Die Nacht ist ein Dschungel

II

So wurden an diesem Tag fünf besonders erwählte Schüler auserkoren und Panch Piara oder die geliebten Fünf genannt. Die damals in Indien herrschenden Bedingungen verlangten eine solche Handlung, aber das ist Vergangenheit und für uns ohne Belang. In jenen Tagen hatten die Menschen keine Achtung voreinander, ob es nun Freunde oder Feinde waren, und der Guru wollte das Leben und die Bedeutung der Wahren Lehre wiedererwecken.

Er fragte öffentlich:

Wer will seinen Kopf als Opfergabe darbringen?

Nun ist es eine einfache Sache, Hunderte von Menschen zu finden, die allem, was man sagt, zustimmen und noch mehr, die sich bereitwillig in Ehrerbietung verneigen. Und es gibt auch viele, die ihren Reichtum für eine Sache geben werden. Aber wie viele könnt ihr finden, die ihr Leben hingeben? Nach einer kurzen Bedenkzeit stand ein Mann auf und trat vor den Guru – und dann vier weitere, einer nach dem anderen. Er tötete sie nicht, sondern machte sie zu Seinen geliebten Schülern, die über aller Religion stehen – zu Wahren Menschen, welche die Wahrheit angenommen hatten. Dann gab Er ihnen Sein Licht, denn durch ein Licht werden andere entzündet. Er macht sie zu Khalsas – und was sagt man vom Khalsa?

Der Khalsa ist meine Wahre Form; der Khalsa ist meine Wohnstatt; der Khalsa ist meine ganze Berauschung; der Khalsa ist mein Vollendeter Satguru.

Er ist Einer, Der mich nie verlassen wird.

Er übernimmt die Verantwortung für die Seele bis zum Ende; in diesem Herrn frohlockt mein Gemüt.

Und als weiterer Hinweis:

Halte Ihn für den Reinen, in Dem das strahlende Licht leuchtet.

Er flößt ihnen das Wasser des Lebens ein.

Religion ist keine Sache von Erwägungen; wer Gottes Namen annimmt, wird zu Seinem Eigen.

Meister machen die Menschen nie zu Gefangenen der Religion. Religionen sind unsere Geistesschulen, von denen wir den besten Gebrauch machen müssen.

Ich bin Dein, o Herr, Du mögest überall Sieger sein.

Der Khalsa ist als Lebendiges Licht beschrieben worden. Guru Gobind Singh gab ihnen das Innere Licht, und auch äußerlich band Er sie durch Eide an Sich, wobei Er ihnen aus Seinen eigenen Händen kraftgeladenes, gesüßtes Wasser gab. Und dann hieß Er sie, dasselbe Wasser Ihm anzubieten, um zu zeigen, dass der Guru der Schüler und der Wahre Schüler der Guru ist – ein äußeres Zeichen Seiner Größe.

Alle Meister bildeten natürlich Schüler heran, so auch Lord Buddha, Hazrat Mohammed Sahib, Jesus Christus und andere. Sie machten sie zu Jüngern, damit sie ein Buddhist und ein Christ werden sollten. Sie nahmen regelmäßig das Mahl mit ihren Schülern ein, obwohl die Schüler nie Ihre wirkliche Größe erkannten. Ich spreche ganz offen.

Der zehnte Guru Sahib sagte:

Ich bin ein Khalsa,

und indem Er dies sagte, nahm Er Amrit aus ihren Händen. Ferner stellte Er, um die Missstände der Zeit zu bekämpfen, eine Freiwilligentruppe auf. Er änderte nichts an ihrer Religion; sie blieben Hindus, doch opferten sie bereitwillig ihr Leben für die Sache der Wahrheit und der Ehre. Man wird an Vali Khan und Nabi Khan Ali Khan erinnert, die Moslems waren und ebenfalls ihr Leben für Guru Gobind Singhs Sache opferten.

Als Nabi Khan Ali Khan getötet wurde, ging ein Mann zu seiner Frau, um sie zu benachrichtigen. Ihre ersten Worte bezogen sich nicht auf den Tod ihres Ehemannes, sondern sie fragte:

Ist mein Guru wohlauf?

Welch ein Opfer war das!

Als Bhai Nand Lal Ji das Gebetbuch Nandgi Nama schrieb, gab ihm Guru Gobind Singh den Titel Zindgi Nama, was 'der Lebensspender' bedeutet. Wenn ihr Gelegenheit habt, es zu lesen, werdet ihr vollständig für die Wahren Lehren erwachen.

Der zehnte Guru sagte:

Wir verehren das gleiche Lebendige Licht.

Alle Meister betonten, dass äußere Bräuche zur Vorbereitung des Bodens von uns selbst geschaffen wurden. Maulana Rumi sagte auch, dass Theisten und Atheisten das gleiche Anrecht darauf haben, die Wahrheit zu erkennen, denn die Seele ist in beiden die nämliche. Alle Rituale sind eine Folge des Aberglaubens.

Zuerst wurde die Einheit des Bewusstseins in der Schöpfung festgelegt. Es gibt nur einen Brahm – es gibt nichts anderes –, der später von anderen, gemäß ihrem eigenen Zugang, so benannt wurde.

Durch Gottes Licht wurden alle Seine Kinder in Sein Spiel hineingeboren; durch dasselbe Licht wurde die ganze Welt erschaffen – wer ist gut, und wer ist schlecht?

Es ist ein Thema, über das man tief nachdenken muss. Wie kann man einen Khalsa hervorbringen, indem man lediglich jemandem einen Stempel aufdrückt? Die Größe des zehnten Gurus liegt darin, dass Er Selbst das Licht einflößte und sie dann so groß machte, wie Er Selbst war.

Wo auch immer diese fünf Geliebten sein werden, da werde auch ich sein.

Wenn ihr nahe einer erwachten Seele sitzt, werdet auch ihr erwachen.

Das System war ausgezeichnet, aber es war schwer, ihm einen Rahmen zu geben. Er errichtete ein Haus des Gurus, in dem alle gleich waren. Keiner brauchte sich darum sorgen, was er essen wird, woher seine Kleidung kommt, wie seine Kinder ernährt werden. Er hielt jeden dazu an, Nishkam Seva – selbstlosen Dienst – zu tun und immer das Lebendige Licht im Innern am Leben zu erhalten.

Er gab ein Beispiel:

Wie Funken aus einem Feuer sprühen, fallen sie zurück, um wieder ein Teil davon zu werden.

Wir sind die Funken dieses Lebendigen Lichts. Die Seele hat den ihr angeborenen Wunsch, in ihre Heimat zurückzukehren, aber entfremdet in diesem fernen Land, wurde sie in Gemüt und Sinne verstrickt und gibt dies anscheinend nur widerwillig auf.