Gurubhakti: Eine Lektion in Liebe

VII

Liebe wächst weder auf dem Felde, noch ist sie auf dem Markt zu haben, auch die Hohen und Mächtigen, die sich nach der Liebe sehnen, müssen mit ihrem Kopf dafür bezahlen.

Liebe ist die Würze des Lebens, denn wir leben durch die Liebe des Herrn.

Guru Amar Das hat gesagt:

Verflucht ist der Mensch, dessen Herz ohne Liebe ist.

Die Liebe ist das Licht des Lebens, in dem wir unser Sein haben. Was nützt uns die menschliche Geburt, wenn wir nicht wissen, was Liebe ist und wie das Beste daraus zu machen? Wir müssen die Segnungen der Liebe kosten, um wirklich gesegnet zu sein. Das ist der ganze Zweck des menschlichen Lebens. Aber was tun wir? Die ganze Zeit über sind wir eifrig damit beschäftigt, auf der Ebene der Dualität zu handeln, sind so nicht nur Gott verloren, sondern auch unserem eigenen, Wahren Selbst und vergessen unsere eigentliche, Göttliche Natur. Gibt es da kein Heilmittel? Die Antwort ist: Doch, es gibt eines:

Die Liebe zum Gottmenschen erweckt die Liebe zu Gott.

Wenn ihr Jemanden liebt, Der die Personifizierte Wahrheit ist, wird Er euch bestimmt damit anstecken. Lebt in Einem, Der für die Gottheit erwacht ist, und ihr werdet ebenfalls im Göttlichen leben. Daher die große Notwendigkeit, Liebe, das Lebensprinzip, zu entwickeln, das für immer und ewig bei euch bleibt.

Ohne Liebe findet die wechselhafte Natur des Menschen keine Ruhe.

Im Meer der Sinnesfreuden umhergestoßen, haben wir unseren Ankerplatz verloren und treiben steuerlos im Strom der Zeit dahin. Solange wir keine sichere Verankerung, keinen Hafen des Friedens, gefunden haben, sind wir immer eine Beute unberechenbarer Winde und Lebensstürme. Täglich sehen wir überall Hader und Streit, Disharmonie in den Familien, Gegnerschaft unter den Menschen, Völkern und Nationen. Warum all diese Verwirrung? Weil es an liebendem Verständnis und wohlwollender Toleranz für die Ansichten anderer fehlt. Sind wir nicht trotz aller künstlichen Schranken, die der Mensch aufgestellt hat, – den nationalen, sprachlichen, religiösen und politischen – Glieder einer großen Menschenfamilie? Solange wir uns nicht über diesen kleinlichen Rassen- und Sippenstolz und andere Vorurteile, die unsere Sicht verdunkelt und verdeckt haben, erheben, können wir keinen Zugang zu dem strahlenden Sonnenschein liebender Einigkeit gewinnen sowie inneren und äußeren Frieden haben. Und dies wird erst möglich sein, wenn wir unsere Seele in dem Grundlosen Urgrund ruhen lassen.

Der Heilige Augustinus sagt uns:

Du, Gott, hast uns zu Dir geschaffen und ruhelos ist unser Herz, bis dass es Ruhe findet in Dir.

Während meiner zweiten Weltreise hatte ich Gelegenheit, in den verschiedenen Ländern mit nationalen, religiösen und politischen Führern zusammenzutreffen, und ich legte ihnen den Grundsatz von Leben und leben lassen dar; dies hatte eine mäßigende Wirkung auf sie. Ich sagte ihnen, dass Gott Millionen Seiner Kinder ihrer Fürsorge und ihrem Schutz anvertraut habe, und wenn sie aus dem einen oder anderen Grund kein rechtes und ausreichendes Interesse an ihnen nehmen könnten, sollten sie einen Teil ihrer Bürde anderen übertragen. Dieser Gedanke beeindruckte sie, und an zwei oder drei Stellen, wo die Beziehungen bereits dem Abbruch nahe waren, gewann durch Göttliche Gnade eine bessere Einsicht die Oberhand.

Liebe wirkt in den Angelegenheiten der Welt wie ein großer, heilender Balsam. Wenn wir in unseren Heimen auf liebevolle Weise miteinander sprechen könnten, hätten wir das Paradies auf Erden. Ein Schwerthieb kann in wenigen Tagen heilen, aber die Verletzung durch eine scharfe Zunge schwärt die ganze Zeit wie eine eiternde Wunde. Je mehr man über die bitteren Worte nachsinnt, desto mehr nagen sie im Herzen.

Der große Krieg des Mahabharata-Epos war die Folge von ein paar wenigen, bitteren Worten, die Draupadi unbedacht geäußert hatte. Als die Kauros den Palast der Königin besuchten, sah die glitzernde Oberfläche des Hofes an einer Stelle wie rieselndes Wasser aus. Natürlich zogen sie ihre lang herunterhängenden Kleider hoch. Während sie ihnen dabei zusah, bemerkte Draupadi scherzhaft, dass die Kinder eines blinden Vaters nicht anders könnten, als blind auf die Dinge zu schauen. Das Ergebnis war ein großer, mörderischer Krieg, durch den die älteste Kultur und Zivilisation Indiens tatsächlich ihr Ende fand.

Die Schwäche, Fehler aufzuspüren und sarkastisch zu sein, ist unglücklicherweise ein allgemeiner Zug der heutigen Gesellschaft geworden. Wir sind für den Splitter in den Augen anderer äußerst wach, können aber in unseren eigenen nicht den Balken sehen. Wir bemühen uns, geschickte Anspielungen zu machen, und sprechen auf unehrliche Weise. Dies ist in der Tat eine sehr hässliche Gewohnheit, denn sie verletzt zutiefst die Gefühle anderer.

Ich würde euch allen raten – alten wie neuen Initiierten – ein Tagebuch zur Selbstprüfung zu führen und am Ende jedes Tages Verstöße gegen den Pfad der Rechtschaffenheit zu vermerken – nämlich in der Wahrhaftigkeit, Reinheit, Ehrlichkeit, in Nichtverletzen, selbstlosem Dienen und dergleichen. Auf diese Weise werdet ihr eure Mängel leicht erkennen und euch bemühen, sie einen nach dem anderen auszumerzen. Dies wird euch unwissentlich auch befähigen, entsprechende Tugenden auf allen Ebenen – in Gedanken, Worten und Taten – zu entfalten. Ahimsa parmo dharma oder Nichtverletzen ist die höchste Tugend. Wenn ihr Liebe für alle in euch habt, werdet ihr nicht den Versuch machen, irgendjemanden zu täuschen, denn wenn ihr es tut, werdet ihr zuallererst euch selbst täuschen; weit davon entfernt, werdet ihr versuchen, andern zu helfen. Dienen kommt, wie ihr wisst, vor Eigennutz und wird geheiligt durch Selbstlosigkeit. All dies trägt zur Läuterung des Gemüts bei, und je reiner es wird, desto geeigneter ist es, das Licht der Wahrheit zu empfangen, und desto mehr seid ihr fähig, es durch eure Handlungen und Taten auszustrahlen. Ich habe immer darauf bestanden, dass ein solches Tagebuch geführt wird.