3. Vergebung

Kshama oder Vergebung bedeutet, die Fehler anderer zu vergeben und danach keinen Gedanken mehr daran im Gemüt zu haben. Menschen ohne Vergebung bekämpfen sich gegenseitig und vernichten sich selbst. Millionen von Menschen gehen wegen des Mangels an dieser Tugend zugrunde.

Guru Nanak Sahib sagt:

Ohne Vergebung sind Millionen umgekommen. Keiner kann sie zählen. Zahllose Menschen sind gestorben.

Ram Kali Onkar M1, 937-5

Ein heiliger Mann schrieb ein Buch. Sein Hund warf die Lampe um. Das gesamte Manuskript wurde verbrannt. Der heilige Mann vergab dem Hund und sagte nur: ,Du weißt nicht, welchen Schaden du angerichtet hast.ʽ Dann schrieb er das gesamte Buch neu.

Der Mensch kann mit Vergebung geschmückt werden, der eine mitfühlende Natur hat. Wenn kein Mitgefühl vorhanden ist, kann es keine Vergebung geben. Durch Vergebung werden Streitigkeiten beigelegt und Mittel zur Beseitigung des Leids gefunden.

Ein Mensch mit verzeihender Natur ist ruhig, demütig, geduldig und nachsichtig. Selbst im Angesicht großer Schwierigkeiten gibt er die Vergebung nicht auf und ist immer heiter. Es gibt zwei Kräfte in der Welt. Die eine ist die Gerechtigkeit und die andere ist die aus der Barmherzigkeit geborene Vergebung. Gerechtigkeit ist gut, aber das, was durch Vergebung erreicht werden kann, kann durch Gerechtigkeit nicht erreicht werden. Irren ist menschlich. Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, dass der Mensch irrt. Wenn Irrtümer ausnahmslos bestraft werden sollen, würde dies zur Ausrottung der irrenden Individuen führen. Wie kann Blut mit Blut gewaschen werden? Wenn wir Gerechtigkeit fordern, bestraft sie den Schuldigen. Der Schuldige erfährt die Strafe. Dies beseitigt jedoch nicht den Hass gegen den Klagenden und der Geist der Rache ist da. Der Entschluss, sich zu rächen, um ihn bestrafen zu lassen, ist sehr stark ausgeprägt. Wann immer er an dem Kläger vorbeikommt, erwacht stets der mentale Wunsch, Rache zu nehmen. Er bekommt keine Ruhe, bis er sich an ihm rächt. Dies führt zu Vergeltung durch die andere Seite. Der Streit nimmt also zu, die Gerechtigkeit kann den Gedanken an Missgunst und Rache nicht beseitigen. Wenn wir aber einem Menschen aus Freundlichkeit und Barmherzigkeit vergeben, hat das eine große Wirkung. Der Streit ist beigelegt. Der Gedanke an Rache kommt nicht auf. Auf der anderen Seite fühlt sich der Mensch, dem vergeben wurde, demjenigen, der ihm vergibt, dankbar und hat ein Gefühl der Freundschaft für ihn. Die Empfindungen, eine Bestrafung aufzuerlegen und Rache zu nehmen, verbreiten Ruhelosigkeit, Unbehagen und Unordnung in der Welt. Die Reaktion entspricht den ausgesandten Gedanken und sie würden sich entsprechend auf uns auswirken. Wenn du Ströme der Liebe aussendest, wirst du solche der Liebe als Reaktion erhalten. Wenn du Gedanken des Hasses gegen irgendjemanden hegst, wirst du dasselbe als Reaktion erhalten. Handlungen erzeugen Reaktionen. Wenn du Gedanken der Liebe verbreitest, wirst du die Früchte der Liebe erhalten. Wenn du nur Dornen säst, werden Dornen wachsen. Erwarte keine Trauben, wenn du Dornen säst. Übe dich in Vergebung, und die Menschen werden dir verzeihen. Du erntest, was du säst. Auf Seide zu hoffen, nachdem man Wolle zum Spinnen gegeben hat, ist sinnlos.

O Farid, wie kannst du Trauben erwarten, nachdem du Dornen gesät hast; wie kann Seide das Produkt des Spinnens von Wolle sein?

Farid, Salok, 1379-3

Wenn wir von niemandem schlecht denken, wird unsere Liebe universell sein. Wenn wir den Schuldigen vergeben und ihnen nichts Schlechtes wünschen, werden wir keinen Feind haben. Ein verzeihender Mensch ist immer glücklich. Es ist unmöglich, das Glück, die Gelassenheit des Gemüts und den Frieden zu beschreiben, die aus der Vergebung resultieren.

Nur ein tapferer Mensch kann verzeihen. Dies ist jenseits der Kraft eines schwachen Menschen. Der Herr ist gütig und barmherzig. Wo es Mitgefühl gibt, dort kann die Kraft zum Verzeihen entstehen.

Aus diesem Grund hat der große Heilige Kabir der Vergebung eine sehr hohe Stellung zugewiesen. Er geht sogar so weit zu sagen, dass der Herr Selbst in einem vergebenden Menschen wohnt. Wo es Vergebung gibt, ist der Herr in Form von Barmherzigkeit da.

O Kabir, wo es Gyan (Wissen) gibt, gibt es Dharma (Pflicht); wo es Unwahrheit gibt, gibt es Sünde. Wo es Verhaftung gibt, gibt es Tod; wo es Vergebung gibt, ist Er Selbst da.

Kabir, Salok, 1372-13

Vergebung hat eine glorreiche Form. Alle sagen, dass Vergebung gut ist. Derjenige, der kein Gefühl der Vergebung in seinem Herzen hat, ertrinkt im Ozean dieser Welt.

Kabir Sahib sagt:

Alle sagen, dass sie gut ist. Die Form der Vergebung ist glorreich. Wer keine Vergebung in seinem Herzen hat, ertrinkt im Brunnen der Angst.

Wenn man Vergebung annimmt, erhält man Zufriedenheit. Ein Mensch, der vergibt, wird nicht von Krankheit befallen und hat keine Angst vor dem Tod. Er sammelt den Reichtum der Wahrheit durch Vergebung.

Vergebung beinhaltet Fasten, gutes Verhalten und Zufriedenheit. Er wird nicht von Krankheit befallen und hat keine Angst vor dem Tod.

Gauri M1, 223-15

Vergebung löscht das Feuer des Zorns. Es gibt keinen anderen Weg, es zu beruhigen. Der Mensch bleibt aufgrund des Schleiers des Egoismus unwissend gegenüber der Realität. Das kann nur durch die Begegnung mit einem Vollendeten Meister verstanden werden. Das Feuer der Begierden und des Egoismus wird ausgelöscht. Der Zorn kann aufgegeben werden, indem man durch die Gnade des Meisters im Gemüt der Vergebung Raum gibt. Egoismus und Zorn verlassen das Gemüt, in dem Zufriedenheit wohnt.

Guru Amar Das sagt:

Bei der Begegnung mit dem Meister habe ich das Geheimnis des Körpers kennengelernt. Egoismus und Begierden sind verschwunden. Zorn ist verschwunden durch das Annehmen von Vergebung.

Gauri M3, 233-8

Ein egoistischer und zorniger Mensch verliert die Furcht vor dem Herrn. Er verhält sich wie ein zügelloses Kamel, begeht Sünden und verübt sehr niederträchtige Taten. Wir können die Lektion der Vergebung von einer Mutter lernen. Sie bestraft ihre Kinder nicht für zahllose Fehler. Das größte Verdienst einer Mutter ist, dass sie nicht einmal an die Fehler ihrer Kinder denkt.

Viele Fehler werden von den Söhnen begangen. Eine Mutter jedoch stört sich nicht an ihnen.

Kabir, Asa, 478-14

Die höchste Zierde der Vergebung ist die Göttliche Glorie der Heiligen und Sie predigen ihre Ausübung. Ein verzeihender Mensch vergibt alles, außer Pflichtverletzungen. Es ist allgemein zu beobachten, dass die Menschen kleine Dinge nicht vergeben. Der Geist des Nicht-Verzeihens ist die Hauptursache für Unruhe in der Welt.

Vergebung ist das Allerheiligste. Indem man sie praktiziert, verschwindet die Unruhe und der Mensch wird davor bewahrt, im Feuer des Zorns verbrannt zu werden. Ein Mensch sollte daher immer Vergebung üben.

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Fußnote: