Methode, sich nach Innen zurückzuziehen
(nach Innen gehen)

Seit undenklichen Zeiten ist der Mensch nach außen gekehrt, indem er die äußeren Objekte durch die Sinnesorgane wahrnimmt. Drei Sinnesorgane sind hauptsächlich dafür verantwortlich, unsere Aufmerksamkeit zu lenken, nämlich die Zunge, die Augen und die Ohren.

Mit unserer Zunge sprechen wir mit den Menschen der Welt. Mit ihr wiederholen wir unsere Gedanken und Ideen über die Welt, und kommunizieren mit der Welt. Auf diese Weise dringen die Eindrücke der Welt in unser Gemüt und unseren Intellekt ein.

Mit unseren Augen sehen wir die Objekte der Welt und ihre Formen werden in unser Gemüt eingeprägt. Mit unseren Ohren hören wir auf die Stimmen der Welt. Und indem wir ständig auf sie hören, werden wir eins mit ihnen. Unsere Augen sind für 83 Prozent der Eindrücke, die unserem Gemüt eingeprägt werden, verantwortlich, unsere Ohren für 14 Prozent, und die restlichen 3 Prozent werden zusammengezählt von den anderen Sinnesorganen des Körpers begründet. Wenn unsere Aufmerksamkeit aufhört, nach außen zu gehen, und wir somit das Eindringen der Eindrücke von außen stoppen, können wir, mit einem Blick nach Innen, die Wahrheit erkennen. Es ist aus diesem Grund, dass die Sants uns immer einprägen, unsere Augen und unsere Ohren zu verschließen, während wir die Wiederholung ausführen oder auf den Shabd hören.

  • Die Kraft der Sprache der Zunge sollte im Simran genutzt werden;

  • die Kraft des Sehens der Augen sollte in der Betrachtung der Form des Meisters verwendet werden;

  • und die Kraft des Hörens der Ohren sollte für das Hören auf den Tonstrom gebraucht werden.

Diese drei Methoden sind absolut notwendig. Wir beschäftigen uns nun mit der ersten, nämlich dem Simran. Die beiden anderen, d. h., die Kontemplation – Dhyan – und Shabd oder der Tonstrom werden in den nachfolgenden Kapiteln aufgenommen.

Wann immer wir wünschen, unser Bewusstsein nach Innen zurückzuziehen, fallen die Gedanken der Welt in uns ein. Dies sind die Eindrücke, welche fortwährend durch die Sinnesorgane eingedrungen sind. Auf diese Weise bilden sich die Angelegenheiten des Haushalts, des Büros, der Geschäfte und anderer Orte, auch die Formen von Verwandten, Freunden und Feinden, die wir gesehen haben, auf der Leinwand des Gemüts ab und verhindern die Konzentration. Der erste Schritt zur Spirituellen Erhebung ist daher, sie zu beseitigen.

Die Entfernung der Eindrücke, die in unserem Unterbewusstsein gebildet werden und welche unwillkürlich vor uns kommen, ist der zweite Schritt. Erst nachdem der Ergebene die beiden Stufen bestiegen hat, kann er in sich gekehrt oder nach Innen gerichtet werden. Es ist auch notwendig, dass die Wiederholung durch Wiederholung ersetzt werden sollte, ebenso wie eine Wasser-bedürftige Ernte mit Wasser aufgefrischt wird. Der Simran der Dinge der Welt sollte durch den Simran Gottes und die Gedanken der Welt sollten durch die Kontemplation über den Meister, Welcher der fleischgewordene Gott ist, ersetzt werden. So wird unserem Unterbewusstsein der Eindruck Gottes in der Form unseres Satgurus eingeprägt. Wo die Wellen der Welt einst den Schauplatz beherrschten, wird nun die Erinnerung an den Herrn und die Kontemplation über den Meister sein. Der Ergebene beginnt, die Welt und ihre Schattenformen zu vergessen. Das Gemüt verliert viel von seiner Unbeständigkeit und eine gewisse Konzentration wird erreicht.

Alle übrig gebliebenen umherschweifenden Neigungen werden durch das Hören auf den Tonstrom, welcher in allen Menschen erklingt, beendet. Nur dann kommt volle Konzentration. Dieser Tonstrom ist das Erbe von allen. Wir hören Ihn nicht, weil unsere Aufmerksamkeit nach außen gerichtet ist. Diese Göttliche Melodie erklingt am Hauptsitz der Seele im Körper und kann am Augenzentrum gehört werden, indem man nach Innen geht.

Der Tonstrom hat die Kraft eines Magneten, welcher die Seele anzieht und sie beruhigt. Dann reist die Seele durch den Tonstrom hindurch zu dem Ort, von welchem Er hervorgeht. Dieser Ort ist der Ursprung der ganzen Welt. Wenn ein Mensch dem himmlischen Ton aufmerksam lauscht, beginnt er von Seiner Glückseligkeit entzückt zu sein und kehrt der Welt automatisch den Rücken zu.

Die Darstellung von Namen und Ruhm sowie von Lernen und Intellekt in der Welt ist für die Streuung unserer Seelenströme verantwortlich und ist ein Hindernis auf dem Weg Konzentration zu erlangen. Aufgrund einer solchen Darstellung fällt es uns schwer, unsere Aufmerksamkeit im Innern zu sammeln. Es ist leicht, gebildet und intellektuell fortgeschritten zu werden, aber es ist schwierig, das Gemüt zu unterwerfen, den Seelenstrom zu sammeln und in höhere Regionen aufzusteigen.

Wir können unseren Herrn nicht mit den Augen oder unserem Intellekt sehen. Es ist nur das Auge der Seele – Nirat –, welches Gott wahrnehmen kann. Solange die Strömungen unseres Gemütes ausgebreitet sind, ist es unmöglich, Ihn zu schauen. Wenn wir daher das Gemüt und die Sinne kontrollieren, schauen wir im Innern das Strahlen des Herrn.

Wenn wir durch Simran den Lauf der Konzentration abschließen, erreichen wir die zweite Stufe, nämlich Kontemplation. Und durch Kontemplation sind wir in der Lage, auf den Tonstrom zu hören.

Für die Selbsterkenntnis befürworten die Sants diese drei Schritte:

  • Simran – Wiederholung
  • Dhyan – Kontemplation – und
  • Bhajan – Hören auf den Shabd oder Tonstrom.

Rhythmische Kontrolle des Atems, bekannt als Pranayam, die von manchen Menschen ausgeführt wird, um Konzentration zu erlangen, ist eine künstliche Methode.

Die Methoden, die von den Sants gelehrt werden, wie oben beschrieben, sind natürlich und einfach. Sie können von einem Kind, einem jungen oder alten Menschen durchgeführt werden. Bei der Ausübung dieser Methoden ist man keinen Schwierigkeiten ausgesetzt. Hinzu kommt, dass sie unsere Gesundheit nicht nachteilig beeinflussen. Die Ashtang Yoga-Übungen sind schwierig, und Haushälter können sie nicht ausführen.

Die Methoden der Sants sind in sich abgeschlossen. Indem wir ihnen folgen, erkennen wir die Wahrheit ganz bestimmt.

Maulana Rumi sagt:

Schließe deine Augen, deine Ohren und deinen Mund, und wenn du dann die Schönheit Gottes nicht wahrnimmst, kannst du mich auslachen.

_______________

Fußnote: