Gurubhakti: Eine Lektion in Liebe

III

Soami Ji sagt:

Meditiere über die Form des Meisters; es gibt keinen anderen Weg als diesen, um der Bindung zu entrinnen.

Der Begriff Dhyan, Betrachtung, kommt von der Wurzel dhi und bedeutet, die Aufmerksamkeit auf den Lebenden Meister zu richten. Ich möchte zur Veranschaulichung das Beispiel eines frisch verheirateten Mädchens heranziehen, das in ihr Elternhaus zurückkehrt. Wie sehr sie auch immer mit den Hausarbeiten beschäftigt zu sein scheint, denkt sie doch ständig an ihren Gatten. Auf genau die gleiche Weise sollte die Aufmerksamkeit eines Schülers immer im Meister – dem Fleisch gewordenen Wort – verankert sein. Der Guru ist ein Gottmensch, das bedeutet Mensch und Gott. Solche, die sich nur an den Menschen binden, bleiben im Körperlichen verstrickt, während dem Schüler, der den Gott im Menschen offenbart sieht, das Bindeglied zu Ihm enthüllt wird. Er lernt schnell, sich über den Körper zu erheben. Wie man denkt, so wird man. Er ist es, Der uns zuerst liebt, unsere Liebe ist lediglich die Erwiderung. Die Mutter liebt bereits das neugeborene Kind, und das Kind beantwortet die Liebe der Mutter. Unsere Liebe ist nur eine Art Reaktion auf die Liebe des Meisters, Der uns zu Sich gezogen hat.

Der Gurbani sagt:

Der Meister liebt den Schüler mit Seinem ganzen Leben.

Dies ist als Gurubhakti bekannt. Wenn ihr des Meisters von ganzem Herzen und aus ganzer Seele gedenkt, könnt ihr nicht anders als Ihm unbedingt gehorchen.

Christus sagte:

Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote.

Liebe fordert direkten und unverzüglichen Gehorsam, nicht bloßes Lippenbekenntnis. In dieser Hinsicht sind wir allgemein schwach und versagen kläglich. Wir müssen lernen, Ihn zu verstehen und zu tun, was Er uns zu tun heißt, auch wenn uns das, was Er sagt, gelegentlich nicht sinnvoll erscheinen mag. Er spricht von einer höheren Warte aus und überblickt die Dinge von einer Ebene, zu der wir noch keinen Zugang haben. Wenn wir also die ganze Zeit an Ihn denken, auch dann, wenn wir weltlichen Beschäftigungen nachgehen, werden wir allmählich Seinen Geist aufnehmen; unsere äußeren Verwicklungen können uns dann nicht binden. Auf diese Weise werden wir von den irdischen Fesseln abgeschnitten, je mehr Seine Göttliche Kraft in uns eindringt und uns formt.

Christus hat gesagt:

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Johannes 15:1-5

Dies alles kann mit einem Verpflanzungsprozess verglichen werden. Wenn wir den Zweig eines Baumes in den Stamm eines anderen einsetzen, wird die Frucht des zweiten Baumes von der Qualität und dem Geschmack des ersten sein, von dem er das Pfropfreis erhielt. Ebenso wird der Schüler, der seine Aufnahmefähigkeit durch beständige Ergebenheit, liebevollen Glauben und unbedingten Gehorsam angemessen entwickelt hat, euch auf eine Frage die gleiche Antwort geben, die ihr von dem Meister Selbst erhalten würdet. Wenn zwei Herzen in Einklang sind, bedienen sie sich der gleichen Schwingungen wie bei der Telepathie. Ein solcher Schüler erhält natürlich des Meisters eigene Impulse. So ist Gurubhakti die unumgängliche Bedingung auf dem Pfad der Meister.

Soami Ji hat richtig gesagt:

Jene, die ohne Gurubhakti oder Ergebenheit für den Meister das Hören auf den Tonstrom üben, sind Toren.

Das Wesen von Gurubhakti besteht darin, dass unsere Gedanken und Gefühle, von allem anderen gelöst, auf den einen Punkt, den Augenbrennpunkt, konzentriert sind.

Unser Hazur pflegte diese erhabene Wahrheit so zu verdeutlichen:

Stellt euch eine Röhre mit vielen Öffnungen oder kleinen Löchern vor, aus denen das Wasser tropfenweise rinnt. Wenn wir alle diese Löcher bis auf eines schließen würden, strömte das Wasser aus dem einen Loch, das offen gelassen wurde, mit einem kräftigen Strahl heraus und hoch empor. Ebenso wird sich, wenn wir alle weltlichen Beziehungen abbrechen, der Sinnesstrom an einem Punkt sammeln und dann von der zehnten Öffnung am Augenbrennpunkt vorwärtsschnellen.

Hazur sagte immer, dass der Guru unsere Ergebenheit nicht braucht; aber wenn wir Ihn verehren und Ihm unsere uneingeschränkte Liebe darbringen, dient es unserem Inneren Spirituellen Fortschritt. Hier wirkt das Prinzip: Wie du denkst, so wirst du.

Soami Ji sagt:

Das Heilige Wort oder Shabd wird nur durch die Gnade des Gurus enthüllt, und dann zieht der lange und starke Arm des Meisters die Geistesströme aus dem Körper.