Welche Art von Hingabe sollte erbracht werden?

Das Ziel der Hingabe ist es, in zwei Menschen Bindung und Anziehung für einander zu schaffen. Sie hat viele Qualitäten. Wenn ein Mensch zu einem Meister kommt, nachdem er sich richtig mit starker Liebe geschmückt hat, so wie eine Frau in schönen Kleidern und Schmuck zu ihrem Geliebten geht, dann wird er gewiss Liebe von Ihm erhalten.

Die Bhagwat sagt, dass Hingabe von neun verschiedenen Arten ist:

  1. den Worten des Gurus mit gespannter Aufmerksamkeit zu lauschen und diese im Gedächtnis zu behalten,

  2. Hymnen zu singen und sich an Spirituellen Gesprächen zu beteiligen,

  3. Simran (Wiederholung und Erinnerung),

  4. physischer Dienst,

  5. Gottesdienst,

  6. Gebet (für Führung und Gnade),

  7. Demut,

  8. Liebe und Verehrung für den Meister zu empfinden,

  9. vollkommene Hingabe.

Diese neun Übungen führen zum Pfad der Wahren Hingabe.

1) Hierbei handelt sich darum, Reden zum Lobe Gottes zu hören und diese Gedanken im Gedächtnis zu behalten. Wir haben Gott nicht gesehen, daher ist der erste Schritt in Richtung Hingabe an Ihn, Seinen Lobpreisungen zu lauschen. Indem man ihnen lauscht, wird in unserem Gemüt ein Gefühl der Liebe geschaffen. Daher wird dieser Übung eine beträchtliche Bedeutung beigemessen.

Ich würde tausend Jahre beten, um den Lobpreisungen von Ram (Gott) zu lauschen, Welcher jenseits von Leben und Tod ist (Geburt und Tod).

Wir sollten dem Lob des Herrn lauschen und nur von Ihm Unterstützung annehmen. O Nanak, indem ich den Lobpreisungen meines Herrn lausche, bin ich glücklich, und all meine Zweifel sind verschwunden.

Adi Granth

Dies ist der erste Schritt in Richtung des Pfades der Hingabe. Solange Gedanken über Gott nicht in unser Gemüt treten, kann das Fundament der Liebe nicht gelegt werden.

Wenn du wünschst, ein Geliebter des Herrn zu werden, dann mache Ihn zu deinem eigen; wirf alle Ängste ebenso wie Wortklauberein hinaus und fixiere dein Gemüt auf Seine Lotosfüße.

Wie kann man sich seinen Geliebten zu eigen machen? Dies mag an einem Beispiel erklärt werden:

Ein frisch verheiratetes Mädchen spricht über ihren Ehemann mit ihren Freunden. Ihr Ziel ist es, die Liebe des Geliebten in ihrem Gemüt zu festigen, indem sie sich seiner erinnert, und seine Form ist immer vor ihrem geistigen Auge. In ihrem Gemüt singt sie ein Loblied auf ihren Gemahl. Auf diese Weise vermehrt sie ihre Erinnerung an ihn und festigt sie äußerst stark in ihrem Herzen. Auch schaut sie ihn mit einem festen Blick der Liebe und Hingabe an. Auf diese Weise wird die Liebe zu ihrem Geliebten so stark, dass sie immer in ihrem Gemüt verbleibt, auch wenn sie mit ihren Haushaltspflichten beschäftigt ist. So starke Strömungen der Liebe für ihren Geliebten strömen durch ihr Gemüt. Sie wird eins mit ihm, und es bleibt kein Unterschied zwischen den beiden. Auf diese Weise nimmt sie seine Natur an.

2) Gott ist Einer. Wir sind alle Seine Bräute, und einer, der von Ihm geliebt wird, ist wirklich erhaben. Hingabe ist eine alles durchdringende Eigenschaft, welche sich in alle Richtungen ausbreitet. Um sie aufzunehmen, sollte ein Schüler zuerst Gespräche über Ihn von Sants und Mahatmas hören. Er sollte in der Gemeinschaft von Menschen sitzen, in der solche Diskurse stattfinden. Er sollte sein Gemüt nicht beflecken, indem er auf irgendwelche anderen Gespräche hört, denn Gott wird den Tempel unseres Körpers nicht betreten, solange er nicht rein ist.

Wenn du deinen Ältesten oder deinen Vorgesetzten besuchst, schaust du ihn mit Respekt und Aufmerksamkeit an, und versuchst zu verhindern, dass irgendein anderer Gedanke zu dieser Zeit in dein Gemüt eindringt. Aber wenn du in Hingabe und Erinnerung an Gott sitzt, wie viele Gedanken und Ideen – selbst von unreiner Natur – kommen dir in den Sinn? Wie groß ist die Ungerechtigkeit, die du Ihm antust?

Sobald der Ergebene in der Lage ist, die Gedanken Gottes in seinem Gemüt zu fixieren, indem er Seinen Lobpreisungen lauscht, wird er anfangen, sie zu singen, denn

Der Mensch spricht aus der Fülle seines Herzens.

Im Gurbani heißt es:

Man sollte die Lobpreisungen des Herrn Tag und Nacht singen. Dadurch wird Seine Form im Gemüt fixiert werden.

3) Zusammen mit diesem, sollte man Seinen Namen zu jeder Zeit wiederholen und sich Ihm erinnern, auch während man sitzt, läuft oder reist. Die Sikh-Schriften legen erheblichen Wert auf Simran – Wiederholung und Erinnerung –, denn durch Simran allein ist man in der Lage, seine Liebe für das Objekt seiner Liebe im Gemüt zu verankern.

Fahre fort, den Namen des Herrn zu wiederholen. Das ist das einzige Heilmittel, das dir Glückseligkeit geben wird. Dann werden all deine Sorgen und Ängste ausgelöscht sein.

Adi Granth

Wiederhole den Namen des Einen Herrn, denn dadurch wird nichts verloren sein.

Wenn einer nicht mit Simran beschäftigt ist, dann ist sein Leben in der gleichen Weise vergeudet, wie ein Feld unfruchtbar wird ohne Niederschlag.

4) Man sollte zuhören, man sollte Kirtan ausführen – Seine Lobpreisungen singen –, und man sollte sich mit Simran befassen. Während man all dies tut, sollte man auch physischen Dienst zu den Füßen des Meisters leisten und sollte gleichzeitig Seine Form im eigenen Gemüt verankern. Mit anderen Worten, man sollte dem Meister äußerlich dienen und innerlich hingebungsvolle Übungen durchführen, um Naam zu erlangen.

5) Man sollte alle Arten der Verehrung ausführen, da Verehrung und Dienst, mit Liebe und Demut erbracht, das Gemüt reinigen.

6) Man sollte immer in einer Haltung des Gebets verbleiben und um Gnade und Führung bitten.

Alle sechs Übungen sollten mit Demut und Hingabe durchgeführt werden.

7) Der Ergebene liebt den Meister, wie er einen Freund lieben würde, respektiert Ihn, wie er einen Vater respektieren würde, betet Ihn an, wie eine Braut ihren Gemahl anbetet, und

8) opfert alles für Ihn.

Die folgenden Zitate sind alle aus dem Adi Granth:

O, mein Herr, bitte erhöre mein eines Bittgesuch. Du bist glücklich in Deinem Heim, während ich obdachlos wandere.

Was soll ein armes Mädchen tun, wenn sie nicht in der Lage ist, die Gunst ihres Herrn zu gewinnen? Sie bemüht sich sehr, aber findet keinen Platz an Seinem Hof.

Ich war nicht in der Lage, mit meinem Herrn heute Nacht Zwiesprache zu halten, und mein ganzer Körper schmerzt. Wie ist der Zustand jener Frauen, die ihre Nächte allein verbringen!

O mein Herr, was für Qualitäten sollte ich mir aneignen, um würdig zu sein, Dich zu treffen? Ich bin unwissend. Ich bin nicht schön und habe keine Weisheit.

Meine Hingabe und Liebe für den Herrn haben mir geholfen, alle leidenschaftlichen Wünsche und Gefühle des Zorns aufzugeben. Der Herr wurde glücklich, mich in meiner Schönheit und Hingabe zu sehen.

Die Befehle des Herrn sind süß, und meine negativen Wünsche und Gefühle sind verschwunden. Ich bin nun die Geliebte meines Herrn und mein Gemüt ist frei von allen Sorgen.

Man sollte aus seinem Haar einen Fächer machen und den Heiligen damit dienen.

Ich fühle mich glücklich und zufrieden mit Seva, wie zum Beispiel Wasser zu holen, das Seil eines Lüfters zu ziehen oder Korn für die Sants zu mahlen. Alle hohen Positionen wie ein Königtum, der Besitz von Vermögen oder Eigentum und Machtpositionen sind nichts wert, außer um ins Feuer geworfen zu werden.

Mach mich zur Demütigsten der Demütigen, denn die Demütigen sind Gott alle lieb.

O, mein Freund! Ich wünschte, der Staub Deiner Füße zu allen Zeiten zu sein.

Dieser Freund, Der mit mir ist, am Anfang, in der Mitte und am Ende meines Lebens, ist ein willkommener Freund von mir.

Er allein ist mein Freund, Der mir zu allen Zeiten nahe ist.

Die Ergebenen des Herrn sind immer glücklich. Sie sind wie kleine Kinder – frei vom Netz von Maya (Täuschung) und sie stehen über weltlichen Begierden. So wie ein Vater seine Kinder glücklich und in Behaglichkeit hält, hält Gott Seine Ergebenen immer glücklich.

So wie ein Kind seinen Vater respektiert, lebt ein Ergebener in Übereinstimmung mit den Befehlen seines Gurus. Keine Geheimnisse bleiben zwischen den beiden, Nanak ist glücklich, da all seine Wünsche erfüllt sind.

9) Für die Verehrung des Herrn müssen wir in den Tempel unseres Körpers eintreten, das Gemüt von allen oberflächlichen und äußeren Neigungen befreien und Blumen in Form ungeteilter Aufmerksamkeit anbieten, indem wir Körper, Gemüt und Herz zu den Heiligen Füßen des Herrn hingeben.

Die Kontemplation eines Ergebenen ist immer auf die Form des Gurus gerichtet, und er denkt Tag und Nacht an seinen Meister. Seine Aufmerksamkeit ist ununterbrochen auf Ihn gerichtet. Wenn er stirbt, wird die Seele dorthin gehen, wo der Guru ist. Sie kann nicht irgendwo anders hingehen.

Die folgenden Zitate stammen aus der Gita:

Und wer sich zur letzten Stunde nur an mich erinnert, und dann geht – den Körper verlassend – tritt in mich ein. Daran gibt es keinen Zweifel.

Über welche Form auch immer ein Mensch kontinuierlich kontempliert, derselben erinnert er sich in der Stunde des Todes, und zu genau dieser Form geht er.

Richte dein Gemüt auf mich, bringe deine Hingabe zu mir, unterbreite mir deine Opfergabe, erbringe mir deine Ehrerbietung, dann sollst du in der Tat zu mir kommen. Feierlich ist mein Versprechen an dich, da du mir lieb bist.

Jene Ergebenen, die ihre Aufmerksamkeit auf den Guru fixiert haben, werden nie mit leeren Händen ausgehen; sie sind frei von allen Sorgen und Schmerzen sowie von den Fängen der Negativen Kraft.

Wenn ein Mensch die Aufmerksamkeit seines Körpers und seines Gemüts und seiner Sprache konzentriert, in anderen Worten, wenn er seine Seele am Augenzentrum konzentriert, dann wird sein Inneres Auge geöffnet, und er ist in der Lage, den Herrn im Innern zu sehen, Dessen Glanz dort für immer wie der der Sonne strahlt. Es ist daher notwendig, dass das Innere Auge geöffnet ist, um einen Menschen in die Lage zu versetzen, die Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben. Dann singt er Sein Lob, sieht Ihn zu allen Zeiten, und verneigt sich vor Ihm mit seinem Gemüt und mit seinem Leben. Er sieht Ihn im Innern mit dem Inneren Auge und sucht Ihn nicht im Äußeren. Selbst wenn die physischen Augen geöffnet sind, bleiben sie offen, sehen aber nicht (zu dieser Zeit), da die ganze Aufmerksamkeit im Innern gesammelt ist. Mit anderen Worten wird die gesamte äußere Aktivität gestoppt und er ist sich seines Geliebten im Innern bewusst.

Kabir Sahib sagt:

O mein Geliebter! Betrete meine Augen, und ich werde sie sofort schließen, denn dann werde ich niemand anderes sehen, noch werde ich Dir erlauben, auf irgendeinen anderen zu schauen. Wenn ich wach bin, sehe ich Dich. Wenn ich schlafe, fühle ich Dich im Innern. Zu jeder Zeit denke ich an Dich, und ich vergesse Dich nicht für einen Augenblick.

Kabir beschreibt weiterhin die geeignete Art von Bhakti – Hingabe:

Wir sollten ein wunderschönes Bett in die Pupille des Auges stellen, welches als ein Zimmer dienen sollte. Das Augenlid sollte als Tür dienen, und der Geliebte sollte kommen und in diesem Bett liegen. Dann sollte mein Kleid Prem (Liebe) sein, und das Augenwasser sollte aus Shanti (Frieden und Ruhe) sein. Trage das Zinnober1 der Courage auf meinen Kopf auf und nur dann kann ich die Glückseligkeit des Zusammenseins mit meinem Geliebten genießen.

Der Weg der Liebe ist einfach, aber die Schwierigkeit liegt in uns. Wir wissen nicht, wie man tanzt und in unserer Unwissenheit bemängeln wir den Boden. Der Pfad des Geliebten ist sehr schwierig – wie die Schneide eines Schwertes – und wenn du einmal herausgefunden hast, wie man tanzt, ist keine Rede mehr davon, sich schüchtern zu fühlen.

Alle Heiligen haben Bhakti – Hingabe – als vergleichbar mit der Liebe einer Ehefrau zu ihrem geliebten Ehemann beschrieben. Auch Narad Rishi beschrieb Bhakti mit derselben Abstammung. Jeder Ergebene hat Liebe für Gott in der gleichen Weise wie eine Frau Liebe für ihren Mann hat. Wir können die Glückseligkeit, welche zu einem Menschen kommt, wenn er in der Gemeinschaft mit Gott ist, nur durch ein Beispiel beschreiben, indem wir sagen, dass sie der Liebe zwischen Mann und Frau ähnlich ist.

Die hinduistischen Upanishaden sagen uns:

Wie sich ein Liebender und eine Geliebte treffen und in der Berauschung ihrer Vereinigung glücklich sind und fühlen, dass sie Eins sind und zu diesem Zeitpunkt absolut unwissend über Geschehnisse in der Welt jenseits ihrer physischen Körper sind, in gleicher Weise empfindet ein Ergebener, wenn er mit Gott Zwiesprache hält, viel größere Glückseligkeit und geht weit über Schmerzen und Wünsche hinaus, denn diese Glückseligkeit ist die Vollendung aller Wünsche.

Diese Analogie wurde nicht nur in den Hinduschriften gefunden, sondern auch in vielen anderen Büchern.

Kardinal Newman sagt:

Wenn die Seele wünscht, den Gipfel der Glückseligkeit zu erreichen, ist es grundlegend, dass sie wie eine Braut wird, die Sehnsucht nach ihrem Geliebten hat.

Auch Christus sprach von Gott als Bräutigam in einem Seiner Gleichnisse, und diejenigen, welche nach dem Bräutigam suchten, wurden in diesem Gleichnis als Bräute bezeichnet – die fünf klugen und die fünf törichten Jungfrauen oder möglichen Bräute, Matthäus 25:1,13.

Viele Heilige unter den Christen haben sich selbst als Bräute Christi beschrieben, und indem Sie die Inneren Erfahrungen Ihres Geistes beschrieben, haben Sie die Vorstellung von einer Spirituellen Hochzeit gegeben.

Der Heilige Johannes flehte zu Christus mit den folgenden Worten:

Mach mich zu Deiner Braut. Solange Du mich nicht an Deine Seite drängst, kann ich an nichts Freude haben in dieser Welt.

Als Franziskus die strahlende Form Christi in seinem Zustand des Überbewusstseins sah, rief er aus:

O mein geliebter Herr! Ich bin jetzt Deine Ehefrau.

Die Heilige Katharina sagte oft, dass sie mit Christus verlobt sei. Sie trug auch einen Ring und sagte, dass es ein Zeichen der Liebe von ihrem geliebten Christus sei.

Was ist die Bedeutung der Liebe für den Herrn? Die Ströme der Hingabe müssen im Innern konzentriert werden. Das ist echte Hingabe. Sonst nichts.

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Fußnote: 1) In Indien ist es der Brauch für eine Braut, einen zinnoberroten Streifen entlang des mittigen Teils ihres Haares zu haben.