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Der Meister: Seine Worte

Wenn jemand zu einem Meister kommt, muss er von aufgeschlossener Gesinnung sein. Da er weiß, dass ihm alle bisherigen Handlungen, im persönlichen wie ihm sozialen Bereich, nicht die Erlösung gebracht haben, sollte er ihnen Lebewohl sagen und den Meister hinsichtlich der spirituellen Schulung um Unterweisung bitten.

Hat er Seine Instruktionen erhalten, muss er sie gewissenhaft befolgen. Einzig darin sollte seine Hingabe bestehen. Was immer der Meister festlegt, muss als unumstößliche Wahrheit genommen werden, ganz gleich, ob es der Prüfung durch die rein menschliche Vernunft standhält oder nicht. Unser Denken und unsere Einsicht sind allemal begrenzt und können die Tiefen, in die der Meister dringt, nicht erreichen. Er kennt das Warum und Wofür Seiner Anweisungen und gibt wie ein voll verantwortlicher Feldmarschall Seine Befehle.

Wir müssen daher lernen, Ihm wie ein treuer Soldat unbedingt zu gehorchen und zu tun, was Er gebietet.

Hafiz sagt in diesem Zusammenhang:

Färbe deinen Gebetsteppich in Wein, wenn es dein Meister wünscht, denn Er kennt die Windungen des vor dir liegenden Weges.

Bloßes Lippenbekenntnis zählt beim Meister nicht. Der Meister will volle Ergebung an das, was Er sagt, denn es ist schließlich zum Besten des Schülers.

In der Heiligen Schrift ist nachdrücklich gesagt:

Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein, dadurch ihr euch selbst betrüget.

Jakobus 1:22

Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote.

Johannes 14:15

Leeres Gerede über Spiritualität ist von keinem Nutzen.

[…] aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun; sie sagen’s wohl und tun’s nicht.

Matthäus 23:3

[…] denn das Wort Gottes steht nicht in Worten, sondern in der Kraft.

1. Korinther 4:20

Wie der Körper ohne die Seele leblos ist, so ist auch bloßes Reden ein totes Geschwätz.

Paulus sagt:

[…] so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.

1. Korinther 13:1

Ähnliches kann man über den Darshan oder Anblick des Meisters sagen. Er kann einem zeitweilig Frieden und Gemütsruhe geben, doch wenn man wieder geht, tobt sich das Gemüt von neuem aus und herrscht über Körper und Seele.

Somit zählt auf dem Pfad der Meister allein das Tun und praktische Verwirklichung. Die Worte des Meisters sinken tief ins Herz. Es ist kaum denkbar, Ihm nicht zu folgen.

So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater geehrt, dass ihr viel Frucht bringet und werdet meine Jünger.

Johannes 15:7-8

Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Matthäus 7:20

Die Welt wird mit einer Ernte verglichen (Matthäus 13:30), und die Schnitter achten allein auf die Frucht.

Nehmt des Meisters Worte als Absolute Wahrheit, und erntet wohl die Frucht des Lebens.

*Die Worte des Meisters können nicht vom Meister getrennt werden. Was aus der Fülle des Herzens kommt, das spricht die Zunge. Der Meister ist eingebettet in das Wort, und Seine Worte sind Ausdrücke dessen, was in Ihm ist; nämlich das Wort, der Lebensimpuls und die Kraft. Wie also können die beiden voneinander getrennt werden? Seine Worte durchdringen zweifellos die Herzen der Aspiranten, und kein anderer kann die süßen Schmerzen kennen, unter denen sie leiden.

Als die Sehnsucht nach dem Herrn entbrannte, durchdrangen die Worte des Meisters mein Herz; der Geist allein kennt die Schmerzen; wer sonst kann um die Schmerzen eines anderen wissen?

Je mehr Gewicht man dem Meister beimisst, desto mehr wächst man in der Gnade. Wahre Hingabe an den Meister besteht im Annehmen und Halten dessen, was Er befiehlt. Guru Ram Das ermahnt, dass der Gedanke an den Meister immer ein Begleiter sein sollte, ganz gleich, mit welchem Streben man gerade beschäftigt sein mag. Der Meister ist verborgen in Seinen Worten, und Seine Worte sind in der Tat der Wirkliche Meister.

Heilig ist das Wort des Meisters, und durch Es erlangt man das Elixier des Lebens; denn die Annahme Seiner Worte gewährt einem Unvergängliches Leben. Erinnere dich stets an das Wort des Meisters; denn hierin liegt echte Ergebung und Wahrheit. Handle in Übereinstimmung mit des Meisters Wort; dies begründet rechte Kontemplation.

Das Wort des Meisters bleibt immer bei den Initiierten. Keine Macht auf Erden kann Es entreißen. Feuer kann Es nicht verbrennen noch Wasser Es fortschwemmen. Es ist unzerstörbar und unvergänglich. Es nimmt sich der Vaterlosen an und beschützt einen bei jedem Schritt. Es schlägt gegen die Wurzel aller Zweifel und allen Skeptizismus. Selbst der Todesengel kann Ihm nicht nahe kommen.

Verbinde dich mit Ram Naam durch die Anweisungen des Meisters; dieses Nektars kann man sich in der Gemeinschaft von Heiligen erfreuen; finde deine ursprüngliche Heimat mit der Hilfe des Meisters, dann wird es kein weiteres Kommen und Gehen mehr geben.

Man kann den Schatz von Naam nicht durch die Ausführung von Handlungen auf der Ebene der Sinne erben. 

* (Die Übersetzung dieses Abschnitts ist an die
englischsprachige Erstedition von 1967 angeglichen;
Anm. d. Redaktion 2014.)

Gewiss, alle rezitieren und hören den Gurbani, doch nur die haben Nutzen davon, die wirklich an die Worte des Meisters als unerschütterliche Wahrheit glauben:

Wenn Ergebene und Schüler zum Meister kommen, singen sie die Gottgeweihten Verse aus den heiligen Schriften. Von allen, die sie vortragen oder hören, ist nur willkommen, wer die Worte des Meisters voller Glauben annimmt.

Solche, die dem Meister immer wieder begegnen, werden Ihn immer mehr lieben; und die Seine Worte als Wahrheit betrachten, werden die Geliebten des Herrn.

Was immer der Meister anordnet, muss mit unermüdlichem Eifer befolgt werden, damit man den Shabd ergreifen kann, der einen in seine Heimat zurückbringen wird.

Was auch der Meister sagt, das müsst ihr tun. Dem Tonstrom folgend, kommt in euer rechtmäßiges Eigentum und gelangt zu Ehren mit der Hilfe von Naam. Wer nach dem Geheiß des Meisters handelt, dessen Lohn ist wahrer Trost. Seinen Weisungen folgend, o Nanak, kommt man furchtlos ans andere Ufer.

Es ist unbedingt notwendig, dem Willen des Meisters zu entsprechen, denn es ist zum Wohl des Schülers.

Wirklich viele Menschen begegnen dem Satguru, aber das ist nicht genug. Um erlöst zu werden, muss man Ihm in Gedanken, Worten und Taten Folge leisten.

Jeder, ja die ganze Welt, blickt auf den Meister. Doch Erlösung findet man nicht durch das bloße Sehen, ohne Verbindung mit Naam.

Der Meister muss ein Adept des Surat Shabd Yoga sein und Shabd in uns offenbaren können – der Shabd, welcher sich nicht innerhalb der neun Tore befindet, sondern allein das Kennzeichen des zehnten Tores ist.

Wenn man einen solchen Meister gefunden hat, ist es die Pflicht des Schülers, sich mit ganzem Herzen Seinem Joch zu beugen und sich demgemäss zu formen. Wenn man das tut, zieht man den größten Nutzen aus der menschlichen Geburt, erweist seinen Vorfahren wie seinen Nachkommen einen guten Dienst und hat nichts zu fürchten.

In der Tat gesegnet ist die Geburt jener, die sich dem Willen des Meisters fügen. Sie erretten ihre Familie und machen ihrer Mutter Ehre. Nichts Übles wird dem widerfahren, der sich nach der Art des Meisters formt. Auf seinem Weg liegt der See des Nektars, und er kann ihn leicht erreichen.

Ein Schüler, der dem Willen des Meisters folgt, gelangt in den Besitz des Lebenselixiers und gewinnt das Reich Gottes als sein Geburtsrecht.

O Mensch, ergib dich dem Willen des Meisters! Weile in deiner Heimat und erfreue dich ewigen Lebens.

Wer versteht den Willen des Meisters und achtet ihn gewissenhaft? Einer, in dem die Gnade des Herrn am Werk ist.

Nur der nimmt die Worte des Meisters an und handelt nach ihnen, in dem die Gnade des Herrn wirkt.

Es gibt keinen größeren Menschen als den, der die Worte des Meisters annimmt und dadurch Gott erkennt. Wir müssen deshalb nach dem Wort verlangen und uns bemühen, durch den Sant Satguru eine Verbindung mit Ihm zu bekommen.

O Gemüt, denke stets an die Worte des Herrn! Wer durch das Wort in seine Heimat zurückkehrt, ist das Kronjuwel unter den Menschen.

Die Segnungen von Hari Naam sind zu vielfältig, als dass sie aufzuzählen wären. Wer in der Farbe des Wortes gefärbt wird, rühmt immer die Herrlichkeit Gottes. All sein Tun nimmt im rechten Augenblick von selbst die rechte Form an.

Was er will, muss geschehen, denn die Natur selbst steht ihm jederzeit vollständig zu Gebote. Er ist von allen Übeln und Nöten frei, verliert jeden Gedanken an das Ich und Mein und wird nie eitel oder stolz.

Er erhebt sich über alle Gegensätze: Reichtum und Armut, Wohl und Weh, Freud’ und Leid, Ruhm und Unbekanntsein, denn er bleibt in einem Zustand heiterer Gelassenheit.

Das Gift von Gemüt und Materie kann ihm nichts anhaben. Während er in der Welt lebt, ist er nicht länger von der Welt, sondern frei von Sorge und Verhaftetsein. Er geht, wohin immer er will.

Die Täuschungen und Verblendungen der Welt berühren ihn nicht. Er entzieht sich dem Machtbereich von Kal, der Zeit, an die er nicht gebunden ist. Weder begrenzt ihn der Raum, noch kann ihn das Gesetz der Kausalität in seinen Bann ziehen.

Er erlangt ewiges Leben und gewinnt das Reich Gottes zurück, den Garten Eden, aus dem er wegen seines ersten Ungehorsam gegen Gott vertrieben wurde.

Er errettet nicht nur seine eigene Seele, sondern durch die Kraft des Wortes viele andere, die mit ihm in Verbindung kommen; ja selbst die Seelen seiner Vorfahren und künftigen Verwandtschaft.

Wahrlich gesegnet ist ein Mensch, der das Glück hat, in die Gemeinschaft eines Sant Satgurus zu gelangen, und so das höchste Gut des Lebens erwirbt.