Gemüt: Wie man es beherrscht

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Patanjali geht so weit, zu sagen, dass ein Yogi, wenn er es will, seine eigene Welt schaffen kann. Was ist letztlich die Welt? Sie ist ein bloße Widerspiegelung des Göttlichen Willens. Wenn man sich mit diesem verbindet, wird man Sein Bewusster Mitarbeiter. Dem Gedanken wohnt eine mächtige Kraft inne. Wie man denkt, so wird man. Auf der einen Seite ist Göttliche Wonne, während auf der anderen die sinnlichen Freuden sind. Wir müssen zwischen beidem wählen. Wir kennen die Gesetze der Natur nicht. Es ist ein Elixier des Lebens in ihr.

Ich war ein niedriger Mensch; es ist durch die Gnade meines Meisters, dass ich diesen Stand erreichte.

Guru Amar Das sagt, dass Er auch einmal auf der Sinnesebene gewirkt, nun aber mit der Gnade Seines Meisters den Höhepunkt der Spiritualität erreicht habe. Er bekennt, einen großen inneren Wandel gemacht zu haben – einen Wandel, den selbst ein Bösewicht feststellen würde, wenn er den Pfad aufnähme. Das ist der Grund, warum Guru Amar Das Seinem Meister eine so große Hochachtung bezeigt. Die Gotteskraft ist äußerst subtil; Sie wählt immer einen Menschlichen Pol, um in der Welt zu wirken. Ihr mögt Ihn den polarisierten Gott oder das Fleisch gewordene Wort nennen.

Die Größe des Meisters besteht darin, uns aus dem mächtigen Irrgarten des Gemüts und der Materie zu befreien.

Des Meisters Hand ist Gottes Hand, obwohl Er allem Anschein nach ein menschliches Wesen ist, denn die Gotteskraft wirkt in Ihm in Fülle. Bevor man einen Meister findet, ist man von weltlichen Freuden durchdrungen. Es ist der Meister, Der einen über das Körperbewusstsein hebt, indem Er Seinen eigenen Lebensimpuls eingibt. Worin liegt die Bedeutung einer Großen Seele? Sie ist ein befreites Wesen und kann uns ebenfalls befreien. Sie wird nicht vom Glanz der Welt berührt. Wenn man das von Ihm offenbarte Wort praktiziert, kann man sich auf jede Höhe erheben. Der große Weise Valmiki, Autor des Ramayana-Epos, war einst ein Straßenräuber. Was einem Menschen möglich ist, kann auch ein anderer erreichen, natürlich mit der rechten Hilfe und Führung. Jeder Heilige hat Seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft. Man wird nicht über Nacht ein Heiliger.

Nachdem Sie mit dem Absoluten Eins geworden sind, wird den Heiligen eine Göttliche Aufgabe übertragen, und Sie werden in die Welt gesandt, um den weltmüden Seelen zu helfen. Einige sind von Geburt an erwacht, während andere hier die Vollkommenheit erlangen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Beiden, da dieselbe Gotteskraft in Ihnen wirkt. Sie offenbaren Sich in verschiedener Gestalt gemäß den Bedürfnissen der Zeit und des jeweiligen Landes.

Aus dem Gefängnis des Gemüts befreit, bin ich nun weise geworden.

Guru Amar Das sagt, dass Er einst völlig in der Welt der Sinne verloren war, sich nun aber mit der Gnade Seines Meisters ewigen Lebens erfreue. Durch die Praxis des Wortes werde Er nicht länger von Empfindungen und Gefühlen beherrscht. Ganka, eine Prostituierte, wurde durch den einzigen Gnadenblick eines Gottmenschen auf der Stelle umgewandelt, als dieser kam, um vor einem schweren Regenguss, Der Ihn auf dem Weg überrascht hatte, Schutz zu suchen. Ein Mensch, Der mit Spiritualität geladen ist, steht weit über der Welt der Sinne. Er verbreitet Strahlen der Spiritualität, und wer auch immer in Seine Aura kommt, nimmt Seine Geistesströme unwillkürlich auf. Der bloße Anblick einer solchen Persönlichkeit reinigt das Gemüt, und man beginnt die Dinge in ihrer rechten Perspektive zu sehen. Eine derartige Wandlung vollzog sich im Leben von Guru Amar Das, als Er seinem Meister begegnete. Darum bestätigt Er es und rühmt die Größe Seines Meisters. Wer immer zu spirituellem Reichtum gelangte, erhielt ihn nur, wenn er mit einer Großen Seele in Verbindung kam, ob er es nun tatsächlich wusste oder nicht. Aber es ist gewiss, dass ein Wandel wie dieser nicht ohne den magnetischen Einfluss einer solchen Persönlichkeit zustande kommen konnte, denn das ist das Gesetz der Natur.

Gott Selbst ordnete an, dass niemand auch nur an Ihn denken kann, außer durch einen Satguru.

Niemand kann Ihn erkennen, es sei denn durch einen Vollendeten Meister. Dies ist ein fundamentales Prinzip. Wie kann einer, der im Staub kriecht, aus eigener Kraft das Menschliche in sich überschreiten?

Weiter erklärt Guru Amar Das:

Aus einem Schierling wurde ich zu einem Sandelholzbaum.

Er sagt, dass Er eine Wohnstatt für ungezügelte Wünsche allerart gewesen sei, die nun ganz und gar von ihm abgelassen hätten; stattdessen sei Er jetzt voll des Wohlgeruchs. Jeder Gedanke hat seine eigene Farbe und seinen eigenen Geruch. Ein lüsterner Mensch strömt zum Beispiel einen faulen Geruch aus, wie von einer Herde unsauberer Schafe. Desgleichen riecht einer, der von Ärger beherrscht wird, wie ein von schmutzigen Lumpen schwelendes Feuer. Ein Gottesfürchtiger Mensch strahlt wie die Jasminblüte, ohne Verwendung irgendeines Parfüms, ein sanftes Aroma aus. Alle Schönheit und Glorie liegt im Innern. Wenn man bloß den Saum vom Gewand eines Gottmenschen berührt, reicht es aus, einen Menschen umzuwandeln. Viele wurden von ihren physischen Leiden geheilt, als sie Jesus Gewand berührten. Die Schriften der ganzen Welt haben die Wahren Meister gepriesen, nicht die sogenannten Lehrer. Man kann sich selbst sein ganzes Leben lang erfolgreich täuschen und andere eine gewisse Zeit, aber Gott, Der alles sieht, kann nicht getäuscht werden.

Die innere Kraft,

pflegte mein Meister zu sagen,

ist unfehlbar.

Die Gurukraft ist allwissend und gewährt den inneren Zugang nicht eher, bis dass man für geeignet befunden wird. Diese Kraft lässt sich weder durch Klugheit noch mit List hintergehen. Man mag reden, so viel man will, und aus dem Praktizieren von Riten und Ritualen eine Schau machen, aber ohne Reinheit des Herzens kann man nicht nach innen gelangen.