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Gleichnisse über Liebe,
Licht, Leben, u. a.

 

Der Laden des Meisters

Nehmt an, jemand liest alle vorhandenen Bücher über Medizin, hat aber keinen fähigen Arzt als Lehrer, wie will er da ein vollständiges Wissen über dieses Fachgebiet erlangen? Die theoretische Seite ist in Ordnung, aber wie steht es mit der Praxis: der Anatomie, Chirurgie, Pathologie und der klinischen Arbeit des Arztes, die alle einen praktischen Unterricht erfordern. Praxis ist sehr notwendig neben dem Studium der Bücher. „Die heiligen Schriften sind der Laden des Meisters, Der den Weg zeigt, um hinüberzugelangen, es sei denn, Er kommt in menschlicher Gestalt.“

Laila und Majnu

In der Geschichte von Laila und Majnu wird berichtet, dass man eines Tages Majnu sah, wie er die Füße eines Hundes küsste. Und als man ihn fragte, warum er das tue, gab er zur Antwort: „Ich sah diesen Hund zuweilen durch die Straße laufen, in der meine Laila lebt.“ Das ist ein Beispiel des Ausmaßes, das selbst weltliche Liebe annehmen kann; und so ist es nichts als Lüge, wenn die Menschen sagen, sie lieben ihren Guru, und doch einander nicht lieben. Es ist auch Lüge, wenn jemand von seiner Liebe für Gott spricht und Jenen nicht liebt, in dem Er sich offenbart.

Die umhüllte Lampe

Wir sind alle Kinder Gottes, Gott ist Licht, und wir sind ebenfalls Licht, wesensgleich mit Gott. Aber unser Licht ist von verschiedenen Umhüllungen verdeckt, den physischen, astralen, kausalen und superkausalen. Es ist genau wie bei einer Lampe mit zwei, drei oder vier Umhüllungen, es scheint, als ob sie ohne Licht ist, wenn ihr aber eine Hülle entfernt, seht ihr ein wenig Licht. Wenn ihr eine weitere abnehmt, leuchtet sie noch heller. Und wenn ihr alle Hüllen entfernt, seht ihr, dass sie alles Licht in sich birgt. Ähnlich sind wir Licht, Kinder des Lichts, aber wir sind von so vielen Hüllen bedeckt. Initiation bedeutet, unsere Seelen zu erheben und die Hüllen abzuschütteln, zuerst die des physischen Körpers, welcher der eiserne Vorhang ist, wie ich sagen möchte.

Langstreckenlauf

Es findet ein Langstreckenlauf statt. Jeder läuft, um das Ziel zu erreichen. Was sollte man tun? Man sollte sein Bestes tun, um das Ziel zu erreichen, wenn möglich, der erste sein, der dort ankommt, um den ersten Preis zu gewinnen. Wenn ihr auf den Weg gestellt seid, – hört alle her, öffnet eure Ohren! – seht nicht nach rechts oder links oder nach jenen, die hinten kommen. Stellt keine Vergleiche mit denen an, die voraus sind. Tut euer Bestes, um das Ziel zu erreichen. Wenn ihr jenen helfen wollt, die noch hinter euch sind, haltet ihr euch auf. Versteht ihr? Kümmert euch nicht darum, wer mit euch läuft. Lauft voran. Denkt nicht an rechts oder links. Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten. Ihr müsst das Ziel erreichen. Ihr wünscht allen Gutes – möge es so sein, aber kümmert euch um euren eigenen Fortschritt.

Lasst ihn ein!

Verzeiht, aber wir wollen uns von Gott die Kastanien aus dem Feuer holen lassen; wir haben in unserem Herzen kein wirkliches Verlangen nach Ihm. Wenn ihr in der Tür eures Hauses steht und euren Freund auffordert, hereinzukommen, aber nicht beiseite geht, damit er eintreten kann, wie könnt ihr dann erwarten, dass er hereinkommt? Betet und wartet, der Herr ist nicht taub. Er kennt das Innerste unserer Seele. Er weiß, wohin unsere Aufmerksamkeit wandert; er kennt all unsere Launen. Legt euren Wunsch vor Ihn und erwartet Sein Wohlgefallen. Er ist der Wahre Handelnde und sieht unsere Wünsche. Der Vater eines Kindes mag wissen, dass das halsstarrige Kind etwas Bestimmtes möchte, aber er wird es Ihm nicht geben, wenn es dem Kind nichts nützt und nur Elend und Nachteil zur Folge hat. Welches ist somit das höchste Gebet? Bittet Ihn um Ihn selbst oder bittet Ihn um das, wovon Er weiß, dass es das Beste für euch ist. Überlasst alles Ihm, und ihr werdet in allem Erfolg haben.

Das Mysterium des Lebens

Die Muschel und die Perle haben ihren eigenen Wert, und gäbe es keine Perle, wäre die Muschel von geringem Wert. Ähnlich hängt die Wichtigkeit und der Wert des Menschen von der Seele ab, die die physische Form lenkt. Wenn der Fahrer den menschlichen Körper verlässt, bleibt nichts als Lehm zurück, und obwohl der Motor ganz intakt ist, liegt er nutzlos und leblos da, denn die treibende Kraft ist nicht mehr in ihm. Dies ist das Mysterium des Lebens, das enträtselt werden muss; wir müssen den Lebensimpuls kennen lernen, der schon in der menschlichen Form ist und sie beim Tod verlässt.

Lebensalter / Zeitalter

Es gibt vier Zeitalter: das goldene Zeitalter, das silberne Zeitalter, das kupferne Zeitalter und das eiserne Zeitalter. Damals lebten die Menschen bis zu hunderttausend Jahre. So heißt es in den Hindu-Schriften. Ein weiser „Singhi Rishi“ hat achtundachtzigtausend Jahre für Yoga-Praktiken eingesetzt, und erlaubt mir zu sagen, ich brauche es nicht näher auszuführen, wie aus den Schriften zu ersehen ist, wurde er durch Begehren verleitet und bekam einen Sohn. Selbst nachdem er achtundachtzigtausend Jahre Buße tat, konnte er der Begierde nicht Herr werden. Im zweiten Zeitalter war die Lebensspanne auf zehntausend Jahre verkürzt. Auch da konnten wir nicht ein, zwei oder dreitausend Jahre für die Übungen einsetzten. Im kupfernen Zeitalter war das Leben der Menschen auf eintausend Jahre reduziert, und auch dann vermochten wir nicht zweihundert oder dreihundert Jahre für diesen Zweck aufzuwenden. Heutzutage lebt man im Durchschnitt nicht viel länger als sechzig oder siebzig Jahre. Wie können wir da die Systeme ausüben, die in den goldenen Zeitaltern eingeführt worden sind? Wir sind durch unsere Erbanlage nicht dazu geeignet. Diese Wege sind von längerer Dauer, zeitraubend und gefährlich. Deshalb ließen die Meister mit Rücksicht auf die Zeitumstände das Pranasystem gänzlich beiseite. Der Yoga, der euch übermittelt wurde, ist der natürliche, er verlangt nur, dass ihr physisch und intellektuell ruhig seid, und es wird euch ein kleiner Auftrieb gegeben. Ihr kennt eure Seele. Ihr seid vom selben Wesen wie Gott. Dieses Zugeständnis wird entsprechend der Zeiten gemacht, es wurde durch die Meister eingeführt.

Leben nach dem Tod

Er ist euer Wahrer Freund, der Wahre Lehrer, euer wirklicher Bruder, Er kann euch eine Erfahrung geben. Alle Ehre gebührt Ihm. Kein Sohn des Menschen ist dazu imstande, sondern Gott in Ihm, Der offenbart ist. Er ist kompetent, euch zu erheben und euch eine Erfahrung seines Selbst zu gewähren, seht ihr. Es gibt ein Leben nach dem Tode, das ist sicher, das steht fest. Ich bin aus Indien gekommen; ich bin nicht mehr in Indien, sondern hier in Amerika. Es gibt eine Versetzung vom Physischen zum Astralen. Ich sagte euch von Anfang an, dass der Makrokosmos im Mikrokosmos des Menschenkörpers ist. Gott hat uns Körper gegeben, um durch die drei Ebenen zu wirken. Auf der physischen Ebene haben wir den physischen Körper. Wenn wir ihn zur Zeit des Todes ablegen, oder selbst, wenn wir ihn jetzt aufgeben können – natürlich unter Führung von Jemandem, Der uns ins Jenseits bringen kann, wisst ihr – wenn wir alle diese drei Körper abschütteln, sehen wir, dass wir Seelen sind. Gott ist in uns und wir sind in Gott.

Lehrer (I)

Wenn das Kind geboren wird, ist die Mutter seine Lehrerin, und die Brüder sind ebenfalls seine Lehrer. Wenn es zur Schule geht, um bestimmte Dinge zu lernen, sind dort seine Lehrer. Auch sie sind Menschen. Wenn ihr euch auf irgendeine Weise entwickeln wollt, irgendein Fach aufnehmen wollt, braucht ihr natürlich jemanden, der auf diesem Gebiet Experte ist. Alles äußere Wissen hängt von den nach außen gehenden Kräften ab. Wenn ihr Gott erkennen wollt, Der jenseits aller Sinne ist, Der unvergänglich, unteilbar ist und Den ihr nicht innerhalb der Reichweite eures Verstandes erkennen könnt, braucht ihr dann nicht Jemanden, Der euch da helfen kann? Wenn ihr zum Beispiel sagt: „Das ist eine Uhr“, meint ihr, indem ihr das Wort „Uhr“ sagt, nur die Uhr, nicht einen Hund oder ein Haus, einen Elefanten oder ein Gebäude. Aber Intellektuelle legen dieselbe Sache verschieden aus. Um den rechten Sinn der Schriften zu erfassen, müsst ihr jemanden haben, Der den Weg gegangen ist.

Der Lehrer (II)

Der Lehrer des Menschen muss ein Mensch sein. Wenn ein Affe kreischt, scharen sich Hunderte von Affen um ihn, um seinen Ruf zu beantworten. Auch wenn ein Vogel zwitschert, sammeln sich andere. So kommt der Guru in der menschlichen Gestalt, um den Menschen das rechte Verständnis für die Wahrheit zu lehren.

Die Zeit des Lernens

Wenn ein Schullehrer die Worte an die Tafel schreibt, tut das Kind das gleiche und versucht sorgfältig, seine Buchstaben so schön wie des Lehrers zu formen. Schließlich hat es Erfolg. Die Worte des Meisters sind die aufgezeichneten Beispiele von Jenen, Die die große Liebe verwirklichten. Und ihr alle seid hier, um dieselbe Liebe zu verwirklichen.

Lernprozesse (I)

Selbst Atmen ist Sünde, ich habe es erklärt. Der Arzt wurde in Anatomie unterwiesen. Sie üben sich in Anatomie (die Ärzte) am toten Körper, aus dem sich die Seele zurückgezogen hat, dabei lernen sie den Bau des Körpers kennen und Eingriffe durchführen. Darin üben sie sich zuerst an toten Körpern, das könnt ihr in Kliniken sehen. Und darüber hinaus müssen sie manchmal kleine Insekten, Frösche und andere Lebewesen töten. Das ist Sünde, aber diese Sünde wird begangen, um höheres Leben zu retten, das höhere Leben des Menschen. Doch es ist Sünde, gibt es davon kein Entkommen, es sei denn, ihr werdet ein Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans, wie ich euch sagte. Sie tun das also, weil man, um etwas höheres zu retten, etwas niedrigeres tun muss. Dies geschieht aber nicht aus selbstischen Motiven, sondern um der übrigen Menschheit zu helfen, körperlich gesund zu sein. Der menschliche Körper, der als der höchste der ganzen Schöpfung betrachtet wird, sollte erhalten werden, und aus diesem Grund sollten wir wissen, wie man Gott erkennt.

Das Licht (I)

Hinweise auf das Licht können in der heiligen Hymne der Veden, dem Gayatri Mantra, gefunden werden. Es spricht von Savitar oder der im Innern scheinenden Sonne und ermahnt die religiösen Menschen, sich dem alles in sich aufnehmenden Einfluss dieses strahlenden Himmelskörpers zuzuwenden. Aber wie viele von uns, die täglich dieses Mantra aufsagen, kennen seine Bedeutung und praktizieren jemals das, von dem die Veden sprechen? Gott ist Licht, strahlender als das Licht zahlloser Sonnen zusammen, ein Licht, das zugleich unerschaffen und schattenlos ist, sehr süß, sehr beruhigend, ein Licht, das niemals auf dem Meer oder Land war. Es ist immer da.

Das Licht (II)

Des Gurus Wissen ist wie spirituelle Medizin, wenn sie ins Auge geträufelt wird, nimmt sie den dunklen Schleier weg und befähigt uns, das Licht zu sehen. Wenn die Seele nicht von den Sinnen lässt und sich nicht von den nach außen gehenden Kräften zurückzieht, kann das Innere Auge nicht geöffnet werden; so enthüllt der Meister das verborgene Licht Gottes in anderen, indem Er ihre Aufmerksamkeit lenkt. Der Meister bewahrt das unschätzbare Juwel des Gesangs der Namen Gottes; Er wird das Juwel jedem enthüllen, der Sein Wort als Wahrheit nimmt, – als die Wahrheit selbst. Alle Praktiken, die auf der Ebene des Intellekts und der Sinne ausgeführt werden, sind gute Handlungen und bringen Lohn, aber es gibt keine Befreiung durch sie. Man mag eine Kerze anzünden und eine Glocke läuten, aber dies sind nur schwache Nachahmungen der Inneren Übung. Wie kann einer die Lampe anderer anzünden, dessen eigene Lampe noch nicht entzündet ist? Es ist ein großes Glück, dass ihr diese menschliche Gestalt habt, und es ist eure Aufgabe, Gott zu finden. In der Rig Veda (Teil der alten indischen Schriften) wird die menschliche Gestalt als Brahmpuri bezeichnet, als der Ort, an dem Gott verwirklicht werden kann. Er wird auch der Wahre Ayodyapuri (Lord Ram Chandas Geburtsort) mit sechs Zentren und neun Toren genannt, wo Ram wohnt. Während wir in dieser Menschengestalt leben, ist es unsere wichtigste Aufgabe, Gott zu verwirklichen. Alle anderen Geschöpfe leben nur ein Leben der Sinne, sie haben keinen freien Willen.

Das Licht im Hause

Wie ihr seht, Gleichnisse sind sehr bedeutungsvoll. Sie sagen etwas aus. Sie sind für jene mit einem durchschnittlichen Verstand gedacht. Wenn wir klüger sind, dann wird es direkt gesagt: Teilt bitte mit anderen. Versteht ihr? Gott ist Licht und Er wohnt in jedem Herzen; das ist das Wesentliche. „So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.“ Habt ihr die Bibel gelesen? Jedes Haus also, in dem das Licht leuchtet, sieht sehr schön aus, nicht wahr? Wenn kein Licht im Haus und es dunkel ist, was dann? So sind Körper, in denen die Hüllen abgeworfen wurden und das Licht erstrahlt (denn es ist natürlich schon dort, jedoch verdeckt), schön. Dieser Körper und dieses Gesicht werden schön. Der Meister sagt: „Das Gesicht ist schön, in dem Gott erstrahlt.“ Dieses Licht strahlt aus den Augen. Was Innen ist, wird durch die Augen sichtbar. Ist dort Finsternis, dann wird sich Finsternis zeigen. Ist im Inneren Licht, dann werdet ihr natürlich Licht sehen.

Ich sehe euch alle an, ich schaue nicht hinter mich. Wenn ich nicht nach hinten schaue, kann ich auch nicht sehen, was dort ist. Solange wir uns nicht von außen zurückziehen, können wir kein Licht sehen. Aber wenn ihr es tut, werdet ihr feststellen, dass dort Licht ist.

Im Koran heißt es: „Ich bin in dir verborgen, warum findest du mich nicht?“ Wie ihr seht, müssen wir den Körper verlassen. Alle Heiligen, alle Inkarnationen, alle Philosophen und großen Wesen waren im Menschenkörper, und sie verließen ihn. Und ihr? Auch ihr müsst eines Tages gehen. Ich glaube nicht, dass ihr besondere Vorkehrungen getroffen habt, um nicht gehen zu müssen. Ihr müsst also den Körper verlassen. Er ist der erste Begleiter, wenn wir auf die Welt kommen; aber wenn wir gehen, wird er nicht mehr bei uns sein.

Der Lichtfunke

Gerade wie ein kleiner Funken einen großen Holzstoß zu Asche verbrennen kann, so kann ein kleiner Lichtfunke vom Satguru die Besinnung aus vielen Lebensläufen verbrennen. Der Meister offenbart das Licht von Naam am allerersten Tag der Initiation im Suchenden. Der Schüler erhält das, was der Wahre Meister lehrt, denn das Licht ist in Ihm offenbart, und Er gibt einen Funken dieses Lichtes. Der Wert von Naam lässt sich niemals voll ermessen. Wenn man eine Verbindung damit erhalten hat, sollte man sein ganzes Leben, Tag für Tag, überwachen und durch Meditation seinen Inneren Fortschritt vergrößern.

Das richtige Licht

Eine Glühbirne, die sauber und poliert ist, gibt mehr Licht als eine schmutzige. Welchen Wert hat eine Glühbirne, wenn sie kein Licht ausstrahlt? Die Birne sollte sauber sein und frei von Staub. Der eine ist der Absolute Gott, der andere ist der Wirkende Gott, vor wem soll man sich also verbeugen? Der eine ist das Kraftwerk, der andere ist der Schalter. Wir haben niemals das Kraftwerk gesehen, aber die Äußerung desselben ist uns nahe und kann gesehen werden. Erst wenn man Kontakt mit der Sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft hat, kann man Gott verwirklichen.

Das Sehen des Lichts

Lord Krishna sagte zu Arjuna: „Du kannst mich nicht mit den Augen des Fleisches sehen, sondern nur mit dem Auge zwischen den beiden Augenbrauen, das ich dir gegeben habe.“ Das Innere Auge wird Shiv Netra oder das Dritte Auge genannt. Dieses Auge wird durch den Satguru geöffnet. Während wir Innen vorwärtskommen, verbinden wir uns mir dem Elixier des Wortes oder Naam, das der Satguru gibt. Wir singen dort Lieder von Heer und Ranjha. Als Heer ihren Geliebten Ranjha sah, geriet sie in Ekstase. Ähnlich gerät die Seele in Ekstase, nachdem sie Gott gesehen hat, denn Gott ist der Geliebte der Seele.

Zündet das Licht an

Manche Leute zünden am Bett eines Sterbenden ein Licht an. Zündet das Licht an, während ihr lebt. Und was nützt es, wenn jene, in denen dieses Licht entzündet wurde, es nicht bewahren? Wir brauchen Reformer, die nicht andere, sondern sich selbst umformen.

Das Licht und Wahres Leben

Wie Licht von Licht kommt, so kommt Leben von Leben. Ein verwirklichter Mensch kann anderen eine Erfahrung der Wahrheit gewähren. Wer sich in das Kosmische Bewusstsein erhoben hat, kann andere in dieses Bewusstsein erheben. Ein Moslem-Heiliger, Moieen ud Din Chishti sagt uns: „Man muss das Innere Auge öffnen, um die Herrlichkeit Gottes im Innern zu sehen. Ein Wahrer Moslem muss den Glanz Gottes von der Spitze des Berges Toor bezeugen, der unser Körper ist.“ Der Prophet Moses ging auf den Berg Sinai, um die zehn Gebote inmitten von Blitz und Donner zu empfangen. Gleicherweise ist ein Wahrer Sikh (Khalsa) einer, der das Licht Gottes in sich selbst sieht. Die Schriften sagen uns, dass ein „Guru“ (Meister) Einer ist, Der im Menschen die Dunkelheit vertreiben kann, indem Er das Licht des Himmels offenbart. Die Christen nennen diese Stelle (an der das Licht gesehen wird) anschaulich den Berg der Verklärung. Wenn ihr eure Augen einige Zeit nacheinander öffnet und schließt, werdet ihr eine Art von Wachheit und Bewusstheit hinter den Augen empfinden. Diese Wachheit oder diese Bewusstheit ist das „Selbst“ in euch, und das seid ihr. Im Wachzustand ist es im Körper verteilt und mit äußeren Dingen der Welt beschäftigt. Aber es kann zurückgezogen und im Innern konzentriert werden.

Liebe (I)

Liebe wohnt in jedem Herzen; wir sollten jedermann lieben. Wenn wir das nicht tun, dann sind – so sagen die Meister – die Tiere, Vögel und Reptilien besser als wir, die wir den Menschenkörper bekommen haben, ohne etwas darin zu tun.

Liebe (II)

Gott ist Liebe und die Seele ist ebenfalls Liebe, da sie vom selben Geist ist wie Gott. Das Herz des physischen Körpers liegt hier (Der Meister deutet auf das Herz). Das Herz der Heiligen liegt hier (er zeigt auf die Stirne zwischen den Augen). Versteht ihr? Wenn sie sagen, es ist eine Frage des Herzens und nicht des Kopfes, machen sie hier einen Unterschied. Der Kopf bedeutet den Verstand, nicht also diesen Kopf, sondern diesen Intellekt. Und das Herz bedeutet unser Selbst. Liebe ist unserer Seele eingewurzelt, nicht einem besonderen Teil unseres Körpers. Was ist die Maschinerie des Herzens? Sie besteht nur aus einem kleinen Gewächs aus Fleisch und bleibt zurück, wenn wir sterben. Wäre es Liebe, dann würde es, selbst wenn es zurückgelassen würde, Liebe ausstrahlen. Tut es das? Wenn ein Mensch tot ist und die Seele verlässt den Körper, bleibt dann irgendeine Liebe im Körper zurück? Liebe ist also in unserer Seele. Und der Sitz der Seele befindet sich hinter den Augen; von hier aus belebt sie den ganzen Körper.

Liebe (III)

Ich möchte sagen, dass sie (die Liebe) nicht in einem Laden gekauft, noch auf den Feldern angebaut werden kann. Nehmt an, ich liebe euch; und wenn eure Kinder zu mir kommen, glaubt ihr dann nicht, dass ich sie auch liebe? Natürlich. Wenn wir sagen, wir lieben den Vater, aber nicht seine Kinder, wie kann das sein? Wenn ihr jemanden liebt, mögt ihr in einer Versammlung von zweitausend Menschen sitzen, doch eure ganze Aufmerksamkeit ist auf den einen gerichtet, den ihr liebt. Ihr sitzt unter so vielen, aber dennoch sitzt ihr nicht unter ihnen. Derart leben die, die Gott lieben, in der Welt. Es ist zu unserem eigenen Nutzen, wenn wir durch die Verbindung mit Ihm von Liebe überfließen. Wenn ihr neben einer Quelle sitzt, werdet ihr nicht nass werden. Doch wenn ihr euch unter die Quelle setzt, werdet ihr vom Wasser durchtränkt.

Liebe und Lust

Liebe beginnt im Körper, aber geht in der Seele auf. Und die Liebe, welche sich aus dem Körper erhebt und im Körper aufgeht, das ist Lust. Dies ist der Unterschied zwischen den beiden. Die erstere wird Nächstenliebe genannt und die andere heißt Lust. Wenn ihr jemanden hungrig bleiben lasst, könnt ihr dann hungrig bleiben? Wenn ihr nicht zulasst, dass irgend jemand unbekleidet bleibt, könnt auch ihr nicht unbekleidet bleiben. Wenn ihr jeden glücklich macht – was dann? Wir sollten lernen, für andere zu leben. Dann wird es Glück in der Welt geben; der Himmel wird auf die Erde kommen! Das alles vollbringt die Liebe. Seht ihr, ihr braucht sie nicht in Läden zu kaufen oder auf Feldern wachsen zu lassen – sie ist in euch.

Die Liebe der Mutter

Die Liebe der Mutter ist allein dem Kinde bekannt, das innerlich ergeben. Selbst wenn das Kind bei seinem Tun und Spielen usw. sich nicht der Mutter zuwendet, so sorgt die Mutter auch dann für das Kind. Wofür sorgt sie? Muss das Kind gefüttert werden, so nimmt sie Nahrung und zwingt das Kind zu Essen, da es ja das angeborene Bedürfnis dafür hat. Bitte setzt mehr Zeit ein. Entwickelt euch körperlich und intellektuell, aber das ist nicht ausreichend, ihr müsst euch auch spirituell entwickeln. Gerade wie die Mutter ihr Kind durch die Milchnahrung ihrer Brüste aufzieht, so nährt der Meister die initiierten Schüler mit Seinem liebenden Lebensimpuls.

Schmerz der Liebe

Ein Prophet des Islam erklärt, dass, wenn ein Teil des Körpers Schmerz erleidet, der übrige Körper es durch Anteilnahme mitempfindet. Er vergleicht diesen Zustand mit jenen, die den Herrn lieben. Eines der täglichen Gebete der Sikhs lautet: „Gewähre uns die Verbindung mit einem Gurumukh, die Gemeinschaft mit einem Sadhu und die Farbe von Naam. Oh, Geliebter, durch eine solch Wahre Verbindung erwacht Naam in uns.“ Der Darshan eines Heiligen ist von unschätzbarem Wert.

Liebe und Wirklichkeit

Liebe beginnt nicht am allerersten Tag. (Zum Beispiel kann man Hunde oder Katzen lieben, auch wenn sie hässlich sind.) Sehen sie, täglich werden sie von ihnen gefesselt, und dann entsteht Liebe, ist es nicht so? Es ist Immer das gleiche, mit allem (auch mit dem Menschen). Seht, was ich euch etwas sagen werde: Alle Vögel hier sind wie die Nachtigall. Wenn Blumen im Garten sind, kommt die Nachtigall und singt davor ihr liebliches Lied, nicht wahr? Aber habt ihr jemals gesehen, dass eine Nachtigall kommt und singt, wenn die Blumen nur an die Wand gemalt sind? Ist je eine Nachtigall gekommen und hat ein schönes Lied davor gesungen, vor gemalten Blumen?

Löcher im Boden

Wenn ein Boot Löcher im Boden hat, besteht die große Gefahr, dass es sinkt. Ähnlich hat der Mensch neun Löcher im Körper, und wenn er nicht wachsam ist kann er nicht das Meer der Welt überqueren, noch sein Ziel erreichen.

Der Löwe

Nicht jeder hat das Haupt eines Löwen, aber es gibt manche, die das Herz eines Löwen haben. Wenn ihr zu den Füßen eines Löwen (dem Meister) Zuflucht nehmt, braucht ihr kein anderes Tier im Dschungel zu fürchten.

Loslösung

Davon abzulassen ist genauso schwer, wie es für ein Gemälde an der Wand schwer ist, sich von dieser zu lösen – so sehr sind wir gegenwärtig mit der Welt identifiziert. Und was bedeutet die Meditation? Sich durch regelmäßige Praxis langsam von außen zurückzuziehen. Wenn ihr euch willentlich erhebt, seht ihr euren Körper unten, und ihr geht ins Jenseits. Das ist der Fall, wenn ihr euch wirklich erhebt. Wenn ihr alles denken an den Körper vergesst, dann seid ihr nicht der Körper. Seit wir geboren sind, haben wir durch unsere Augen und Ohren Eindrücke aufgenommen und ebenso alle anderen Sinnesorgane. Achtzig Prozent dieser Eindrücke kommen durch die Augen und vierzehn Prozent durch die Ohren. Darum sind wir mit diesen Eindrücken so eng verbunden, dass wir uns nicht von außen zurückziehen können; sie sind in uns verankert.