Gemüt: Wie man es beherrscht

III

Die Hilfe, sagt Er, liegt darin, eine Verbindung mit dem alles durchdringenden Geist oder dem Wort herzustellen, das in jedem menschlichen Herzen zu finden ist. Dann kommt das Gemüt leicht zur Ruhe, und alle Leidenschaften hören auf, Macht über es zu gewinnen.

Nach diesem Hinweis erläutert Er, was Naam ist:

Ram Naam (das alles durchdringende Wort) ist sehr, sehr schwer zu bekommen; durch die Weisungen des Meisters könnt ihr am Elixier des Lebens teilhaben.

Guru Amar Das sagt, dass die Kraft Gottes, Die alles durchdringt – Ram Naam – als das Wort bekannt ist. Es in dieser Welt zu finden ist überaus mühsam. Eine Verbindung mit ihm macht das Gemüt gefügig. Einzig durch die Gnade eines Meisters können wir den Nektar von Naam oder seine ewige Wonne kosten. Zuerst sollte man einem Meister-Adepten der spirituellen Wissenschaft begegnen, mit Ihm Verbindung halten und Seinen Anordnungen folgen. Dann mag Er uns den inneren Kontakt mit Naam gewähren, welches alles durchdringt. Es ist das Allheilmittel für alle Übel des Gemüts.

Die ätherische Musik ertönt in jedem Menschen, wie es in den Veden zum Ausdruck kommt. Die Upanishaden beziehen sich auf Udgit (die Musik des Jenseits). Im Rig Veda wird sie als Vak Sidhi bezeichnet. Unter den Moslems ist sie als Kalma bekannt. Die Hindus nennen sie Nad und schreiben ihr die Manifestation von vierzehn Bhavans (Regionen) zu. Sie alle sprechen von derselben Sache. Durch Naam wurde eine Vielzahl von Ebenen und Unterebenen gebildet. Himmel und Erde wurden durch Shabd geschaffen, das in jedem Herzen erklingt. Die Christen haben es das Wort genannt.

Bei Johannes lesen wir:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Das Wort war, ehe es die Schöpfung gab. Alle Großen Seelen haben diesen Punkt hervorgehoben. In jedem von uns ist ein Göttliches Bindeglied, und durch die Gemeinschaft mit ihm wird das Gemüt beruhigt. Dazu gibt es in der Gita ein Gleichnis aus dem Leben Lord Krishnas. Während er auf der Flöte spielte, sprang er in den Yamuna-Fluss (der menschliche Körper) und zähmte die hydraköpfige Kobra durch die Weise seiner magischen Flöte (den hörbaren Lebensstrom). Dies ist eine sinnbildliche Darstellung. Was ist die hydraköpfige Kobra? Sie ist nichts anderes als das eigene Gemüt. Es kennt zahllose Wege, den Menschen zu fangen – gebildete Leute durch ihr Wissen, Ergebene durch ihre Kontemplation usw. – und erzeugt in jedem die Ichsucht. Doch wenn man auf die Innere Musik hört, die in uns allen erklingt, wird das Gemüt für immer bezwungen.

Trinkt man den Nektar von Hari Naam (der allumfassende Impuls), wird das Gemüt gefügig. Das Gemüt wird durch die Verbindung mit Naam oder dem Wort stetig.

Gerade wie eine Maus schwer wird, wenn sie Quecksilber nimmt, was sie unfähig macht, sich rasch zu bewegen, so wird das Gemüt, wenn es am Elixier von Hari Naam teilhat, all seine Verzweigungen aufgeben. Es ist der einzige Weg, das Gemüt an Disziplin zu gewöhnen.

Naam und der Meister (das personifizierte Wort) sind die beiden einzigen Heilmittel für das Gemüt. Wenn Feuer unter der Asche glimmt, scheint es, als ob keines da wäre, doch sobald ein kräftiger Wind bläst, regt es sich wieder. Sprengt man Wasser darauf, entzündet es sich nie, selbst wenn tausend Stürme kommen. Das Gemüt will Freude. Weltliche Freuden werden in zwei Hauptkategorien eingeteilt: das Betrachten schöner Dinge und das Hören wohlklingender Musik. Durch außergewöhnliche Schönheit und liebliche Musik wird das Gemüt unwiderstehlich angezogen.

Wenn sich ein Kind mit Spielzeug beschäftigt und man es davon abbringen will, muss man ihm etwas geben, das es mehr fesselt. Sperrt man das Kind in einen dunklen Raum, fängt es bestimmt laut zu schreien an. Ähnlich ist das Gemüt im Allgemeinen von äußeren Dingen berauscht, wie reizvollen Bildern und melodischen Weisen. Es würde durch die Innere Glückseligkeit, die weit mehr Freude bringt, bezähmt. So hat Naam oder das Wort beides in sich: als erstes Licht, Göttliche Schönheit und die Wonne der verschiedenen feinstofflichen und kosmischen Regionen. Wenn man zu diesen gelangt, bedeuten uns die äußeren Freuden nichts mehr. Zweitens vernimmt man dort die Himmlische Musik.

Nachdem man innerlich die ewige Wonne genießt, verlieren die Sinnesfreuden all ihren Reiz.

Wenn der Tonstrom hörbar wird, macht die Glückseligkeit, die er mit sich bringt, alle Sinnesfreuden schal und wertlos. Nun ist die Frage, wie wir mit ihm verbunden werden. Nur durch die Weisungen eines Meisters können wir am Elixier von Hari Naam (dem alles durchdringenden Wort) teilhaben. Kabir sagt, dass wir zu einem Meister gehen und Ihn fragen sollten,

Wo im Körper der Sitz des Gemüts ist und welches die Kanäle sind, durch die es hinausfließt?

Wenn man so viel Glück hat, zu einem Kompetenten Meister zu kommen, erklärt Er, wo sich das Gemüt im Körper befindet und wie es nach außen geht. Kabir sagt, wenn man erkennt, dass ein Meister kein Adept der esoterischen Wissenschaft ist, sollte man sich von ihm trennen und nach einem Vollendeten Meister suchen. Wer sein Gemüt nicht unter Kontrolle hat, kann euch in dieser Hinsicht nicht helfen. Gehen wir zu einem Vollendeten, sind wir schon durch die Verbindung mit Ihm gesegnet, und das rastlose Gemüt wird beruhigt.

Auch Maulana Rumi hat erklärt:

O Gemüt, suche die Nähe von Einem, Der mit dem Zustand unseres Gemüts völlig vertraut ist.

Er weiß, wie hilflos wir unter der Einwirkung des Gemüts nach unten treiben. Nimm die Gemeinschaft eines solchen an, Der es überwacht und in Dessen Nähe man eine beruhigende Wirkung verspürt.

Maulana Rumi fügt hinzu:

Verschwende deine Zeit nicht wie Müßiggänger, die alle Märkte der Welt durchstreifen. Setze dich in den Laden eines Solchen, Der mit Honig handelt.

Er sagt ferner, dass

viele Töpfe kochen, die bis zum Rand gefüllt sind.

Dies bedeutet, dass es überall eine Menge Propaganda gibt. Die Welt ist voll von falschen Meistern. Wenn uns ein Meister innerlich über den Sitz des Gemüts hinausführen und uns erklären kann, wie dieses nach außen fließt, ist es gut. Sonst sagt ihm Lebewohl, und sucht nach einem Wahren Lehrer. Vergeudet nicht eure Zeit.

Niemand verurteilt seine eigene Sache. Im Gegenteil, jeder behauptet, sein Stand sei der beste.

Maulana Rumi sagt, der Kochtopf könnte Säure statt Milch enthalten. Geht, nehmt an einem spirituellen Vortrag teil, und sucht die Wirklichkeit herauszufinden. Schließlich habt ihr einen Verstand mitbekommen. Es ist euch möglich, einen Meister zu prüfen und euch ein Urteil über Ihn zu bilden. Zumindest werdet ihr eine gewisse Gemütsruhe, inneren Frieden und eine Klärung der Sache feststellen. In dem Fall ist man mehr oder minder überzeugt. Sucht die praktische Führung eines Adepten. Verbindet euch mit dem alles durchdringenden Naam im Innern. Lauscht man seinen Himmlischen Weisen, wird das Gemüt immer ruhig. Dies ist die genaue Erklärung des Pfades der Meister, der aus zwei Aspekten besteht: einem objektiven und einem subjektiven. Jede Religionsgemeinschaft hat ihre eigenen Lehren. Der subjektive Aspekt aller ist für die ganze Menschheit ein und derselbe.

Der Gurbani hat Gurumat – die Lehren der Meister – so erläutert:

Der Kern von Gurumat ist, dass man sich mit dem Wort verbindet. Wer die Anweisungen des Meisters wirklich befolgt, kostet das Elixier des Lebens, und sein Gemüt wird dadurch, dass er daran teilhat, gefügig.

Der einzige Weg, das Gemüt zu beruhigen, ist, die Führung eines Meisters zu suchen. Er gibt eine Verbindung mit Naam und einen praktischen Beweis vom Übersteigen der Sinne. Wenn ihr regelmäßig die spirituelle Praxis ausübt, wird euer Leben umgewandelt. Alle Sinnesfreuden hören auf, Macht über euer Gemüt zu haben.

Guru Amar Das erlebte diese ewige Wonne, als Er nach einer Suche von 70 langen Jahren zu den Füßen von Guru Angad kam. Er gibt uns einen genauen Bericht über Seine persönliche Erfahrung:

Durch die Verbindung mit Shabd wird das Gemüt erfrischt und verehrt als dann den Herrn.

Zuerst gebrauchte Er die Bezeichnung Ram Naam und jetzt Shabd oder das Wort. Beide wurden völlig gleich erklärt.

Die Schöpfung und die schließliche Auflösung des Universums werden durch das Wort bewirkt, und durch das Wort kommt es erneut ins Dasein.