen auf den Inneren Pfad. So erfahren wir in Kap.I, dass Lord Krishna ganz zu Anfang das fünftönige Muschelhorn erklingen ließ. Doch da es uns an einem Lehrer fehlt, der diese Wissenschaft selbst praktisch gemeistert hat, neigen wir dazu, dies entweder auf rein verstandesmäßiger Ebene zu diskutieren oder nur als rituellen Gesang zu betrachten, wodurch wir den Inneren Sinn verfehlen.

Es soll erwähnt werden, dass die dualistische Auffassung nicht nur die erste Stufe des Bhakti Yoga, sondern auch aller anderen Yoga-Arten kennzeichnet.

Sie beginnen damit, dass sie den Jiva von Brahman unterscheiden; das eine ist unvollkommen, endlich und begrenzt, das andere vollkommen, unendlich und unbegrenzt. *Die Schöpfung selbst ist das Produkt von zwei Prinzipien, des positiven und des negativen: Sat und Sato in der rein Spirituellen Welt, Purush und Prakriti in den höheren Bereichen von Brahmand, Brahma und Shakti im mittleren Brahmand, Kal und Maya noch weiter unten und Jyoti und Niranjan am untersten Ende von Brahmand.

Es ist die Vereinigung dieser Prinzipien, auf welcher Stufe auch immer, welche die verschiedenen Formen in Erscheinung bringt, vom kleinsten Atom bis zum größten Universum. (* Die Übersetzung dieses Abschnitts ist an die englischsprachige Erstedition von 1961 angeglichen; Anm. d. Redaktion 2011.) Der Begriff Brahman entstammt zwei Wurzeln, nämlich Vireh, was Wachstum oder Ausdehnung bedeutet, und Manan, das so viel wie 'erkennen' heißt. Beim Schöpfungsvorgang spiegelt sich die Einheit in Formen der Zweiheit und Vielheit wider, und der Rückweg läuft in umgekehrter Richtung, nämlich von der Zweiheit und Vielheit zur Einheit. Doch solange der Mensch im Körper bleibt, kann er nach der Lehre der Yogis nicht immer im Zustand des Samadhi sein, in der Vereinigung mit Adi Purush oder dem Ersten Wesen. Das Yogasystem glaubt daher an Videh Mukti oder die letzte Befreiung nach dem Tod.

Der höchste Himmel der Yogis ist Sahasrar, die Region des tausenblättrigen Lotos, und der der Yogishwars ist Trikuti, der Mittelpunkt von Brahmand, der Ursprung oder das Ei des Brahman. Die meisten Propheten der Welt kommen aus dieser Region, die gerade in der Mitte zwischen dem physischen und den rein spirituellen Bereichen liegt, und beziehen sich teilweise auf das Jenseits, indem sie nur von Par Brahm sprechen.

Der Pfad der Heiligen und der Meister reicht jedoch über diese Bereiche hinaus, denn Sie sprechen ausdrücklich von Sat Lok, der Wohnstatt des Wahren Einen, der Region des reinen Geistes, und von Bereichen, die selbst noch über diese hinausgehen, wie Alakh, Agam und Anami.