Gotteskraft, Christus-Kraft, Meister-Kraft

I

Liebe Freunde,

am heutigen Abend, der für die Christen der Heiligste ist, habe ich die große Freude, zu euch zu sprechen. Wir feiern heute in liebevollem Gedenken den Christus, Der im Menschlichen Pol Jesus erschien.

Tausende andere Menschen werden täglich in allen Städten, in allen Ländern geboren, aber kaum jemand erinnert sich ihrer Geburt und ihres Todes; doch das Leben der Meister – obwohl Sie nur so wenige waren – kann nie vergessen werden.

Christus wurde als Jesus geboren. Jesus war das menschliche Gefäß, in dem sich die Christus-Kraft offenbarte; und diese Christus-Kraft vergeht nie. Wenn diese Kraft erst einmal von uns Besitz ergreift und uns in Ihre Obhut nimmt, verlässt Sie uns nie mehr.

Christus sagte:

[...], ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.

Matthäus 28:20

Als ich bei meinem letzten Besuch im Jahre 1955 hier war, fragten mich die Leute:

Wann kommt Christus wieder?

Ich fragte sie:

Hat Er euch je verlassen?

und nannte ihnen diesen Ausspruch:

Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.

Wenn Er uns also nicht verlassen hat, woher kommt dann die Frage nach einer Rückkehr? Der Grund, weshalb wir diese Dinge fragen, liegt vielleicht darin, dass wir nicht tief genug in das Mysterium des Christus eingedrungen sind.

Was war Christus? Die Gotteskraft erscheint von Zeit zu Zeit in einem Menschlichen Pol, um die Menschenkinder zu führen und ihnen den Weg zurück zu Gott zu zeigen. Die Frage ist: Wer kann uns auf den Weg zurück zu Gott stellen? Kein Menschensohn kann das; Gott allein kann uns zu Gott führen oder mit Ihm verbinden. Er hat nicht Seinesgleichen – weder Bruder, Vater, noch Mutter – und jener Gott wohnt in jedem Herzen.

Nun, habt ihr jemals darüber nachgedacht, Wer der Eine ist, Der den Weg zurück zu Gott weist, und Der gelegentlich von Sich Selbst sagt:

Ich und der Vater sind Eins.

Johannes 10:30

Ich bin das Licht […]

Johannes 8:12

und

Ich bin der Weg […]

Johannes 14:6

Sämtliche Meister sagen uns, dass die Mensch gewordenen Meister Kinder des Lichts sind. Sie sind alle Söhne Gottes, und wer Ihnen nachfolgt, wird Gott finden, denn er erhält eine Verbindung mit Gott. Meister kamen von Zeit zu Zeit, und äußerlich scheinen Sie in jeder Hinsicht Menschen zu sein. Sie werden auf dieselbe Weise geboren, und auch ihr Körper ist in gleicher Weise gestaltet. Worin besteht dann der Unterschied zwischen einer solchen Persönlichkeit und dem Durchschnittsmenschen? Er liegt darin, dass Jener ein Bewusster Mitarbeiter am Göttlichen Plan ist, denn Er sieht, dass der Vater durch Ihn wirkt.

Jesus fragte Seine Jünger:

Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

Da antwortete Simon Petrus und sprach:

Du bist Christus, des Lebendigen Gottes Sohn.

Matthäus 16:15-16

Und Jesus sagte zu Petrus:

[…], denn nicht Fleisch und Blut hat dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Matthäus 16:17

Ein anderer Jünger bat:

Herr, zeige uns den Vater, so genügt uns.

Was erwiderte Jesus?

Er wurde ungehalten und fragte:

So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht? […] Der Vater aber, Der in mir wohnt, Der tut die Werke.

Und Er sagt sogar:

Wer mich sieht, der sieht den Vater; […] und: […], niemand kommt zum Vater denn durch mich.

vgl. Johannes 14:8-10

Diese Aussagen sind der Bibel entnommen, um ihren Sinn verständlich zu machen.

Christus ist die Gotteskraft oder die so genannte Meister-Kraft, Die als der Menschensohn erschien, Der Jesus genannt wurde. 

Während einer Ansprache, die ich im vergangenen Monat im Unity-Tempel in Los Angeles hielt, brachte ich diese Gedanken zum Ausdruck und fragte dann den Geistlichen nach seiner Meinung, die ich gern hören wollte, nicht, weil ich etwa im Zweifel war, sondern weil sich die Menschen entwickeln und zur Wahrheit erwachen.

Er antwortete:

Wer ist Jesus Christus? Gottes Sohn offenbarte Sich dem Menschen, um ihn zu lehren und ihm den Weg und die Wahrheit und das Licht zu zeigen. Er kam, den Menschen zu zeigen, wie der Vater leben würde, wenn Er ein Mensch wäre. Er war Gott im Menschen.

Dann erklärte er:

Jesus war die transzendente Verkörperung Gottes.

Er fuhr fort:

Was ist der Unterschied zwischen Jesus und dem Christus? Christus gab es lange vor Jesus. Jesus ist der geborene Mensch, Der den Christus in Sich vollkommen offenbarte; und Christus ist die Göttliche Natur dieses Gottmenschen. Somit bestand Christus, der Spirituelle Mensch, lange vor Seiner irdischen Geburt.

Versteht ihr das? 

Die Christus-Kraft, Gotteskraft oder Meister-Kraft ist Ein und Dieselbe und offenbart Sich im menschlichen Gefäß, um die Bedürfnisse der Kinder Gottes zu erfüllen – jener, die nach Gott hungern und dürsten.

Es gibt Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen. Bedarf und Versorgung ist das Gesetz der Natur; und wo Feuer brennt, kommt Sauerstoff zu Hilfe. Wenn der Mensch in seinem Herzen nach Gott hungert, offenbart Sich Gott in einem Menschlichen Pol, um die Menschenkinder zu führen.

[…], und niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren.

Matthäus 11:27

Wie ich schon sagte, besteht diese Christus-Kraft seit dem Beginn der Welt und offenbart Sich von Zeit zu Zeit im menschlichen Körper der verschiedenen Meister. Wir können diese Tatsache durch das vergleichende Studium der Religionen erkennen, in denen wir dieselben Darlegungen und Aussagen finden, die die Meister aller Religionsgemeinschaften verkündeten.

Jemand sagte mir hier bei meinem letzten Besuch, dass Christus der Höchste sei, da Er gesagt habe:

Ich und der Vater sind Eins.

Das ist richtig, entgegnete ich, aber wenn andere Meister ebenfalls die gleichen Worte geäußert hätten, wofür würden Sie dann jene halten? Ich zitierte dann was andere Meister in Ihrer Sprache zu Ihrer Zeit gesagt hatten.

Guru Arjan, der 5. Guru der Sikhs sagte:

Der Sohn und der Vater sind in der gleichen Farbe gefärbt, und der Vater und der Sohn haben das gleiche Werk aufgenommen.

Der 10. Guru der Sikhs, Guru Gobind Singh sagte:

Gott befahl mir: Gehe hin, ich mache dich zu meinem Sohn, um die Menschenkinder zu führen.

Noch viele andere äußerten dasselbe. Dies soll nur klarstellen, dass Christus schon da war, ehe Er Sich durch den sündelosen Körper der Mutter offenbarte. Wir empfinden Hochachtung vor dieser immer währenden Christus-Kraft, Die, bevor und nachdem Sie Geburt nahm, bestand und fortbesteht. Wir empfinden Hochachtung vor der Sohnschaft, Die ewig dauert und als Kraft in jedem Herzen ruht. Sie wird enthüllt, wenn uns ein Menschlicher Pol begegnet, in Dem Sich diese Kraft offenbart, und uns eine Verbindung mit Gott gibt. Kein Menschensohn, kein menschliches Wesen ist dazu in der Lage, nur Die in einem Menschlichen Körper offenbarte Gotteskraft.

Diese Menschlichen Pole sind, wenn wir Ihnen begegnen, dafür zuständig, unsere Seele aus der Knechtschaft des Gemüts und der nach außen gehenden Sinne herauszuheben und uns die Innere Verbindung zu gewähren. Deshalb achten wir alle Menschlichen Pole, Die dieser Christus-Kraft von Zeit zu Zeit die Geburt ermöglichen. Wir können demnach glücklich sein, dass wir an diesem gesegneten Weihnachtstag hier versammelt sind.