Gurubhakti: Eine Lektion in Liebe

VIII

Im Gurbani steht:

Einer, Der die Wahrheit sieht, kann euch zur Wahrheit führen und vom Tod zum Ewigen Leben bringen.

Dies ist auch der Sinn des Gebets, das zu wiederholen die Alten nie müde wurden:

O Gott, vom Unwirklichen führe mich zum Wirklichen, aus Dunkelheit führe mich zum Licht, vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit.

Und nun haben wir gesehen, wie wir dieses geheiligte und altehrwürdige Gebet fruchtbar machen können.

Der Gurbani verkündet:

Wer euch mit der Gotteskraft verbindet, Den seht wahrlich als Gott Selbst an.

Denn wer außer Gott kann euch zu Gott führen? Dies ist eine tiefgründige Wahrheit, die ihr für euch selbst prüfen könnt, wenn ihr durch ein großes Glück einen Gottmenschen findet oder ein Solcher euch aufnimmt, denn wir alle sind damit beschäftigt, 'Blindekuh' zu spielen.

Der Satguru ist zweifellos der Makellose Eine, trotz dem menschlichen Gewand, in dem Er erscheint.

Wieder heißt es:

Der Gottmensch ist Gott gleich, obwohl Er die menschliche Hülle trägt.

In kristallklaren Worten erklärt Maulana Rumi:

Wenn ihr euch einem Gottmenschen nähert, naht ihr euch Gott, und wenn ihr von Ihm weggeht, entfernt ihr euch von Gott.

Warum? Weil der Gottmensch auf Erden ein Abgesandter von Gott Selbst ist. Wenn wir mit leerem Herzen bei einem Lebenden Meister sitzen, werden wir von Seiner Göttlichen Vibration erfüllt, die fürwahr alle Poren unseres Körpers durchdringt. Dies ist das Zeichen Seiner Größe und Güte.

Sehr selten nur können wir einen Wahren Satsang haben, das heißt, den Satsang eines wirklich Gotttrunkenen Menschen. Wenn wir eine solche Gelegenheit erhalten, ziehen wir kaum allen Vorteil daraus. Solange wir den Satsang nicht gläubig und empfänglich besuchen, empfinden wir nicht die Wirkung der radioaktiven Strahlen, die von Seiner Person ausgehen. Wenn selbst ein Stein, der im Wasser liegt, die kühlende Wirkung desselben erhält, gibt es keinen Grund, warum einer, wie unwissend er auch immer sei, in der Gegenwart eines Göttlichen Wesens nicht berauscht werden sollte. Er wird sicherlich den ermunternden Dufthauch des Satgurus aufnehmen, vorausgesetzt, er ist offen dafür – frei von weltlicher Befangenheit. Ein Lebender Meister ist das Fleisch gewordene Wort, und die Atmosphäre um Ihn ist hochgeladen mit Spirituellen Vibrationen, woraus folgt, dass man ihre Wirkung und glückselige Ruhe in sich zu spüren beginnt. Hat man diese einmal gekostet, wird man gleichgültig gegenüber allen Freuden der Welt.

Nach allem muss doch ein besonderer Spiritueller Gewinn in der Gemeinschaft eines Heiligen liegen, wenn alle Schriften der Welt über den Wert des Satsang und seine Notwendigkeit für den Fortschritt auf dem Spirituellen Pfad so hoch sprechen. Aber der Guru muss ein Vollendeter Guru sein, nicht ein halber Prophet, der Anspruch auf die ganze Wahrheit erhebt. Es ist keine Sache der Anmaßung oder Schaustellung, sondern eine der Offenbarung des Inneren Lebensprinzips. Die bittere Erfahrung mit falschen Meistern zwingt die Leute sogar dazu, die Größe Wahrer Lehrer zu leugnen, und sie ziehen die Schriften der direkten Erfahrung vor. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Aber ohne die Hilfe eines wirklich Vollendeten Meisters gibt es keinen Ausweg für die Seele, den Fesseln von Gemüt und Materie zu entkommen, um in die Spirituellen Bereiche des Jenseits zu gelangen, das Reich Gottes nun wiederzugewinnen und sich Ewigen Lebens zu erfreuen. Liebe und Gehorsam für einen solchen Meister schließen die Tore zum Himmel auf, und die Seele wird von dem immer liebenden Bräutigam und Strahlenden Guru Dev sicher von Ebene zu Ebene geleitet und auf ewig mit dem Satguru – Sat Naam oder Sat Purush, dem Einen Wahren – vereint:

Wie das Wasser eines Flusses Wasser bleibt, auch wenn es von den Ufern eingeschlossen wird, so offenbart sich die Gotteskraft durch einen Menschlichen Pol als die Wahrheit selbst.

Guru und Satguru sind gleichbedeutende Begriffe und benennen lediglich zwei verschiedene Erscheinungsformen der Wirklichkeit. Äußerlich ist Er ein Guru, Der den Schülern Spirituelle Lehren vermittelt, aber Innerlich ist Er ein Satguru, denn in Ihm wirkt die offenbarte Kraft von Sat oder der Wahrheit. Er ist kurz das Fleisch gewordene Wort und wohnt unter uns, um im einzelnen Menschen die Verbindungsschnur zu enthüllen.

Guru Nanak sagt:

O Lalo, ich spreche nichts aus mir selbst, ich öffne meinen Mund nur auf Sein Geheiß.

Ein Guru ist Einer, Der das Sprachrohr Gottes wurde. Hingabe an den Guru ist somit die erste Stufe der Spiritualität, und sie besteht in der unbedingten Annahme Seiner Gebote.

Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote,

war die Ermahnung Christi an Seine Jünger.

Wenn ihr einem wirklichen Guru begegnet, vergesst alles andere und hört aufmerksam auf das, was Er sagt; und selbst wenn ihr Seine Sprache nicht völlig versteht, so macht es nicht viel. Allein Seine Ausstrahlung hat eine beruhigende Wirkung auf euch. Seine magnetischen Strahlen haben eine unvorstellbar große Reichweite. Wenn ihr still dasitzt und zuhört, wird dies zu eurem Nutzen sein. Versucht, nach dem, was ihr hört, zu leben, dann wird euer Gemüt eine Wendung zum Besseren nehmen.

Der Weise Lukman pflegte zu sagen:

Wenn ihr zu einem Heiligen geht, setzt euch ruhig vor Ihn hin und lauscht aufmerksam dem, was Er über Sich sagt.

Aber tun wir das? Wir fahren entweder fort, uns mit anderen zu unterhalten, oder unterbrechen den Heiligen ständig durch nutzlose Fragen, was zur Folge hat, dass wir mit leeren Händen zurückkehren.